Die Februarausgabe des LIMIT Magazins im Jahr 1997 wirkt ein wenig mau und erweckt auch nicht den Eindruck, dass ich mein Exemplar außergewöhnlich oft durchgeblättert hätte. Passend zum Start der Bundesliga-Rückrunde ziert wieder einmal Jürgen Klinsmann das Cover. Als Extra war außerdem ein „mega-cooles Fußball-Game“ enthalten, das man sich aus einigen Kartonteilen zusammenstecken konnte, musste, sollte, durfte. Ergiebiger ist da schon der zweiseitige Artikel über „Das Geheimnis des Erfolges“ vom VfB Stuttgart. Unter „Trainer-Neuling Jürgen [sic!] ‚Jogi‘ Löw“ zauberte damals das „Magische Dreieck“ aka. Elber, Bobic und Balakov – das aus der Sicht meines neunjährigen Ichs geradewegs aus „Die tollen Fußballstars“ entstiegen schien. Das Poster, in dem das Trio oberkörperfrei(!) posiert, hängte ich mir aber doch nicht an die Wand.


Folge 7: Ausgabe Nr. 2/97
Daneben liest man „alles“ über Michael Jordan, der damals gerade mit „Space Jam“ in den Kinos war (oh, dabei stammt der doch vom Disney-Konkurrenten Warner). Neue Filme hatten auch Stallone („Daylight“) und Van Damme („Maximum Risk“) in petto – wenn man als „Pre-Teen“ in solche Streifen denn reinkam. Auf nicht weniger als vier Seiten geht es außerdem um „Autos der Zukunft“, die aus heutiger Sicht allerdings nicht allzu spannend anmuten.


Space Jam, Lufia, Dominion?
Kommen wir deshalb ohne weitere Umschweife zum geschätzten Spieleteil, der sich traditionsgemäß über eine Doppelseite erstreckt und auch diesmal ein paar durchaus denkwürdige Titel vorstellt.
Los geht’s allerdings mit „Space Jam“, das anders als der gelungene Film eine ziemliche Gurke war – auch wenn die LIMIT stur behauptet, dass es „granatenmäßig“ abgeht. Explosiv geht es auch in Activisions „Blast Chamber“ zu, dem die LIMIT ein „einmaliges Gameplay“ bescheinigt, was wohl auch stimmt, aber nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass der Titel ansonsten eher durchwachsen rezipiert wurde. Über jeden Zweifel erhaben ist dagegen die „Daytona USA: Championship Circuit Edition“, zu der die LIMIT leider nicht mehr zu sagen hat als das Offensichtliche.
Es folgt „NHL 97“, womit (wie man sogar im Screenshot erkennen kann) das Spiel aus der langlebigen Reihe von EA gemeint ist, auch wenn die LIMIT als Hersteller Konami angibt. Aber solche Fehler sind wir im mittlerweile siebten Teil dieser Reihe natürlich längst gewohnt. Als nächstes folgt eines der letzten großen Rollenspiele der 16-Bit-Ära: „Lufia“, das im Original, wie man mittlerweile vielleicht weiß, eigentlich „Lufia II: Rise of the Sinistrals“ ist. Die LIMIT vergleicht das Spiel mit Zelda und rät, „unbedingt auf das [zu hören], was euch der alte Greis in der Kirche zu erzählen hat“.
Mit „Dominion“ folgt schließlich ein „Echtzeitstrategiehammer“, der im Internet gar nicht so leicht zu finden ist. Das liegt u.a. daran, dass es offenbar ein sehr erfolgreiches Kartenspiel mit diesem Namen gibt, das ebenfalls versoftet wurde, allerdings erst vor Kurzem. Das von der LIMIT rezensierte Dominion vom Studio 7th Level kam schließlich als „Dominion: Storm Over Gift 3“ in den Handel, allerdings erst im Juni 1998 und über Ion Storm, was nichts Gutes für das Spiel bedeutete. Wie die LIMIT dazu kam, das Spiel schon im Januar 1997 vermeintlich zu „testen“, verrät vermutlich mehr über die monatliche Genese der Powerplay-Rubrik als über das Spiel und seine „realistischen Explosionen“ – im Original mit Extra-Leerzeichen und ohne Satzpunkt.


Diablo und Schnäppchen
Doch kommen wir zum „Tip des Monats“, der kein geringerer ist als „Diablo“. „Euer Heimatdorf wird vom Bösen regiert. Fast alle Bewohner sind verstorben. Die Überlebenden sehen als Quelle des Übels die Dorfkirche.“ Wer vom Land kommt, kennt das. Nur „die über 100 verschiedenen Monster“ lassen erkennen, dass man es hier mit einem höllisch guten Computerspiel zu tun hatte. Zumindest in diesem Fall beweist die LIMIT also ein Händchen für Qualität und Relevanz.
Danach folgt dann etwas gänzlich Unerwartetes: „Ein Special des Monats“. Die LIMIT hat sich nämlich „auf dem Spielemarkt umgesehen und einige Topgames zum fairen Preis gefunden“. Darunter „Hariboy’s Quest“, das wohl echt gar nicht so schlecht war, aber so wirklich preiswert muten 69,95 DM für ein Haribo-Werbespiel dann auch nicht an. Bei den nächsten beiden Titeln ist dann erstmal wieder Rätselraten angesagt, welche Spiele die LIMIT überhaupt meint. „Das Schwarze Auge 3“ meint den dritten Teil der Nordland-Trilogie, der offiziell den Titel „Schatten über Riva“ trägt. „Sonic PC“ gibt es so nicht, meint aber offenkundig die PC-Version von „Sonic CD“, wie man auf dem Screenshot auch leicht sehen kann.
Die buchstäbliche Randnotiz: Cheats zu „Bust-A-Move 2“, „Story of Thor 2“ und „wipEout 2097“. Eine Tastenkombination für Letzteres verwandelt die Renngleiter in „Hummel, Haifisch, U-Boot, rosa Schweinchen oder Schnecke“ und die LIMIT klopft sich auf die Schenkel: „Selten so gelacht!“
Modem mit Turbolader
Sehr viel mehr hat Ausgabe 2/1997 in Sachen Games auch nicht zu bieten – noch nicht einmal Werbeanzeigen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die LIMIT es aber natürlich auch diesmal nicht lassen kann, den verlagseigenen Bezahl-Online-Service „Fun Online“ anzupreisen, aber den Scan des diesbezüglichen Gewinnspiels spare ich mir mal. Ganz amüsant ist aus heutiger Sicht eigentlich nur der Hauptpreis: Eines von drei „Turbo-Modems“. „Das Modem mit Turbolader hat eine Übertragungsrate von sagenhaften 33.660 bits pro Sekunde.“ Ihr könnt euch ausrechen, wie lange das Laden einer eingescannten LIMIT-Seite damit wohl dauern würde?
Noch ein Sonderbonbon für die ganz Aufmerksamen unter euch: Ja, auf dem Heftcover fehlt tatsächlich der „Disney“-Schriftzug. Ist da etwa etwas in die Brüche gegangen!? Mitnichten. Das Impressum verweist auch weiter auf den Micky-Maus-Konzern und in der nachfolgenden Ausgabe 3/97 steht „Disney“ dann auch wieder vorne drauf. Puh! [sk]
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Die gute alte Limit. Da werden Erinnerungen wach! Irgendwie auch ein wenig schade. Heute schaut man alles schnell im Internet nach. Damals hat man sich auf die nächste Ausgabe gefreut!
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