Ich habe in den letzten sieben bis acht Jahren so viele YouTube-Essays, Reviews, Dokus und Analysen gesehen – ich bin etwas wählerisch geworden. Immer häufiger merke ich, dass ich Videos abbreche, die über ihre lange Spieldauer nicht liefern oder nur Altbekanntes wiederkäuen. Gut für euch! Denn so bekommt ihr nur noch den feinsten Content!
Nun gut, es könnte auch daran liegen, dass wir in unserer neuen Wohnung eine Spülmaschine haben. Dreißig Minuten YouTube-Konsum pro Tag gehen also verloren. Dafür bleibt das Tablet zukünftig trocken.
Wenn ihr euch nur ein Video dieser bunten Sammlung ansehen wollt, wählt bitte das The Witcher-Essay am Kopf der Liste. Ein absolutes Must-Watch für alle Spiele-Enthusiast*innen von Welt, die im Diskurs nicht blöd dastehen wollen. Ich garantiere euch: Dieses Video sagt in einer guten halben Stunde mehr Relevantes als Joseph Anderson in seiner (bisher) neunstündigen Analysereihe zur Witcher-Trilogie.
Viel Spaß mit dieser kompakten, aber sehr abwechslungsreichen Mischung an Videos! [pg]
The Ballad of Geralt the Fanboy: A Look at the Critical Reception of The Witcher
(youtube.com, Curio, 00:36:44)
Man kann von Polen oder CD Projekt Red halten, was man will, aber die Narration von The Witcher – sowohl der Spiele, als auch die der Romanvorlage – ist politisch äußerst progressiv. Wie können Fans diese Spiele dennoch als apolitisch auffassen? Wenn nicht nur die Autoren eines Werks, sondern auch die berühmtesten Kritiker (wie Joseph Anderson) Angst vor einer breiteren kulturellen Interpretation haben, wie groß ist dann der Schaden, der am Werk selbst angerichtet wird?
The Haunting Peace of Being Lost
(youtube.com, Daryl Talks Games, 00:19:44)
Verloren sein, sich verirren – wann erfahren wir schon dieses Gefühl, wenn wir jederzeit ein GPS-fähiges Smartphone mit uns herumtragen? Spiele haben das Potential, uns zu zeigen, wie kathartisch, aber auch wie besänftigend, es sein kann, einfach mal allein zu sein – selbst in bedrohlichen Umgebungen.
Donkey Kong Jungle Beat Review
(youtube.com, TheGamingBritShow, 00:10:22)
Wer erinnert sich noch? Nein, nicht an die Wii-Version – an das Original mit den Bongos! Jungle Beat zeigt uns einen wilden, animalischen Donkey Kong, der sich im Spiel endlich so anfühlt wie er aussieht. Aber nur, wenn wir die Bongo-Controller nutzen, die tatsächliche Muskelaktivität in saftige Hiebe verwandeln.
Battle Royale Tourism: A Genre Analysis
(youtube.com, DavidOZ, 00:38:52)
Genau wie »Metroidvania« ist »Battle Royale« eher eine Spielstruktur als eine Genrebezeichnung. Hinsichtlich klassischer Genredefinitionen verstehen Battle Royales schließlich aus verschiedenen Elementen: Shooter, Stealth, Party, sogar ein bisschen Horror. Die Gewichtung der verschiedenen Strömungen, die im Battle Royale zusammenfließen, unterscheidet sich von Titel zu Titel.
How Horror Works in Amnesia: Rebirth, Soma and Amnesia: The Dark Descent
(youtube.com, Ars Technica, 00:46:15)
Lauschen wir Thomas Grip, dem Mitgründer von Frictional Games, wird uns schnell klar: Dieser Mann liebt Horror nicht nur; er hat sich sehr viele Gedanken darüber gemacht, wie man ihn erzeugt und an welchen Stellen andere Studios scheitern. Alle drei Großwerke von Frictional Games haben andere Schwerpunkte in Sachen Horror und (philosophischer) Erzählung. Die Gedanken dahinter sind höchst interessant – auch ohne alle drei Spiele zu kennen.
The Genius of Mafia: Definitive Edition (Critique/Analysis)
(youtube.com, Writing on Games, 00:18:37)
Die »Definitive Edition« des ersten Mafia ist, anders als es ihr Marketing-beeinflusster Name vermuten lassen mag, weit mehr als nur eine schnöde Neuauflage. Die komplette Neuinterpretation des Mafia-Erstlings zeigt, wie große Gangstergeschichten im Medium Spiel aussehen können.
Lust auf mehr? Die Games-Videotipps der Woche gibt es jeden Monat auf SPIELKRITIK.com. Die letzte Ausgabe von Sehenswert findet ihr HIER.
Beitragsbild dieser Ausgabe: Taryn_Cosplay auf Reddit
The Ballad of Geralt the Fanboy hab ich auch vor ein paar Wochen geschaut und kann es ebenfalls nur weiterempfehlen o.ob
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„Wie können Fans diese Spiele dennoch als apolitisch auffassen?“
Das Bewusstsein, dass jedes Produkt eine politische Komponente hat, ist m.M.n. leider nicht so weit verbreitet. Oder es wird verleugnet, weil man ein Spiel, einen Film, ein Album usw. lieber als Ablenkung von der zuweilen belastenden Wirklichkeit ansieht, es sich geradezu wünscht als politikfreien Raum. In einem Spiel gibt es meist klare Regeln, die nicht erst in komplexen Aushandlungsprozessen immer neu definiert werden müssen, und die gezeigten Gesellschaften und Rollen sind, wenigstens oberflächlich betrachtet, auch recht eindeutig. Held, Böse, Love interest(s), usw.
Aber selbst ein Super Mario kann politisch gelesen werden.
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