Liebe Leserinnen und Leser,

schön, dass ihr wieder reinschaut, zum ersten Logbucheintrag im neuen Jahr. Wir sagen euch, womit wir uns in den letzten Wochen die Zeit vertrieben haben.

Dabei haben wir diesmal auch wieder einen geschätzten Freund des Hauses an unserer Seite: Tony – seit über einer Dekade der Betreiber von JPGAMES.DE – teilt mit uns sein Inventory und seine Meinung zum Thema des Monats.

Und das lautet diesmal: Hochgelobt und dann vergessen: Sind heiß erwartete Blockbuster überbewertet?

Es geht also um das Phänomen der Spiele-Blockbuster, die bereits Monate (vielleicht sogar Jahre) vor Release gehyped und heiß erwartet werden, und die bei Erscheinen auch sehr gute Wertungen erhalten – über die aber schon wenige Wochen später kaum noch einer spricht. Jahrelange Aufregung – plötzliches Verpuffen. Wie ist das zu erklären? Schätzen Fachpresse und SpielerInnen die Qualität und Popularität von Blockbuster-Spielen systematisch falsch ein?

Unsere Gedanken finden sich unten – eure vielleicht bald im Kommentarbereich? [sk]


INVENTORY: Die aktuellen Favoriten der Redaktion
foto7_2Sylvio @spielkritik

Spielt: Metro 2033 Redux, Mafia: Definitive Edition, Prince of Persia: Warrior Within
Liest: Immer noch Tom Clancy: Gnadenlos.
Schaut: A Taxi Driver, Longing for the Rain, Honey Cigar, Le Bonheur, Sorry We Missed You, Irma Vep
Hört: David Bowie: Reality
Und sonst? Hat einen neuen Workflow für seine SPIELKRITIK-Artikel, und bisher funktioniert der auch sehr gut.

OKhjZsqh_400x400Pascal @pascalthehoff

Spielt: Eastward, Psycholonials, Halo Infinite
Liest: Ada Palmer: Too Like the Lightning, Hengameh Yaghoobifarah: Ministerium der Träume, Fyodor Dostoevsky: Die Brüder Karamasow
Schaut: Dickinson, Teheran, Lupin, Scrubs, Eternals
Hört: Billy Talent, My Chemical Romance, Fickle Friends, 50s/60s Jazz
Und sonst? Braucht, nachdem seine GOTY-2021-Liste fertig ist, eine dicke Auszeit von Games… Mal schauen, ob er bis Elden Ring wieder Energie hat.

Profilbild JessicaJessica @JessicaKathmann

Spielt: Gorogoa
Liest: Wissenschaftliche Papers zu verschiedenen psychologischen Themen.
Schaut: Zurück ins Outback, Don’t Look Up
Hört: Nichts Bestimmtes.
Und sonst? Findet es schade, dass im dunklen Januar keine Weihnachtsbeleuchtung mehr in den Gärten und Fenstern ist.

dennis-1
Dennis @VG_Analyse

Spielt: Dark Souls, Castlevania: Aria of Sorrow
Liest: Die neueste Ausgabe von Film & Video: Das BDFA Clubmagazin
Schaut: The Power of the Dog, Promising Young Woman, I Care a Lot
Hört: Diverse Podcasts.
Und sonst? Hat zurzeit einige Video- und Kurzfilmprojekte abzuarbeiten, die bis nächsten Monat Zeit in Anspruch nehmen.

Freund des Hauses: Tony @jpgames_de

Spielt: Zum ersten Mal Skyward Sword (HD) und zum ersten Mal Skyrim. Derzeit eigentlich nur Skyrim – auf der Switch. Ja, ohne Mods.
Liest: Neuerdings Newsletter, weil die zu mir kommen und pointiert sind. Axios Gaming und GamesWirtschaft. (Was ist noch gut?)
Schaut: Zurzeit spiele ich.
Hört: Radio RSA – 80er-Jahre-Musik. Ja, echt. Im Home-Office Vinyl.
Und sonst? Möchte seit zwei Monaten seine alte Nintendo Switch (erste Serie) verkaufen, aber hat’s bis heute nicht geschafft.


MEINUNGSKASTEN: Hochgelobt und dann vergessen: Sind heiß erwartete Blockbuster überbewertet?
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Sylvio meint:

Natürlich lässt sich darüber streiten, ob heiß erwartete Blockbuster die Bewertungen, die sie mehrheitlich erhalten, auch tatsächlich verdienen. Ich glaube allerdings, dass die Gründe für das oftmals schnelle Vergessen dieser Spiele mit der Qualität selbst wenig zu tun haben. Zunächst einmal sind Spiele dieser Kategorie nur selten überraschend: Sie richten sich an ein größtmögliches Publikum und tun kaum Dinge, die *wirklich* unerwartet sind. Und die Dinge, die sie tun, wurden im Rahmen einer hochtourigen Vorberichterstattung bereits bis in die Details ausgewalzt. Der Release birgt so fast keinen Nachrichtenwert mehr, derweil Reviews zu einer ritualisierten Formalie verkommen, deren Daseinszweck darauf beschränkt ist, zu bestätigen (seltener zu falsifizieren) was über Monate hinweg vor-rezipiert und vor-evaluiert wurde. Den Rest erledigt die Verengung der Spieleraufmerksamkeit auf den Veröffentlichungszeitraum. Zeit zur Reflexion, und zum zwischenmenschlichen Austausch, bleibt so leider kaum.

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Dennis meint:

Der Greifhaken aus Halo Infinite, der flüssige Weltenwechsel in Ratchet & Clank: Rift Apart oder die Informationssuche in Deathloop – oft ist es ein spielerisches Feature, das Videospiel-Journalisten in den Himmel loben. Die drei genannten Titel haben zur Veröffentlichung hohe 90er-Wertungen erhalten und wurden in einigen Kritiken sogar als Meisterwerk betitelt. Doch gegen Ende des Jahres gab es kaum noch Gesprächsbedarf. Der permanente Innovations- und Optimierungswahn hat wahrscheinlich dafür gesorgt, dass manche Spiele mit kleinsten Neuerungen oder minimalen Verbesserungen sofort die Höchstwertung erhalten. Ein neuartiges Konzept allein macht heutzutage aber noch lange kein großes Spiel. Wir werden mit kreativen Spielideen regelrecht überflutet. Es braucht daher auch einen genialen Spielaufbau und besondere Momente, um aus der Masse herauszustechen. Wir sollten uns daran gewöhnen, dass ein großes Highlight nicht länger in den erstgezeigten Gameplay-Szenen oder erstveröffentlichten Kritiken zu erkennen ist. Denn ein spielerisches Meisterwerk reift mit der Zeit.

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Pascal meint:

Wie im Indie-Bereich gibt es auch bei Blockbustern Highlights und viel Einheitsbrei. Einzig das Verhältnis wirkt verzerrt, da wir unter Blockbustern die Lowlights umso sehr mitbekommen. Über die Jahre gab es – auch jüngst – genug große Spiele, die zu Recht Klassiker wurden. Dark Souls, Breath of the Wild, Death Stranding und Co. haben allesamt lange Beine und erreichen mit ihren aufregenden Ideen umso mehr Menschen. Aus diesem Grund der möglichst breiten Streuung faszinieren mich (nicht nur bei Videospielen) besonders die Werke und Schaffenden, die Popularität mit Experimentierfreudigkeit oder künstlerischem Anspruch verbinden und damit den Zeitgeist in ungeahnte Richtungen lenken.

Tony meint:

In den meisten Fällen ist die Erwartungshaltung an „heißersehnte Blockbuster“ zu hoch. Der Sog aus PR-Zuspitzung, Vorfreude der SpielerInnen und zunehmend oberflächlicher Begleitung durch Medien führt bis zum Launch-Day zu einem Teufelskreis, dem sich (einige) Teilnehmende entweder nicht entziehen können, oder nicht wollen. Bis die Rezensionen eintreffen, ist das Kind manchmal schon in den Brunnen gefallen. Die größte Verantwortung haben hier – natürlich – die Medien. In dieser Woche las ich Hands-on-Previews zu einem „heißersehnten Blockbuster“, in denen Aspekte hervorgehoben wurden, die man noch gar nicht überprüfen konnte. Aber ein Entwickler stand zur Seite und seine Versprechen waren Teil der Previews. Der erwartungsvolle Leser nimmt mit, dass es wohl so sein wird. Aber: Ich finde es nicht per se falsch, „heißersehnten Blockbustern“ mehr Berichterstattung zukommen zu lassen (auch um damit Geld zu verdienen). Wenn es berichtenswerte Neuigkeiten gibt. Ich finde es übrigens auch nicht falsch, sich auf Spiele zu freuen. Ganz im Gegenteil. Es muss nur eben alles mit ein bisschen Sinn und Verstand passieren…


Logbucheintrag Ende. Ende Februar melden wir uns wieder. Ein neuer Freund (oder eine neue Freundin) des Hauses und ein neues Thema des Monats werden natürlich auch dabei sein. Lasst euch überraschen. Bis dahin!

Beitragsbild dieses Quest-Logs: Metro 2033 Redux (4A Games & Deep Silver, 2014).