Liebe Leserinnen und Leser,

da sind wir wieder. Pünktlich zur Primetime am Freitagabend.

Im letzten Quest-Log haben wir auf unsere Lieblingsspiele der letzten Konsolengeneration zurückgeblickt. Diesmal erzählen wir, welche Wünsche und Hoffnungen wir mit der neuen Konsolengeneration verbinden. So lautet unser Thema des Monats: Welche *positiven* Entwicklungen erwarten wir bzw. erhoffen wir uns von der neuen Konsolengeneration?

Damit die Bandbreite der Antworten vielseitiger ausfällt, haben wir auch diesmal einen kompetenten Gast eingeladen. Unsere Freundin des Hauses im November ist Sophie Neu, zu finden bei Twitter und schreibend tätig für Helden der Freizeit – nicht nur, aber auch über Games.

Und natürlich öffnen wir auch diesmal unsere aktuellen Inventories, vollgestopft mit empfehlenswerten Filmen, Büchern, Songs und Spielen, und erstmals in der Geschichte des Quest-Log mit vollendeter Geschlechterparität. ;)

Ein Bestandartikel des Monats darf natürlich auch nicht fehlen. Erneut hat sich Jessica die Mühe gemacht, ein fluffiges Testimonial zu verfassen, diesmal für einen Artikel unseres Ex-Redakteurs Johannes, in dem sich der mit nichts Geringerem als dem „Wert des digitalen Lebens“ auseinandersetzt.

Damit viel Spaß beim Quest-Log und mit unseren Empfehlungen! Wir freuen uns auf eure Kommentare – und versuchen, wenn die Zeit es zulässt, auch darauf zu antworten. Dafür, dass das nicht immer (zeitnah) klappt, an dieser Stelle mal ein dickes Sorry. [sk]


INVENTORY: Die aktuellen Favoriten der Redaktion
foto7_2Sylvio @spielkritik

Spielt: God of War III Remastered, God of War: Ghost of Sparta, Metro: Exodus, God of War: Ascension
Liest: Paul Auster: In the Country of Last Things
Schaut: Baby Driver, Whiplash, Django Unchained
Hört: Pet Shop Boys: Actually, Alice Cooper: Brutal Planet
Und sonst? Vermisst die Nachmittage im Café, findet das mit dem Homeoffice aber sonst gerade ziemlich dufte.

ybhkbibl_400x400Iris

Spielt: Star Wars Jedi: Fallen Order, Life Is Strange 2, Baldur’s Gate 3, Skyrim: Special Edition
Liest: The World of Cyberpunk 2077
Schaut: Community, The Mandalorian Staffel 2, Drachenzähmen leicht gemacht
Hört: Rick & Morty Soundtrack
Und sonst? [Nichts?]

OKhjZsqh_400x400Pascal @pascalthehoff

Spielt: Fuser, Yakuza: Like a Dragon, Assassin’s Creed Valhalla, The Last Campfire, The Pathless
Liest: sehr langsam, noch immer Hideo Yokoyama: 50
Schaut: The Haunting of Bly Manor, Card Captor Sakura
Hört: Haiyti, David Bowie, Dirty Loops, Shabaka and the Ancestors, noch immer Taylor Swifts Folklore
Und sonst? Hat sich so daran gewöhnt, jedes Spiel auf dem Markt spielen zu können, dass es sich für ihn echt seltsam anfühlt, Demon’s Souls von außen zu beobachten, weil er keine PS5 abbekommen hat.

Profilbild JessicaJessica @JessicaKathmann

Spielt: Layers of Fear, SOMA, Downwell
Liest: Die neue Ausgabe des GAIN-Magazins.
Schaut: Lucifer
Hört: Nicht Spezielles.
Und sonst? Freut sich sehr, die 200-Follower-Marke bei Twitter geknackt zu haben – da sind Menschen, die sich für ihr Geschreibsel interessieren! <3

dennis-1
Dennis @VG_Analyse

Spielt: Pikmin 3, The Witcher 3: Blood and Wine, Paper Beast
Liest: Ina Merkel: Wir sind doch nicht die Meckerecke der Nation!
Schaut: Animal Farm, Systemsprenger, Nirgendwo in Africa
Hört: Immer noch das Ärzte-Album: Hell
Und sonst? Ist als Beleuchter in Kurzfilmprojekten involviert, obwohl er mit Filmen abgeschlossen hat.

Freundin des Hauses: Sophie @neuesophie

Spielt: Assassin’s Creed Valhalla, Amnesia: Rebirth, Picross S5
Liest: Caroline Criado Perez: Unsichtbare Frauen
Schaut: The Crown, Hillbilly Elegie
Hört: Woodkid: S16
Und sonst? Gesteht sich langsam ein, dass das restliche Jahr zu kurz zum Beenden aller Spiele in ihrer Warteschlange ist.


SIDE QUEST: Welche *positiven* Entwicklungen erwarten wir bzw. erhoffen wir uns von der neuen Konsolengeneration?
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Pascal meint:

Eines der besten Features der Nintendo Switch ist, wie schnell sie ist. Ohne schlechtes Gewissen in den Standby-Modus, an, aus, an, aus – immer verfügbar, wie ein Smartphone. Auch wenn ihr mal nur 15 Minuten spielen wollt. Die Xbox Series X/S knüpfen direkt an diesem easy-of-access an und setzen sogar noch einen drauf, indem sie ein 1:1-Save-State der letzten fünf oder sechs Spiele speichern. Zwanzig Sekunden statt zwei Minuten trennen die Entscheidung zu spielen vom tatsächlichen Gameplay. Neben den kürzeren Ladezeiten ist Quick Resume das Feature, um Games noch ein wenig komfortabler in unseren Alltag zu quetschen. Gleichzeitig erhoffe ich mir durch Abos wie den Xbox Game Pass eine Renaissance der Mittelklasse, wie Mini-Erfolge à la Crusader Kings III sie bereits einleiteten. Ich bin optimistisch und sehe eine starke Gegenbewegung zu Einheitsbrei und Live-Services. Je geringer die finanzielle Einstiegshürde, desto weniger Angst müssen Publisher haben, ihre Zielgruppe mit radikalen Ideen zu verschrecken.

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Dennis meint:

Als ich damals in Star Wars: Rogue Squadron III – Rebel Strike eine Horde an TIE-Fightern vom Himmel fegte und im selben Jahr Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs gesehen habe, hatte ich richtig Lust auf gewaltige Massenschlachten in einem Videospiel. Leider blieb mir ein imposantes 3D-Mittelalter-Spiel bisher verwehrt. Aber vielleicht ist die nächste Generation leistungstechnisch imstande ein enormes Gegneraufkommen in Third-Person- oder Ego-Ansicht abzubilden. Meinetwegen auch mit einer Bildrate von 30 FPS in 1080p-Auflösung. Ansonsten kann der Innovationswahn im Gaming-Bereich ruhig einmal zurückgehen. Etablierte Spielkonzepte, die clever umgesetzt sind, überzeugen mich mehr als neuartige Grafik- oder Gameplay-Features, die in einer lieblosen Spielwelt verkommen. Eine Open-World muss es auch nicht immer sein. Ich würde mich über kleinere, frei erkundbare Spielwelten viel mehr freuen. Eine Spielzeit von 15 bis 20 Stunden ist bei der Masse an Neuerscheinungen vollkommen ausreichend.

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Sylvio meint:

„Hellblade zeigt uns ein anderes Bewusstsein“, schrieb Rainer Sigl in einem der besten Artikel zu einem der besten Spiele der ausgehenden Konsolengeneration. Doch es muss nicht gleich das möglicherweise grundverschiedene Bewusstsein einer entfernten Vergangenheit sein, das Videospiele darstellen und erfahrbar machen können. Umso bedauerlicher, dass der Bewusstseinshorizont des Mediums für die längste Zeit seiner Geschichte auf den der Mehrheitsgesellschaften des angloamerikanischen-cum-japanischen Kulturraums und seines kontinentaleuropäischen Hinterlands beschränkt war. Natürlich existierten Ausnahmen, doch erst in der ausgehenden Konsolengeneration wandelte sich das Bild – und keineswegs nur im Indie-Bereich. Die letzten sieben Jahre haben gezeigt, dass die Entwicklungspotentiale des Mediums nicht länger primär im technischen Fortschritt als solchem begründet liegen, sondern in seiner selbstbewussten Aneignung durch die globale ‚Peripherie‘. Und so warte ich gespannt auf die ersten echten AAA-Games aus China, auf afrozentrische Spiele aus Ghana, Kenia oder Nigeria, auf Open-Worlds aus (und in) Indien oder Vietnam – und generell auf Spieletitel, deren kulturelle und geistige Fluchtpunkte jenseits der USA, Westeuropas oder Tokyos liegen.

Sophie meint:

Von der neuen Konsolengeneration erhoffe ich mir nicht nur ein rein grafisches Upgrade. Klar sind 4K und höhere Framerates eine Wohltat für unser aller Augen. Und klar ist das haptische Feedback des neuen Dualsense-Controllers beeindruckend. Aber im Endeffekt können mir meine Hoffnungen nur die Entwicklerstudios für Titel der PlayStation 5 und Xbox Series X erfüllen. Denn ich wünsche mir mehr Mut von ihnen. Mut zu neuen Franchises. Aber auch Mut zu Innovationen in bewährten Spielereihen. Und ich meine damit sicher nicht den nächsten (ziemlich berechenbaren) Ubisoft-Versuch, alte Formeln neu zusammenzuwürfeln. Sondern wirklich frische, innovative und unverbrauchte Ideen. Die Versprechungen neuer Spiele wurden uns bereits von einigen Studios gemacht. Nur zu sehen haben wir bisher wenig bekommen. Bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt. Es würde mich schon freuen, wenn in Bethesda Game Studios‘ nebulösem Starfield die NPCs nicht mehr so wie in ihren drei letzten Spielen aussehen würden.


BACKTRACKING: Der Bestandsartikel des Monats

Profilbild Jessica

Der Wert des digitalen Lebens
(empfohlen von Jessica) 

Wie der Titel schon vermuten lässt, blickt unser Bestandsartikel für den November wieder einmal weit über den Tellerrand der Videospiele hinaus: Johannes stellt die Frage nach dem Wert des digitalen Lebens. Dabei streift er nicht nur bekannte moralische Dilemmata wie das Trolley-Problem, sondern setzt sich unter anderem auch intensiv mit „The Missing: J.J. Macfield and the Island of Memories“ und seinen persönlichen Eindrücken dazu auseinander. Was löst es in uns aus, wenn wir unserer Spielfigur offensichtlich Schmerzen zufügen müssen, um das Spielziel zu erreichen? Und was hat es mit den einzusammelnden Donuts auf sich? Verbirgt sich dahinter womöglich ein tiefsinniger Kommentar? Spoiler: Ja.

Doch bleibt Johannes an diesem Punkt nicht stehen, sondern öffnet im Folgenden den Raum für Gedanken, welche moralischen Implikationen die immer fortschrittlichere Technik mit sich bringt: Wird es irgendwann empfindungsfähige KIs geben? Wird dies, und wenn ja, auf welche Weise, Konsequenzen für Videospiele haben? Neben dem Blick in die Zukunft beleuchtet Johannes aber auch aktuelle Spiele, die sich mit moralischen Entscheidungen befassen, darunter „Undertale“ und „NieR: Automata“.

Aufgrund der Vielschichtigkeit von Johannes’ Artikel ist der Versuch, ihm in einem kurzen Empfehlungstext gerecht zu werden, fast zum Scheitern verurteilt. Aber vielleicht kann ich ja zum Abschluss mit einem kurzen Zitat aus dem Artikel noch ein wenig locken? [jk]

Zum einen ist da die Tatsache, dass wir Spielen mittlerweile, gleich der Literatur oder dem Film, die Fähigkeit zusprechen unser moralisches Denken zu schulen. Gleichzeitig wissen wir allerdings, dass künstliche Intelligenzen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch in den kommenden Jahren an Leistung zunehmen werden, was dazu führt, dass moralisches Handeln, das sich gegen jene Intelligenzen richtet, zunehmend problematischer wird. Und so sind wir es möglicherweise, die sich auf jene ethischen Fragen vorbereiten müssen, die uns in dieser Zukunft erwarten könnten.


Logbucheintrag Ende. Ende Dezember melden wir uns wieder – mit neuen Empfehlungen alter Beiträge, neuen Favoriten in Film, Funk und Fernsehen, und neuen Meinungen zu einem neuen Thema des Monats. Und dann auch wieder mit einem neuen Freund (oder einer neuen Freundin) des Hauses. Bis dahin!

Beitragsbild dieses Quest-Logs: Screenshot aus Resident Evil 7: Biohazard (Capcom, 2017). Nachbearbeitet.