Ein neues Jahr, ein neuer Monat, eine neue LIMIT. Nach zwei Ausgaben mit Schauspielern auf dem Cover ziert die Januarausgabe des Jahres 1997 nach länger Zeit wieder ein Fußballer. Und zwar ausnahmsweise keiner von den Bayern oder dem BVB, sondern Thomas Häßler im Trikot des Karlsruher SC. Es waren halt andere Zeiten…


Folge 6: Ausgabe Nr. 1/97

Lang sind sie her, die Tage des KSC in der ersten Bundesliga. Tatsächlich war die Saison 96/96, aus der das Foto wohl stammt, die vorletzte, in der der KSC über viele Jahre kontinuierlich in der ersten Liga spielte. 1998 ging es abwärts und abgesehen von einem eher kurzen Stelldichein in den Saisons von 2007/08 und 2008/09 kickt der Karlsruher SC seither in der zweiten Liga oder tiefer.

In Sachen Extras hat Ausgabe Nr. 1/97 einiges zu bieten. Es gibt die üblichen Poster, darunter zwei weitere Teile des Van-Damme-Starschnitts, sowie die üblichen vier LIMIT Cards. Zusätzlich dabei sind „32 turbo-starke Biker-Cards“. Na ja.

Das Inhaltsverzeichnis. Zum „Budenzauber“ kommen wir gleich. Die anderen Top-Themen sind: Mel Gibson und sein neuer Film „Kopfgeld“, die Wüsten-Rally „Dakar“ und der (einzige) deutsche NBA-Profi Detlef Schrempf. (Apropos Dakar: 25 Jahre später immer noch exakt(!) dasselbe Logo zu haben ist auch eine Leistung.) Auch Mr. Bean bzw. Rowan Atkinson bekam eine Seite (und ein kleines Poster) spendiert, einige Monate vor dem Start des ersten Mr. Bean-Kinofilms.


In lebhafter Erinnerung ist mir der Artikel „Gierige Schmarotzer: Kleine Monster im Teppich“. Der zeigt Milben und Läuse auf bedrohlich eingefärbten Fotos von unter dem Elektronenmikroskop. Und für den Fall, dass die noch nicht reichen, um Grundschülern schlimme Träume zu bereiten, gibt’s auch einen anschaulichen Text dazu:

„Sie sind unter uns – für das menschliche Auge kaum sichtbar. […] Schon[!] ab 100.000facher Vergrößerung zeigen Läuse, Zecken, Würmer und Wanzen ihr gruseliges Äußeres und demonstrieren ihre unbändige Angriffswut. […] Ihren mächtigen Appetit stillen sie fünfmal am Tag: mit Blut! […] Wenn alles schläft, kommen Bettwanzen aus ihrem Versteck und suchen sich den nächsten warmen Körper. Unter der Bettdecke stochern sie so lange mit ihrem ausklappbaren Rüssel an der Haut[,] bis sie eine Ader zum Aussaugen gefunden haben. Einige Zeckenarten […] sind sogar noch brutaler: Sie bohren ihren ganzen Körper durch die Haut…“

Da kann man es als Neunjähriger schon mit der Angst bekommen!


Budenzauber: Als Hallen-Fußball noch groß war

Das Top-Thema der Ausgabe 1/97 ist aber ganz klar die bevorstehende Hallenfußball-Saison! Hallenfußball, ja, der war in den 90ern noch ziemlich groß. Wehmütig blicke auch ich auf die kurzweiligen Torfestivals zurück, bei denen weniger Taktik und Ausdauer, als ausgefeilte Technik und Spielfreude zum Sieg führten, und wo deshalb Fußballkünstler wie Jay-Jay Okocha oder Giovane Elber die Größten waren.

Überhaupt stand vieles Kopf: die Spielfelder klein und mit nutzbarer Bande statt Seitenaus, die Zahl der Tore dafür umso größer: 5 bis 7 pro Spiel, oder sogar noch mehr, waren keine Seltenheit. Gerade die „kleineren“ Teams hingen sich oft richtig rein, während Schwergewichte wie der FC Bayern München in der Halle nicht selten mit B-Mannschaften oder gar nicht aufliefen, und sogar die eine oder andere Mannschaft aus dem Ausland gab sich die Ehre. Das Ganze verteilte sich über einen Zeitraum von drei Wochen und – im Falle des Jahres 1997 – nicht weniger als 16 Austragungsorte: mit teilweise unterschiedlichen Reglements und unterschiedlicher Wertigkeit, wobei etwa Eintracht Frankfurt gleich an sieben unterschiedlichen Turnieren teilnahm, bevor die erkämpften Punkte nach einem komplexen System zusammengezählt worden… Es war einfach so verrückt alles. Wer mehr erfahren möchte, dem sei z.B. dieser Artikel von der ZEIT empfohlen, der auch auf die Gründe für das Aus der Turniere eingeht.

Tatsächlich fand 1997, in dem wir uns mit dieser Ausgabe des LIMIT-Magazins befinden, das letzte sogenannte DFB-Hallen-Masters statt*, bevor der Wettbewerb ab 1998 und unter dem neuen Namen DFB-Hallenpokal deutlich zusammengeschrumpft wurde und damit auch für mich an Attraktivität verlor. Das wilde Durcheinander gehörte einfach dazu! Btw: Die Hallen-Spielregeln lassen sich Seite 3 des LIMIT-Specials entnehmen.

*Im selben Jahr, als Hallenfußball auch in Videospielen seinen legendärsten Auftritt hatte: In FIFA 98 nämlich. Was allerdings auch dort für eine lange Zeit das letzte Mal sein sollte.


Extrem und ultimativ: Games-Reklame

Doch kommen wir zu unserer Kernkompetenz. Videospiele! Bei dieser Ausgabe der LIMIT fällt auf, dass Games auch jenseits der Powerplay-Rubrik ein wenig präsenter sind. Zum einen wird schon auf der Titelseite ein Gewinnspiel angepriesen, bei dem es Sony PlayStations zu gewinnen gibt. Zum anderen sind in dieser Ausgabe gleich zwei Computerspiel-Werbeanzeigen zu finden. Auf der inneren Umschlagseite ganz vorn im Heft bewirbt Acclaim „NBA Jam Extreme“, das für die PlayStation, den Sega Saturn und sogar Windows 95 erschien. „Looks real. Feels real. Plays a whole lot better.“

Ein etwas anderes Produktionsniveau dürfte „Fantasy Forest“ haben, das „Toffifee-Computerspiel“. Werbespiele zu diversen Marken waren in den 90er Jahren sehr angesagt und wurden teilweise kostenlos vertrieben. Nicht aber „Fantasy Forest“, für das es noch nicht einmal genügte, irgendwelche Coupons aus Toffifee-Packungen auszuschneiden und zu sammeln, wie das heute vielleicht der Fall wäre. Nein, wollte man das Ding spielen, dann musste man es für hartes Geld (bzw. für einen „Verrechnungsscheck“) kaufen. Immerhin 12 Mark wurden fällig. Was man dafür bekam, ist bei der Größe der Screenshots leider kaum zu erkennen.


Powerplay: Schleichtfahrt, DCK 3 und mehr

Doch genug der Reklame. Was wird uns diesmal in der Rubrik Powerplay geboten? Einiges. Zunächst einmal wird auch dort das gerade schon erwähnte „NBA Jam Extreme“ vorgestellt und wenig überraschend für sehr gut befunden.

„Schon wieder ein Prügelspiel?“, fragt die LIMIT und meint damit „Star Gladiator“. Nie davon gehört? Ich zumindest nicht. Dabei handelte es sich um das erste polygonale Prügelspiel, das Capcom selbst entwickelt hat. Lob erhielt es nicht nur von der LIMIT, sondern u.a. auch 85 Prozent in der Maniac! Mit seinem waffenbasierten Kampfsystem erinnert es ein wenig an Namcos Soul-Reihe, die ein Jahr vor Star Gladiator mit „Soul Edge“ ihren Anfang nahm. Der langanhaltende Klassikerstatus blieb Star Gladiator allerdings verwehrt und auch der Name transportierte offenbar schon 2000 nicht genug Gewicht: So erschien die Fortsetzung für die Sega Dreamcast außerhalb von Japan unter dem komplett anderen Titel „Plasma Sword“.

„Discworld 2“ heißt mit vollem Titel „Discworld II – Vermutlich vermisst…!?“ und ist die Fortsetzung des 1995er Point-&-Click-Adventures, das wiederum auf der bekannten Scheibenwelt-Reihe des Autors Terry Pratchett basiert. Genau wie sein Vorgänger war auch das zweite Spiel ziemlich gut und sehr erfolgreich, und sollte anders als in der LIMIT angegeben auch für Konsolen erscheinen.

Im gleichen Genre zu Hause und auch optisch nicht weit weg ist das weniger bekannte „Orion Burger“. Die LIMIT hat außer „Nichts für Vegetarier!“ kein Werturteil zu bieten. HardcoreGaming101 hingegen beschreibt Orion Burger als „a tragically overlooked game that manages to get everything right“. Ach, es ist doch schön, wenn man durch die LIMIT auf längst vergessene Kleinode stößt!

Da ich mein Nintendo 64 erst 1999 bekam und zuvor nur ein altes Master System besaß, habe ich die meisten der in der LIMIT vorgestellten Spiele nie oder allenfalls sehr viel später gespielt. In letztere Kategorie fällt auch der „vehikulare“ Ego-Shooter „Tunnel B1“, den ich in der Saturn-Fassung im Schrank stehen habe. Es handelt sich zwar bestenfalls um einen leicht überdurchschnittlichen Vertreter seines Genres, dem allerdings durch die Musik von Großmeister Chris Hülsbeck ein gewisse Wertigkeit anhaftet. Ich nehme mir schon lange vor, dem Spiel, das ich als sehr schwer in Erinnerung habe, noch einmal eine Chance zu geben.

Direkt daneben: „Schleichfahrt“, eines der bedeutendsten deutschen Actionspiele der 1990er. Kürzlich gab es bei Stay Forever einen hörenswerten Podcast dazu.

„Star Control 3“ wurde bei seiner Veröffentlichung mit hervorragenden Wertungen nur so überschüttet, stieß bei Fans der Reihe allerdings auf deutlich weniger Gegenliebe als sein Vorgänger, das bis heute in Ehren gehaltene „Star Control II“.


Last, but not least: Der „Tip des Monats“. Und zwar – endlich einmal – ein Nintendo-Spiel. Während das Nintendo 64 bereits verheißungsvoll am Horizont leuchtete, sah das Super Nintendo auf seine letzten Tage noch ein paar der besten Spiele überhaupt: „Terranigma“! „Lufia“! „Kirby’s Fun Pak“! Und eben „Donkey Kong Country 3: Dixie Kong’s Double Trouble!“ Zugegeben, der dritte gilt vielen als der schwächsten Teil der Trilogie. Dennoch ist er mein persönlicher Liebling. Ich mag sein unverbrauchtes Nordamerika-Setting einfach viel mehr als das Piraten-Setting vom hochgelobten zweiten Teil. Absicht oder Lapsus: Den Screenshot links hat die LIMIT kurzerhand um 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht.

In weiteren Meldungen: Die bekannte Cheat-Sektion. Die Tastenkombination zu „Formel 1“ ist eigentlich schon aus der vorangegengangen Ausgabe bekannt, aber offenbar ist auch der LIMIT aufgefallen (oder von Lesern mitgeteilt wurden), dass da etwas durcheinander geraten war und u.a. noch nicht einmal gesagt wurde, was der Cheat-Code eigentlich bewirkt.

Und schließlich: Fun Online News. Die LIMIT gibt sich wirklich jede Mühe, den hauseigenen Online-Service des Egmont-Ehapa-Verlags an den Mann bzw. den quengeligen Grundschüler zu bringen. „Was, Ihr seid noch keine Tester von Fun Online? Dann wird’s aber Zeit!“ Zur Sicherheit gibt’s auf der Umschlaginnenseite ganz hinten im Heft sogar noch eine ganzseitige Werbeanzeige.


Damit sind wir wieder einmal durch. Und weil diese Reihe noch eine Weile laufen soll (nämlich so lange, bis ich alle meine Hefte besprochen habe), richte ich heute einmal die Fragen an euch: Was gefällt euch? Was weniger? Welche Aspekte der LIMIT würden euch interessieren? Was sollte ich stärker in den Fokus rücken? Worauf darf ich verzichten? Über Feedback würde ich mich wirklich freuen!

Und wenn euch die Reihe bereits jetzt gefällt: Lasst doch ein, zwei Euro da, damit die laufenden Kosten für den Betrieb von SPIELKRITIK etwas weniger stark ins Gewicht fallen. Herzlichen Dank! [sk]


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