Es wird wieder einmal Zeit für einen Meinungskasten! Dennis und ich haben die CAGGTUS besucht – das neue Gaming-Festival auf der Leipziger Messe, das an den Erfolg der DreamHack (2016-2020) anschließen soll. In vielerlei Hinsicht eine direkte Nachfolgeveranstaltung unter neuem Namen, machte die CAGGTUS aber auch vieles anders. Und weil man die unterschiedlichsten Meinungen zum Event haben konnte, dachten wir uns, versammeln wir doch unsere.

Dennis war zum ersten Mal auf der Leipziger Messe und ging deshalb ganz unvoreingenommen an die CAGGTUS heran, während ich selbst den direkten Vergleich mit der Leipziger DreamHack anstellen konnte. Als Gastkommentator haben wir uns außerdem Christopher Dietrich von Didi’s Gaming-Ground dazu geholt.

Und falls ihr selbst vor Ort wart: Lasst uns gern im Kommentarbereich wissen, wie es euch gefallen hat, und ob ihr nächstes Jahr (wieder)kommen wollt. [sk]


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Sylvio meint:

Ich bedauerte das Aus der DreamHack Leipzig sehr – nicht weil, sondern obwohl mein Interesse an eSport ansonsten nicht sehr ausgeprägt ist, und ich dort viele neue Eindrücke gewinnen konnte. An die tatsächliche Umsetzung eines Nachfolge-Events wollte ich lange nicht glauben, auch weil ich mich fragte: Was würde die Leipziger Messe auf die Beine stellen können – ohne einen Mitveranstalter mit dedizierter eSports-Expertise? Und tatsächlich war mein allererster Eindruck von der CAGGTUS eher ernüchternd: Das soll alles sein? Doch im Verlauf der nächsten Stunden (und Tage) lernte ich das gemütliche Nebeneinander kleinerer „Themenwelten“ zu schätzen und stellte fest, dass hinter einer oftmals eher unscheinbaren Präsentation doch einiges darauf wartete, entdeckt zu werden – am besten gemeinsam mit Freunden. Nachdem die CAGGTUS mit respektablen 14.800 Besuchern unter Beweis gestellt hat, dass ihr Konzept aufgeht, darf es 2024 aber gern von allem noch ein wenig mehr sein: Falls es gelingen würde, ein oder zwei relevantere Turniere nach Leipzig zu holen, oder einen gewichtigen Publisher dazu zu bewegen, kommende Spiele zu präsentieren, wäre nicht nur ich vollends zufrieden, sondern auch der Eintrittspreis angemessener. Es ist also noch ziemlich viel Luft nach oben – doch misslungen war an dieser routinierten Premiere gar nichts. Und mich persönlich sprach die breite Aufstellung der CAGGTUS schon jetzt mehr an als ihre eher monothematische Vorgängerin.

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Dennis meint:

Die CAGGTUS konnte mich mit ihrer Vielfalt überzeugen. Es waren Retro-, Indie- und Esport-Bereiche sowie Cosplay vertreten. Ein klares Gesamtkonzept fehlte zwar, doch der Spielspaß kam durchaus zur Geltung. Das Festival war vollkommen auf Gaming-Konsumenten und Zuschauer ausgerichtet. Etwas, das mir auf der Gamescom oft gefehlt hat. Zwar gab es auf der CAGGTUS lediglich eine einzelne Halle zu bestaunen. Die minimale Fläche wurde allerdings effizient genutzt: Es wurden ansehnliche Bühnenshows geboten. Ich konnte miterleben, wie Leute aus dem Publikum sich in lokalen Partyspielen duellierten. Die Moderatoren fieberten mit und hinterließen unterhaltsame Kommentare. An einem Stand konnte ich FIFA 23 mit Festivalbesuchern spielen. Allerdings nicht das klassische Eins-gegen-Eins, sondern Elf gegen die CPU. In diesem Modus hatte jeder Spieler seine eigene Position. Wir mussten also als Team agieren, um zu gewinnen, und konnten das Match am Ende mit 10:1 für uns entscheiden. Ich habe als rechter Verteidiger – nach einer Ecke – sogar das erste Tor erzielt. Für mich war das eine völlig neue Erfahrung des virtuellen Fußballs. Eine, die mir nur ein Gaming-Festival bieten kann.

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Christopher meint:

Die CAGGTUS 2023 in Leipzig war für mich eine eher kleine und „gemütliche“ Messe, die an alte Zeiten erinnerte und sich eher für das Treffen mit Freunden als für die neuesten Gaming-Trends eignete. Obwohl die Halle am Samstag gut besucht war, gab es viele Freiräume, insbesondere bei den Indie-Spielen. Im Indie-Bereich gab viele interessante Titel, aber leider fehlte es meiner Meinung nach deutlich an Platz, um diese Spiele besser präsentieren zu können. Das Showprogramm auf der großen Bühne war in Ordnung, aber spannende Wettbewerbe oder Turniere suchte man dort vergeblich. Das eigentlich interessante Smash-Turnier gab’s nämlich auf der anderen Seite der Halle mit kleinerer Präsentationsfläche. Die Platzierung der Cosplay Area war unglücklich und benachteiligte die Cosplayer, da sie in einer kleinen, dunklen Ecke der Messe platziert wurde. Hier hat man den Andrang meiner Meinung nach komplett unterschätzt. Insgesamt fühlte sich die Messe für mich wie eine Art DreamHack „Light“ an, mit tollen kleinen Spielen und einem gemütlichen Retro-Bereich. Es bleibt jedoch der Eindruck, dass das Konzept der Messe noch weiter ausgearbeitet werden sollte, um einen wirklich guten Grund zu bieten, die CAGGTUS erneut zu besuchen. LAN-Party können andere Messen nämlich schon besser und dafür braucht es die CAGGTUS nicht.


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Quelle Titelbild: Eigenes Foto, Aufsteller der Leipziger Messe nahe dem Eingang der CAGGTUS 2023.