Erst einmal will ich sagen, wie begeistert ich bin, von der umfassenden und positiven Resonanz, die der Auftakt dieser Reihe in den sozialen Netzwerken erfahren hat! Es gab und gibt der LIMIT-Fans viele (und viel mehr, als ich erwartet hätte) und ich freue mich unheimlich, wenn ich dem einen oder anderen Kind der 1990er ein paar schöne Jugenderinnerungen ins Gedächtnis rufen konnte.
Unter diesen Vorzeichen setze ich diese Reihe doch gern fort … und freue mich auch diesmal auf Feedback, am liebsten im Kommentarbereich unten auf der Seite.
„Kennst du LIMIT!? Musst du kennen!“
TV-Werbespot (1993)
Noch ein Hinweis vorweg: Um die Scans in voller Auflösung aufzurufen, müsst ihr die gewünschte Seite zunächst anklicken und dann rechts unten auf das (i) klicken. Daraufhin öffnet sich ganz unten ein zusätzlicher Link: „Bild in Originalgröße anschauen“. Dort klickt ihr dann drauf.
Folge 2: Ausgabe Nr. 9/96
Von der Titelseite der Ausgabe 9/96 dribbelt uns Matthias Sammer entgegen, oder mit den Worten der LIMIT: „Sammer heizt ein“. Dazu passend gibt es Poster von ihm und dem 1996er Team von Borussia Dortmund, aber auch vom halb vergessenen Schwarzenegger-Streifen „Eraser“ und vom zweiten „Werner“-Kinofilm. Daneben geht es unter anderem um „Independence Day“ und den Katastrophenfilm „Twister“, aber auch um „moderne Piraten“ und ums BMXen. (Sagt man das so?)
Als „Extra“ enthielt diese Ausgabe der LIMIT ein kleinformatiges Autogrammadressenheft mit „topaktuellen Autogramm-Adressen“ von 200 Stars („Streng geheim“). Ich erinnere mich sehr gut an das Heftchen, auch wenn ich nie einen Star tatsächlich um ein Autogramm gebeten habe.
Von Video- und Computerspielen fehlt auf der Titelseite auch diesmal jede Spur. Dazu müssen wir die unscheinbare Rubrik „Powerplay“ weit hinten im Heft aufschlagen. Doch bevor wir das tun, auch diesmal etwas Theorie vorweg.


Im besten Alter
In der letzten Ausgabe stellte ich die Frage, wie alt denn eigentlich die Leserschaft der LIMIT war. Auf der Suche nach einer Antwort rechnete ich zunächst nach, wie alt ich selbst war, als ich die LIMIT konsumierte. Ich war etwas weniger als neun, als ich meine erste Ausgabe in Händen hielt, und ich war elf, als das Magazin eingestellt wurde.
Somit las ich die LIMIT über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren, wobei ich auch das umfassende Re-Design miterlebte, dass die Zeitschrift im Frühjahr 1998 erlebte. Im Rückblick erscheint mir dieser Zeitraum überraschend lang. Obwohl ich mich lebhaft an die LIMIT erinnere, hatte ich das Gefühl, dass sie eine sehr viel kürzere Episode in meiner Jungleser-Laufbahn gewesen wäre.
Der Wikipedia-Eintrag zur LIMIT sagt über die Zielgruppe das Folgende:
„Eine Zielgruppen-Analyse ergab, dass 85 % der 9- bis 11-Jährigen und 93 % der 12- bis 14-Jährigen das Magazin mit ihrem Taschengeld bezahlten.“
Beachtet bitte, dass aus dieser Erhebung nicht hervorgeht, wie alt die Leserschaft der LIMIT tatsächlich war, sondern nur, ob die Leser aus den genannten Altersgruppen das Magazin mit ihrem Taschengeld bezahlten. Indirekt lässt sich daraus aber ableiten, dass der überwiegende Teil der LIMIT-Leser zwischen 9 und 14 Jahre alt gewesen sein dürfte, da die Marktanalysten anderenfalls wohl nicht gerade diese Altersgruppen separat aufgeführt hätten.
Mein eigenes Alter entsprach also durchaus dem der Zielgruppe, auch wenn ich mir schwer vorstellen kann, dass ich die LIMIT auch mit 12 bis 14 noch gelesen hätte (wenn es sie dann noch gegeben hätte). In ihrer ursprünglichen Form – also vor dem 1998er Re-Design – schien sie mir doch sehr aufs fortgeschrittene Grundschulalter abzuzielen und hätte bei mir im beginnender Teenager-Alter vermutlich schon Fremdscham ausgelöst. (In dem Alter begeisterte mich die big.N.) Zwar gab sich die LIMIT nach dem Re-Design ein wenig reifer, aber eben auch nur ein wenig.
Dennoch: Das „ideale“ LIMIT-Alter ist vermutlich individuell verschieden und ich will mir auch gar nichts darauf einbilden, dass ich das Heft in eher jungen Jahren las. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es auch 12- bis 14-Jährige gab, die am Magazin Gefallen fanden. Zumal die Inhalte der LIMIT nicht immer kindgerecht waren – zumindest aus Erwachsenensicht (die Kinder sehen das vermutlich anders).
Donald Duck und Horrorfilme
„Limit der Wahnsinn damals, geniale Mischung Donald Duck Comics und Horrorfilme“ [sic]
Kommentar unter dem LIMIT-Werbespot bei YouTube
Und das ist überhaupt das Spannende an der LIMIT, das bei mir die Frage aufwirft, ob ein solches Magazin heute überhaupt noch denkbar wäre. In der LIMIT ging es nämlich auch um ziemlich harte Action-Filme – in der heute diskutierten Ausgabe zum Beispiel um den Schwarzenegger-Kracher „Eraser“, der eine Altersfreigabe ab 16 hat. Michael Dudikoff ist ebenfalls nicht gerade als Kinderstar bekannt – was für die LIMIT kein Hindernis ist, ein Interview mit ihm zu führen. Und auch das Folgende ist ein Thema für die LIMIT: eine taiwanische Spezialeinheit, die „mit Maschinengewehren gegen Seeräuber“ kämpft. Muss man erstmal bringen.


Das sind natürlich genau die Themen, die einen durchschnittlichen Zehnjährigen in Begeisterung versetz(t)en, während sie bei einigen Eltern möglicherweise Kopfschmerzen verursachten. Zumal die LIMIT mit der Disney-Lizenz warb und der Disney-Konzern damals noch stärker mit dezidiert kindgerechter Unterhaltung assoziiert war, als das heute der Fall ist. DerLeser.net mutmaßt deshalb, ob möglicherweise das der Grund war, warum der überwiegender Teil der Leser das Heft mit dem eigenen Taschengeld bezahlte:
„Wohl oft weil es nicht auf der pädagogischen Linie der Eltern lag. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum der Titel nur von 1992 bis 1998 auf de[m] Markt war.“
Das ist natürlich nichts als Spekulation. Näher an der Wahrheit, was den Niedergang des Magazins angeht, dürfte Stefan Mertlik auf likeitis93.com liegen, der dort schreibt:
„Doch mit der Zeit wurde die Zielgruppe der 9- bis 13-Jährigen älter und neue Kundschaft wuchs nur schleppend nach. Im April 1998 lag die durchschnittliche Auflage nur noch bei 100.000 Einheiten*, weshalb das Magazin überarbeitet und per Relaunch neu auf den Markt gebracht wurde.“
(*In Hochzeiten waren es 260.000 Einheiten.) Die geburtenschwachen Jahrgänge sind also schuld, dass es die LIMIT nicht mehr gibt!? Oh je.
Ich erwähnte diesen Relaunch bzw. dieses Re-Design schon mehrfach. Ohne an dieser Stelle ins Detail zu gehen, war selbst für mich als damals Zehnjährigen offensichtlich, dass die LIMIT fortan auf ein etwas älteres Publikum schielte. Weshalb ich das Re-Design, wenn ich mich recht erinnere, auch ziemlich cool fand. Schließlich stand ich selbst davor, das Grundschulalter hinter mir zu lassen, und hatte nun ein Heft vor mir, das man guten Gewissens auch einem Beinahe-Teenager in die Hand geben konnte. Doch wie auch Stefan Mertlik sagt:
„Half jedoch alles nix! Noch im selben Jahr verabschiedete sich der Egmont-Ehapa-Verlag […] von der Limit.“
Immerhin darf ich sagen, dass ich bis zum Schluss dabei war.
Es gibt keine schlechten Spiele, es gibt nur falsche Wertungen
Doch wenden wir uns dem eigentlichen Thema dieser Reihe zu, dem Videospiele-Teil der Ausgabe Nr. 9/96. In seinem Aufbau ist er identisch mit dem in Ausgabe 8/96, die besprochenen Spiele sind aber selbstverständlich andere. Auch diesmal sind es zwölf an der Zahl, und auch diesmal sind darunter viele, von denen ich noch nie gehört habe.
Dabei fallen die Wertungen, die die Spiele von der LIMIT erhalten, sogar noch höher aus als in der vorangegangenen Ausgabe: Mit 87 % wird das Fußballspiel „Onside Soccer“ regelrecht abgestraft, denn: „Leider fallen die komplizierte Steuerung per Tastatur und das unscharfe Bild negativ auf.“
Eine perfekte Wertung von 100 % gibt es auch diesmal, und zwar für „Virtua Fighter PC“. Das ist zugleich der „Tip das Monats“; und wie beim vorangegangenen Spiel des Monats auch, verlost die LIMIT auch diesmal einige Exemplare. Da stellt sich mir natürlich die Frage, ob die LIMIT gezielt vom Tip des Monats Gewinnspiel-Exemplare organisiert, oder ob das Vorhandensein von Gewinnspiel-Exemplaren nicht vielleicht Bedingung für die Kür zum Tip des Monats ist? Hmm.
Es gibt sogar noch ein zweites Spiel, das 100 % kassiert, und zwar der Echtzeitstrategie-Klassiker „Z“. Der muss anders als Virtua Fighter PC mit zwei Sätzen auskommen, was allerdings daran liegt, dass er bereits im Januar „Tip des Monats“ gewesen sei, seine Veröffentlichung sich allerdings verschoben hat.
Die „Tests“ der LIMIT lassen außerdem keinen Zweifel daran, dass „interaktive Filme“ oder FMV-Games im Jahr 1996 der heiße Scheiß waren: Da wird zum einen „Urban Runner“ mit 90 % bedacht, und zum anderen das mir vollkommen unbekannte „Hardline“ mit 96 % geadelt. Wobei ich allein aus dem Mini-Text der LIMIT nicht schlau würde, welche Art Spiel es überhaupt ist: „Gewaltige Detonationen erschüttern die Umgebung. Man findet sich mitten in einem Bandenkrieg wieder. Ein Sektenguru möchte das Chaos nutzen und die Menschen unterwerfen. Das darf nicht geschehen! Für PC von Virgin“. Das war’s. 96 % drunter und fertig ist der Lack.
(Fun Fact zu Hardline: „Mr. Emotion“ David Cage komponierte die Musik.)


If it ain’t broke, don’t fix it…
Besonders kurios finde ich allerdings, dass das Seitenlayout exakt(!) dem Layout der Ausgabe 8/96 entspricht: Soll heißen, die Anordnung und Größe der farbigen Blöcke und damit der einzelnen Texte und Screenshots ist zu 100 Prozent identisch! Sogar das fehlende Wörtchen „Spielspaß“ unter der Wertung rechts oben auf der ersten Seite fehlt auch diesmal wieder! Argh!!
Blättern wir um, auf die nächste Doppelseite. Dort finden wir auch diesmal einige Cheats, Internet-Adressen und Telefonnummern von Publishern, sowie die aktuellen LIMIT-Lesercharts. Den „Virtual Voyager“ darf man direkt wieder vergessen, und „Space Dude“ ganz genauso. Das ist nämlich laut der LIMIT „Der letzte Heuler“.
Der Vollständigkeit halber noch ein Blick auf die aktuellen VHS-Veröffentlichungen, die der Form nach ebenfalls zur Rubrik „Powerplay“ zählen. Der Tip des Monats ist dort die Steve-Martin-Komödie „Ein Geschenk des Himmels“, und natürlich gibt es auch davon einige Exemplare zu gewinnen. Na dann viel Glück.


Das soll es für diesen Monat gewesen sein. Im Oktober sehen wir uns wieder und schauen uns Ausgabe 10/96 an. Und ich darf schon einmal verraten: Der Spieleteil sieht dann ein wenig anders aus. [sk]
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