Immer wieder donnerstags… Heute ist doch aber Samstag!? Richtig. Dass diese Folge außerhalb der Reihe erscheint, liegt daran, dass sie ohnehin schon lange überfällig ist. Statt zwei Wochen sind bereits mehr als sechs Wochen seit der letzten Ausgabe von Lesenswert ins Land gezogen. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, nach der langen Sommerpause wieder strikt nach Plan zu veröffentlichen! Ein Infekt, eine SPIELKRITIK-externe Verpflichtung und ein erneuter Infekt machten dem einen Strich durch die Rechnung.

Da ich keine Lust habe, die bereits fertig ausgewählten Lesetipps bis nächste Woche rumliegen zu lassen, gibt es Lesenswert Ausgabe Nr. 163 ausnahmsweise einmal samstags. Ist ja auch nicht so, dass diese Rubrik in jüngerer Zeit durch ihre pünktliche Erscheinungsweise aufgefallen wäre, ähem.

PS: Ich versuche mich, nur mal testweise, an einer etwas anderen Formatierung. Falls es Meinungen dazu gibt, schreibt sie bitte in den Kommentarbereich.


In den vergangenen Tagen ist ein prominenter Todesfall publik geworden: Rieko Kodama starb genau genommen bereits im Mai im Alter von nur 58 Jahren. Rieko Kodama? Der Name ist vermutlich keiner, der der Mehrheit der Game bekannt sein dürfte, doch Kodamas Einfluss auf das Medium ist unbestritten groß. In einer Ära, als Entwickler häufig nicht mit ihren realen Namen gecreditet worden, arbeitete sie als „Phoenix Rie“ zunächst als Grafikerin für Sega. Später war sie als als Director und schließlich als Produzentin für Sega tätig – wo sie bis zu ihrem Tod angestellt war. In den genannten unterschiedlichen Funktionen war Rieko Kodama u.a. an Phantasy Star (1987), Phantasy Star IV (1993) und Skies of Arcadia (2000) beteiligt und drückte damit dem J-RPG-Genre ihren Stempel auf. Ein umfangreiches Interview mit Frau Kodama führt deshalb diese Ausgabe von Lesenswert an.

The Late Rieko Kodama On Phantasy Star, Skies Of Arcadia And Challenging Stereotypes
(timeextension.com, John Szczepaniak)

[…] [Tobias Bjarneby:] There have been a lot of strong female characters in your games, and Skies of Arcadia is no exception. Did you consciously try to get strong female characters in?

[Rieko Kodama:] I believe that a story or world cannot revolve around male power alone, you can not neglect the great amount of female power beside it. Therefore I did not consciously introduce a strong female character, it was rather coincidental. Moreover, I want people to find that the game is not projecting that a strong female is represented by a person like Aika alone, who is always tough in the battlefield. There is another type like Vyse’s mother, who has a strong heart to hold back her own emotions at her child’s departure. […]

Bleiben wir bei Sega. Mitte der 1990er kündigte das Unternehmen einen aufwändigen Erotikthriller im damals populären FMV-Format an, der neben dem Sega Saturn auch für andere Systeme erscheinen sollte. Daraus wurde nichts und das Spiel verwand im Nirgendwo. Bis heute! Prototypen für verschiedene Systeme wurden uns Netz gestellt (mit dem Segen eines ehemaligen Produzenten) und dürfen heruntergeladen und via Emulator gespielt werden. Die ganze Geschichte gibt’s bei Gaming Alexandria.

Saving Sacred Pools: Sega’s Million Dollar Adult Game
(gamingalexandria.com, Dylan Mansfield)

[…] Here is The Sacred Pools, an unreleased FMV game by Sega planned for release in 1997. The game was a new arrival to the FMV market that was pushed as an “erotic thriller” for older audiences. With a reported budget of 2-3 million dollars, Sega’s new division SegaSoft aimed to expand the experiences available on Saturn, PC, Macintosh, and PSX(!). Although Sacred Pools made a legendary debut at E3 1996, the press panned the game for its quality and it was quietly pushed aside to never be heard from again. […]

Sagte jemand FMV-Games? Die sind nicht nur ein Relikt der 1990er, sondern dank Sam Barlow besser als je zuvor. Der New York Videogame Critics Circle führte ein umfassendes Interview mit der Hauptdarstellerin von Barlows neuestem Werk „Immortality“, Manon Gage. Wer des Lesens müde ist, kann dieses Interview alternativ auch als Video abrufen.

Halloween Week Series! How Immortality Actress Manon Gage Puts A Spell On You As Something Wicked This Way Comes
(nygamecritics.com, Makeda Byfield)

[…] MB: The next question has a little bit more to do with like, creating comfort on set. I know there was a bit of adult content on there. So I guess I’d wanna know how like, the cast and crew went about making sure all the actors and crew were comfortable. And also if actors were allowed to have input on the actions that they had to participate in.

MG: Yeah, great question. So, yes, Sam hired an intimacy coordinator from the jump. Her name is Jean Franzblau; she’s incredible. And every actor that was involved in intimate scenes or nude scenes had a conversation with her one-on-one. Went through everything, all nudity and all intimacy that was expected of them in the script. And we worked through them science [sic] by scene, what we were comfortable with, what we weren’t comfortable with. And stuff changed. And Sam was open to that. Like there were scenes where I was like, “You know what, I don’t feel comfortable being naked here.” Or like “Why don’t we do it in this way?” So it was definitely a collaboration and I think above all else, Sam wanted everyone to be, to feel comfortable. […]

Deutschsprachige Texte sollen auch nicht fehlen. Hier möchte ich zwei ganz fabelhafte Beiträge der lieben Blogger-Kollegen von Wall Jump nachreichen, die bereits im Sommer erschienen sind. Unterstützt Wall Jump bitte unbedingt (durch regelmäßige Besuche und Empfehlungen) – es beherbergt einige der derzeit originellsten Texte in der (stark ausgedörrten) deutschen Spieleblog-Landschaft.

Doppelte Besetzung – Doppelter Spaß!
(wall-jump.com, Benjamin Gildemeister)

[…] Obwohl beide Konsolen per Adapter miteinander verbunden waren, kam kein Spiel zu Stande. Kabel prüfen, Neustart. Moritz hatte das letzte bisschen Geduld aufgebraucht und wir spielten zunehmend hektisch die Möglichkeiten durch. Nochmal zu Media Markt fahren und das offenbar unbrauchbare Ding umtauschen? Doch da hatte mein technikaffinster Freund eine Eingebung – warum den Weg auf sich nehmen, wenn man doch den sehr teuren Adapter aufschrauben kann, die Kabel abtrennen und andersherum wieder anbringen könne? Es ist schließlich das allerplausibelste, dass die Kabel in der Fabrik in Japan verkehrt herum angebracht wurden. Das muss es sein. Weil er so viel über die Funktionsweise von Breitbandadaptern wusste, traute er sich Diagnose und Operation zu. […]

Der perfekte Anfang
(wall-jump.com, Joshua Hampf)

[…] Auch Fahrenheit verliert, etwa ab der Mitte des Spiels, jegliche Bodenhaftung und dennoch zählt es zu meinen absoluten Videospielhighlights. Warum? Weil der Anfang des Spiels perfekt ist. Absolut perfekt. Völlige Überforderung, nicht mehr messbarer Adrenalin-Ausstoß und ein inneres Unwohlsein und Drückgefühl – niemals mehr habe ich einen besseren Einstieg in ein Spiel erlebt. Ich musste nach dieser Anfangssequenz eine Pause einlegen, um mich irgendwie wieder zu sortieren. Ich habe Freunde und Familie gezwungen, diese Anfangssequenz ebenfalls zu spielen. Ich habe daraufhin alle folgenden Quantic Dream-Spiele direkt zum Release gekauft – und war vermutlich auch deswegen immer so unzufrieden mit den Spielen, weil keines an die Fahrenheit-Erfahrung anknüpfen konnte. […]

Und als Rausschmeißer: Eine kurze Geschichte der Gumbas – „the lowliest character in the Super Mario games“.

A Short History Of The Goomba
(thrillingtalesofoldvideogames.com, Drew Mackie)

[…] The story behind the Goomba’s Japanese name is complicated and seems confusing for non-Japanese people and Japanese people alike. The character’s Japanese name, Kuribō (クリボー), comes from the Japanese word for “chestnut,” kuri (栗), and bō (坊), an affectionate suffix essentially meaning “guy” or “boy.” If you are reading that and feeling surprised that the character’s name doesn’t mean “mushroom,” you’re not alone. However, people in Japan have always thought these little guys look like chestnuts. In fact, during a 2012 edition of Nintendo’s Iwata Asks feature, then-president Satoru Iwata was surprised to learn from Takashi Tezuka, senior Nintendo officer, that despite how he’d always viewed these characters, they’re supposed to be shiitake mushrooms. […]

Darauf eine Stampfattacke und ein Pilzrisotto und bis in zwei(?) Wochen! [sk]


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Beitragsbild dieser Ausgabe: Promo-Artwork zu Phantasy Star. Sega, 1987. Quelle: MobyGames.com