CAGGTUS Leipzig. Da ist mir schon der Name sympathisch.

In einer Zeit, in der sogar die Gamescom mitunter den Eindruck erweckt, dass sie mit der irgendwie in Verruf geraten „Gamer-Szene“ gar nicht mehr so gern assoziiert werden möchte, gibt sich die CAGGTUS Leipzig schon dem schnodderigen Namen nach angenehm tief in der Gamer-Kultur verwurzelt. CAGGTUS, das steht für GG – Good game! – und eben Kaktus, dem von der LAN-Community dazu erkorenen, inoffiziellen Symbol der Vorgängerveranstaltung. Man muss also „Insider“ sein, um auch nur den Namen zu checken – und ihn nicht etwa für eine Abkürzung zu halten, wie die fachfremden Herren in der Presse-Lounge, die noch grübelten und googelten: „Also C…, das steht bestimmt für Computer, und A…“

Heeelgaaaaa!!

Nebenbei klingt CAGGTUS irgendwie auch sächsisch (ooch wenn de Mäss dann wuhl Gaggdus heeßen misste). Das hätte durchaus auch der Name einer LAN-Party bei mir aufm Dorf sein können, die sich nicht drum scheren muss, ein „Games“ oder „Play“ in den Namen zu packen, um auch für Carla Candy Crush und Fruit Ninja Friedrich als Gaming-Event identifizierbar zu sein (obwohl die, wenn sie kommen würden, eh nichts damit anfangen könnten). CAGGTUS – das klingt nach LAN-Party. Nach Kabelsalat, Kumpels, und Klappstuhl, auch wenn es heutzutage und in dieser Größenordnung selbstverständlich ein, zwei Grade professioneller (oder einfach zeitgemäßer) abläuft: auf ergonomischen Gaming-Chairs und kabellos – und von „Kumpels“ kann bei rund 1.500 Mitspielenden wohl auch nicht nur die Rede sein.

Die weniger angenehmen Seiten der Gamer-Kultur wurden dankenswerterweise an der Garderobe abgegeben oder waren zumindest für mich (durchaus im Kontrast zu anderen Events) nirgends spürbar. Im Gegenteil: Wenn man einem Hobby nachgeht, bei dem man sich Social-Media-Diskursen bedauernswerterweise nicht entziehen kann, und deshalb immer wieder miterlebt, wie sich Spieler, und solche, die sich dafür halten, über die banalsten Dinge die Köppe einschlagen, ist es ein Kulturschock der angenehmen Art, wenn man feststellt, wie unheimlich entspannt und einladend die Realität doch ausschaut, die wie so oft schon sehr viel weiter ist, als Trolls und selbstgerechte Kulturkämpfer es ihren jeweiligen Peergroups weismachen wollen. Gerade die hardcorige LAN Area erschien wie eine RGB-farbene Oase des Friedens und der Völkerverständigung.

Oase. Kakteen. Verstehste?

Und zu guter Letzt kann so ein opaker, stacheliger Name wie CAGGTUS ja auch eine Einladung sein, ein flexibles Behältnis, das beliebig mit Bedeutung gefüllt werden kann. Man denke nur an die Revolution, die die Nintendo Wii wurde. Oder an Apples Apfel. Ein vertrautes, nahbares Ding. Kennt man von zu Hause. Ein bisschen stachelig zwar (das Gatekeeping der Natur), doch mit Milde und Gemütlichkeit in seiner Mitte: GG eben. [sk]


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Quelle Bilder: Eigenes Fotos, LAN Area der CAGGTUS 2023.