Liebe Leserinnen und Leser,
mit leichter Verspätung treten wir an zum allmonatlichen Quest-Log und offenbaren euch, was wir im ausgehenden September (am liebsten) gespielt, gehört, gesehen oder auch gelesen haben. Aus Gründen suboptimaler Planung (mein Fehler) müssen wir in dieser Ausgabe auf einen Gast verzichten. Allerdings werden wir im Oktober in einem anderen Rahmen eine ganze Reihe von Gästen begrüßen dürfen: Da erscheint nämliche unser großes Special zum 20. Geburtstag von GTA III.
Richtig gehört, unglaubliche 20 Jahre ist es her, seit GTA III die Open-World-Ära einläutete. Daher sei auch an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass ihr alle – erfahrene Games-Blogger, aber auch alle anderen – eingeladen seid, Gastbeiträge einzusenden, die wir im Rahmen des Specials veröffentlichen möchten. Genauere Infos dazu findet ihr HIER. Lasst euch vom offiziellen Einsendeschluss am 01. Oktober bitte nicht abschrecken: Ihr dürft auch ein, zwei Wochen später noch einreichen. Bitte sagt in diesem Fall nur vorab kurz Bescheid, damit wir abschätzen können, wie viele Beiträge uns erreichen werden und lektoriert werden wollen.
Doch zurück zum Quest-Log. Auch wenn wir keinen Gast haben, einen Meinungskasten haben wir trotzdem. Diesmal geht es um die jüngsten Games-Reglementierungen in China, von denen ihr hier und da vielleicht schon gehört habt. Sagt uns auch, was ihr selbst darüber denkt – im Kommentarbereich am Ende des Beitrags. Wir lesen uns! [sk]
INVENTORY: Die aktuellen Favoriten der Redaktion
Sylvio @spielkritik
Spielt: The Witcher 3: Blood and Wine, Star Wars: Republic Commando, James Bond 007 (1998)
Liest: Philip Pullman: The Subtle Knife
Schaut: Drei Farben: Rot, US Open, Im Juli, Incendies
Hört: Eindeutig zu wenig Musik.
Und sonst? Probiert nach Ablauf seines PS-Now-Jahresabos jetzt mal EA Play aus.
Pascal @pascalthehoff
Spielt: Tales of Arise, Eastward, WarioWare: Get it Together, Garden Story, The Artful Escape
Liest: Mithu M. Sanyal: Identitti, Rachel Yoder: Nightbitch, Yaa Gyasi: Homegoing
Schaut: Ted Lasso, Promising Young Woman, Cruella
Hört: Die Ärzte, The Cure, Orla Gartland, Kacey Musgraves
Und sonst? Oben bei “Liest” stehen zwar noch Bücher, aber seit er vor zwei Wochen Tales of Arise angefangen hat, merkt er wieder: JRPGs und Romane vertragen sich nicht gut.
Jessica @JessicaKathmann
Spielt: Overcooked! 2
Liest: Hans-Joachim Backe: Strukturen und Funktionen des Erzählens im Computerspiel
Schaut: Lennox Hill (Netflix-Doku)
Hört: Nichts Besonderes.
Und sonst? Fängt am 1. Oktober eine Teilzeitstelle an und freut sich sehr über geordnete Arbeitsverhältnisse.
Dennis @VG_Analyse
Spielt: GTA III, Star Fox Adventures, TimeSplitters: Future Perfect, Metroid: Zero Mission, AM2R, Super Metroid, Metroid Fusion
Liest: Nicht viel. Zu viele Videospiele.
Schaut: Sliding Doors, Old Boy, Stillwater – Gegen jeden Verdacht, Dune
Hört: Diverse Podcasts.
Und sonst? Kann jetzt auf seiner Wii alle Wii-, GameCube- und SNES-Spiele spielen, die es auf der Welt gibt.
MEINUNGSKASTEN: Chinas neue Härte gegen Games
Dennis meint:
Im vergangenen Jahr hat die Reaktion verschiedener Publisher auf die BlackLivesMatter-Bewegung gezeigt, dass Einschränkungen in Online-Games einem guten Zweck dienen können. Spieler sollten mit bestimmten Protestaktionen auch mal auf ihr Hobby verzichten können. Natürlich darf das Feedback nicht fehlen. Eine gepflegte Rücksprache mit der Community ist mehr als angebracht und fördert ebenso eine positive Diskussionskultur. Dieser demokratische Ansatz scheint mir wesentlich vielversprechender als die Einschränkungen, die in China angeordnet werden. Mit vorgegebenen Online-Spielzeiten kann ich mich noch arrangieren, solange eine nachvollziehbare Begründung vorliegt. Die Vorgabe und Abänderung von Inhalten kommt allerdings einer Zensur gleich. Welcher Spieler oder Entwickler möchte das? Hier fehlt mir die Absprache mit der Community. Hierzulande darf glücklicherweise noch geredet werden. Es hilft nur fleißiges Diskutieren, sonst könnten auch wir unsere freie Videospielkultur an eine übergeordneten Macht verlieren.
Pascal meint:
Dass die konkreten Regelungen, die China getroffen hat, absolut regressiv (Männlichkeitsbild) oder komplett überzogen sind (nur noch drei Stunden Games pro Woche für Minderjährige), steht außer Frage. In unserer Position haben wir kaum Einfluss, etwas daran zu ändern. Wir müssen aber beobachten, ob diese Regelungen für den großen und wichtigen chinesischen Markt das Wirken der Publisher beeinflussen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Firmen internationale Medienprodukte weltweit glattschleifen, um sich an China anzupassen. Stichwort: China als Kulisse in Filmen oder die Geburt der Free-to-Play-Games. Letztere wurden nicht unwesentlich von der finanziellen Situation der chinesischen Spieler*innen beeinflusst. Viel spannender jedoch ist, dass exakt solche Einschränkungen das Pulver sind, das schon andere autoritäre Strukturen in der Vergangenheit lädierte. Man erinnere sich nur an den Frust hinterm eisernen Vorhang, nur sehr ausgewählte Rock- und Pop-Musik hören zu dürfen. Möglicherweise unterschätzt China den GAMER RAGE.
Sylvio meint:
Das Grundübel lässt sich nicht wegreden: Der chinesische Spielemarkt wird dominiert von bewusst suchterzeugenden Glücksspielmechaniken, vor denen ein Schutz, insbesondere der Jugend, nicht nur legitim, sondern auch notwendig ist. Problematisch wird es, wenn nicht suchterzeugende Mechaniken, sondern digitale Spiele generell unterschiedlos limitiert werden. Rundheraus inakzeptabel ist es, wenn ein Staat seiner Jugend nicht nur Grenzen setzt, wie viel sie spielen darf, sondern vorschreibt, zu welchen Stunden(!) einer Woche diese Spielesitzungen zu erfolgen haben. Mit dieser Einmischung ins Privatleben überschreitet die chinesische Regierung einmal mehr die Grenze vom autoritären zum totalitären Staat. Immerhin: In der Vergangenheit haben sich vergleichbar rigorose Reglementierungen oft als eher kurzlebig erwiesen. Daher ist auch hier die Frage: Wie lang wird das Gesetz in dieser Form Bestand haben? Davon unabhängig gilt: Westliche Publisher können auf den unbeständigen chinesischen Markt nicht vertrauen, inländische Größen wie Tencent und NetEase dürften sich aus denselben Gründen noch stärker international engagieren.
Logbucheintrag Ende. Ende Oktober melden wir uns wieder. Ein neuer Freund (oder eine neue Freundin) des Hauses und ein neues Thema des Monats werden natürlich auch dabei sein. Lasst euch überraschen. Bis dahin!
Beitragsbild dieses Quest-Logs: Screenshot aus The Witcher 3: Wild Hunt (CD Projekt Red, 2015). Stark nachbearbeitet.
Spielt: Tales of Arise, Rondo of Blood, Dracula X
Liest: RETURN 46, Die Kinder des Wüstenplaneten
Schaut: Akte X – Der Film, Dune
Hört: Im Urlaub erstaunlich wenig Musik
Und sonst? Spiele mehr Spiele, als ich auf meinem Blog besprechen kann.
Mit Chinas fragwürdigem Zensurkatalog hatte ich schon beruflich zu tun. Skelette dürfen nicht gezeigt werden, dafür sollen Frauen möglichst viel Haut offenbaren. Dass jetzt vorgeschrieben wird, wann und wie lange Minderjährige online spielen dürfen halte ich schon für einen krassen Eingriff ins Privatleben. Damit will ich das zugrunde legende Problem nicht kleinreden, aber wie selbstverständlich zur dessen Lösung bürgerliche Rechte verletzt werden finde ich mehr als bedenklich. Und in dem Zusammenhang natürlich auch den wachsenden Einfluss von China auch auf den westlichen Videospielmarkt.
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