Folge 10: Der Januar 2017
Das Jahr hat gerade erst angefangen, da reisen wir schon wieder in die Vergangenheit – in den Januar 2017 um genau zu sein. Da beginnt das zweite Kalenderjahr in der Geschichte von SPIELKRITIK, und es beginnt mit einem weiteren Gastbeitrag aus der Reihe GASTSPIELER. Wer mehr über die Hintergründe lesen möchte, schaue bitte in die letzte Ausgabe von Backtracking rein; eine Wiederholung spare ich mir hier.
Lesetipps und Co-Piloten
Der erste Gastbeitrag des Jahres 2017 stammt aus der Feder von Patrick Pohsberg und trägt den schönen Titel „Von Spieleberatern und Co-Piloten“. In dem Artikel geht es zum einen um die berühmten Spieleberater (sprich: Lösungsbücher) aus dem Hause Nintendo, die vor allem zu SNES-Zeiten ein fester Bestandteil eines Nintendo-Haushalts waren. Und zum anderen geht es um das gemeinsame Spielen mit einem „Co-Piloten“, etwa einem Geschwisterteil oder einem Freund, der das Lösungsbuch studiert, unterdessen die andere Person tatsächlich spielt.
Ich mochte den vergleichsweise knappen, schnörkellosen Artikel total und stehe damit nicht allein da: In der Jubiläumsausgabe unseres Quest-Log kürte André „VSG“ Eymann den Beitrag zu seinem Lieblingsartikel in der bis dahin fünfjährigen Geschichte von SPIELKRITIK. Wenn das kein Kompliment ist!
Im Januar 2017 folgte dann zunächst eine weitere Ausgabe unserer beliebten Reihe „Lesenswert“, der im Verlauf des Monats drei weitere Ausgaben nachfolgen sollten. Ich habe auch für diesen Rückblick alle Leseempfehlungen noch einmal durchgesehen und Links, die nach nunmehr fünf Jahren nicht mehr funktionierten, so gut es ging repariert. Hier gelangt ihr zu den einzelnen Ausgaben: Eins, zwei, drei, vier.
Ehre und Dissonanz
Doch am 06. Januar schloss sich auch schon der nächsten Gastartikel an, diesmal von Roberto Kracht. Der stellte die Frage „Ehre, wem Ehre gebührt?“ und vergleicht, wie Entwicklerpersönlichkeiten einerseits und Influencer andererseits von der Spielergemeinde wertgeschätzt werden. Zwar habe ich den Eindruck, dass die von Roberto diagnostizierte „Anti-Entwicklerkultur“ in den letzten Jahren einigen Gegenwind erfahren und sich deshalb wieder etwas abgeschwächt hat, aber interessante Denkanstöße bietet der Text auch heute noch. Zumal der Einfluss von Influencern seit Erscheinen des Artikels vor fünf Jahren nur gewachsen ist.
Nach Robertos Artikel gönnte sich GASTSPIELER eine Pause, denn die Halbzeit des Specials war erreicht. Zwei Wochen später blickte ich in „Halbzeitfazit und alle Autoren“ auf die bis dahin erschienenen Gastbeiträge zurück und leitete zugleich auf die zweite „Halbzeit“ hin. Die begann am 24. Januar 2017 mit dem Artikel „Der Effekt der ludo-narrativen Dissonanz“ von Sascha Kretzschmar. Dieser Beitrag sollte sich zu einem unserer ersten Dauerbrenner entwickeln, da er nach einigen Monaten sehr gute Platzierungen bei Google erreichte und einen stetigen Strom von Besuchern zu SPIELKRITIK führte: Menschen, die wissen wollten, was es mit diesem immer mehr an Popularität gewinnenden Begriff auf sich hat, der heute zum Standard-Repertoire der Spielekritik zählt.
Saschas Artikel war aber noch in anderer Hinsicht wichtig für mich, und damit indirekt auch für SPIELKRITIK. Durch Sascha hörte ich erstmals vom GAIN Magazin, in dem er im Sommer 2017 einen Gastartikel veröffentlichte. Sascha half mir dann auch, den Kontakt zum Herausgeber herzustellen, was schließlich dazu führte, dass ich noch im Herbst des Jahres selbst als Redakteur zu dem kleinen, aber feinen Printmagazin stieß. Inzwischen schreibe ich für das GAIN Magazin seit fast fünf Jahren. Aber dazu, und wie sich das auf SPIELKRITIK auswirkte, an anderer Stelle mehr.
Rückzug vom Rückzug: Ein wichtiger Beitrag
Den Monat beschließen durfte Matthias Schillig. „Wider den Elitismus“ lautete der Titel seines „kontrovers diskutierten ‚opinion piece‘ Zaratustra’scher Prägung“, dem ich auch schon in unserem alten Backtracking-Format eine besondere Bedeutung für die Entwicklung von SPIELKRITIK.com attestierte. Das war allerdings noch nicht die ganze Geschichte, denn auch die Genese des Beitrags verlief in ziemlich krummen Bahnen.
Es beginnt damit, dass Matthias meine Einladung im November 2017 zunächst angenommen hatte, mit der Entscheidung für ein Thema jedoch haderte. Am 17. Dezember teilte er mir schließlich mit, dass er seine Teilnahme zurückziehen möchte, da er meinen Einleitungsartikel zum Special gelesen habe, sich mit den dort dargelegten Leitgedanken aber nicht wirklich identifizieren könne. Nur zwei Tage später erreichte mich jedoch die nächste Nachricht, in der Matthias mir mitteilte, mir nun doch einen „spontan verfassten Text“ zu schicken, den ich – wenn ich das noch wollte – im Rahmen des Specials veröffentlichen dürfe. Diese Nachricht erreichte mich am Abend des 19. Dezember und somit wenige Stunden nachdem Noras Gastbeitrag über die Probleme der Open World den eigentlichen Startschuss für das Special gegeben hatte. Ich vermute daher, dass Matthias‘ Artikel ein Stück weit eine Reaktion auf Noras Gastartikel war, wie schon sein vorübergehender Rückzug vom Special eine Reaktion auf meinen Einleitungsartikel war.
Entsprechende Meinungsverschiedenheiten lassen sich dann auch in den Kommentarbereichen von Noras als auch von Matthias‘ Artikel sehr schön nachverfolgen, wo insbesondere Matthias und Nora gegensätzliche Positionen vertreten, aber stets wunderbar respektvoll, und damit unterm Strich auch fruchtbar, miteinander „streiten“. So sollten Kommentarbereiche aussehen!
Doch springen wir noch einmal ein paar Tage zurück. Nachdem ich Matthias‘ Entwurf am 19. Dezember 2016 in meinem Email-Postfach fand, zögerte ich tatsächlich erst einmal, ob ich seinen Artikel auch wirklich bei SPIELKRITIK veröffentlichen möchte. Das lag daran, dass einige Aspekte des Textes meinen eigenen Ansichten zur Spielekritik auf sehr grundsätzliche Art und Weise entgegenliefen. Zwar gilt für GASTSPIELER die Regel, dass die Gastautoren in der Wahl ihrer Themen und dem Vertreten ihrer Positionen frei sind. Allerdings hatte mir in diesem Fall Matthias selbst die Entscheidung überlassen, ob ich seinen Artikel denn veröffentlichen wolle.
Doch nachdem ich mir alles gründlich durch den Kopf hatte gegen lassen, tat ich das dann auch, und zwar ohne inhaltliche Änderungsvorschläge. Wobei es aber schon seinen Grund hatte, dass ich Matthias’ Beitrag nicht an den Anfang des Specials stellte, sondern „erst“ an siebter Stelle veröffentlichte – weil er eben doch ein bisschen das schwarze Schaf war, inmitten der anderen neun Gastbeiträge. Wenn auch ein sehr wortgewaltiges schwarzes Schaf.
Im Rückblick bin ich uneingeschränkt froh darüber, dass ich damals nicht versuchte, den Text „zurechtzubiegen“, der mir seither als Richtschnur für das Ideal der größtmöglichen Meinungsdifferenz auf SPIELKRITIK.com dient; als Präzedenzfall sozusagen, ohne den sich das Projekt in den nachfolgenden Jahren vielleicht ganz anders – autoritärer? – entwickelt hätte. Stattdessen weckte der Artikel bei mir die Vorfreude darauf, auch und gerade im Rahmen der Reihe GASTSPIELER Texte zu erhalten, mit denen ich nicht gerechnet und die ich selbst nicht aktiv initiiert hätte.
Bedauerlich ist nur, dass Matthias „Nocthurn“ in den darauffolgenden Jahren so ganz aus meinem Blickfeld verschwunden ist. Schreiben konnte der Mann, das ist mal sicher. Und falls er unwahrscheinlicherweise hier reinschauen und diese Reminiszenzen lesen sollte: Du bist als erneuter Gastautor stets willkommen.
Spiele und Behinderungen
Das war es zu GASTSPIELER im Januar 2017. Doch wir sind noch nicht fertig. Auch außerhalb des Gastautoren-Specials war der Monat erstaunlich vollgepackt mit Inhalten. Neben den schon erwähnten Lesenswert-Ausgaben veröffentlichte ich selbst drei Artikel bei SPIELKRITIK.
Der erste dieser Beiträge sollte sich als besonders wichtig herausstellen. Einmal mehr ausgehend von „Killer 7“ schrieb ich den „Kommentar: Götter, die das Leid nicht kennen – Krankheit und Behinderung im Videospiel“. Dieser Artikel ergab sich relativ spontan und ohne, dass ihm eine umfassende Recherche vorausgegangen wäre. Allerdings ging es mir auch nicht darum, eine fundierte Abhandlung zu leisten, als vielmehr um einen Denkanstoß, der zur Diskussion anregen und herrschende Konventionen hinterfragen sollte. Das ist mir offenbar gelungen, denn der Beitrag konnte den einen oder anderen Kommentar einheimsen.
Langfristig relevanter war jedoch, dass sich – ausgehend von diesem Beitrag – im darauffolgenden Monat die Chance auf eine Zusammenarbeit mit dem Pixeldiskurs-Podcast ergab. Der veranstaltete im Februar 2017 einen Themenmonat über „Spiele und Behinderungen“; und nachdem ich im Kommentarbereich unter dem Einleitungs-Podcast auf die entsprechenden Darstellungen in Killer 7 und meinen eigenen kleinen Beitrag zum Themenkomplex hingewiesen hatte, lud mich Stefan Simond ein, einen Gastartikel zum Themenmonat beizusteuern. Das tat ich dann auch und baute dabei auf dem gerade genannten Spielkritik-Artikel auf. Was genau dabei entstand, erzähle ich in der nächsten Ausgabe vom Backtracking – wenn es um den Februar 2017 geht, in dem mein Gastartikel veröffentlicht wurde.
Gamer83 zum Ersten, Zockwork Orange zum Zweiten
Meine anderen beiden Artikel im Januar 2017 waren ebenfalls im weitesten Sinne das Resultat von Kooperationen. Da sind zum einen die Impressionen mit dem etwas sperrigen Titel „FAST Racing NEO, Yooka-Laylee und das Gamer83-Roundup“ zu nennen. Die entstanden auf Einladung von Dennis von gamer83.de, der eine Reihe von Spiele-Bloggern eingeladen hatte, ihre Highlights aus dem Vorjahr sowie ihre Geheimtipps für 2017 kurz und bündig aufzuschreiben. Wenige Tage nach der Erstveröffentlichung auf Dennis‘ Blog veröffentlichte ich meinen Beitrag als leicht erweiterten „Extended Cut“ auch bei SPIELKRITIK.
Last, but not least erschien im Januar 2017 auch mein zweiter (und letzter) Beitrag zum Blog-Projekt #52Games von Zockwork Orange, das ich im Backtracking vom November schon vorgestellt habe. Diesmal lautete das Thema „Spiel im Spiel“, was mich sofort an eines der legendärsten Mehrspieler-Minispiele denken ließ, die mir je untergekommen sind: Anaconda aus „TimeSplitters 2“. Schade, dass der Link zum Soundtrack am Anfang des Artikels nicht mehr funktioniert… Ich sollte bei Gelegenheit einmal schauen, ob ich Ersatz finden kann.
So vollzog SPIELKRITIK auch im Januar 2017 Weichenstellungen mit bleibender Relevanz für die weitere Entwicklung der Seite sowie für mein eigenes Schreiben über Games. Der Monat steht am Beginn so mancher Zusammenarbeit, die teilweise heute noch Früchte trägt. Ich schrieb meine ersten Gastartikel für andere Gaming-Websites und wurde durch die Bekanntschaft mit Sascha auf das GAIN Magazin aufmerksam, an dessen Entwicklung ich in den darauffolgenden Jahren teilhaben durfte. Und SPIELKRITIK.com selbst wurde inhaltlich und personell diverser, als ich mir das je hätte träumen lassen. Herzlichen Dank an Patrick, Roberto, Sascha und Matthias, wie auch an Dennis und Stefan!
Sämtliche Beiträge des Januar 2017 findet ihr wie gewohnt auch chronologisch im entsprechenden Monatsarchiv. Und denkt daran: Auch ältere Beiträge freuen sich über neue Kommentare! [sk]