Seid begrüßt zur inzwischen vierten Folge dieser Reihe. Ich freue mich, dass meine monatliche Retrospektive auf das LIMIT-Magazin bereits ein paar Stammleser gefunden hat. Die letzte Folge war die bislang umfangreichste, nachdem ich versucht habe, der Frage nachzugehen, warum Video- und Computerspiele im Themenmix der LIMIT eigentlich nicht prominenter vertreten waren (obwohl sie die Zielgruppe doch interessieren sollten). In der heutigen Folge will ich auf ein Meta-Thema allerdings verzichten und mich ganz auf die Inhalte der Ausgabe Nr. 11/96 konzentrieren. Entsprechend wird diese Folge wieder etwas kürzer ausfallen.
Folge 4: Ausgabe Nr. 11/96
Bevor wir uns dem gewohnt bescheidenen Videospiele-Teil zuwenden, werfen wir auch diesmal einen Blick auf die sonstigen Heftinhalte. Nachdem Fußballer die Titelseiten der vorangegangenen Ausgaben zierten, gibt es diesmal wieder einen Actionhelden zu sehen. Kurt Russel in seiner Rolle als Snake Plissken hat ein Auge auf uns geworfen und „beißt wieder zu“. Es kam Ende 1996 nämlich gerade die späte und von der zeitgenössischen Kritik eher mäßig bewertete Klapperschlangen-Fortsetzung „Flucht aus L.A.“ in die Kinos. Die LIMIT befeuert den Hype um den Film kräftig – ungeachtet der Tatsache, dass, wie so oft, seine Altersfreigabe mit dem Alter der LIMIT-Zielgruppe im Widerspruch steht (vgl. Folge 2 und 3 dieser Reihe).


Unter „Vermischtes“ bzw. „Kurioses“ lässt sich der „LIMIT-Report“ über „Robot Wars“ einordnen. Einen „Krieg der Roboter“ bzw. „Krieg der Stahlgiganten“ verspricht das Magazin. „High Tech-Roboter bekämpfen sich bis heißes Öl fließt“, ist ein Satz, den man als Journalist ja leider viel zu selten schreiben darf. Bei mir hat der Bericht damals mächtig Eindruck hinterlassen! Die Amis ey, mit ihren Kampfrobotern. Bedrohlich! (Heute finden sich reichlich Bewegtbilder im Internet.)


Die Titelstory über Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga kommt unterdessen ganz schön tendenziös daher: „Alles nur Pfeifen?“ bzw. „Die Buhmänner der Bundesliga? Ihre Entscheidungen kosten den Mannschaften wertvolle Punkte“, heißt es schon im Inhaltsverzeichnis. Der Artikel selbst ist immerhin ein wenig ausgewogener und macht unter anderem klar, dass der Job des Schiedsrichter kein leichter ist und erklärt, warum es einfach nicht möglich ist, alles immer richtig zu erkennen. Der Kasten „Darauf achten Schiris besonders“ vermittelt nebenbei einige Fußball-Grundregeln, die der jungen Leserschaft möglicherweise noch nicht geläufig sind.
Eher informativen Charakter hat auch die Nennung einiger besonders skandalöser Entscheidungen, statt zu einer Debatte etwas beizutragen. Was die angeht, macht die LIMIT zumindest einen Standpunkt klar: „technische Hilfsmittel wie Monitore am Spielfeldrand“ sollten doch endlich erlaubt werden, um die Richtigkeit der Entscheidungen zu verbessern. Erstaunlich, dass es dann noch über zwei Jahrzehnte dauern sollte, bis der sogenannte „Videobeweis“ in Deutschland dann tatsächlich eingeführt wurde. Längst Normalität ist hingegen: „Der Linienrichter heißt jetzt Schiedsrichter-Assistent. Er soll mehr als nur Aus und Abseits anzeigen“.
Die monatliche Dosis Militärwissen beschäftigt sich in dieser Ausgabe mit U-Booten – „Die Riesen der Tiefe“. Unter anderem erfährt der Leser „Strahlengefahr droht keine“ und bekommt im Detail den „Proviantvorrat auf einem U-Boot“ aufgedröselt. Laut LIMIT umfasse dieser:

Powerplay und Fun Online
Doch wenden wir uns dem Spieleteil zu, wie üblich mit „Powerplay“ überschrieben und demselben Layout folgend, das erst in der vorangegangenen Ausgabe 10/96 neu eingeführt wurde.
Die Spieleauswahl auf der linken Seite kann sich durchaus sehen lassen. Mit dem originellen „Creatures“, dem exzellenten „WipEout 2097“ und vielleicht noch „Story of Thor 2“ werden mindestens drei Spiele besprochen, die eine gewisse Qualität und Relevanz besitzen. Der vergessene Myst-Klon „Lighthouse“ ist ebenfalls ganz spannend. Bei Wikipedia heißt es dazu: „Lead designer Jon Bock later recalled that ‚Ken Williams called me into his office one day, pulled out a copy of Myst and said; „Can you do this?“ I said yes, and the game went into development.'“ Die gewohnt nicht sehr aussagekräftigen Kurzrezensionen selbst sind diesmal kaum der Rede wert.
Gekürt zum „Tip des Monats“ wird diesmal „C&C 2: Alarmstufe Rot“, wie die LIMIT das neue Command & Conquer leicht inkorrekt betitelt. Man schätzt, dass das Spiel „auch bestimmt voll ankommen“ wird. Auch sonst ist in Sachen Lektorat mal wieder Kraut und Rüben angesagt, wenn man sich nur diesen kurzen Text anschaut. Auch in anderen Artikeln nimmt es die LIMIT mit Leerzeichen, Gedankenstrichen und Kommasetzung nicht immer super genau, aber die Powerplay-Rubrik wirkt in dieser Hinsicht immer besonders schlimm hingeschludert („Tatstatur“). Daneben bewahrheitet sich, was sich in Heft 10/96 schon andeutete: Anders als es in den Ausgaben 8/96 und 9/96 die Regel war, wird das jeweilige Spiel des Monats nicht mehr im Rahmen eines Gewinnspiels verlost.
Die kleine Cheat-Sektion lässt auch eher zu wünschen übrig. „Wollt ihr freiwillig ein Leben verlieren und euren Drachen abstürzen sehen?“ Äh…, nein? Warum gerade dieser „Cheat“ zu Panzer Dragoon 2 den knapp bemessenen Platz wert war, weiß vermutlich nicht einmal die Redaktion der LIMIT.


Ein Stück Internetgeschichte dokumentiert hingegen einer der drei Tipps im Kasten „Cyber-Surfer“, wo auf einen web-exklusiven Song von David Bowie hingewiesen wird. Es handelte sich um den Song „Telling Lies“, der am 11. September 1996 online ging (und später auf dem Album „Earthling“ enthalten sein sollte). Wie die offizielle Bowie-Homepage heute noch vermerkt, wurde er innerhalb der ersten Stunden 5.000 Mal abgerufen. Nach damaligen Maßstäben habe er damit „das Netz im Sturm erobert“.
Nicht ganz so erfolgreich verlief ein Online-Experiment aus dem Hause Egmont-Ehapa (also die Verlagsgruppe, die auch die LIMIT herausbrachte), dem auf der zweiten Seite reichlich Platz eingeräumt wird (weshalb ein Spiel weniger rezensiert wird als im Heft davor). Von einer obskuren „Spielhalle“ ist dort die Rede, in einer – nein, „der ersten Online-City der Welt, die eigens für Cyber Surfer und Game Cracks entwickelt wurde.“
Hinter der hochtrabenden Beschreibung steckt ein kostenpflichtiger Abo-Service bzw. „der erste Online-Service nur für Kids“. Die „neue virtuelle Stadt im Cyberspace“ trägt den Namen „Fun Online“ und heißt damit genauso, wie das an junge Leser gerichtete Computermagazin aus dem Hause Egmont – über das ich in der letzten Folge mutmaßte, dass es der Grund sein könnte, warum Games aus der LIMIT weitestgehend ausgeklammert wurden. Auf der Rausschmeißer-Seite der LIMIT heißt es schließlich, dass es dazu in der nächsten Ausgabe mehr („alles“) zu lesen geben wird.
Ich schlage vor: Auch wir sehen uns das Ganze beim nächsten Mal näher an. Für heute soll es das gewesen sein. Über Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen! [sk]
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