Folge 2: Der Mai 2016

Der Mai 2016 war der erste volle Monat in der Geschichte von SPIELKRITIK.com, das damals noch unter SPIELKRITIK.wordpress.com firmierte. (Auf diese URL geht übrigens auch die stilisierte Großschreibung des Begriffs Spielkritik zurück, da ich den Eigennamen der Seite im Wulst dieser langen URL hervorheben wollte.) Insgesamt zehn Beiträge sind im Mai 2016 erschienen, mehr als in den meisten anderen Monaten in der Geschichte von SPIELKRITIK.

gex_screenshotEs begann am 2. Mai mit einem kurzen Bericht von der 10. Langen Nacht der Computerspiele in Leipzig. Die hatte ich in jenem Jahr noch als »normaler« Gast besucht, bevor ich gemeinsam mit Daniel im darauffolgenden Jahr auch schon mit einem eigenen SPIELKRITIK-Stand vor Ort war. Da ich 2016 außerdem nur kurz vorbeischaute, fokussiert sich mein Bericht auf die einzigen beiden Spiele, die ich etwas länger angespielt hatte: das originale »Gex« auf einem GoldStar 3DO sowie den späten Vectrex-Shooter »Vector Pilot«.

Der 5. Mai sah die dritte Ausgabe von »Lesenswert«. Da die Rubrik damals noch wöchentlich erschien, folgten im Verlauf des Monats nicht weniger als drei weitere Ausgaben. Wer sich anschaut, welche Artikel ich damals empfohlen und verlinkt habe, dem wird auffallen, dass die Blogs, die mich seinerzeit am meisten begeisterten, allesamt nicht mehr aktiv sind: Der Schweizer Multi-Autoren-Blog Freies Feld sowie die Blogs von Wolfgang Walk und Chris Hodges sind (teilweise unter anderen URLs) zwar weiterhin aufrufbar, haben aber seit Jahren keine neuen Inhalte gesehen.

Eine Leseempfehlung finde ich im Nachhinein besonders interessant, und zwar die »Let’s Play«-Debatte bei Freies Feld. So neu war das Format »Let’s Play« damals noch, dass es Befremden, ja Widerstand auslöste und zur Debatte mit Pro und Contra taugte. Im Rückblick schon ein bisschen kurios, nicht zuletzt wenn man sich anschaut, welch immense Bedeutung das Live-Streaming heute hat und welche Blüten es treibt… Die drei lesenswerten Kommentare der Blogger von Freies Feld sind daher ein spannendes Zeitzeugnis eines folgenreichen Umbruchs in der Videospiel-Rezeption.

Es folgte am 9. Mai mein verspäteter Willkommens-Gruß und damit der erste Beitrag »in eigener Sache«. Gut drei Wochen nach dem Start der Seite stellte ich SPIELKRITIK dort erstmals persönlich vor und erklärte auch den damaligen Untertitel des Blogs – »life among signs« – den ich aus Steven Pooles Buchklassiker »Trigger Happy« entliehen hatte. Dieser Untertitel war allerdings ähnlich schnell Geschichte wie meine Ambitionen, Spiele aus semiotischer Perspektive zu betrachten. Ungeachtet dessen finde ich meine damaligen Einschätzungen zum Stand der (deutschen) Spielekritik aber auch heute noch recht treffend.

doaDer 15. und der 21. Mai: Nun ging es ans Eingemachte; es erschien der erste längere Artikel, der kein Spiele-Review war. Mit dem Kommentar »Man muss auch ehrlich sein.« wurde der zweiten Denotation des Blogtitels die Ehre erwiesen, indem ich die Spielekritik bzw. Spielepresse selbst zum Gegenstand meiner Kritik machte. Konkret setzte ich mich mit einem Importtest von »Dead or Alive Xtreme 3« auseinander, der auf nplusx.de erschienen war. Während ich das Spiel als solches – damals wie heute – für ziemlich harmlos und wenig problematisch halte, störte ich mich daran, dass der NplusX-Autor Andreas Held Sexismus-Kritik an Spielen pauschal als fehlplatziert, ja als unredlich hinstellt, da es sich dabei um eine »subjektive Grundhaltung« handele, die einer vermeintlich »objektiven« Einschätzung entgegenstünde. Eine Dichotomie, die ich so nicht gelten lassen wollte, weshalb ich Helds Review eine zweiteilige Replik entgegnete.

In den nachfolgenden Jahren habe ich den Artikel nur selten neu verlinkt, weil ich dachte, dass er zu kontextspezifisch ist, um über die Umstände seiner Entstehung hinaus von Interesse zu sein. Beim erneuten Lesen fällt mir allerdings auf, dass es insbesondere im zweiten Teil kaum noch um »Dead or Alive Xtreme 3« und das NplusX’sche Review geht, als vielmehr um die Frage, wie zeitgemäße Spiele-Rezensionen ausschauen sollten. Dieses Thema ist 2021 noch genauso aktuell wie 2016 und ich bin mir gar nicht einmal sicher, ob ich meine diesbezügliche Argumentation heute noch genauso frei und unvoreingenommen formulieren könnte wie damals, als ich die Spielekritik durch und durch aus der Außenperspektive betrachtete.

cn02Den Monat beschließen die ersten beiden Teile der ersten längeren Artikelreihe bei SPIELKRITIK, die am 28. Mai startete: Die Banalität und die Magie des Club Nintendo Magazins. Diese Reihe war eigentlich nur als Vorbereitung für ein anderes Format gedacht. Und zwar hatte ich vor, eine Reihe von Reviews zu verfassen, die im Stile des Club Nintendo Magazins geschrieben sein sollten. Dem wollte ich vorausschicken, was diesen »Club-Nintendo-Stil« denn eigentlich auszeichnete und auch, was das Club Nintendo Magazin überhaupt war – schließlich waren seit seiner Einstellung auch damals schon vierzehn Jahre vergangen.

Leider habe ich weder diese (ziemlich populäre) Artikelreihe jemals abgeschlossen, noch habe ich mit derartigen Reviews begonnen. Inzwischen kann ich, denke ich, ausschließen, dass ich die Reihe noch fortsetze: Zu sehr haben sich meine Ansprüche und mein Stil verändert, als dass eine einfache Weiterführung der Reihe ein rundes Ganzes ergeben könnte. Ich kann mir aber vorstellen, die Reihe noch einmal zu »rebooten«; das bereits Geschriebene grundlegend zu überarbeiten und zu ergänzen (vielleicht auch durch tiefere Recherche) – und beim zweiten Anlauf dann hoffentlich auch zu Ende zu bringen. Wann das der Fall sein wird? Irgendwann, wenn es einmal nicht zwei Dutzend andere Themen gibt, die mir dringlicher und origineller erscheinen.

Und damit ist der zweite Monat in der Geschichte von SPIELKRITIK rum. Eine Übersicht aller Beiträge findet ihr im Monatsarchiv des Mai 2016. Habt viel Spaß beim Nachlesen und denkt daran: Auch ältere Beiträge freuen sich über Kommentare und Verlinkungen! [sk]