Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen zum vorösterlichen Quest-Log im März!
Unser Freund des Hauses in diesem Monat ist unser geschätzter Twitter-Follower Constantin Becker, der noch dazu auch unser Thema des Monats vorgeschlagen hat: Lässt die Wahl des Helden in teambasierten Multiplayer-Spielen oder Singleplayer-Spielen mit verschiedenen Heldenklassen auf deinen Charakter schließen?
Unsere und Constantins Antworten findet ihr unten. Natürlich freuen wir uns auch auf eure „Selbstdiagnosen“ im Kommentarbereich.
Daneben erwarten euch die aktuellen „Inventories“ der SPIELKRITIK-Redaktion, also das, was wir in den letzten Wochen gespielt, gelesen, gesehen und gehört haben.
Euch dann schon einmal eine den pandemischen Umständen entsprechend schöne Osterzeit und viel Spaß beim Lesen und Kommentieren! [sk]
INVENTORY: Die aktuellen Favoriten der Redaktion
Sylvio @spielkritik
Spielt: Kingdom Come: Deliverance, Rainswept, Superhot, Loop Hero, Infamous: Second Son
Liest: Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis, Carl Heinze: Mittelalter Computer Spiele
Schaut: Die zwei Leben der Veronika, The King of Staten Island, Dead Pigs, King of Queens (Staffel 1)
Hört: Die Bundesliga bei Amazon.
Und sonst? Hat endlich den perfekten TV-Tisch gefunden.
Pascal @pascalthehoff
Spielt: Persona 5 Strikers, Loop Hero, Demon’s Souls, Bravely Default II, Everhood, Nuts
Liest: Kazuo Ishiguro: Klara and the Sun, Norbert Frei: 1968. Jugendrevolte und globaler Protest
Schaut: The Simpsons (von Season 1 an), Billie Eilish: The World’s a Little Blurry
Hört: Rush, 90s Neo-Soul und Rap, Lana Del Rey
Und sonst? Dachte Anfang des Jahres noch “okay, 2020 einfach zu viel Pandemieödnis mit Games ertränkt, erstmal weniger spielen”. März: “Same procedure as last year.”
Jessica @JessicaKathmann
Spielt: Dorfromantik, Valheim, Resident Evil 2 (2019)
Liest: GAIN Magazin Nr. 16
Schaut: Earth: Final Conflict
Hört: Nichts Bestimmtes.
Und sonst? Arbeitet an einem Vortrag zu Beiträgen der Psychologie und Psychotherapie zum Videospieldiskurs und hat richtig viel Freude daran.
Dennis @VG_Analyse
Spielt: Prince of Persia: The Sands of Time, Prince of Persia: Warrior Within, Prince of Persia: The Two Thrones, Hades
Liest: WASD Nr. 17
Schaut: The Witch, Sunshine, Vergiftete Wahrheit
Hört: Evanescence
Und sonst? Achievement Unlocked: Erhalte eine Covid-19-Impfung.
Iris
Spielt: Cyberpunk 2077, Assassin’s Creed: Valhalla, Age of Empires II
Liest: Barack Obama: Ein verheißenes Land, Elke Heidenreich: Männer in Kamelhaarmänteln
Schaut: The Expanse, Jumanji (2017), Kingsman: The Golden Circle
Hört: Techno-Sets von Robert Norden, Koven, Northern Lite
Und sonst? Ist voll verplant und weiß gar nicht was sie zuerst machen soll – Ärzte, OPs, den Eltern beim Umzug helfen, Jobs, und irgendwie zwischendurch noch Leben.
Freund des Hauses: Constantin @beckersson
Spielt: Little Nightmares, Disco Elysium, Hearthstone: Battlegrounds
Liest: Hans Magnus Enzensberger: Der Zahlenteufel
Schaut: The Night Of, Master of None (zum zweiten Mal)
Hört: Crucchi Gang
Und sonst? Ist stolz auf sein gerade erworbenes Standmikrofon samt Popschutz.
SIDE QUEST: Was sagt deine Charakterwahl über deine Persönlichkeit?
Constantin meint:
Ich habe einige Erfahrungen im MOBA-Segment und spiele dabei am liebsten „Bruiser“ (Kämpfer), welche viel Schaden austeilen können, aber auch viele Lebenspunkte haben. Mit ihnen schaffe ich häufig eine positive Kill/Death-Bilanz – selbst wenn mein Team verliert. Ein Support-Charakter, der im Falle einer Niederlage das Spiel mit 0/5 beendet, würde mich persönlich treffen, weil ich wüsste, dass all meine Tode dem gegnerischen Team einen Vorteil verschafft haben und meine eigene Leistung (die Stärkung meiner Teammitglieder) nicht wirklich erkennbar ist. Als Bruiser bin ich eigentlich nie der Sündenbock im Team, auch wenn es einmal schlecht läuft. Häufig bewerten mich meine Mitspieler nach dem Match positiv, was mich sehr freut. Ich glaube daher, dass meine eigene Persönlichkeit gut widergespiegelt wird. Mir ist Harmonie wichtig und ich fühle mich ungerne schuldig für Dinge, wenn sie mal schlecht laufen. Da man bei Spielbeginn schließlich nicht weiß, ob man das Spiel gewinnen oder verlieren wird, treffe ich eine (vermeintlich) sichere Wahl, bei der eine etwaige Niederlage nicht so wehtut.
Dennis meint:
Mein Beziehungsverhältnis zum Rollenspiel-Genre verläuft nicht immer harmonisch. Besonders unstimmig wird es, wenn mir ein Spiel tausende Waffen, Tränke und Zauberkrimskrams entgegenwirft. Ich könnte natürlich viele Gegenstände ignorieren, sie gar nicht erst aufsammeln, aber der Erkundungsdrang ist oft zu groß. Ich freue mich zwar, etwas Neues entdeckt zu haben, ärgere mich aber über das damit einhergehende überfüllte Inventar. Der überschüssige Krempel wird daher verkauft, sodass sich in meinem The Witcher- oder Dark Souls-Inventar nur noch maximal drei Schwerter und drei Rüstungen befinden. Ich sortiere aber auch im wahren Leben gerne aus, um eine bessere Übersicht zu bewahren. Sachen, die ich nicht mehr benötige, werden sofort aus dem Regal entfernt. Mir fehlt einfach der allgemeine Sammelwahn. Ich habe mich aber leider auch schon von gewissen Dingen verabschiedet, die ich sowohl im Spiel als auch in der Realität noch benötigt hätte. Meine Rolle als Minimalist hat eben seine Nachteile.
Jessica meint:
Als Psychologin finde ich diese Frage äußerst spannend. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass die Klassenwahl gar nicht NICHT mit dem eigenen Charakter zu tun haben kann. Dazu ein Beispiel mit der fiktiven Lea, die eine vorsichtige Persönlichkeit ist. Wählt sie einen Stealth-Archer, entspricht ihr das und hat das mit ihrem Charakter zu tun. Wählt sie einen draufgängerischen Nahkämpfer, ist das ein Gegenbild ihrer selbst und hat damit auch etwas mit ihr zu tun. Trifft sie die Entscheidung für eine Heldenklasse nach pragmatischen Gesichtspunkten, hat das etwas mit ihrer Persönlichkeit zu tun. Genauso ist es, wenn sie nur nach ihren Vorlieben geht, unabhängig davon, ob das Spiel z.B. als Magier(in) viel schwieriger ist. Umgekehrt kann man aber nicht automatisch von der Klassenwahl auf den Charakter schließen.
Pascal meint:
Beim virtuellen Teamkampf sehe ich Parallelen zum Mannschaftssport in der Schule: Meist ist man gezwungen, mit Leuten zusammenzuspielen, die man noch weniger mag als man sie versteht; also spielt man lieber de facto als Singleplayer. In solchen Szenarien ohne feste Party (wie sie bei mir die Regel sind, weil ich furchtbar in virtuellen Verabredungen bin) tendiere ich zur simpelsten, offensiven Allrounder-Klasse und hoffe, irgendwie positiv herauszustechen. (In der Schule hätte ich wohl eher eine Stealth-Klasse gewählt, die mich verschwinden lässt.) Fremden, die mich in Halo im Warthog herumfahren wollen, misstraue ich grundsätzlich. Sobald ich aber mit Leuten spiele, die ich kenne, gehe ich in die komplett entgegengesetzte Richtung und agiere viel lieber als Support. Ich kommuniziere und taktiere gern, übe mich dann gern in Vorsicht und Zurückhaltung. Also in Dingen, die 90 Prozent der Mitspielenden zu vergessen scheinen, sobald der Countdown abläuft. Es ist also vor allem die Teamsituation, die mich beeinflusst und in verschiedene Komfortzonen drängt.
Iris meint:
Ich bin keine Mutter Theresa, aber: Ich wähle bei Online-Matches meist die eher vorsichtigen(?) Klassen: Sniper zur Unterstützung oder Sanitäter. Oft kommt es mir so vor, dass diese Klassen sehr meinem wirklichen Ich entsprechen. Ich vermeide offene Konfrontationen und bin eine extrem hilfsbereite Person, teilweise so sehr, dass ich dadurch Nachteile habe. Das äußert sich dann so, dass ich in Spielen andere Mitspieler wiederbelebe und dabei selber sterbe. Zum Beispiel in Mass Effect oder bei Battlefield geht es mir so. Teilweise werde ich auf Steam angeschrieben, damit ich quasi als Kamikaze-Krankenschwester aushelfe, damit andere aufleveln können – ich habe mir also schon als hilfsbereiter Spieler, der selber auf Punkte verzichtet, einen Namen gemacht. Zu MMORPGs kann ich mit Ausnahme von The Elder Scrolls Online leider nicht viel sagen. Was ich aber doppelt habe an Items usw. verschenke ich einfach an andere, auch wildfremde Spieler.
Logbucheintrag Ende. Ende April melden wir uns wieder. Dann kehrt die Unterrubrik „Backtracking“ in neuer Form zurück. Ein neuer Freund (oder eine neue Freundin) des Hauses und ein neues Thema des Monats werden natürlich auch dabei sein. Lasst euch überraschen. Bis dahin!
Beitragsbild dieses Quest-Logs: Screenshot aus Yakuza 6: The Song of Life (Sega, 2016/2018). Nachbearbeitet.
In JRPGs tendiere ich in letzter Zeit dazu, für den Haupthelden Breithänder und Speere zu wählen. In Anthem habe ich den größten und fettesten Tank-Mecha genommen, den es gab. Was das wohl über meinen Charakter aussagt?
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