Die Games Convention 2008 war die letzte „echte“ Games Convention. Nachdem die Messe 2002 aus der Taufe gehoben wurde (mehr zu den Hintergründen hier) und in den folgenden Jahren stetig und zeitweise sehr rasant wuchs, war 2008 das Jahr, in dem die Marke von 200.000 Besuchern erstmals übertroffen wurde. Ein Gaming-Event in dieser Größenordnung hatte Europa bis dahin nicht gesehen.

Fast eineinhalb Jahrzehnte später habe ich mich durch meine Foto-Aufnahmen von damals geklickt und möchte nun die schönsten Bilder online stellen. Warum gerade die Fotos aus 2008? Zwar war ich seit 2003 auf jeder einzelnen Games Convention dabei, allerdings besaß ich vor 2008 noch keine Digitalkamera. Aus früheren Jahren liegen mir daher nur analoge Fotos vor, die ich bei Gelegenheit zwar auch gern digitalisieren möchte, aber das braucht etwas mehr Zeit. Außerdem sind viele der älteren Fotos nicht sehr gut gelungen, da ich lediglich eine billige Kleinbildkamera besaß, die für das Fotografieren im Zwielicht der Messehallen denkbar schlecht geeignet war. Meine Canon Digital IXUS 70 aus 2008 war dafür zwar auch nicht optimal, erreichte aber akzeptable Resultate.

Mit Ausnahme des Titelbilds habe ich die Fotos in diesem Beitrag in keiner Weise nachbearbeitet, um einen möglichst unverfälschten Eindruck von damals zu vermitteln.


Glashalle

Im Unterschied zu den ersten Ausgaben der Games Convention war die voluminöse Glashalle im Zentrum des Geländes in den letzten Jahren der Messe kaum noch von Ständen gesäumt, schließlich benötigten die wachsenden Besuchermassen Jahr um Jahr mehr Raum, um zwischen den umliegenden Messehallen zu wandeln. Der Stand des Radiosenders Sunshine Live mit dem blauen Babykopf-Ballon hatte allerdings Tradition und auch EA leistete sich neben dem maßgeblichen Stand in einer der Messehallen einen zusätzlichen Stand in der Glashalle, ganz allein für Mirror’s Edge. Der wartete mit einer spektakulären Gestaltung auf, die nicht nur die Architektur aus dem Spiel in die Realität holte, sondern auch spezifisch auf den Standort auf der südlichen Galerie der Glashalle zugeschnitten war. Sogar Rohrattrappen in roter Signalfarbe fehlten nicht! Hier wusste jemand, was er tat, und rein auf seine Gestaltung bezogen war das einer meiner Lieblingsstände in der Geschichte der Games Convention.


Sony

Doch begeben wir uns in die Messehallen, und direkt zu einem Schwergewicht der Branche. Kaum ein Aussteller bewies Jahr um Jahr so viel Kreativität bei der Gestaltung seines Standes wie Sony. Auch 2008 bildete hier keine Ausnahme. Auf großzügigen 2000(!) Quadratmetern* präsentierte Sony stimmungsvolle kleine Themenwelten, die sich zu einem bunten Ganzen fügten. Eines der Highlights war ganz klar das erste Little Big Planet, das mit überlebensgroßen Sonnenblumen und einem Riesen-Skateboard, und an wirklich vielen Anspielstationen beworben wurde. MotorStorm: Pacific Rift durfte unter Palmen und auf Rindenmulch angezockt werden, derweil Autoreifen als Sitzgelegenheiten dienten. Killzone 2 und SOCOM: Confrontation gehörten zu den Spielen im 18er-Bereich und waren hinter martialischem Maschendraht und Mini-Panzersperren vor den neugierigen Blicken der Minderjährigen geschützt.

*Zum Vergleich: Der größte Stand auf der diesjährigen Gamescom in Köln maß laut GamesWirtschaft lediglich 1500 Quadratmeter. Außerdem handelt es sich dabei noch nicht einmal um einen regulären Stand, sondern um die „Messe in der Messe“, die Indie Arena Booth. Der einzige auf der Gamescom 2022 vertretene Konsolenhersteller, Microsoft, gab sich in diesem Jahr mit gerade einmal 650 Quadratmetern zufrieden. (Vor Covid-19 gab es allerdings auch Stände, die mehr als 3000 Quadratmeter umfassten.)


Konami, Atari …

Im Allgemeinen galt jedoch: Die Zeit der besonders spektakulären Stand-Designs, die um das Jahr 2005 ihren gefühlten Höhepunkt erreicht hatte, war 2008 eigentlich schon vorbei. Zwischen 2004 und 2006 waren die Besucherzahlen der Games Convention innerhalb kürzester Zeit rapide gewachsen (von etwa 100.000 auf fast 200.000 Besucher). Das stellte nicht nur die Messe Leipzig vor Herausforderungen, sondern auch an die Aussteller. Zunehmend ging es darum, den ohnehin vorhandenen Besuchermassen Herr zu werden. Spektakuläre Konstruktionen und verschwenderische Standkonzepte waren dabei eher hinderlich. Größere Stände bedeutenden höhere Kosten, die man bei der Gestaltung einsparen musste. Mit anderen Worten: Masse statt Klasse begann das Bild der Messe zu prägen, sodass die Stand-Designs ein wenig zum Opfer des eigenen Erfolgs wurden (auf der Gamescom in Köln freilich noch viel stärker als auf der Leipziger Games Convention).

Immer noch stilvoll, aber gleichzeitig ziemlich schlicht, war etwa der Messestand von Konami, damals noch eine veritable Größe im Spiele-Business. Traditionell gehörte der Konami-Stand zu meinen Lieblingen, auch wenn das PlayStation-lastige Portfolio des Unternehmens für einen Nintendo-Besitzer wie mich nicht allzu viel bereithielt, was ich tatsächlich würde kaufen können. Mit dem Erscheinen von Wii und Nintendo DS änderte sich das und ich erinnere mich, am Konami-Stand Castlevania: Judgment angespielt zu haben. Wenn mich meine Augen nicht täuschen, wurde wohl auch Castlevania: Order of Ecclesia gezeigt, obwohl ich es auf den einschlägigen Line-Up-Listen im Internet nicht finden konnte. Nicht im Bild, aber irgendwann einmal einen eigenen Artikel wert: Konami hatte stets die edelsten Programmheftchen.

Direkt gegenüber prangte über einen zweckmäßgen, jedoch ebenfalls nicht ganz kleinen Stand das Atari-Logo. Unter diesem Label veröffentlichte die Infogrames-Gemengelage unter anderem das erste The Witcher, aber auch Spiele aus der Dragonball- und der Naruto-Reihe, mit denen die spätere Distributions-Kooperation mit Namco Bandai Games ihre Schatten vorauswarf. Doch auch casualige Titel wie My Horse & Me fanden sich im Portfolio. Im Hintergrund ist außerdem der Stand von Codemasters zu sehen, das damals noch nicht auf Rennspiele abonniert war.


Noch mehr Games-Convention-Fotos seht ihr im zweiten Teil dieses Beitrags! [sk]