Liebe Leserinnen und Leser,

der November nähert sich seinem Ende und bald schon ist Weihnachten. Schön, dass ihr auch diesmal reinschaut, zum vorletzten Quest-Log des Jahres.

Ihr kennt das sicherlich: Manche Spiele hat man in schönster Erinnerung. Aber wenn man sie noch einmal spielt, dann ist es aus dem einen oder anderen Grund einfach nicht dasselbe. Dann wünscht man sich, man könne die Erinnerungen löschen, sich noch einmal überraschen lassen, und ein geliebtes Spiel erneut – ein erstes Mal – erleben.

Unser Thema des Monats im Meinungskasten: Welche(s) Spiel(e) würden wir noch einmal zum ersten Mal spielen wollen?

Natürlich haben wir auch diesmal einen geschätzten Freund des Hauses an unserer Seite. Todde von Toddes Nerdcast feierte erst vor wenigen Wochen sein Debüt als Gastautor bei SPIELKRITIK und teilt heute mit uns sein „Inventory“ und seine Gedanken zum Thema des Monats.

Sagt uns gern im Kommentarbereich, welche Spiele ihr am liebsten noch einmal ganz neu erleben möchtet. Oder sind derartige Gedankenspiele ohnehin nur Quatsch? Wir freuen uns auf eure Comments und wünschen euch eine schöne Adventszeit! Bleibt vor allem gesund! [sk]


INVENTORY: Die aktuellen Favoriten der Redaktion
foto7_2Sylvio @spielkritik

Spielt: Civilization VI, Fallout: New Vegas, Mafia: Definitive Edition
Liest: Heinz Strunk: Jürgen
Schaut: Apocalypse Now: Final Cut, Words of Negroes, The Juniper Tree
Hört: Scooter, Björk
Und sonst? Ist unangenehm auf die Schn… gefallen und kämpft immer noch mit einem verstauchten Handgelenk.

OKhjZsqh_400x400Pascal @pascalthehoff

Spielt: Halo Infinite, Shin Megami Tensei V, Cruis’n Blast, Critters for Sale, Ridge Racer (PSP)
Liest: A Women’s History of the Beatles, Cho-Nam Joo: Kim Jiyoung, Born 1982
Schaut: The Morning Show, The Beatles: Get Back, Blade Runner, La Chinoise, Raw
Hört: Bent Knee, Silk Sonic, IDLES, Against All Logic, Taylor Swift, viel Vaporwave
Und sonst? Hatte sich nach Tales of Arise vorgenommen, seine Zeit vorerst nicht mehr mit JRPGs zu verschwenden… und eine Woche später Shin Megami Tensei V bestellt.

Profilbild JessicaJessica @JessicaKathmann

Spielt: NieR: Automata, Outlast 2
Liest: C.G. Jung-Journal Nr. 48: Komplexe – Vom Teufel geritten
Schaut: Blindspot
Hört: Nichts Bestimmtes.
Und sonst? Will dieses Jahr früher mit der Weihnachts-Deko anfangen, um vielleicht mal mehr als zwei Tage vor Heiligabend in Weihnachtsstimmung zu kommen.

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Dennis @VG_Analyse

Spielt: The Simpsons: Hit & Run, Clock Tower: The First Fear, James Bond 007: Everything or Nothing
Liest: Die ersten Beiträge von Spielvertiefung.
Schaut: Fahrenheit 11/9, Leave No Trace, The Conjuring
Hört: Billy Talent: End Of Me (feat. Rivers Cuomo)
Und sonst? Hat sich nach jahrelanger Nutzung von Adobe Premiere und After Effects für eine neue Videobearbeitungssoftware entschieden.

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Iris

Spielt: Saints Row: The Third Remastered, Tales of the Neon Sea, Assassin’s Creed: Valhalla
Liest: An Introduction to English Linguistics, Vanara, viel Uni-Kram über Pädagogik
Schaut: Cowboy Bebop, Der Schacht, Dune
Hört: Billy Idol: The Roadside, Iron Maiden: Senjutsu
Und sonst? Studiert jetzt Lehramt nach, um mit ihrem Geschichts-Master endlich einen Beruf zu finden, und ist deprimiert, da sie im Februar zum dritten Mal am Ellbogen operiert wird, um wieder schreiben zu können.

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Freund des Hauses: Todde @ToddesNerdcast

Spielt: Forza Horizon 5, Diablo III
Liest: Marvel Enzyklopädie: Mit einer Einführung von Stan Lee (aus dem DK Verlag)
Schaut: Spider-Man: Homecoming und Far From Home in Vorbereitung auf No Way Home
Hört: Disturbed: Immortalized
Und sonst? Freut sich darauf, im Dezember mit guten (bisher digitalen) Freunden ganz analog Spider-Man: No Way Home im Kino zu sehen.


MEINUNGSKASTEN: Welches Spiel würden wir noch einmal zum ersten Mal spielen wollen?
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Pascal meint:

Die naheliegenden Kandidaten sind Evergreens wie Ocarina of Time, Metroid Prime oder Mass Effect, die ich allesamt von der ersten bis zur letzten Sekunde auswendig kenne. Allerdings denke ich, dass der Wunsch, diese Spiele noch einmal neu zu erleben vor allem deshalb so groß ist, weil meine Liebe mit all den Erinnerungen an sie gewachsen ist. Würde ich Ocarina of Time unvoreingenommen im Jahr 2021 immer noch so super finden wie beim 32. Durchlauf mit Nostalgiebrille? Würde ich noch mit der Steuerung eines Metroid Prime zurechtkommen oder würde ich mir konstant einen zweiten Stick wünschen? Deshalb würde ich ganz pragmatisch Spiele wählen, die ich nie mehr spielen kann, ohne sie zu vergessen: Outer Wilds und The Witness. In beiden Spielen basiert Fortschritt einzig auf gesammeltem Wissen über die Spielwelt. Und Unwissen über diese Welten kann ich nicht vortäuschen.

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Todde meint:

Mit allem Wissen und Unwissen von damals würde ich am liebsten das Debüt der Assassin’s Creed-Reihe erneut zum ersten Mal spielen. Das Setting und die Grafik faszinierten mich schon lange vor der Veröffentlichung am 15. November 2007. Wie sehr mich die Immersion packen würde, ahnte ich aber nicht, als ich das Spiel zum ersten Mal startete. Das Debüt der Reihe ließ spielerisch manche Wünsche offen und wurde schnell repetitiv. Neben der dichten Atmosphäre und der spannenden Story verblassten diese negativen Aspekte für mich aber komplett. Und auch wenn sie in den vierzehn Jahren seit dem Release von Assassin’s Creed zum Klischee wurden: Die Kamerafahrten um die „Ubisoft-Türme“ waren damals noch brandneu und nie mehr so beeindruckend.

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Dennis meint:

Ich gehöre zu den Spielern, die Spiele mehrmals durchspielen – vor allem N64-Klassiker. Dabei steht für mich weniger eine aufgefrischte Kindheitserinnerung im Vordergrund, sondern das neuartige Erleben eines älteren Spiels in der heutigen Zeit. Denn ein erneutes Durchspielen offenbart häufig Besonderheiten, die beim Erstkontakt verborgen blieben. Ocarina of Time konnte mich als Zehnjährigen mit seiner gigantischen Spielwelt beeindrucken. In der heutigen Open-World-Generation wirkt die Welt vergleichsweise winzig. Sie ist aber wunderbar zusammengesetzt und hält mit jedem neuen Areal ein neues Spielelement bereit. Eine Eigenschaft, die mir erst viele Jahre später aufgefallen ist. Auch die damals fulminante Action in The World Is Not Enough kann mich heute kaum noch vom Hocker reißen. Das hervorragende Pacing ­– das ich erst bei einem Durchgang vor zwei Jahren bemerkt habe – beeindruckt mich heute dafür umso mehr.

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Sylvio meint:

Das Spiel, an das ich bei dieser Frage unweigerlich als erstes denke, ist gar nicht mal so alt: Elex war mein Einstieg in das Genre komplexer westlicher Rollenspiele, noch vor Kingdom Come: Deliverance, The Witcher 3 und anderen. Die ersten Spielstunden waren magisch – weil ich nicht wusste, womit ich es zu tun hatte, und weil ich dem Spiel alles glaubte. Ich konnte nicht abschätzen, wie weit die Systeme und Abhängigkeiten der Spielmechanik reichten. In meinem Umwissen und meiner Naivität nahm ich es dem Wächter am Stadttor von Goliet ab, wenn er sagte, dass ich bei kleinsten Verfehlungen aus der Stadt gejagt würde und verhielt mich wie der demütigste Fremde, nur darauf aus, nicht anzuecken. Ich kam – in diesen ersten Stunden – nicht auf die Idee, Elex als System von Regeln zu sehen, das ich austricksen konnte, und begegnete der Spielwelt mit übertriebener Ernsthaftigkeit, was eine tiefe Immersion erzeugte. Ignorance was bliss.


Logbucheintrag Ende. Ende Dezember melden wir uns wieder. Ein neuer Freund (oder eine neue Freundin) des Hauses und ein neues Thema des Monats werden natürlich auch dabei sein. Lasst euch überraschen. Bis dahin!

Beitragsbild dieses Quest-Logs: Screenshot aus Hitman 2 (IO Interactive, 2018). Beschnitten, nachbearbeitet.