Liebe Leserinnen und Leser,
diesmal nur leicht verspätet lassen wir den August Revue passieren. Wir beginnen mit unseren „Inventories“ und sagen wir euch, welche Spiele, Bücher, Filme und Alben uns die letzten Wochen versüßt haben.
Einen Bestandsartikel des Monats haben wir auch: Es geht um Alkohol, Feldfrüchte, Kühe, Hühner und noch mehr Alkohol. Weiter unten erfahrt ihr mehr.
Und in der saftigen Mitte des Unterrubriken-Sandwiches, unser Thema des Monats: „Xbox Game Pass, PlayStation Now, Apple Arcade, Prime Gaming & Co. – Siegeszug der Abo-Modelle?“
Bei alledem unterstützt uns auch diesmal ein treuer Freund des Hauses: Thomas Steuer ist einer unserer ältesten Follower bei Twitter. Außerdem ist er einer der Autoren der neuen Games-Website wall-jump.com, ein vielversprechendes Projekt rund um „Menschen, die die Spiele erschaffen, und die Emotionen, die sie in uns auslösen“.
Schaut vorbei, ich werde das auch tun. Zuvor aber, lasst uns wissen, wie ihr zum Thema des Monats steht – sind Abo-Modelle die Zukunft? Diskutiert mit uns! Unten im Kommentarbereich oder notfalls auch bei Twitter. ;) [sk]
INVENTORY: Die aktuellen Favoriten der Redaktion
Sylvio @spielkritik
Spielt: Judgment, God of War HD
Liest: Gregory Maguire: Wicked
Schaut: Outrage Coda, The Professor, Black Snake Moan
Hört: Verschiedenste Klassiker, während er auf die neuen Alben von Alice Cooper und Lana Del Rey wartet.
Und sonst? Hat immer öfter Lust, seinen Literatur-Blog wiederzubeleben, lässt es dann aber, weil er schon bei SPIELKRITIK zeitbedingt nicht alle Ideen umsetzen kann.
Iris @HiVidGa
Spielt: Aus gegebenem Anlass überwiegend Point-and-Click-Adventures, z.B. Die Säulen der Erde.
Liest: Simon Stålenhag: The Electric State, Frank Herbert: Der Wüstenplanet, Hans Fallada: Der freche Dachs Fridolin
Schaut: A Star is Born
Hört: Lizzy Borden, Whitesnake, The Jacksons (80er)
Und sonst? Hat sich vor drei Wochen den halben rechten Arm und Ellenbogen zertrümmert und ist jetzt bereit für die Weltherrschaft der bionischen Maschinen!
Pascal @pascalthehoff
Spielt: Paper Mario: The Origami King, Spiritfarer, Synergia, Shivering Hearts
Liest: Anleitungen von IKEA-Möbeln
Schaut: Parks and Recreation, Space is the Place, The Lighthouse
Hört: Taylor Swift, Last Shadow Puppets, Imperial Triumphant
Und sonst? Ist natürlich ausgerechnet in der Gamescom-Woche mit dem Umzug beschäftigt und hat kein WLAN.
Erik @snoopykoira
Spielt: Chrono Trigger, Nioh, hoffentlich bald Moon
Liest: Wissenschaftliche Literatur über Karten und Kartografie
Schaut: Nichts.
Hört: tricot, Kero Kero Bonito, Haru Nemuri
Und sonst? Hat seine erste Klausur dieses Semester mit 1,3 bestanden. Jetzt beginnt der Hausarbeitenstress.
Jessica @JessicaKathmann
Spielt: Resident Evil 7, Paws: A Shelter 2 Game, Sea of Solitude
Liest: WASD 17
Schaut: Zur Zeit echt wenig!
Hört: CaraNua Music
Und sonst? Freut sich, dass ihre großartige Oma vor Kurzem 93 Jahre alt geworden ist und noch immer selbstständig leben kann! <3 Happy Birthday!
Dennis @VG_Analyse
Spielt: Zelda: The Missing Link, Army Men: Sarge’s Heroes 2, Doom Eternal
Liest: Johan Huizinga: Homo Ludens
Schaut: Der Unsichtbare, The Farewell, Der Baader Meinhof Komplex
Hört: Den neuen Song von Die Ärzte: Morgens Pauken
Und sonst? Besitzt jetzt einen leistungsfähigen High-End-Rechner, mit dem sich Videos schneller und einfacher bearbeiten lassen.
Freund des Hauses: Thomas @steuerkreuz
Spielt: Carrion, Minecraft Dungeons, New Super Lucky’s Tale, Ghost of Tsushima
Liest: Rutger Bregman: Utopien für Realisten, John Niven: The F*ck-It-List
Schaut: Devs, The Unicorn (Serien)
Hört: Triple Click, Eine Stunde History (Podcasts)
Und sonst? Kämpft überschaubar erfolgreich mit der Anschaffung eines kabellosen Gaming-Headsets, das auf allen Konsolen zufriedenstellend performt.
SIDE QUEST: Xbox Game Pass, PlayStation Now, Apple Arcade, Prime Gaming & Co. – Siegeszug der Abo-Modelle?
Dennis meint:
Vor drei Jahren habe ich mein letztes Spiel auf einem physischen Datenträger gekauft. Und das nur, weil einige Nintendo-Spiele als Modul günstiger sind als ein digitaler Erwerb im eShop. Ansonsten bin ich stolzer Steam-Nutzer, der seine Spielesammlung lieber auf dem Bildschirm gelistet sieht als in einem mit Plastikhüllen vollgestopftem Regal. Spiele auf einem digitalen Konto zu besitzen ist für mich kein Verlust. Wenn jedoch Abo-Modelle den zukünftigen Gaming-Markt bestimmen, würde ich meinen Besitz verlieren. Ich müsste einen Service nutzen, der bestimmt, welche Spiele spielbar sind – die freie Spieleauswahl gäbe es nicht mehr. Ich wäre gezwungen eine monatliche Gebühr zu bezahlen, um eventuell doch den einen Exklusivtitel spielen zu dürfen, der aus Lizenzgründen nach ein paar Monaten aus dem Service-Store verschwindet, da nun ein anderer Service-Anbieter die Lizenz für diesen Titel erworben hat. Bei solch einem Produkt-Ping-Pong möchte ich nicht mitmachen.
Thomas meint:
Kein vergleichbarer Service bietet schon heute derart viel Spiel und Komfort wie der Xbox Game Pass. Mit seinem vielfältigen Portfolio hat er bei mir vor allem den vorübergehend schwächelnden Konsum kleinerer Titel wieder merklich angekurbelt. Perlen wie Graveyard Keeper, Observation oder Lonely Mountains: Downhill wären sonst wahrscheinlich an mir vorbeigegangen. Aber ein Risiko bleibt: Mehr Fokus aufs Monatsabo bedeutet für Microsoft auch mehr Druck, den Katalog regelmäßig mit eigenen Zugpferden zu befüllen. Diesen fehlte auf der Xbox One oft die Substanz, um in die Riege der AAA-Titel vorzudringen. Meine Befürchtung ist, dass Halo Infinite die Ausnahme bleibt und die vielen neuen Microsoft Game Studios häufiger zu Schnellschüssen gedrängt werden. Dann sehe ich die übliche Review-Backpfeife schon wieder vor mir: 7/10.
Jessica meint:
Ich sehe vieles ähnlich wie Dennis, auch wenn meine alten Game-CDs eine besondere Nostalgie in mir auslösen… ;) Spiele digital zu besitzen, ist aufgrund der begrenzten Haltbarkeit von physischen Datenträgern natürlich besser. Abomodelle sind hingegen für mich unattraktiv. Ich möchte selbst bestimmen, wann ich ein Spiel spiele und nicht in Stress geraten müssen, wenn ich z.B. einen Titel kurz vor “Ablauf” entdecke und ihn dann ggf. nicht fertig spielen kann oder pro Tag länger spielen muss als ursprünglich gewollt, weil ich das Spiel ansonsten extra kaufen müsste. Auch spiele ich manche Spiele gerne mehrfach mit größeren Abständen oder beende ein begonnenes Spiel erst später. Umgekehrt bieten Abos natürlich die Möglichkeit, auch Titel auszuprobieren, die man sich nicht gekauft hätte, aber dann vielleicht doch prima findet. Als alleiniges Modell wird sich das m.E. künftig dennoch (hoffentlich) nicht durchsetzen.
Sylvio meint:
Hätte man mich vor einigen Monaten gefragt, was ich über Abo-Modelle denke, hätte ich gesagt, die können mich mal. Inzwischen sehe ich darin den konsequenten nächsten Schritt im digitalen Spieleerwerb. Gewisse Eigenheiten der aktuellen Konsolengeneration haben zur Folge, dass die Vorteile von Retail-Käufen zunehmend kleiner werden. Zwar bleiben physische Versionen für mich auch weiterhin die erste Wahl. Doch wenn schon digital, dann darf es meinetwegen auch direkt ein Abo sein. Das Gefühl, eine Sache auf Dauer zu besitzen, habe ich in beiden Fällen nicht, geschweige denn einen Wert im Regal. Außerdem schätze ich die Vorteile, die große Spiele-Bibliotheken wie die von PlayStation Now für die Recherche bieten, gerade was Titel für ältere Systeme betrifft, die ich so mit einem Knopfdruck und ohne Gedanken an weitere Kosten aufrufen kann.
BACKTRACKING: Der Bestandsartikel des Monats
Selbstportrait mit Kater: Alkohol in Harvest Moon 64 (empfohlen von Sylvio)
Böse Zungen könnten sagen, unsere Top-Level-Kategorie »Impressionen« sei der Ramschladen von SPIELKRITIK.com, in dem all das landet, was anderswo nicht hinpassen will. Vielleicht gerade deshalb haben sich einige Kleinode in diese Kategorie »verirrt«, die auch ich nicht als erstes auf dem Schirm habe, wenn ich nach empfehlenswerten Artikeln Ausschau halte.
Ein solcher Artikel ist Selbstportrait mit Kater: Alkohol in Harvest Moon 64 – betitelt nach einem Song der Einstürzenden Neubauten.
Ich habe kürzlich wieder an den Text denken müssen, als ich das »Yakuza«-Spin-off »Judgment« spielte, das ebenfalls auf eine bemerkenswert unkritische Art die Vorzüge des Alkohols zelebriert. Ähnlich dem »Trinking Festival« in »Harvest Moon 64« gibt es in »Judgment« eine Neben-Quest, in der die Trinkfestigkeit des Protagonisten auf die Probe gestellt wird. Und auch sonst dürfen die Spieler auf variantenreiche Weise zur Flasche greifen, was häufig mit spielerischen Vorteilen, doch nie mit ernstzunehmenden Nachteilen verbunden ist. Das gilt in »Judgment« übrigens auch für das Rauchen.
Das soll explizit keine Kritik an der Darstellung von Alkohol in »Judgment« sein. »Judgment« ist eine eskapistische Privatschnüffler-Fantasie für erwachsene Männer, die mit solcherlei Darstellungen umgehen können sollten, ohne zu Alkoholikern zu werden. Es ist vielmehr nur fair, diese Vergnügungen/Laster des Alltags auch in einem Videospiel repräsentiert zu finden, und zwar ohne moralinsaure Untertöne. Ja, es ist geradezu ein anerkennenswerter Schritt in der Abbildung einer diversen Gesellschaft, dass in »Judgment« – für mich zum ersten Mal – Raucherinseln auftauchen.
Es ist ein ungewollt makabrer Gegensatz, aber: Eine solche Raucherinsel zu besuchen (zumal für mich als lebenslangen Nichtraucher) war für mich im Medium Videospiel ein ebenso frisch-fremde Erfahrung wie die, in »Bound« erstmals in meinem Spielerleben eine schwangere Frau zu spielen.
Der Fall »Harvest Moon 64« ist da anders gelagert und mich erstaunt noch immer, dass die mannigfaltigen Alkohol-Referenzen es in dieser Form sogar in die US-amerikanische Fassung geschafft haben – nur wenige Jahre nachdem Nintendo Alkohol-Referenzen in Spielen noch ganz verboten hatte. Die Details brauche ich hier nicht zu wiederholen, die stehen im Artikel. Interessant fand ich nun, dass ich mit »Judgment« doch noch ein Spiel kennenlernte, das »Harvest Moon 64« in Sachen Alkoholverherrlichung den Rang ablaufen könnte.
Kennt ihr weitere Games, in denen Alkohol so allgegenwärtig ist?
Inwiefern ist die Verharmlosung von Alkohol speziell in Japan ein Ding?
Über Kommentare würde ich mich sehr freuen. [sk]
Logbucheintrag Ende. Ende September melden wir uns wieder – mit neuen Empfehlungen alter Beiträge, neuen Favoriten in Film, Funk und Fernsehen, und neuen Meinungen zu einem neuen Thema des Monats. Und natürlich mit einem neuen Freund (oder einer neuen Freundin) des Hauses. Bis dahin!
Beitragsbild dieser Ausgabe: Screenshot aus Spider-Man (Sony, 2018), nachbearbeitet; Logos verschiedener Spiele-Abo-Services (Amazon, Microsoft, Sony, Apple, 2020)
Spielt: Star Fox Zero, Xenoblade Chronicles DE
Liest: Frank Herbert: Der Herr des Wüstenplaneten
Schaut: Geheimnisse des Universums, die Xenosaga Episode II Bonus-DVD mit allen Cutscenes von Episode I.
Hört: Cradle of Filth, Metallica, My Dying Bride.
Und sonst? Freut sich darauf, morgen einen neuen Job anzutreten.
Meine Präferenz sind nach wie vor physische Spiele, da sie mir am ehesten ein Gefühl von Besitz, Übersicht und Abgeschlossenheit geben. Daher ist mir die Verwässerung davon durch Patches, DLCs und die Reduzierung von Datenträgern zum glorifizierten Lizenzkey bereits ein Dorn im Auge. Abos kann ich entsprechend erst recht nichts abgewinnen. Ich würde mir lieber vermehrt digitale Demos wünschen, um Fehlkäufen besser vorbeugen zu können.
Davon abgesehen widerspricht das Aboprinzip meinen Spielgewohnheiten. Mein Geschmack geht nicht so in die Breite, wie es bei vielen Abos angeboten wird, ich würde vieles also gar nicht erst anspielen. Ich spiele auch eher nach Lust und Laune und würde mich ungern einem über die Zeit ständig ändernden Angebot anpassen wollen. Dazu kommt noch, dass ich immer mal wieder auch ältere und klassische Spiele hervorkrame, und währenddessen nicht viel von meinen laufenden Abokosten hätte.
Ist natürlich nur meine persönliche Sicht der Dinge, die nichts daran ändert, dass viele Anbieter mehr und mehr auf Abomodelle setzen, und es natürlich aus Konsumentensicht seine Anreize hat. Nicht jeder hat das Geld, den Platz oder das Interesse für eine rein physische Sammlung. Für kleines Geld in eine große Auswahl von Spielen reinschauen zu können hat zweifelsohne auch seine Reize, zumal man sich weder finanziell noch im Sinne eines mentalen Backlogs großartig zu etwas committed.
Eine andere Frage ist natürlich, ob sich das Ganze für die Entwicklungsstudios auf Dauer finanziell ohne qualitative Einbußen rentiert.
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Unterstreiche ich alles, was hier geschrieben wurde und zwar Dick und Fett🤔😆
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Ich glaube ein Abo-Modell so wie es jetzt wird, wird keine Zukunft haben. Eben, weil immer die Frage ist, was ist wenn der Vertrag ausläuft und ein Spiel oder wahrscheinlich eher ein Spielefortfolio nicht mehr auch Plattform XY angeboten werden darf. Kann ich dann noch auf das Spiel zugreifen? Was ist mit meinen Spielständen?
Ich kann mir denken, dass ein Abo-Modell in Zusammenhang mit einer Kaufoption funktioniert. Du schließt ein Abo ab und kannst die Spiele aus dem Katalog spielen, hast aber auch die Möglichkeit das Spiel käuflich zu erwerben. Vielleicht auch gegen einen geringeren Preis, weil man ja scho das Abo hat. Gegen digitale Versionen von Spielen habe ich mittlerweile auch nichts mehr einzuwenden, weil es einfach bequemer ist.
Im Zuge der Abo-Modelle, frage ich mich aber, ob diese Modelle Einfluss auf die Art der Spiele haben. Insbesondere auf die Länge. Werden Spiele kürzer, weil sich das Angebot immer verändert? Und für welche Spiele ist das Abo-Modell ein Chance und für wen eine Gefahr?
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Mir kam gerade noch ein weiterer Gedanke. Werden Abo-Modelle nur von den Konsolenherstellern kommen und von Steam/Epic? Oder gibt es dann ein Abo-Modell von EA, von Ubisoft oder Annapurna? Heute ist ja durch die Abo-Modelle von Netflix, Amazon und Co im Film-/Serienbereich schon schwer zu sagen, was wo zu konsumieren ist.
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Hmmmm wirklich interessante Fragen, die du, Lenny, in dem Raum stellst. Grad was die die Zukunft, der Games betrifft bin ich da etwas skeptisch, da mittlerweile für mich nichts mehr fast neues oder besonderes da ist und wenn ich denke Games + Abo bestimmt die Länge bzw. den Inhalt der Games, ist es doch ein wenig bedenklich, wie die Zukunft aussieht.Was mich interessiert, wie sieht das Konservieren, alter Games aus grad im Digitalen Sektor, wenn ich noch mit einer PS3 bewaffnet nen Haufen PS1 wie PS2 Titel Digital erwerben kann und diese Funktion bei der PS4 ja komplett wegrationalisiert wurde? Kommen dann nur noch Remakes und Remasters?
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Es ist zwar kein Abo-Modell, aber was mit alten Spielen passiert hat man so ein bisschen bei der Wii gesehen, als dann der Katalog und die Möglichkeit alte Spiele zu bekommen eingestellt wurde.
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Ich bin froh darüber, dass der Wii-Onlineservice kein Abo-Modell war. Somit kann ich meine erworbenen Spiele wie Super Metroid oder Sin & Punischment behalten. Natürlich ist es Schade, dass niemand mehr diese alten Klassiker kaufen kann. Doch auf der Switch bezahlen wir gerade monatlich für Spiele, die eventuell von der Konsole verschwinden werden.
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