Für mich als Konsolengamer gibt es nichts Schöneres, als gemütlich vor meinen 55-Zoll-Fernseher zu sitzen und von der Couch aus ein genussvolles Videospielabenteuer zu erleben. Wenn mir Freunde dabei zusehen, wie ich eine Spielfigur mit einem Xbox-Controller durch virtuelle Welten steuere, fragen sie mich häufig, ob ich mir jetzt eine Xbox zugelegt hätte. Erstaunt stellen sie letztendlich fest, dass nicht etwa Microsofts Hochleistungskonsole, sondern mein PC für die Spielübertragung verantwortlich ist.
Ich kann die Reaktion meiner Freunde durchaus nachvollziehen. Action-Adventures auf einem Rechner zu spielen, wäre für mich vor 20 Jahren ebenso undenkbar gewesen. Wer damals einen Controller am PC angeschlossen hat, musste vor Spielstart im Konfigurationsmenü sämtliche Tasteneingaben manuell zuweisen, die nicht jedes Spiel erkannte. »Splinter Cell« (2003) etwa verzichtete komplett auf eine Controller-Unterstützung. Agent Sam Fisher ließ sich ausschließlich mit Maus und Tastatur steuern. Wer das Schleichabenteuer mit dem Controller spielen wollte, musste auf die Xbox-, PS2- oder GameCube-Fassung zurückgreifen. Es gab natürlich Mods und Tools, mit denen sich derartige Beschränkungen umgehen ließen – doch ihre Installation und Anwendung war oft zeitintensiv und umständlich. Ein damaliges PC-Spiel zu installieren gestaltete sich ebenso kompliziert, denn nicht jeder Rechner verfügte über passende Grafik- oder Soundtreiber, sodass beim Spielstart häufig Fehlermeldungen aufpoppten. Diese ließen sich ausschließlich auf einem Monitor betrachten, da Fernsehgeräte mit dem gängigen VGA-Anschluss nicht kompatibel waren.
Konsolen dagegen ermöglichten einen bequemen Start ins Spielgeschehen. Installationen oder spezielle Konfigurationen waren nicht nötig. Zumindest damals. Wenn wir in der aktuellen Generation eine PS4 oder Xbox One starten, gibt es dort ehemals PC-exklusive Eigenschaften zu bestaunen. Spieler navigieren sich zunächst durch ein Menü, das dazu dient Spiele zu installieren oder eventuell benötigte Updates herunterzuladen. Der PC hat wiederum zugängliche Konsolenfeatures übernommen: Controller synchronisieren sich automatisch mit dem jeweiligen Spiel und ein HDMI-Port ermöglicht eine Verbindung mit dem Fernseher.
PC-Gamer verteidigen ihr System gerne mit einer höheren Leistung, wohingegen Konsolenspieler den Vorteil darin sehen, nicht jedes Jahr Hardwareteile nachrüsten zu müssen, um aktuelle Spiele flüssig zu spielen. Zwei Behauptungen, die auf moderne Spielplattformen längst nicht mehr zutreffen. Einerseits hat sich die Leistungsfähigkeit von Konsolen dem aktuellen Grafikstandard angepasst, sodass die Grafikpracht von Exklusivtiteln wie »God of War« oder »Uncharted 4« der von PC-Spielen ebenbürtig ist. Anderseits kann auch ein mittelstarker PC den Leistungsanforderungen gängiger Neuerscheinungen gerecht werden – solange Spieler die passenden Grafikeinstellungen vornehmen. Mein 600 Euro-Rechner hat bereits fünf Jahre auf dem Buckel, kann aber das »Resident Evil 2«-Remake sowie den aktuellen »Call of Duty«-Ableger flüssig und ansehnlich abspielen. Für ein optimales Spielerlebnis brauche ich also keinen High-End-Rechner.
Persönliche Plattform-Präferenz
Doch weshalb spiele ich Multiplattformtitel auf dem Rechner, statt auf einer Konsole, wenn der Unterschied zwischen beiden Systemen so gering ausfällt? Zum einen halte ich eine zusätzliche Spieleplattform für überflüssig, denn meine Tätigkeit als Hobby-Redakteur und YouTuber setzt einen PC voraus. Zum anderen verfügen Konsolen nicht über eine fortlaufende Abwärtskompatibilität – das Anfangs erwähnte »Splinter Cell« läuft immer noch auf heutigen PCs, aber nicht auf einer PS4.
Das schlagende Verkaufsargument für eine Konsole ist für mich nach wie vor die hervorragende Auswahl an Exklusivtiteln. Da ich mir jedoch eine PS4 und die dazugehörigen Spiele im Videocenter ausleihen kann, werde ich ein »The Last of Us Part II« spielen dürfen, ohne eine PS4 besitzen zu müssen. Des Weiteren lohnt es sich abzuwarten, ob und in welchem Umfang die PlayStation 5 abwärtskompatibel sein wird und welche Titel weiterhin im PlayStation Store verbleiben. Es wäre sehr wünschenswert, alle Spiele der vorigen Generation auf einer PS5 spielen zu können. Doch selbst wenn, die Spielebibliothek fiele längst nicht so umfangreich wie auf meinem PC aus, den ich demnächst mit den neuesten Komponenten aufrüsten werde, um auch die Spiele der nächsten Generation zum Laufen zu bringen. Da Sony mit dem kommenden »Horizon 2: Forbidden West« weiterhin auf potente Exklusivtitel setzt, spiele ich dennoch mit dem Gedanken mir eine PS5 zuzulegen. Welches System wird mich also nächstes Jahr in virtuelle Welten führen?
Letztendlich ist es mir egal, ob ich Spiele auf dem PC oder der Konsole genieße, da sich beide Eingabegeräte leicht bedienen lassen und über eine ausreichende Leistung verfügen. Allerdings erlaubt der PC den Zugriff auf eine enorme Spielhistorie, die sich in Zukunft weiter ausdehnen wird. Ein Feature, dem Konsolen mehr Aufmerksamkeit schenken sollten – denn Hardware ist vergänglich, doch Spielvielfalt bleibt für die Ewigkeit. [dg]
Hey Dennis. Ein schöner Artikel. Gefällt mir, wie du herausgestellt hast, wie sich PCs und Konsolen im Laufe der Zeit aneinander angepasst haben. Ein wenig hab ich den Eindruck, dass PCs viele der guten Eigenschaften von Konsolen übernommen haben, Konsolen dagegen einige der schlechten Eigenschaften von PCs. Ganz so schwarz und weiß ist es natürlich nicht: Manches, was bei aktuellen Konsolen im Vergleich zu früheren Systemen nervt – der Installationszwang oder die regelmäßigen Updates – hat selbstverständlich auch gute Seiten und macht eine Reihe positiver Errungenschaften überhaupt erst möglich.
Beispiel: Da kaum jemand fünf- bis zehnminütige Ladezeiten akzeptieren würde, würden aktuelle Spiele mit Sicherheit ganz anders aussehen, wenn nicht inzwischen auch Konsolen eingebaute Festplatten hätten, auf denen die Spiele installiert werden können oder müssen. Spannend finde ich aber auch, wie die kommende Konsolengeneration in dieser Hinsicht sogar weiter gehen wird, da die nun obligatorischen superschnellen SSDs die Entwicklung von Spielen erlauben, die grundlegend anders mit dem zur Verfügung stehenden RAM umgehen.
Eine sehr aufschlussreiche Diskussion diesbezüglich gab es kürzlich hinter der Paywall vom Gamespodcast: https://www.gamespodcast.de/podcast/feierabendbier-es-waere-ja-e3-gewesen-aber-dann-war-playstation/
Das Pro-Konsolen-Argument mit den Exklusivtiteln kann ich vor allem dann nachvollziehen, wenn es um die Frage geht, ob man sich zusätzlich zum bestehenden PC auch eine Konsole zulegen. Bzw. welche Konsole. Ansonsten hat natürlich auch der PC eine große Zahl von quasi-exklusiven Titeln.
Besonders wichtig finde ich allerdings den Punkt mit der Abwärtskompatibilität. Da ich seit einer Dekade nicht mehr auf dem PC spiele, kann ich nicht sagen, wie dort aktuell der Stand der Dinge ist, aber in der Vergangenheit war das auch nicht so rosig. Als z.B. Windows XP damals rauskam, gab es mehr als nur ein paar Spiele, die für Windows 95/98/Me entwickelt waren und unter XP nicht mehr oder nur auf umständliche Weise liefen. Und dass DOS-Spiele auf aktuellen PCs ohne große Umstände lauffähig sind, ist in meinem technischen Verständnis wohl auch vor allem darauf zurückzuführen, dass sich DOS inzwischen leicht emulieren lässt?
Daher würde mich mal interessieren, wie einfach und in welchem Umfang ältere PC-Spiele tatsächlich auf modernen PCs spielbar sind? Möglicherweise hat sich da in den letzten zehn, fünfzehn Jahren ja tatsächlich viel getan und das ist heute viel einfacher als damals und als ich mir vorstelle? Oder um einmal ganz konkret zu werden: Könnte ich meine PC-Spiele von damals, so aus den späten 90ern und frühen 2000ern (Windows 98/2000/Me/XP) auf einem modernen PC installieren? Falls ja, wäre das schon ein Anreiz, mir mal wieder einen (günstigen) PC zuzulegen und ich bräuchte mich nicht länger mit der Vorstellung betrügen, meinen 2001er PC endlich mal wieder flott zu machen, um endlich The Longest(!) Journey fertigspielen zu können. ;)
Ich sag mal später noch was zur Abwärtskompatibilität auf Konsolen. Das ist ein weites Feld.
LikenGefällt 1 Person
Viele Spiele aus den 90ern wie etwa Thief oder Commandos: Im Auftrag der Ehre lassen sich unter Windows 10 problemlos installieren und starten. Bei bestimmten Titeln können dennoch Grafikfehler und diverse Bugs auftreten. Ich habe es selbst noch nicht ausprobiert, aber Commandos 2 soll wiederum auf Windows 10-Rechnern gar nicht erst starten. Bei mir lief das Spiel zuletzt auf Windows 7 einwandfrei. Du kannst allerdings auch eine virtuelle Maschine installieren, die auf deinem Rechner ein älteres Windows-System startet. Damit sollte es dann klappen. Hätte ich nicht so viele Titel nachzuholen, würde ich solch ein Programm mal testen. Demnächst würde ich gerne den Original Deus Ex von 2000 spielen wollen. Da mir dieses Spiel auf Steam zur Verfügung steht, wird es sicherlich ohne zusätzliche Programme laufen.
LikenLiken
Ich finde diese Entwicklung auch echt total interessant. Ich als Kind (bis ich ca. 8 war) noch häufig Roller Coaster Tycoon, Age of Empires II und eine Hand voll anderer Spiele auf meinem PC gespielt. Danach war aber Sense und ich war praktisch ausschließlich auf Konsolen unterwegs – unter anderem wegen der von dir beschriebenen Hardware-Hürden, die heute nur noch bedingt gelten.
Nun habe ich mir im Januar 2020 einen PC zugelegt (schon ein etwas teureres Gerät, aber kein Über-High-End-Kram) und bin absolut begeistert. Ich nutze diesen Windows PC für NICHTS anderes als Spiele. Für alles andere nutze ich mein MacBook. Somit ist der PC für mich also auch „nur“ eine weitere Konsole und bisher könnte ich zufriedener kaum sein.
Hier bekomme ich endlich mehr „Exklusivtitel“ als eine Konsole heutzutage je bekommen würde; sprich: tausende coole Indies, auf die ich jahrelang neidisch war. Dass ich Sachen wie Doom Eternal oder das Resident Evil 3 Remake in höherer Auflösung bei 60fps spielen konnte, ist da nur die Kirsche obendrauf.
Weil es heute auch nur noch HDMI-Kabel und einen Netzstecker braucht, die fest am Schreibtisch verankert sind, kann ich den PC sogar munter zwischen Wohnzimmer und Nebenraum hin- und hertragen, falls ich dann doch mal etwas auf dem großen Bildschirm spielen möchte.
Hätte nie gedacht, dass ich mal so begeistert von Spielen auf dem PC sein würde.
LikenGefällt 1 Person