Dies ist der zweite Teil meines Beitrags „Nindiana U und der Jäger der verlorenen Demos“. Zum ersten Teil gelangt ihr HIER.
Demo-Management auf der Wii…
Fast vier Jahre ist es her, da schloss Nintendo zum ersten Mal einen Download-Store, den Shop-Kanal der Wii. Auch damals archivierte und katalogisierte ich meine Downloads, einschließlich aller Demo-Versionen. Alles in allem gestaltete sich das auf der Wii einfacher und vor allem übersichtlicher als auf der Wii U.
So war es auf der ersten Wii noch so, dass einmal heruntergeladene Demos – genauso wie alle tatsächlich gekauften Spiele – in der persönlichen Download-Bibliothek („Heruntergeladene Titel“) landeten und von dort jederzeit erneut heruntergeladen werden konnten – und zwar auch dann, wenn das Spiel (oder eben die Demo) nicht mehr offiziell vertrieben wurde. Wie bei einem regulären Spielekauf hatte man sich also auch die Demos im Zuge eines ersten Downloads sozusagen „gesichert“. Meines Wissens funktioniert das sogar heute noch – ich muss aber gestehen, dass ich es nicht tatsächlich ausprobiert habe.
Ein paar (wenige) Ausnahmen gab es aber auch damals schon: So ließen sich unter anderem die Demos von „Final Fantasy Crystal Chronicles: My Life as a Darklord“ und „Pokémon Rumble“ ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr herunterladen – also auch dann nicht, wenn man das in der Vergangenheit schon einmal getan hatte. Eine Garantie, geschweige denn einen rechtlichen Anspruch, auf das erneute Herunterladen einer kostenlos erhaltenen Demo hatte man also nie. Aus diesem Grund hütete ich diese (und sicherheitshalber auch alle anderen) Demo-Files auf meiner Wii bzw. meinen SD-Cards ganz besonders – denn spielen ließen sie sich in jedem Fall auch weiterhin.
Eine Eigenart der Wii ist es, dass im Shop-Kanal erworbene Spiele nur auf derjenigen Konsole lauffähig sind, mit der sie gekauft und heruntergeladen wurden – auch die kostenlosen Demos. Praktisch ist jedoch, dass die Dateien als solche ohne Einschränkungen kopiert werden können. Da die Wii einen SD-Karten-Slot besitzt, kann man seine Downloads somit ganz leicht auf beispielsweise einen PC auslagern bzw. kopieren. Mittels SD-Karte lassen sie sich dann später bei Bedarf wieder auf die Wii zurück verschieben.
Bei der Wii U ist das anders und es gibt meines Wissens keine Möglichkeit, die an einer Wii U verwendeten Festplatten oder USB-Sticks mit einem PC o.ä. auszulesen, da Nintendo die an die Wii U angeschlossenen Speichermedien mit einem proprietären Dateisystem formatiert, das von anderen Betriebssystem gleich gar nicht erkannt wird.
…und auf der Wii U
Doch das ist nicht der einzige Unterschied zwischen Wii und Wii U bzw. Wii-Shop-Kanal und Wii-U-eShop. Anders als es auf der Wii (mit den oben genannten Ausnahmen) die Regel war, werden einmal „erworbene“ Demos auf der Wii U nicht mehr zur persönlichen Download-Bibliothek hinzugefügt. Ob man eine Demo erneut herunterladen kann, hängt deshalb allein davon ab, ob diese im eShop noch aktiv angeboten wird. Dann geht das, logischerweise, über die Produktseite des entsprechenden Spiels. Wird die Demo aber nicht mehr offiziell vertrieben (oder schlimmer noch: wird auch die Vollversion nicht mehr im eShop angeboten), dann ist ein erneuter Download nicht mehr möglich. Und dann ist es vollkommen egal, ob man diese Demo in der Vergangenheit schon einmal heruntergeladen hatte.
Bei meiner Bestandsaufnahme stellte ich fest, dass die meisten der ehemals verfügbaren und von mir bereits heruntergeladenen Demos auch weiterhin erhältlich sind. Das trifft auf einige der frühesten Demos im Wii-U-Ökosystem genauso zu wie auf die Demos von vergleichsweise „neueren“ Indie-Releases. Noch nicht einmal der oft erratisch agierende Mario-Konzern bildet hier eine Ausnahme – und erlaubt etwa bei Pikmin 3 auch heute noch den Download einer Demo-Version, obwohl der Wii-U-eShop ja sukzessive dichtgemacht und von Nintendo nicht mehr aktiv beworben, um nicht zu sagen totgeschwiegen, wird.
Es gibt aber leider auch Demos, die offline genommen wurden. In vielen (aber nicht in allen) Fällen geht damit einher, dass auch die zugehörigen Vollversionen nicht länger im Wii-U-eShop angeboten werden (einige Beispiele folgen weiter unten). Ein (erneutes) Herunterladen solcher nicht länger angebotenen Demos ist dann nicht mehr möglich, da sie – wie gesagt – in die persönliche Download-Bibliothek nicht aufgenommen werden (anders als käuflich erworbene Software).
Nur weil „Herunterladen“ draufsteht…
Bei alledem gibt es auch auf der Wii U Ausnahmen, im Vergleich zur Wii in umgekehrter Richtung: Einige (sehr wenige) Demos tauchen auch auf der Wii U in der Liste der „Heruntergeladenen Titel“ auf, aus der sich zuvor erworbene Software erneut herunterladen lässt. In meinem Fall sind diese Ausnahmen zwei verschiedene Versionen der Testfire-Demo von Splatoon sowie die sogenannte „Spezial-Demoversion“ von Star Fox Guard, die diesen Namen offenbar nicht ohne Grund trägt.
In der Praxis ist das Auftauchen dieser Demos in der persönlichen Liste der „Heruntergeladenen Titel“ allerdings bedeutungslos. Zwar lässt sich die Demo von Star Fox Guard tatsächlich erneut herunterladen, das ginge aber ebenso gut über die Produktseite, da diese Demo auch weiterhin vertrieben wird. Unklar ist, ob der Download auch dann noch funktionieren würde, wenn der Vertrieb der Demo erst einmal eingestellt ist (also nach der Schließung des eShop im März). Bei den beiden Splatoon-Demos ist der Herunterladen-Link zwar ebenfalls da, wenn man ihn allerdings anklickt, dann heißt es wenig überraschend, dass die ausgewählte Software nicht verfügbar sei. Das wäre auch Blödsinn, schließlich handelte es sich bei diesen Demos um Online-Demos (was umso mehr die Frage aufwirft, warum gerade die in der persönlichen Download-Bibliothek auftauchen).
Dieselbe Fehlermeldung erhält man übrigens auch, wenn man versucht, eine der kostenlosen Third-Party-Apps erneut herunterzuladen, die mittlerweile nicht mehr unterstützt werden (unter anderem Netflix, Napster, Crunchyroll und Amazon Prime Video). Anders als die meisten Spieledemos werden diese Apps unabhängig von ihrer Funktionalität in der Download-Bibliothek gelistet.
Ebenfalls in meiner Download-Bibliothek aufgeführt sind die sogenannten „Previews“, neun an der Zahl, die Nintendo anlässlich des Nindies@Home-Events im Juni 2015 veröffentlichte. Im Prinzip sind auch das Demos, allerdings von Spielen, die zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung noch in Entwicklung waren. Es handelt sich also um Vorab-Versionen, ähnlich denen, die man auf einer Messe zu spielen bekommen würde. Das macht diese Previews potentiell sehr interessant, da sie zumindest theoretisch vom fertigen Spiel abweichen und auf diese Weise einen Einblick in den Entwicklungsprozess bieten können. Und obwohl sie damals nur wenige Tage lang erhältlich waren, können sie unbegrenzt oft und ohne Ablaufdatum gespielt werden. Warum Nintendo allerdings gerade diese Previews, anders als die regulären Demos, in der persönlichen Download-Bibliothek listet und damit ähnlich wie Spielekäufe behandelt, erschließt sich mir nicht. Genau wie im Falle der Splatoon-Demos spucken nämlich auch hier die vermeintlichen Download-Links nichts als eine Fehlermeldung aus.
Kostenlos und doch unbezahlbar
Unterm Strich heißt das also: Demos lassen sich nur dann herunterladen, oder erneut herunterladen, wenn sie auch weiterhin aktiv vertrieben werden. Ob ein Spieler sie in der Vergangenheit schon einmal heruntergeladen hatte, macht keinen Unterschied. Ebenso wenig macht es einen Unterschied, ob sie in der Download-Bibliothek gelistet werden oder nicht; da die vermeintlichen Links zum erneuten Herunterladen im Regelfall schlicht nicht funktionieren.
Doch, und das ist der entscheidende Punkt: Wenn man eine Demo bereits (oder immer noch) auf der eigenen Konsole (oder einem daran angeschlossenen Speichermedium) gespeichert hat, dann lässt sie sich von dort auch weiterhin starten, und dann ist es ganz egal, ob sie im eShop noch angeboten wird. Für die oben beschriebenen Previews gilt das ganz genauso.
In meinem Fall wäre hier etwa die Demo zu Bayonetta 2 zu nennen, die es im eShop nicht mehr gibt (wie übrigens, seltsamerweise, auch das komplette Game), die ich von meinem USB-Stick aber weiterhin starten kann. Ein größerer, vielleicht der größte, Schatz ist aber die Demo zu „The Cave“, einem 2013er Puzzle-Platform-Adventure, das seinerzeit von Double Fine Productions und Ron Gilbert entwickelt und von Sega vertrieben. Auch in diesem Fall ist weder die Demo noch das Spiel im eShop mehr erhältlich, und da es sich bei „The Cave“ um einen reinen Digital-Release handelt, stellt die Demo für mich die nunmehr einzige Möglichkeit dar, in die Wii-U-Fassung des Adventures zumindest einmal reinzuspielen, da ich diese selbst dann nicht mehr kaufen könnte, wenn ich es wollte (zumindest nicht auf der Wii U – bei Steam gibt es das Spiel noch).
Künstliche Verknappung
Eine Wii-U-Eigenart sei an dieser Stelle angemerkt: die Aufrufe einer Demo sind begrenzt! In den meisten Fällen auf 30 Versuche. Ihr könnt eine Demo also höchstens 30-mal starten, das heißt, aus dem Wii-U-Hauptmenü heraus. (Seid ihr einmal in der Demo drin, könnt ihr damit so viel Zeit verbringen, wie ihr möchtet, und die Demo also gegebenenfalls auch mehrmals am Stück durchspielen.) Auch ein erneutes Herunterladen oder ein Wechsel des Benutzerprofils ändern daran nichts. Somit sind auch die Demos, die vermeintlich sicher im lokalen Speicher schlummern, nicht tatsächlich unbegrenzt spielbar. Ehrlicherweise muss man aber sagen: 30-mal, das ist schon ganz schön viel. Ich glaube nicht, dass ich irgendeine meiner Demos auch nur mehr als fünfmal gespielt habe.
Es gibt aber ein paar Titel, die das restriktiver handhaben. Einer davon ist FIFA 13, das zum Erscheinen der Wii U im November 2012 die allererste im eShop erhältliche Demo war. Hier ist die Anzahl der Versuche auf gerade einmal 10 beschränkt, und anders als bei manchen anderen Spielen ist das in diesem Fall auch ein Stück weit nachvollziehbar, da es dem einen oder anderen Gelegenheitskicker vielleicht genügen könnte, alle paar Monate mal mit einem Kumpel eine Partie zu spielen, wobei ihm die eingeschränkte Auswahl an Mannschaften egal ist. Wer hätte stattdessen das Bedürfnis, die Bayonetta-2-Demo mehr als 30-mal durchzuspielen, statt sich nicht endlich das Spiel zu kaufen?
Fehler-Code: 160-4711
Leider schaut es so aus, als müsste ich mir um das Erreichen dieser Limitierung bei FIFA 13 keine Sorgen mehr machen. Genau wie das Spiel selbst ist auch seine Demo im Wii-U-eShop längst nicht mehr erhältlich. Und leider, leider musste ich feststellen, dass der USB-Stick nicht mehr funktioniert, auf dem ich diese Demo (zusammen mit einigen anderen, noch erhältlichen Probierversionen) abgelegt hatte. Die Wii U erkennt den Stick zwar kurz und fängt sogar noch an, die darauf befindlichen Inhalte im Wii-U-Hauptmenü anzuzeigen, spuckt dann aber eine Fehlermeldung aus, die zum Hard-Reset der Konsole zwingt! Somit scheint es, dass die Demo der ersten und einzigen FIFA-Version auf der Wii U für mich für immer verloren ist, sofern ich nicht doch noch eine Möglichkeit finde, die Daten vom Stick auf meine Wii U zu bekommen. Lösungen aus der HomeBrew-Ecke lasse ich hier mal außen vor.
All those… demos… will be lost in time
In gleicher Weise „verloren“ ist die ebenfalls nicht länger erhältliche Demo zu einem unbedeutenden kleinen Spiel mit dem Namen „ZaciSa: Defense of the Crayon Dimensions“, das allerdings anders als FIFA 13, The Cave und Co. weiterhin käuflich erworben werden kann. Sicherlich nicht der größte Verlust, aber trotzdem schade.
Eher bedauerlich: Auch die Demo zu „Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Rio 2016“ werde ich nicht mehr spielen können, was in diesem Fall aber nicht an meinem USB-Stick liegt, sondern daran, dass ich diese Demo in der kurzen Zeit ihrer Verfügbarkeit nie heruntergeladen hatte – glaube ich. Aus Lizenzgründen wird übrigens auch dieses Spiel nicht länger zum Kauf angeboten, außer natürlich seine von solchen Ärgernissen unberührten Gebraucht- und Restbestände in physischer Form. (Die eine oder andere Just-Dance-Demo habe ich vermutlich ebenfalls verpasst, aber da gibt es, denke ich, Schlimmeres.)
Ein Fragezeichen muss ich hinter die Demo des Ubisoft-Launchtitels ZombiU setzen. Diese finde ich weder auf meinen beiden noch funktionierenden USB-Sticks noch im eShop, wo die Vollversion weiter erhältlich ist. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass diese Demo auch schon früher nur mit Mühe zu bekommen war. Aus Gründen des Jugendschutzes ließ sich die Produktseite von ZombiU nur zwischen 23 Uhr und 3 Uhr nachts aufrufen, was heute zum Glück anders ist. Außerdem war – ist? – die Demo in Deutschland nicht erhältlich, wobei sich diese Einschränkung durch eine Änderung der Wii-U-Ländereinstellungen relativ leicht umgehen ließ (und auch ich auf diese Weise an die Demo kam). Wie dem auch sei, da ich ZombiU besitze, brauche ich mir um diese Demo keinen allzu großen Kopf zu machen. Andererseits: Sie ist wirklich gut, da sie sich mit dem Kindergarten-Level eine der besten Locations des Spiels herausgreift und damit auch mich vom Kauf des Titels überzeugen konnte.
Der Übeltäter
Noch ein paar abschließende Worte zum offensichtlich defekten oder fehlerhaften USB-Stick. Natürlich weiß ich (und wusste ich), dass davon abgeraten wird, USB-Sticks als externes Speichermedium an der Wii U zu verwenden, und dass man stattdessen eine Festplatte nutzen soll, weil die permanenten Schreib- und Ladezugriffe von teils großen Datenmengen die USB-Sticks wohl ziemlich schnell ermüden (sollen). Darauf weist Nintendo hin, und wer Nintendo nicht glaubt, dem sei gesagt, das bestätigen auch diejenigen, die besonders oft oder quasi fast ausschließlich Software von externen Speichermedien abspielen, also Leute aus der HomeBrew-Szene. Doch leider sind Festplatten unpraktischer und teurer als USB-Sticks, und als ich zuletzt mit den Daten jonglierte (vor mehreren Jahren) hatte ich außer ein paar USB-Sticks nichts zur Hand. And now I have the salad.
Dann wiederum denke ich (und so dachte ich auch damals schon), dass es in meinem Fall eigentlich nicht zu einer Überbeanspruchung kommen sollte, da ich die USB-Sticks nie dazu genutzt habe, um von dort fortwährend große Vollversionen abzuspielen, sondern lediglich als Zwischenlösung für das Ablegen von Demos, die ich im Regelfall nicht mehr als einmal startete. Aus diesem Grund bin ich mir auch jetzt nicht sicher, ob der Ausfall von einem meiner drei USB-Sticks tatsächlich auf Überbeanspruchung zurückzuführen ist oder nicht doch eine andere, unverschuldete Ursache hat (zumal er das letzte Mal, als er mit der Konsole verwendet wurde, noch funktionierte). Es ist auf jeden Fall das erste Mal, dass ich einen hardwarebedingten Datenverlust auf einem Speichermedium hinnehmen muss.
Einer von meinen anderen beiden USB-Sticks ist übrigens äußerlich baugleich, funktioniert aber noch. Allerdings werde ich Vorkehrungen treffen, um sicherzustellen, dass mir so ein Verlust nicht noch einmal widerfährt – schließlich ist auf diesem Stick, unter anderem, die seltene Demo der seltenen Wii-U-Version von The Cave.
Coming Next?
Nun hab ich mir also die Mühe gemacht, alle meine Demos zu archivieren und zu dokumentieren. Ich habe das nicht aus Spaß an der Freude getan, sondern zu dem Zweck, dass ich in Zukunft nicht lange suchen muss, um zu wissen, was und wo ich es habe. Das hat mir schon bei der Wii sehr weitergeholfen.
Es wäre allerdings blöd, wenn ich die dabei gewonnenen Erkenntnisse nicht teilen würde – schließlich hätte es auch mir sehr geholfen, wenn es in den endlosen Weiten des Internets eine aktuelle und akkurate Liste aller Demo-Version im Wii-U-eShop gegeben hätte. Warum also nicht selbst eine solche Liste erstellen? Zwar wird diese Liste in meinem Fall nicht vollständig sein, aber auch ein Anfang will gemacht sein. Und wer weiß, vielleicht stoßen ja gerade in den kommenden Monaten andere Wii-U-Liebhaber via Google auf die Seite und können die Liste mit ihrem eigenen Wissen ergänzen. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, eine solche Liste in Kürze, in einem Follow-Up-Post zu diesem Artikel, online zu stellen. Bis dahin! [sk]