Herzlich willkommen zur dritten Auflage meines Projekts „XX Spiele aus XX Jahren“. Was im Januar 2020 als Rückblick auf 25 Spiele aus 25 Jahren begann, und im letzten Jahr mit 30 weiteren Spielen aus 30 Jahren fortgeführt wurde, geht nun in die dritte, diesmal 35 Jahre umfassende Runde. Es geht also um Spiele von 1987 bis einschließlich 2021.
In der ersten Ausgabe blicke ich auf einen Zeitraum von 25 Jahren, d.h. von 1995 bis 2019. Der Endpunkt im Jahr 2019 ergab sich logisch aus der Veröffentlichung im Januar 2020. Den Startpunkt im Jahr 1995 wählte ich, weil ungefähr zu dieser Zeit mein eigenes, bewusstes Interesse an Videospielen einsetzte, und weil ebenfalls ungefähr zu dieser Zeit das 3D-Zeitalter so richtig durchstartete. Ich hatte das Gefühl, dass mir für eine fundierte Zusammenstellung von noch älteren Spielen die erforderliche Expertise fehlte, und dass die anzulegenden Kriterien in der ersten Hälfte der Spielegeschichte andere wären. Und irgendeinen logisch begründeten Startpunkt musste ich ja wählen.
Die vergleichsweise spontane Zusammenstellung der 25 Titel machte mir viel Spaß und die Resonanz auf den veröffentlichten Beitrag war groß. Ich veröffentlichte deshalb im letzten Jahr die Fortsetzung mit „30 Spielen aus 30 Jahren“. Dabei habe ich die Zeitspanne um ein Jahr in die Gegenwart erweitert, sodass ich nun auch das mittlerweile verstrichene Jahr 2020 berücksichtigen konnte, sowie um vier Jahre in die Vergangenheit, sodass der Startpunkt nun im Jahr 1991 lag (womit ich mich vorsichtig in unbekanntes Territorium vortastete). Die neue Liste sollte für sich stehen können, die bestehende Auswahl von „25 Spielen aus 25 Jahren“ aber auch ergänzen. Es tauchen deshalb keine Titel doppelt auf.
Das gleiche gilt nun auch für die neueste Kompilation, „35 Spiele aus 35 Jahren“, die ebenfalls nur Spiele enthält, die in den älteren Listen noch nicht vertreten waren. Das bedeutet, dass einige der größten Klassiker der Videospiel-Geschichte zwangsläufig fehlen, weil sie auf einer der vorangegangenen Listen bereits inkludiert waren. Mein Anspruch war allerdings auch diesmal der, dass auch die neueste Auswahl für sich stehen können muss, und dass deshalb auch ohne Einbeziehung der anderen beiden Listen ein möglichst breites Spektrum von Spielen (und damit von Genres, Plattformen, Produktionsbedingungen und Alleinstellungsmerkmalen) abgedeckt werden soll.
Gleichzeitig gilt, dass die Summe aus allen drei Listen ein möglichst ausgewogenes Gesamtbild ergeben soll. Bei der neuesten Zusammenstellung habe ich deshalb nicht nur darauf geachtet, dass keine Titel doppelt auftauchen, sondern auch, dass vormalige Leerstellen weiter gefüllt und Häufungen von ähnlichen Spielen vermieden werden. Unter anderem war ich darauf bedacht, dass alle Jahrgänge von 1995 bis 2019 – also diejenigen Jahrgänge, die bereits dreimal dabei waren – durch mindestens zwei Titel repräsentiert werden (das heißt, wenn die drei Listen miteinander kombiniert werden). Umgekehrt habe ich darauf geachtet, dass „starke“ Jahrgänge nicht zu dominant werden, und habe es deshalb vermieden, dass aus irgendeinem Jahrgang mehr als fünf Spiele vertreten sind.
Es wird also auch weiterhin Jahrgänge geben, die stärker vertreten sind als andere – was nur natürlich ist – doch sollte die Zahl der Vertreter aus verschiedenen Zeiträumen nicht *zu* weit auseinanderlaufen. Schließlich ist neben Qualität und Originalität auch Repräsentanz ein sinnvolles Kriterium. Damit meine ich, dass es notwendig ist, Titel aufzunehmen, welche die Vorlieben und die Innovationen eines bestimmten Jahrgangs repräsentieren, auch dann, wenn sie – retrospektivisch betrachtet – nicht zu den vollendetsten Vertretern des Mediums zählen, „tote Zweige“ seiner Evolution bilden, oder die Errungenschaften, durch die sie sich einst auszeichneten, in nachfolgenden Spielen zur Regel bzw. vervollkommnet wurden.
Das gilt im Besonderen bei der Auswahl von älteren Spielen, bei der ich nun mit immer früheren Jahrgängen konfrontiert werde. Je älter ein Spiel ist, desto höher ist die Gefahr, dass es zwar im Kontext seiner Zeit ein herausragendes Spiel war, allerdings aus heutiger Sicht nicht mehr so bemerkenswert erscheint wie damals (das meinte ich weiter oben, als ich sagte, dass die anzulegenden Kriterien bei älteren Spielen andere wären). Bei der Auswahl von Vertretern aus einer Zeit, bei der ich selbst nicht „live“ dabei war, ist es mitunter herausfordernd, die historische Bedeutung eines Titels einzuschätzen – oder präziser, die Einschätzungen von Dritten auch tatsächlich nachzuvollziehen, und ihr dann den Qualität des Spiels aus heutiger Sicht gegenüberzustellen. Bei bestimmten Jahrgängen (oder auch ganzen Generationen) tue ich mich deshalb noch schwer, Spiele zu finden, bei denen ich aus persönlichen Überzeugung heraus sagen kann, dass sie mir hinreichend viele Argumente liefern, um ihnen einen entsprechenden Wert beizumessen. Ich lerne aber stets dazu und bemühe mich, meinen Horizont zu erweitern.
Der umgekehrte Fall ist übrigens nicht weniger tückisch: Bei den für meinen persönlichen Spielegeschmack prägenden Jahrgängen muss ich deshalb stets hinterfragen, ob ein Spiel, für das ich (möglicherweise nostalgisch gefärbte) Sympathien hege, auch tatsächlich Qualitäten und Eigenarten aufweist, die eine Aufnahme in eine Liste mit universellem Anspruch rechtfertigen.
Doch mehr will ich zu den Kriterien, die die Auswahl bestimmen, an dieser Stelle gar nicht sagen. Ihr mögt sie euch bei Interesse bitte in den vorangegangenen Beiträgen durchlesen. Ich möchte das dort bereits Gesagte hier nicht noch einmal wiederholen.
- Punch-Out!! (1987)
- Super Mario Bros. 3 (1988)
- Street Gangs aka. River City Ransom (1989)
- Motocross Maniacs (1989)
- ToeJam & Earl (1991)
- Star Control II (1992)
- Myst (1993)
- Pizza Connection (1994)
- Command & Conquer (1995)
- Panzer Dragoon II Zwei (1996)
- Diddy Kong Racing (1997)
- Game Boy Camera (1998)
- Crazy Taxi (1999)
- Die Sims (2000)
- Perfect Dark (2000)
- Dobutsu no Mori aka. Animal Crossing (2001)
- Ikaruga (2001)
- The Elder Scrolls III: Morrowind (2002)
- Need for Speed Underground 2 (2004)
- Resident Evil 4 (2005)
- Meteos (2005)
- God of War II (2007)
- Braid (2008)
- Bit.Trip Beat (2009)
- Bayonetta (2009)
- Heavy Rain (2010)
- Minecraft (2011)
- Nintendo Land (2012)
- Shovel Knight (2014)
- Bound (2016)
- PlayerUnknown’s Battlegrounds (2017)
- Days Gone (2019)
- Telling Lies (2019)
- The Last of Us Part II (2020)
- Loop Hero (2021)
Ich weiß, dass diese Liste sehr viel nachvollziehbarer wäre, würde sie Begründungen für die einzelnen Spiele enthalten. Aber erstens fehlt mir dafür die Zeit, und zweitens möchte ich die Bedeutung der einzelnen Titel auch gar nicht auf (zu) wenige Aspekte beschränken. Bei fast allen Spielen, die es auf die Liste geschafft haben, war der Grund dafür eine Kombination aus verschiedenen Faktoren, und schlussendlich auch ein gehörige Schuss Intuition: Das Prinzip Pi mal Daumen, nach Gefühl, aufgrund von einer (vagen) Sympathie. Schließlich ist die Entwicklung eines Digitalspiel-Kanons keine exakte Wissenschaft, sondern eine Form der Auseinandersetzung mit Kunstwerken. Und ein Werk, dessen Bedeutung und Wert sich auf wenige und sehr konkrete (schlimmstenfalls auf quantifizierbare) Eigenschaften herunterbrechen lässt, das ist oft eindimensional und wird die Zeit nur selten überdauern.
Falls ihr bei einzelnen Spielen gar nicht nachvollziehen könnt, wie sie es auf meine Liste schaffen konnten (oder warum ich einem bestimmten Spiel einer Reihe gegenüber anderen Serienteilen den Vorzug gegeben habe), fragt aber gern im Kommentarbereich nach. Ich versuche dann gern, mich zu erklären.
Fragt nur bitte nicht, warum es ein bestimmter Spieletitel *nicht* auf die Liste (oder eine der bisherigen drei Listen) geschafft hat: Das Projekt ist work-in-progress und die Zahl der insgesamt vertretenen Spiele nach oben offen. Nur weil ein Spiel bislang nicht vertreten ist, bedeutet das nicht, dass ich es nicht für würdig befände, in einer der zukünftigen Listen dabei zu sein (die ja kein Ranking darstellen, sondern gleichberechtigt nebeneinander stehen). Nur kann ich eben jedes Jahr nur so und so viele Spiele aufnehmen, und ich möchte nicht, dass nur die üblichen Verdächtigen darunter sind. Auch möchte ich, dass ich hinter meiner Auswahl stehe. Falls mir zu einem (dem Ruf nach) essentiellen Spiel der Bezug fehlt, will ich mit der Aufnahme zumindest so lange warten, bis ich sie auch aus persönlicher Überzeugung heraus begründen kann.
Das bedeutet auch, dass ich freue, wohlbegründete Empfehlungen zu lesen, für Spiele, die eurer Meinung nach in einem universellen Videospiele-Kanon nicht fehlen dürfen. Sagt mir ebenfalls sehr gern, wenn euch größere Leerstellen auffallen, was die Repräsentation von Genres, Plattformen, Produktionsländern und so weiter angeht. Und natürlich will ich euch auch in diesem Jahr ermutigen, eure eigenen Spiele-Kanons zusammenzustellen. Nicht notwendigerweise in unserem Kommentarbereich, sondern auch auf euren eigenen Blogs – wie es Benjamin bei Wall-Jump im letzten Jahr schon tat. Ich verlinke die dann gern in diesem Beitrag. Oder wie wäre es mit „alternativen“ Listen mit spezifischen Schwerpunkten oder Einschränkungen? Zum Beispiel 35 *deutsche* Spiele aus 35 Jahren? Oder Spiele ausschließlich von unbekannten Entwicklern?
Des Komforts wegen werde ich in den kommenden Tagen noch einen Beitrag veröffentlichen, in dem ich alle Titel aus den bisherigen drei Listen gemeinsam aufführe (also 90 Spiele aus 35 Jahren). Ansonsten melde ich mich im nächsten Jahr wieder zurück, dann natürlich mit 40 Spielen aus 40 Jahren. Mein Spiel des Jahres 2022 steht sogar schon fest, aber das verrate ich euch in ein paar Monaten. Und auch auf die weitere Reise in die Vergangenheit freue ich mich. Für das Jahr 1986 habe ich schon jetzt mehr als einen heißen Kandidaten. [sk]
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