Folge 8: Der November 2016
Heute reisen wir zurück in den November des Jahres 2016. Es war der letzte Monat, in dem ich SPIELKRITIK allein mit Inhalten versorgte, die ersten Einladungen an Gastautoren dürfte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings schon verschickt haben.
Meine Beiträge im November waren die nahtlose Fortführung dessen, was im Oktober seinen Anfang genommen hatte. So veröffentlichte ich als ersten großen Artikel des Monats den in der letzten Ausgabe vom Backtracking schon angedeuteten Essay zu P.N.03, mit dem schönen Titel: „Einsamkeit im Garten Eden: Shinji Mikamis ‚Product Number 03‘ zwischen Kybernetik und Existentialismus“.
In diesem Artikel kam vieles zusammen, was mich damals gerade beschäftigte. Zum einen natürlich P.N.03 selbst, das ich im Vormonat wieder einmal durchgespielt hatte, aber auch (unter anderem) Killer 7 und Another World. Daneben Inspirationen aus Beiträgen auf anderen Blogs, etwa Wolfgang Walks Ausführungen zur Heldenreise, sowie aus meinem Religionswissenschafts-Studium, namentlich Niklas Luhmanns Gedanken zur Kybernetik. Ich erinnere mich nicht, wie ich zum Existentialismus-Thema fand, vermute aber, dass entweder Simone de Beauvoir oder Jean-Luc Godard Anteil daran hatten.
Der Artikel ist also ein ziemlich wildes Potpourri, frei nach dem Motto „mehr ist mehr“. Heute würde ich den Text so vermutlich nicht mehr veröffentlichen – und die Hälfte von allem rauswerfen. Überarbeiten möchte ich ihn trotzdem nicht. Ich schätze den Text als Relikt – vielleicht sogar als Höhepunkt – jener wilden, ungehemmten Frühphase von Spielkritik, als Aufrufzahlen oftmals einstellig waren und mir im positiven Sinne „alles egal“ sein konnte. Was nicht bedeutet, dass ich den Artikel gedankenlos runtergeschrieben hätte, ganz im Gegenteil: Es war der erste Beitrag für Spielkritik, der mir größere Mühen bereitete und in den ich viel mehr Zeit steckte, als mir lieb war – mehrere Wochen – und der auch aus diesem Grund immer weiter metastasierte.
Sonderlich viele Leser fand der Artikel freilich nie und bis heute krebst er mit einem einzigen „Like“ herum. Umso mehr schätze ich das positive Feedback, das ich von einzelnen klugen Menschen dann doch erhielt: Pascal Wagner kürte den Artikel zu seiner „Lieblingskritik 2016“ und machte sich auch die Mühe, einen substantiellen Kommentar drunter zu setzen. Der geschätzte Rainer Sigl urteilte in einem nicht mehr existenten Tweet: „Der war gut.“
Eventuell machen diese Testimonials ja Lust auf mehr, auch wenn ihr (wie sicherlich die meisten) das Spiel nicht kennt? Ich würde mich freuen.
Im letzten Backtracking deutete ich ebenfalls schon an, dass ich mich im Anschluss an P.N.03 mit Killer 7 beschäftigte und auch dazu gleich mehrere Artikeln schrieb. Im November 2016 waren dies zwei Beiträge, die zu einem gewissen Grad Reaktionen auf die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten am Monatsanfang waren. Ein Ereignis, dass bei mir den Wunsch weckte, Spielkritik stärker politisch zu positionieren.
„Black Characters in Games – Folge 1: Garcian Smith in Killer 7“ ist der substantiellere der beiden Artikel und bildete den Auftakt einer Reihe, die ich seither in (sehr) unregelmäßigen Abständen fortführte. Das liegt auch daran, dass das Interesse an der Reihe von Leserseite als eher überschaubar bezeichnet werden muss. Ohne die mehrfach sehr positiven Kommentare der lieben Nora Beyer, zuletzt anlässlich des fünften Geburtstags von Spielkritik, hätte ich die Reihe möglicherweise schon eingestellt; aber es gibt eben Menschen, deren Feedback ganz besonders viel bedeutet, da dürfen die Seitenaufrufe dann auch mal im niedrigen zweistelligen Bereich verharren. ;)
Nicht einlösen konnte ich den Vorausblick im letzten Satz des Artikels, demzufolge schon in der nächsten Ausgabe der Reihe ein weiterer von Greg Eagles gesprochener Charakter im Mittelpunkt stehen könnte. Ahnt jemand, welches Spiel bzw. welchen Charakter ich im Sinn hatte?
Der Artikel „The Policies and Politics of Killer 7“, der wenige Tage später noch folgte, ist ein relativ knapper Text, in dem es darum geht, wie Killer 7 nicht nur „politisch“ ist, sondern Politik zum Handlungsmittelpunkt macht. Leider handelt es sich um einen der erfolglosesten Spielkritik-Artikel überhaupt: Die quasi nicht vorhandene Resonanz ließ mich Abstand nehmen von der Idee, „The Policies and Politics of…“ zu einer Reihe zu entwickeln (sodass ein angedachter Artikel zu Shenmue nie Wirklichkeit wurde). Ob es nun an Killer 7 lag oder am Metathema, oder schlicht an der Qualität des Artikels selbst; das weiß ich nicht zu sagen.
Schließlich erschienen im November 2016 natürlich auch weitere Ausgaben der Rubrik „Lesenswert“, und zwar vier an der Zahl. Ich habe sie auch diesmal wieder durchgesehen und kaputte Links soweit möglich repariert. Hier findet ihr sie in der Reihenfolge des Erscheinens: Eins, zwei, drei, vier.
Nach all den eher schweren Themen noch etwas Leichtes zum Monatsabschluss: „Im Nachtzug mit Sam Fisher“ ist ein Text, der anlässlich der Reihe #52Games von Zockwork Orange entstand. Jede Woche gab der Blog ein neues, knapp umrissenes Thema vor, und andere Blogger waren dazu aufgerufen, Beiträge zu ebendiesem Thema auf ihren eigenen Seiten zu veröffentlichen. In der darauffolgenden Woche wurden die so entstandenen Beiträge dann in einem Sammelpost verlinkt.
Ende November lautete das Thema „Eisenbahn“. Dazu fielen mir diverse Spiele ein, sodass ich die Gelegenheit ergriff, auch einmal mitzumachen. Ich entschied mich für die meiner Meinung nach vollkommenste Mission von Splinter Cell: Pandora Tomorrow (2004) – das Zuglevel „Paris-Nizza“. Stattliche drei Kommentare erhielt der Beitrag seinerzeit. Folgt vielleicht ein vierter? Wie steht ihr zur Linearität von Zug-Levels?
Ich habe später noch einmal bei #52Games mitgemacht, aber dazu zu gegebener Zeit mehr. In jedem Fall ist es schade, dass es so etwas wie #52Games heute nicht mehr gibt, oder nicht mehr geben kann. Es funktioniert eben nur, wenn eine kritische Masse an Bloggern existiert, sodass verlässlich, Woche für Woche, zumindest eine Handvoll Beiträge herumkommen. Damals gab es diese kritische Masse noch – heute, fünf Jahre später, vermutlich nicht mehr. Leider.
Damit verabschiede ich mich, schließlich ist bald schon Zeit für das Backtracking im Dezember. Euch wünsche ich eine schöne Vorweihnachtszeit!
Eine chronologische Übersicht aller Beiträge findet ihr wie gewohnt im Monatsarchiv des November 2016. [sk]