Liebe Leserinnen und Leser,

herzlich willkommen zum Quest-Log im Februar!

In dieser Ausgabe leistet uns unser bislang zweimaliger SPIELKRITIK-Gastautor Mario Donick Gesellschaft. Mehr von Mario findet ihr auf seinem Blog (ueberstrom.net) und neuerdings auch bei Twitter, wo ihr das Vergnügen haben dürft, zu seinen ersten Followern zu zählen.

Dass es allerdings nicht immer sinnvoll ist, zu den Early Adoptern zu gehören, zeigte im Verlauf der letzten Monate die eher schleppende Entwicklung von Google Stadia. Kürzlich schloss Google sogar die hauseigenen Stadia-Entwicklerstudios. Doch auch bei den Amazon Game Studios läuft nicht alles rund, wie Berichte zeigen. Warum fällt es US-amerikanischen Internetgiganten so schwer, als Spieleentwickler Fuß zu fassen? Darüber diskutieren wir in unserem Thema des Monats und gern mit euch im Kommentarbereich!

Damit auch schon genug der Vorrede. Viel Spaß beim Lesen und Kommentieren! [sk]


INVENTORY: Die aktuellen Favoriten der Redaktion
foto7_2Sylvio @spielkritik

Spielt: BioShock Infinite: Burial at Sea, Kingdom Come: Deliverance
Liest: Seine notizbuchfüllenden Notizen zur Darstellung von Religion in Kingdom Come: Deliverance.
Schaut: James May: Oh Cook!, Theatre: A Love Story
Hört: Derzeit wenig.
Und sonst? Möchte nach inzwischen zwei “Corona-Semestern” einmal ein dickes Lob aussprechen, wie absolut vorbildlich mit der Situation an seiner Uni, seinem Institut und von seinen DozentInnen umgegangen wurde und wird.

OKhjZsqh_400x400Pascal @pascalthehoff

Spielt: Super Mario 3D World + Bowser’s Fury, Need for Speed Heat, Deus Ex: Human Revolution
Liest: Hanya Yanagihara: A Little Life, Sayaka Murata: Earthlings, Ted Gioia: The History of Jazz
Schaut: The Vietnam War, Framing Britney Spears, Dead Pigs
Hört: Black Dresses, Black Country New Road, Casiopea, Chick Corea, Megadeth
Und sonst? Findet, der Lockdown hittet hart, wenn sogar er zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder Langeweile verspürt und selbst Videospiele nichts daran ändern können.

Profilbild JessicaJessica @JessicaKathmann

Spielt: Valheim, Wandersong, Beyond Good & Evil
Liest: Eugen Drewermann: Rapunzel, Rapunzel, Lass dein Haar herunter – Grimms Märchen tiefenpsychologisch gedeutet
Schaut: Nichts bestimmtes.
Hört: Liegengebliebene Podcasts von Pixeldiskurs, OK COOL, Games Insider.
Und sonst? Kann den Temperaturwechsel noch nicht so richtig glauben und ist im Konflikt darüber, draußen zu sein oder lieber doch Valheim zu spielen…

dennis-1
Dennis @VG_Analyse

Spielt: Freedom Fighters, Hitman 1 & 2, Splinter Cell
Liest: Franz Zwerschina: Lina Knut (Leseprobe)
Schaut: Die Dinos, Tesla
Hört: Diverse Podcasts.
Und sonst? Findet seinen Nintendo 3DS wieder ansprechend, da sein Gerät jetzt alle GBA-Titel abspielen kann.

Freund des Hauses: Mario @DonickMario

Spielt: X4: Foundations, Dual Universe, Daggerfall Unity, Microsoft Flight Simulator
Liest: Susanne Kaiser: Politische Männlichkeit – Wie Incels, Fundamentalisten und Autoritäre für das Patriarchat mobilmachen, Una McCormack: Enigma Tales
Schaut: Star Trek: Deep Space Nine (um das Loch zu füllen, das nach dem gerade beendeten achten oder neunten Re-Watch von Babylon 5 entstanden ist).
Hört: Das Ticken der Deadline-Uhr.
Und sonst? Bemitleidet sich selbst; weil die Deadline-Uhr weniger laut tickte, fielen die Antworten auf Spielt/Liest/Schaut kürzer aus.


SIDE QUEST: Googles und Amazons Scheitern als Spieleentwickler
dennis-1

Dennis meint:

Google und Amazon können sich anscheinend nicht überall einkaufen – vor allem nicht in die Videospielbranche. Denn Geld allein hat noch nie ein großes Entwicklerstudio hervorgebracht. Ein kreatives Entwicklerteam zusammenzustellen ist eine schwierige Aufgabe; die Kreativität zu halten ist noch schwieriger. Das haben Nintendo und Microsoft mit dem einst namhaften Studio Rare bewiesen, das letztendlich – durch Abgänge einiger Mitarbeiter und die Übernahme seitens Microsoft – qualitative Einbrüche erleiden musste. An dieser Stelle muss ich Sony loben. Sie haben über die Jahre gute Entwickler hervorgebracht: Santa Monica Studios oder Naughty Dog haben sich konstant weiterentwickelt, wodurch Spieler in der letzten Konsolengeneration mit Top-Titeln belohnt wurden. Videospielproduktionen benötigen nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit.

Mario meint:

Ich halte nichts von absoluten Aussagen wie „Xs Scheitern als Y“. Das vermischt Person und Projekt – als wäre die Person in einer Rolle grundsätzlich gescheitert, nur weil ein Projekt fehlgeschlagen ist. In einer projektbasierten Welt gehört „Scheitern“ dazu und der Entschluss, ein Projekt zu beenden, ehe es von selbst scheitert, ist wirtschaftlich vernünftig. Google wendet so späteren Schaden von sich ab – besser jetzt einsehen, dass es derzeit nichts wird, als später Häme für ein schlechtes Produkt einstecken. Amazon hat mit dem MMO New World diesen Schritt bisher nicht getan. Stattdessen arbeitet der Konzern weiter an dem visuell aufwendigen Spiel, das aber nur Standardmotive bietet. Über die neue Zone Ebonscale Reach liest man: „Eine verbannte Kaiserin stellt dort eine Flotte von Verderbten zusammen.“ Als weiteres neues Feature werden 5-Spieler-Instanzen genannt. Das wirkt beliebig – die kleinsten gemeinsamen Nenner für eine große Zahl Amazon-Kund*innen. Dennoch ist Amazon noch nicht gescheitert – und tut es auch nicht, wenn das Spiel nach Erscheinen genug zahlenden Menschen Spaß macht.

Profilbild Jessica

Jessica meint:

Hach ja. Ich hab es ja geahnt. Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich habe die ganze Stadia-/Amazon-Gaming-Geschichte nur am Rand verfolgt und hatte sogar Sorge, irgendwann von riesigen Entwicklungen überrollt zu werden. Die ansonsten großen „Player“ Google und Amazon wollten für mich nie so recht in die Gaming-Welt passen, auch wenn diese selbstverständlich eine Welt des steten Wandels ist. Erstaunt bin ich darüber, wie schnell die Flinte ins Korn geworfen wird. Es zeigt aber auch, wie umkämpft der Markt ist. Für Deutschland bin ich allerdings ganz froh, wenn ich an die vielen Menschen außerhalb der Städte denke, die nicht einmal ein YouTube-Video mit mehr als 240p-Auflösung schauen können. In der Digitalisierungswüste hätten es Game-Streaming-Angebote nochmals schwerer.

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Sylvio meint:

Ich erinnere mich an die Zeit, als Meldungen der Art „Plant Google/Amazon/Apple eine eigene Spielekonsole?“ alle paar Monate die Runde machten. Damit ist es vorbei. Ein Grund: Im Verlauf der ausgehenden Konsolengeneration hat sich der Markt konsolidiert und sogar die etablierten Player mussten die Vielfalt ihrer Systeme zusammendampfen. Auch wenn das Geschäftsmodell Spielekonsole sicher nicht der Vergangenheit angehört: Für einen Einstieg im großen Stil scheint es zu spät zu sein, selbst dann, wenn man – wie Google – die heimische Konsolen-Hardware als solche aus der Gleichung entfernt. Eher noch traue ich Amazon zu, auf lange Sicht erfolgreich zu sein. Zwar kann ich mir nicht vorstellen, dass der Konzern sein Heil darin findet, MMOs und Service-Games für Windows (oder gar Konsolen) zu entwickeln. Doch ein schleichender Ausbau des eigenen Gaming-Angebots im Schlepptau etablierter Services wie Prime Video oder Twitch versteht sich eigentlich von selbst – hat man dort, anders als Google Stadia, doch bereits eine Infrastruktur und Millionen zahlende Kunden.


Logbucheintrag Ende. Ende März melden wir uns wieder – mit neuen Empfehlungen alter Beiträge, neuen Favoriten in Film, Funk und Fernsehen, und neuen Meinungen zu einem neuen Thema des Monats. Und dann auch wieder mit einem neuen Freund (oder einer neuen Freundin) des Hauses. Bis dahin!

Beitragsbild dieses Quest-Logs: Screenshot aus Yakuza 6: The Song of Life (Sega, 2016/2018). Nachbearbeitet.