In »Touhou Luna Nights« gibt es einen Spezialangriff mit dem Namen »Thousand Daggers«. Ohne selbst nachgezählt zu haben, würde ich dem Spiel diese Beschreibung abkaufen.

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Der große Twist von »Touhou Luna Nights« ist die Zeitstopp-Mechanik. Per Knopfdruck können wir die Zeit entweder verlangsamen oder anhalten. Unsere Protagonistin nutzt dann Wurfmesser statt Pistolen, um in diesem Zeitvakuum eine Messerwand aufzubauen, die nur darauf wartet, den nächsten Kappa zu durchlöchern.

Neben Angriffen im Zeitvakuum nutzt »Touhou Luna Nights« diese Mechanik für clevere kleine Puzzles und Platforming-Passagen, die – eigentlich nur Beiwerk – meine Erwartungen weit übertroffen haben. Später werden Messer und Platforming sogar kombiniert. Mit entsprechendem Upgrade werden in der Luft eingefrorene Messer selbst zu soliden Plattformen, über die unsere Protagonistin springen kann. Eines der spaßigsten und vielseitigsten Gimmicks, die ich seit langem in einem Metroidvania gesehen habe!

Nebst tausend Messern bleibt »Touhou Luna Nights« den Bullethell-Wurzeln seiner Reihe treu. Gerade in Bosskämpfen ergießt es eimerweise Projektile über den Bildschirm, die manchmal unübersichtlich werden können.

Ein eleganter Kniff ist die Balance der verschiedenen Ressourcen – Zeit, Messer und Lebensenergie. Alles ist begrenzt und dadurch bleibt »Touhou Luna Nights« immer spannend. Ständige Knappheit klingt erst stressig, führt aber zu bedachteren Kämpfen. Durch geschickten Einsatz der einzelnen Ressourcen lassen sich andere wieder aufladen. Lebensenergie können wir beispielsweise heilen, indem wir Feinden oder feindlichen Projektilen besonders nah rücken – eine Gratwanderung, die durch verlangsamte Zeit vereinfacht wird.

Leider funktioniert diese Wechselwirkung der Ressourcenbeschaffung mit etwas Übung ein wenig zu gut. Mit Geschick lässt sich die Zeit im späteren Verlauf nahezu beliebig anhalten und Standardgegner werden dadurch trivial. Das Anhalten der Zeit mit anschließendem Messerregen ist in fast jeder Situation die dominante Strategie. Umso nerviger wird das Aussetzen der Hintergrundmusik bei jedem Zeitstopp – da wäre ein anderes musikalisches Stilmittel sinnvoller gewesen.

Dennoch bleibt die Faszination des Zeitstopps bis zum Ende aufrecht. Insbesondere die Angriffsmuster der Bossgegner sind in diesem Kontext vielseitig und kreativ. Durch Verlangsamen der Zeit wird ein dichter, undurchdringlicher Laser plötzlich zur Spirale, durch die wir uns fädeln müssen – hier jagt ein Wow-Moment den nächsten. Nicht zuletzt, weil »Touhou Luna Nights« in diesen Kämpfen ein maßloses Effektgewitter auspackt.

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Weniger imposant sind die Level, die in ihrer reinen Struktur eher zweckmäßig bleiben. Die Areale sind übersichtlich aufgebaut, haben aber wenig Wiedererkennungswert. Ohne die aussagekräftige Karte wäre ich aufgeschmissen gewesen. Hier und da gibt es ein paar Abzweigungen. Doch sind diese nie so ausufernd, dass sie vom nächsten Ziel ablenken würden.

Letztendlich ist »Touhou Luna Nights« mit seinen knappen drei Stunden Spielzeit genau der zwanglose, sinnesüberflutende Happen, den man sich als Arcade-Dauergast gewünscht hätte. [pg]

Das war ein Artikel zur MECHANIK von »Touhou Luna Nights« – mehr zum GEFÜHL findet ihr unter diesem Link.


Touhou Luna Nights
Vaka Game Magazine, Team Ladybug / Why so Serious?, PLAYISM
PC [26. Februar 2019], Nintendo Switch [TBA]

Quelle Screenshot: Eigener
Quelle GIFs: Publisher