Ich begrüße euch zur 165. Ausgabe unserer beliebten Rubrik „Lesenswert“, eine Woche später als geplant, weil ich meinen spontan veröffentlichten Reminiszenzen zum 10. Geburtstag der Nintendo Wii U etwas Raum geben wollte. Lest doch vielleicht auch dort einmal rein – oder wann war eigentlich das letzte Mal, dass ihr zum Launch einer Konsole früh morgens vor Ladenöffnung vor einem Geschäft gewartet habt?

Doch nun zu meinen neuesten Leseempfehlungen. Im ersten Artikel setzt János Moser das jüngst veröffentlichte Bayonetta 3 in Bezug zu aktuellen Fragen der Literaturkritik. Es folgt Christian Huberts, der dabei ist, seine Artikel aus dem mittlerweile eingestellten WASD-Magazin auf seinem Blog zugänglich zu machen. Darunter ist auch dieser exzellente Text über das fragwürdige Dogma, dass Spiele unbedingt immer Spaß zu machen haben.

20. bzw. 30 Jahre in die Vergangenheit geht es mit Joshua Hampf bei Wall Jump und Chris bei VSG. Der eine erinnert sich an ein hässliches T-Shirt, das seiner Sehnsucht nach einem hoffentlich wunderbaren Spiel nicht wirklich gerecht wurde. Der andere denkt zurück an den jährlichen Ausflug in die Großstadt, wo er sein absolutes Lieblings-Tennisspiel erhielt.

Das halbe Dutzend voll macht Mathias, der Ys IX: Monstrum Nox mal fast gar nichts abgewinnen kann und das auch lesenswert begründet. Einfach schön (und irgendwie auch ziemlich unheimlich) anzuschauen sind schließlich die KI-generierten Bilder aus einer fiktiven Sci-Fi-Verfilmung von Pong.

Ich wünsche euch viel Freude mit dieser Auswahl und eine schöne Adventszeit! Die nächste Ausgabe von Lesenswert erscheint weihnachtsbedingt voraussichtlich erst in drei Wochen. [sk]


Hexenzeit und Hyperfantastik
(freiesfeld.ch, János Moser)

[…] Apropos: ist das Videogame Bayonetta 3 ein Beispiel für Hyperfantastik? […] Dass in Bayonetta die Hexen real, die Menschen hingegen durchsichtige Schemen sind, wir also durch die Augen der Hexe auf das Geschehen blicken und die vermeintlich «echte» Welt sich dadurch völlig verfremdet anfühlt, spricht meines Erachtens dafür. […] Unpassend scheinen da bloss die Überdrehtheit und die Zitate und Referenzen auf Popkultur, weil diese für gewöhnlich dazu dienen, die Gemachtheit eines Werks herauszustellen, wohingegen die Hyperfantastik nur auf sich selbst verwiese. […]

WASD #12: FUNdamentalismus
(christianhuberts.de, Christian Huberts)

[…] Wer glaubt, dass Computerspiele Spaß machen müssen, denkt sicher auch, dass Kunst schön zu sein hat. Die Kitsch-Diskussion ist ein gefährliches Pflaster, aber verstanden als ästhetische Differenzierung, ohne elitäre Agenda der Distinktion, ist sie auch für Games recht fruchtbar. So spricht gegen eine lustige Partie Overwatch ebenso wenig wie gegen betende Hände aus Bronze über dem Küchentisch. Aber es kann dennoch daran festgehalten werden, dass es neben dem Hurrakitsch eines Call of Duty und der Ornamentwut von Final Fantasy immer auch die Alternative des Spröden, Massenuntauglichen und Ernsten geben sollte. Stattdessen herrscht jedoch unter Fundamentalisten die Verwechslung von Kunst mit gelungenem und auf Spaß ausgerichtetem Interaction Design. […]

30 Jahre für 14 Sekunden
(wall-jump.com, Joshua Hampf)

[…] Vor mehr als zwei Stunden habe Return to Monkey Island beendet. Es hat dazu geführt, dass ich nach alten Fotos gesucht habe, in denen ich mein hässliches Monkey-Island-Shirt getragen habe. Es hat dazu geführt, dass ich mit meinem Vater telefoniert habe und nach dem Namen des Ladenbesitzers gefragt habe, bei dem er seine Fotos immer entwickeln ließ. Es hat dazu geführt, dass ich alte Texte rund um die Monkey-Island-Reihe noch einmal gelesen habe. Es hat dazu geführt, dass ich diese ätzende, zynische, (vermeintlich) altersweise Abgeklärtheit kurz verloren habe und erstarrt bin. […]

Advantage Great Courts 2
(videospielgeschichten.de, Chris)

[…] Es war Mitte 1991, der deutsche Tennissport feierte mit Boris Becker, Michael Stich und natürlich Steffi Graf viele Erfolge auf internationaler Bühne. Bluebyte, hierzulande mehr durch Siedler und Battle Isle bekannt, nahm den Tennis-Boom frühzeitig auf und hatte mit Great Courts 1 überhaupt ihren ersten Erfolg als Publisher (515.000 verkaufte Exemplare!) Der Nachfolger wurde zu meinem absolutes Lieblings-Tennisspiel. […]

Ys IX: Monstrum Nox
(zuckerlundzynismen.wordpress.com, Mathias)

[…] Ich glaube ich bin einfach nicht mehr auf Wellenlänge mit aktuellen JRPG-Spielern. Wenn ich mir so ansehe, was mir Youtube so an „[Titel], das beste RPG des Jahres“ und Variationen unterjubeln will. Besonders stark merke ich das an Ys. Bei dem nämlich genau solche Videos zu VIII die Runde machten und die entsprechenden Kanäle zu IX dann „… sogar noch besser als der Vorgänger“ titelten. Mensch, wenn ich persönlich die aktuellen Serien-Einträge nicht für enttäuschend halte. […]

What if Atari’s Pong was a Sci-Fi Movie?
(arcadeblogger.com, Tony Temple & Johnny Darrell)

[…] To explore this idea, Johnny used an AI tool called MidJourney. This tool takes concepts suggested by the user, then makes them a reality, via an interactive bot. […] It starts with generating random noise (like an old TV with no signal) and over time looks for patterns in the noise that trigger the connections it has made, changing the noise to match what it thinks should be there. Slowly it “imagines” or “hallucinates” an image out of the noise. In reality, this all happens in seconds. […] So when Johnny wanted to generate AI images to show what a film based on the videogame Pong might look like, this is what came back. The result is so remarkable, I had to share them here on the blog. […]


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Beitragsbild dieser Ausgabe: Promo-Artwork zu Bayonetta 3. Nintendo & PlatinumGames, 2022.