Die handverlesenen Games-Lesetipps zum Wochenende – Ausgabe 137.
Ich fange einmal an mit dem, was fehlt: Ja, wo ist denn Pascals „Sehenswert“? Hat es sich ganz weit unten versteckt? Gab es einfach nichts zu sehen? Ist Pascal vielleicht im Urlaub? Alles falsch. Tatsächlich haben wir uns entschlossen, die Unterrubrik Sehenswert in Zukunft von Lesenswert zu trennen und separat zu veröffentlichen.
Die Überlegung dahinter ist die, dass wir es in letzter Zeit nur selten geschafft haben, den vorgesehenen 2-Wochen-Rhythmus für Lesenswert inkl. Sehenswert einzuhalten. Das führte dazu, dass die einzelnen Ausgaben mitunter sehr umfangreich wurden. Zu umfangreich, wie wir finden: Ein knappes Dutzend Lesetipps, bis zu acht Video-Empfehlungen, dann und wann ein Podcast… wer soll das alles konsumieren? ;)
Davon, dass wir die beiden Rubriken in Zukunft getrennt veröffentlichen, erhoffe ich mir, a) dass Sehenswert in Zukunft mehr Aufmerksamkeit erfährt, als es das bislang als „Anhängsel“ von Lesenswert erfuhr, sowie b) dass ich Lesenswert in Zukunft wieder etwas spontaner und mit geringerem Zeitaufwand veröffentlichen kann, um so dem eigentlich wünschenswerteren 2-Wochen-Rhythmus wieder etwas näher zu kommen. Schau’n wir mal.
Und Hörenswert? Das gab es in letzter Zeit ohnehin nicht mehr als regelmäßige Rubrik, und wenn, dann kamen die Empfehlungen von mir. Hörenswert bleibt deshalb ein unregelmäßiges Anhängsel von Lesenswert. Lediglich Sehenswert darf und wird sich in Zukunft hoffentlich schön emanzipieren.
Dann zu den Empfehlungen…
Ich muss zugeben, es waren nicht die stärksten Wochen. Insbesondere die deutschsprachigen Games-Blogs schienen sich hitzefrei zu gönnen. Doch das ist nicht schlimm, habe ich so doch die Chance, einige ältere Artikel nachzureichen, die ich in den letzten Monaten aus verschiedenen Gründen noch nicht unterbringen konnte.
Einen Mini-Schwerpunkt dieser Ausgabe bilden drei Artikel, die sich dem Bereich „Religion und Games“ zuordnen lassen: Imran Khan berichtet über virtuelle Ramadan-Feierlichkeiten in Animal Crossing: New Horizons. Aaron Suduiko erklärt in einem seiner vielen lesenswerten Artikel zu Zelda: Majora’s Mask die Bezüge des Spiels zum Buddhismus. Und die „PETA“ gibt Tipps, wie sich Animal Crossing: New Horizons „vegan“ erleben lässt – in einem Text, den zu verlinken mir einerseits sehr widerstrebt (wegen Peta, nicht wegen vegan) – den man sich aus Skurrilitätsgründen aber nicht entgehen lassen sollte.
Eine Podcast-Empfehlung schließt die Auswahl ab. Schaut aber nächste Woche wieder rein, zur Standalone-Ausgabe von Pascals „Sehenswert“. Bis dahin! [sk]
Über die Ästhetik und den Wert des Spiels als Ware
(crossmediaculture.de, Johannes Alvarez Lopez)
[…] Zum einen ist das Spiel vielleicht das „produkthaftigste“ Kulturerzeugnis, das die aktuelle Zeit bietet. Alles an der Spielepackung schreit „Ich bin eine für den Massenkonsum produzierte Ware“. Das uniforme Packungsdesign, die Gebrauchs- und Warnhinweise, die formelhafte Bilderstrecke mit den immer gleichen Beschreibungstexten auf der Rückseite, und so weiter. In der Summe ihrer entindividualisierten Einheitlich- und Ununterscheidbarkeit sowie immer schlichteren Aufmachung nahm die physische Spielekopie ihre Entwicklungen im Digitalen eigentlich schon lange vorweg, sodass man die Situation auf Steam und Co. beinahe als logischen Schluss lesen kann. […]
Animal Crossing und die Verdrängung des Cholerischen
(swagkultur.fail, Patrick Spiller)
[…] Dann kam die Wende. Die Einführung des automatischen Speicherns. […] Doch ist wirklich ausschließlich die digitale Revolution schuld an dieser personellen Verdrängung? Oder doch eher gesellschaftliche Normen und Erwartungen, die ihn verdrängten? War auf dieser Insel des Rückzugs schlicht kein Platz mehr für ihn, wurde er aussortiert aufgrund seiner Charakterzüge? Es gibt schließlich Spekulationen darüber, dass seine Wutanfälle und Zurechtweisungen Kinder zum Weinen brachten. […]
Ethik und Moral in Computerspielen // Morrowind
(textualien.wordpress.com, Andi Dittmann)
[…] Diese offene und faszinierende Spielwelt hat juristische beziehungweise ethische Regeln. Nun, sagen wir: Es sind derer vor allem zwei: 1. Gegenstände und Gebäude, die im Besitz eines NPCs sind, darf ich nicht betreten oder an mich nehmen. 2. NPCs, die mich nicht angreifen, darf ich selber auch nicht angreifen.[…] Spätestens, wenn ich mich einer der Gilden oder Häuser anschließe und Aufträge erfülle, gelange ich zu dem Punkt, an dem mich das Spiel auffordert, die beiden „juristischen“ Spielregeln zu vertoßen: Diebstahl und Mord sind Teil der Questreihen vieler Auftraggeber/-innen. […]
Seuchen in Videospielen: Vom Ringen mit einem unsichtbaren Feind
(spiegel.de, Andreas Inderwildi)
[…] Seuchen werden so zu einem Sinnbild für Kontrollverlust: In einem Medium wie dem Computerspiel, dessen höchstes Gut oft das Gefühl von Kontrolle, wenn nicht sogar Macht ist, ist das ein enormes Problem. Wie geht man mit einer Gefahr um, welche für SpielerInnen weder sichtbar, noch konkret nachvollziehbar ist? Wenn nach dem „Game Over“ durch Krankheit nicht klar ist, wie und wo man mit den tödlichen Erregern in Kontakt geraten ist? Hinzu kommt: Kaum jemand wird seine Freizeit damit verbringen wollen, virtuellen Fußgängern auszuweichen, damit einem ja niemand ins Gesicht hustet. Während Krieg zuweilen minutiös simuliert wird, wäre eine „realistische“ Spielsimulation von Seuchen zwar nicht unmöglich, aber spielerisch sinnlos. […]
Let Me See the Dick in ‚Ghost of Tsushima‘
(vice.com, Emanuel Maiberg)
[…] Why a bit of introspection increases my maximum health is not clear, but much to my delight, each time I enter a hot spring is preceded by a short animation of my character getting buck naked and getting in the water. It’s not a big deal, but it’s not often that video games will show players a naked male ass, especially that of your main character, and after hours of role playing as the overly serious samurai Jin Sakai, it was a nice and tender moment. These wonderful hot spring moments, however, always sting at the end because they rob me of the chance to view my character’s dick. […]
Ubisoft Family Accused of Mishandling Sexual Misconduct Claims
(bloomberg.com, Jason Schreier)
[…] Hascoët was long seen as a permanent fixture of the company, they say, despite allegations that he demeaned female subordinates and surrounded himself with men accused of predatory behavior. […] Three women who worked at Ubisoft say they’d been warned not to go out drinking with Hascoët and his crew. He sometimes held business meetings at strip clubs, a habit that his deputies began to adopt, say the employees […]. The women elected not to attend those outings and said their careers suffered as a result. They were frustrated to watch Hascoët promote many of his strip club buddies to creative directors, a group composed almost entirely of men. […]
Exclusive: Lego Super Mario Lead Designer On 3D-Printed Prototypes, Aborted AR And Meeting Koji Kondo
(nintendolife.com, Lewis Packwood)
[…] Was there any point where you were considering making Minifigure versions of Mario and just doing a basic Lego set? – [Jonathan Bennink:] I mean, of course, that is what you would default to. I think that is one of the first ideas that came up. But the brief that we got from our higher management was to make a product that only Lego and Nintendo could do together. That doesn’t mean just licensing the IP, it also means utilizing Nintendo’s qualities in terms of digital interactivity. And by doing a traditional plaything, they couldn’t really add their magic sauce to it, so to speak. […]
In extraordinary times, Ramadan finds a place in Animal Crossing
(washingtonpost.com, Imran Khan)
[…] Animal Crossing only allows seven guests on a host’s island at any one time, and Ismail expected to get just a few responses. He did not expect to have to create an online sign-up form connected to a calendar due to the entire holy month getting booked up immediately. […] Ismail took us seven guests on a tour of his house and his town, explaining that he wanted to set up a mosque but ran into sticky theological questions along the way. Prayer is done in the direction of Mecca, but in the virtual space of Animal Crossing, how does one decide which direction that is? […]
You don’t have to know anything about Buddhism to appreciate “Majora’s Mask,” but it helps.
(withaterriblefate.com, Aaron Suduiko)
[…] What are we to make of Link within this Buddhist framework? The goal towards which the narrative directs Link is unequivocal: save everyone. There is in Buddhism a ready analogue in the Bodhisattva, an Enlightened being who refuses to fully liberate himself from the cycle of samsara until every single other sentient being has been liberated from samsara. These agents of compassion travel and choose to be reborn all over the realms of samsara, in order to save as many people as possible. […]
PETA’s Vegan Guide to ‘Animal Crossing: New Horizons’
(peta.org, anon.)
[…] Fishing isn’t vegan! You shouldn’t fish in real life, so you shouldn’t do so in the game, either. […] Blathers would like to build a museum of fish and insects on your island. Don’t let him do it! […] On your island, you can dig for clams. Here’s why you shouldn’t. […] Don’t take hermit crabs from your island’s beaches and sell them to Blathers or Timmy Nook. They’re not objects—they’re individuals! […] If you get instructions to build a doghouse, don’t! Life at the end of a heavy, short chain is all too real an issue for many dogs in the U.S. […] Give your island an animal-friendly name like Veganville. […]
Hörenswert
Making Mags #1: Bravo Screenfun (feat. Anatol Locker)
(Games Insider; 25.06.2020; 01:24:16)
In dieser Prototyp-Folge einer neuen Reihe des Games Insider-Podcasts sprechen Benedikt und Sönke mit Anatol Locker, dem ehemaligen Chefredakteur von einem der meistverkauften und meistbelächelten Games-Magazine Deutschlands: der Bravo Screenfun. Anatol blickt zurück bis in die 90er und erzählt, wie man ein Magazin für eine besonders spitze Zielgruppe macht, welche Gedanken der Konzeption des Hefts zugrunde lagen, und aus welchen Gründen der Abwärtstrend des Magazins schlussendlich nicht zu stoppen war. Außerdem: die Wahrheit hinter dem Geilen Gelben Fleck. [sk]
Lust auf mehr? Die Games-Lesetipps der Woche gibt es jeden zweiten bis dritten Freitag auf SPIELKRITIK.com. Die letzte Ausgabe von Lesenswert findet ihr HIER.
Beitragsbild dieser Ausgabe: Mr. Resetti, Nintendo 2001