Und wieder geht’s ans LIMIT! Mit der März-Ausgabe des Jahres 1997 liegt eine überdurchschnittlich interessante Ausgabe vor uns – auch im Bereich Videospiele. Schließlich erschien in diesem Monat das lang erwartete Nintendo 64 endlich auch in Deutschland. Wie viel Platz dieses Ereignis der LIMIT-Redaktion wohl wert war?


Folge 8: Ausgabe Nr. 3/97

Doch zuerst möchte ich auch diesmal einen kurzen Blick aufs Cover und die Non-Games-Inhalte werfen. Nachdem bei der letzten Ausgabe ein Bayer das Titelbild zierte, muss – ausgleichende Gerechtigkeit und so – diesmal natürlich ein Borusse ran. „Turbo-Möller“, der verlauten lässt: „Wir holen den Cup!“ Nur welchen? Tatsächlich ist die Champions League gemeint, in der Dortmund damals im Viertelfinale gegen AJ Auxerre ranmusste. Und gewann. Und, fürwahr, am Ende – im Olympiastadion in München – auch tatsächlich den Titelverteidiger Juventus Turin niederrang. Gut möglich, dass ich dieses Finale damals sogar gesehen habe. Schließlich war das die Zeit, in der RTL die Champions League im Free-TV übertrug.

Generell nahm „König Fußball“ also auch in der LIMIT einen sehr hohen Stellenwert ein und stellte bereits zum dritten Mal in Folge die Titelstory. Von den insgesamt acht Heften, die ich im Rahmen dieser Reihe bislang betrachtet habe, zierten bei fünfen Fußballer das Cover – dreimal waren es Actionstars aus Hollywood.


Immerhin werden auch andere Sportarten nicht vergessen: Auf Basketball in Ausgabe Nr. 2/97 folgt nun die Formel 1, deren Winterpause bald vorbei sein sollte. Für mich (und sicher auch für einige von euch) war die Formel-1-Saison 1997 die prägende Formel-1-Saison der Kindheit. Es war die, in der Michael Schumacher zu Ferrari wechselte, derweil sein Bruder Ralf sein Formel-1-Debüt hinlegte. Es war die Saison mit dem irren Regenrennen in Monaco, bei dem nur zehn Fahrer überhaupt ins Ziel kamen. Es war die Saison mit der engen Rivalität zwischen Michael Schumacher und Jacques Villeneuve, die nicht immer fair blieb und im letzten Rennen des Jahres damit endete, das Schumacher zwar nach Punkten triumphierte, aber wegen unfairen und gefährlichen Fahrverhaltens den Weltmeistertitel aberkannt bekam und schließlich ganz aus der Fahrerwertung gestrichen wurde. Und es war die Saison, die in einem der besten F1-Rennspiele aller Zeiten verewigt wurde: F-1 World Grand Prix (N64) implementierte dazu nicht nur die obligatorischen Fahrerdaten, sondern ließ außerdem im einzigartigen Szenario-Modus Schlüsselmomente der Saison nachspielen. (Eine Kritik der Game-Boy-Color-Version, die auch nicht schlecht ist, könnt ihr HIER lesen.)

Im Kino war mit Ausnahme von 101 Dalmatiner (Realverfilmung) offenbar wenig los. Dafür gibt es einen „Super-Report: Die Kampfjets der Zukunft“. Endlich wieder Militärwissen für kriegslüsterne Grundschüler? Eher nur so halb. Anders als der Aufmacher auf der Titelseite es vermuten lässt, geht es im vierseitigen Artikel etwas allgemeiner um (auch zivile) Fluggeräte der Zukunft. Die schauen zwar ein wenig spannender aus als die öden „Zukunfts-Autos“ in der Ausgabe davor, sind in der Mehrzahl aber auch bis heute sprichwörtliche Zukunftsmusik geblieben. Etwa der rundum gescheiterte Space-Shuttle-Nachfolger X-33.

In Erinnerung geblieben ist mir vor allem der dreiseitige Artikel – inkl. Interview – über Rüdiger Nehberg (einer der großen Helden der 90er). Den zeige ich euch einfach mal:


„Schneller und besser als ein Hochleistungs-PC und alle anderen Konsolen“

So. Nach der Arbeit nun das Vergnügen. Videospiele! Nichts weniger als eine „Wachablösung im Spieleland“ verspricht die Powerplay-Rubrik diesmal – und meint damit die Veröffentlichung des Nintendo 64.

In dem Teil der Doppelseite, der wechselnden Inhalten vorbehalten ist, stellt die LIMIT die Konsole selbst kurz vor. Und erlaubt sich direkt die ersten Schludrigkeiten. Nicht nur, dass zur Bebilderung ein Foto dient, das aus der Zeit stammt, als die Konsole noch den Projektnamen „Ultra 64“ trug – das Nintendo 64 war auch, anders als die LIMIT-Redaktion behauptet, nicht bereits seit „über einem Jahr“ in Japan und den USA draußen, sondern bestenfalls seit acht Monaten, bzw. fünf im Fall der USA.

„Super Mario 64“ ist für die LIMIT einfach „Mario 64“ und natürlich der „Tip des Monats“. Eine Falschmeldung darf außerdem auch hier nicht fehlen: „Bevor ihr euch aber an die Arbeit macht, solltet ihr vor dem Betreten des Schlosses fleißig an der Steuerung üben. Seid ihr drinnen, geht nichts mehr.“ Das ist natürlich Quatsch und legt nahe, dass der LIMIT-Redakteur noch nicht selbst Hand anlegen konnte. Auf der linken Seite wird dann noch „Turok“ vorgestellt, aber auch da erweckt die Rezension den Eindruck, dass der Autor mit Ausnahme der Story nicht viel über den ersten Ego-Shooter für das Nintendo 64 wusste.


Fast so, als ob die LIMIT der neuen Nintendo-Konsole nicht die Schau stehlen wollte, sind die anderen vorgestellten Spiele laut LIMIT ausnahmslos für den PC erschienen. „Have a N.I.C.E. day!“ ist einmal mehr ein typischer Schulhof-Favorit, den ich genau wie seinen Nachfolger allerdings nie selbst gespielt habe. Letzterer ist in den USA übrigens unter dem Namen „BreakNeck“ erschienen (wogegen der erste Teil der von Synetic in Deutschland entwickelten Reihe dort nicht veröffentlicht wurde). Einem breiteren Publikum wurde das Studio Anfang der 2000er bekannt, mit „Mercedes-Benz World Racing“ und der Fortsetzung „World Racing 2“, die es auch auf verschiedene Heimkonsolen schafften. Danach und bis zur Studioschließung im Jahr 2014 werkelten die Gütersloher fast ausnahmslos an immer neuen „Alarm für Cobra 11“-Spielen. Die englischsprachige Wikipedia reißt sich übrigens zu folgender Behauptung hin: „their titles are among the most popular racing games in Germany“. Na ja…

OK, weiter. „Lords of the Realm II“, ein solides Mittelalter-Strategiespiel von Impressions Games und Sierra. „Flottenmanöver“, ein aufgebohrtes „Schiffe versenken“, das im Original wohl dieses Spiel ist. „Black Dawn“, das… halt, Moment! Das ist doch aber gar kein PC Game! Und das ist auch nicht von Hasbro! Da hat der Redakteur wohl den Info-Kasten vom nebenstehenden „Flottenmanöver“ kopiert und vergessen, die Eintragungen anzupassen. Tatsächlich erschien „Black Dawn“ über Virgin Interactive für PlayStation und Sega Saturn. Zu guter Letzt: „The Neverhood“. Zwar erwähnt die nichtssagende Rezension noch nicht einmal, welchem Genre der Titel zuzuordnen ist, aber immerhin stimmen hier die Fakten.


„Fast geschenkt für nur DM 12,99“

Das war noch nicht ganz alles zum Thema Games in LIMIT 3/1997. Zum einen gibt es da noch eine Werbeanzeige für die „Fun Online Supergames!“, eine neue Schwesterzeitschrift der „Fun Online“, die sich aber wohl weniger über ihre gedruckten Inhalte als über ihre Vollversion definierte. In der Erstausgabe war das „Action Soccer“ – anders als der generische Titel es vielleicht vermuten lässt ein wirklich gutes Fußballspiel von Ubisoft. (Falls jemand von euch das Heft besitzen sollte, schaut doch eventuell mal nach, ob ihr den Leuten von Kultmags oder Kultboy behilflich sein könnt. Die Erstausgabe fehlt dort nämlich jeweils.)

Last, und irgendwie auch least: Ein zweiseitiges Gewinnspiel zum PC-Spiel „Banzai Bug“. Ich machte mir noch nicht einmal die Mühe, die Lösung zu finden, wie ich das bei anderen Gewinnspielen häufig tat. Dass „Banzai Bug Merchandise-Artikel“ schon damals oder irgendwann „heißbegehrte Sammlergegenstände“ waren, nehme ich der LIMIT auch nicht ab. Und der „abgebildete PC“ ist noch nicht einmal „das Gewinnermodell“? Buh! Taugt wenigstens das Spiel? Die deutsche PC Games strafte Banzai Bug mit 29 Prozent ab. Anderswo kam es aber deutlich besser weg.

Das soll es dann gewesen sein für diesen Monat. Wenn es euch gefallen hat, lasst doch eine kleine Spende da, damit ich auch in Zukunft in alten LIMIT-Heften blättern kann. Bis zum nächsten Mal. [sk]


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