Liebe Leserinnen und Leser,
schon im Dezember waren wir spät dran, im Januar ist es nun aber volle Absicht: Der Spielkritik-Quest-Log erscheint von dieser Ausgabe an stets am Monatsende. Schließlich ist es doch logischer, dass ein Quest-Log im Januar auch auf den Januar zurückblickt, und nicht auf den Dezember, oder!?
Und noch ein paar Änderungen gibt es: Zum einen ist Johannes zum letzten Mal mit dabei. Warum erklärt er unten, in seinem Inventory. Ich sage an dieser Stelle noch einmal DANKE!! – und verweise auf die 14 wunderbare Artikel, die er im Verlauf der letzten 2 Jahre für SPIELKRITIK geschrieben hat!
Darüber hinaus gibt es ab sofort nur noch eine Bestandsartikel-Empfehlung pro Monat, die im Gegenzug aber auch etwas ausführlicher begründet bzw. kommentiert sein darf. Hinter den Kulissen haben wir außerdem ein effizienteres System entwickelt, das uns helfen soll, uns für ein Thema des Monats zu entscheiden. Ja, das war tatsächlich oft nicht einfach, und eine zu späte Entscheidungsfindung war nicht zuletzt für unsere Gäste eher suboptimal. In Zukunft sollte das besser klappen.
Das Ergebnis unserer Entscheidungsfindung im Januar: Sind (aktuelle) Spiele zu lang? Diese Frage kommentieren wir und unser Gast in gewohnt knackigen 120 Wörtern.
Und dieser Gast, unser erster Freund des Hauses in diesem Jahr, das ist Christopher. Ihr findet Christopher bei Twitter, YouTube und auf Gamecontrast.de. Auf der Leipziger DreamHack durfte ich auch in diesem Jahr mit ihm fachsimpeln, dass wir zwar von Esport keine Ahnung haben, das Ganze aber trotzdem richtig spannend finden.
Ich hoffe, auch ihr findet die eine oder oder Inspiration in unseren Inventories. Und natürlich freue ich mich auf eure Kommentare! [sk]
BACKTRACKING: Der Bestandsartikel des Monats
Empfohlen von Sylvio: Nachgeforscht: Die Umbrella-Niederlassung von nebenan
Diesen Artikel empfehle ich, weil ich die Geschichte seiner Rezeption so kurios finde. Anfangs interessierte sich fast niemand für meinen (sicherlich nicht herausragenden) Beitrag über ein Meme und seine Geschichte. Nach einem ohnehin enttäuschenden Start sanken die monatlichen Seitenaufrufe schnell in den einstelligen Bereich, wo der Artikel ein Jahr lang herumdümpelte. Bis er dann offenkundig von Google entdeckt oder immer mehr Leute von einem Gedanken umgetrieben wurden: „Existiert die aus Resident Evil bekannte Umbrella Corporation vielleicht auch in der Realität!?“ Und so findet, wer beispielsweise „Umbrella Realität“ googelt – und das sind augenscheinlich gar nicht wenige – unseren Artikel auf Seite 1 der Ergebnisliste.
Noch kurioser ist allerdings der nochmalige Schub, den der Artikel seit Januar erfährt: Ich kann nur vermuten, bin mir da aber ziemlich sicher, dass es das Coronavirus sein muss, das die Leute – sei es aus harmlosem Jux oder in als Folge abstruser Aluhut-Vorstellungen – in Erwägung ziehen lässt, dass eine sinistre Biotech-Corporation hinter all dem stecke. Wasser auf die Mühlen ist außerdem ein neueres Foto, das bei Reddit und Co. die Runde macht und eine grüne Variante des Umbrella-Logos an einem chinesischen Labor zeigen soll. Einer, der dem Ganzen im letzten Jahr auf den Grund gegangen ist, kommt zu einem frappierend ähnlichen Fazit, wie ich damals.
Und ist das nicht eine höchst interessant Entwicklung in Hinblick auf Medien und ihre Wirkung? Erst springt das Logo einer fiktiven Firma von der virtuellen Welt in die reale über, und dann ist es die Vorstellung böswilliger Biotech-Labore selbst, die sich „wie ein Virus“ in den Gedanken der Leute festsetzt und ein Stück weit unsere Wahrnehmung einer realen Pandemie prägt. Dass einige Leute Plague Inc. nutzten, um die Verbreitung des Coronavirus zu simulieren, zeigt ebenfalls, wie unsere Wahrnehmung der Welt inzwischen von Games und ihren Tropes geprägt ist. Eine spannende Case Study für Medienwissenschaftler?
Oder für Verschwörungstheoretiker: Erwähnte ich schon, dass „Corona“ zu allem Überfluss auch noch ein Anagramm von „Racoon“ ist, wie in „Racoon City“, dem fiktiven Schauplatz der frühen Resident Evil-Spiele???
INVENTORY: Die aktuellen Favoriten der Redaktion
Sylvio @mussakku_laden
Spielt: Resident Evil: Revelations, Donkey Kong Country: Tropical Freeze, Firewatch
Liest: Gregory Grieve & Heidi Campbell: Playing with Religion in Digital Games, Eileen Chang: Das Reispflanzerlied
Schaut: Star Wars: The Last Jedi, Bad Grandpa, Three Billboards Outside Ebbing Missouri
Hört: David Bowie: Reality, Alice Cooper: Paranormal
Und sonst? Erkundet die Tiefen der religionswissenschaftlichen Digitalspielforschung.
Iris @HiVidGa
Spielt: Neverwinter Nights 2, Star Wars Jedi: The Fallen Order, My Brother Rabbit
Liest: Theodor Storm: Der Schimmelreiter
Schaut: The Expanse, Star Trek: Picard, Halloween
Hört: Northern Lite: Evolution, Vulta: Sigils
Und sonst? Nimmt sich wieder mehr Zeit für Spielkritik und versucht, die nächsten Monate ihr IHK-Zertifikat zu absolvieren, damit sie sich der Geschichtsschreibung nebenberuflich widmen kann.
Johannes @Jominathor
Spielt: Starcraft 2, Death Stranding
Liest: The Promised Neverland Band 10
Schaut: Haikyu!!, Sex Education
Hört: Soziopod: Der vernünftige Jahresrückblick 2019
Und sonst? Ist dankbar für die Zeit, die er in den letzten zwei Jahren als Teil der Spielkritik-Redaktion verbringen durfte, braucht nun allerdings erstmal ein wenig Pause vom klassischen Bloggen über Spiele. Vielen Dank für alles, sowohl ans Team als auch an Euch Leser! Man sieht/liest sich sicher eines Tages beim ein oder anderen Gastartikel wieder!
Pascal @PascalGrasshoff
Spielt: Mass Effect: Andromeda, Radiant Historia, Super Crush KO
Liest: N. K. Jemisin: The Fifth Season, die neue WASD
Schaut: The Good Place
Hört: Otoboke Beaver für mehr Energie in meinem Leben.
Und sonst? Hat diesen Monat binnen vier Tagen den kompletten Haupttext seiner Bachelorarbeit rausgeprügelt und genießt seitdem schamlos seine Freizeit.
Erik @snoopykoira
Spielt: Tokyo Mirage Session #FE: Encore
Liest: Nichts.
Schaut: Zahllose Videos, wie man Neo Soul und Math Rock auf Gitarre spielt.
Hört: Polyphia, Kazuki Isogai, tricot
Und sonst? Hat gemerkt, dass, wenn es mit dem Spielejournalismus nichts werden sollte, auch der Musikjournalismus eine attraktive Alternative wäre.
Freund des Hauses: Christopher @Chrangus
Spielt: Destiny 2, The Witcher 3, Dragon Ball Z: Kakarot
Liest: Stephen King: Das Institut
Schaut: Chilling Adventures of Sabrina, One Piece
Hört: Seit zwei Wochen wieder sehr viel Queen.
Und sonst? Arbeitet gerade drei Video-Ideen aus, von denen mindestens zwei wieder verworfen werden.
SIDE QUEST: Sind (aktuelle) Spiele zu lang?
Christopher meint:
Ich glaube nicht, dass aktuelle Spiele zu lang sind. Es kommt immer darauf an was man daraus macht. Sicherlich wirken gerade AAA-Blockbuster mit ihren offenen Welten heutzutage fast schon unschaffbar. Allerdings zwingt mich niemand, die etlichen Nebenaufgaben zu erfüllen und die Welten bis auf den letzten Grashalm zu durchforsten. Viele aktuelle Spiele lassen einem mittlerweile die Wahl, ob man mehrere Hundert Stunden investieren möchte, oder nur der Hauptgeschichte folgen will und dafür schon nach 20 Stunden durch ist. Die Spieldauer ist aufgrund der technischen Möglichkeiten sicherlich mittlerweile höher als noch vor zehn Jahren, jedoch gibt es durch den großen Spielemarkt aktuell auch gute Alternativen und genügend Abwechslung für den kleinen Appetit.
Pascal meint:
Je mehr großartige kurze Spiele ich spiele, desto unerträglicher wird für mich alles jenseits der zwanzig Stunden. Gerade Abo-Services wie Xbox Game Pass oder Apple Arcade sind ein Füllhorn toller kleiner Indie-Perlen, die ich ohne finanzielles Risiko ausprobieren kann. Einige meiner absoluten Top-Spiele 2019 waren kaum zwei Stunden lang, vermittelten in dieser Zeit aber mehr Spaß und Emotionen als viele Spiele, an denen ich mehrere Wochen sitze. Ich habe nichts gegen lange Spiele, aber mein Anspruch an durchweg wertvolle Inhalte ohne Streckung wird immer höher. Ich denke, kompakte Spielerfahrungen werden langfristig die Zukunft des Mediums darstellen… mit einer Gegenströmung für endlos lange Service-Games.
Erik meint:
Ich bin ja ungern das von Semantik besessene Hinterteil, das die Spielregeln hinterfragt, aber: Was ist eigentlich zu lang? War ein Persona 5 – mit seinen über 100 Stunden – zu lang? Definitiv. Das lag allerdings weniger an der reinen Zahl der Stunden, sondern ihrer mangelhaften Gestaltung. Ich habe nichts gegen Spiele, deren Dauer dem dreistelligen Bereich winkt – gerade als armer Student. Lange Titel verschaffen mir genug Zeit, in sie einzutauchen, mich zu Hause zu fühlen und eine emotionale Verbindung mit ihnen aufzubauen. Solange diese Stunden ansprechend gefüllt sind, könnte mir die Länge nicht egaler sein. Kurze Spiele sind für mich oft nur Gaumenreiniger. Nicht, dass ich sie nicht für ebenbürtig halte. Allerdings eignen sie sich hervorragend dafür, zwischen größere Werke gestopft zu werden.
Sylvio meint:
Natürlich gibt es nicht die fixe Zahl von Stunden, ab der ein Spiel zu lang ist. Allerdings merke ich doch immer wieder, dass Spiele im Schnitt deutlich länger sind als früher. Spätestens auf der PS4 kenne ich kaum noch einen Titel, von dem ich finde, dass er nicht zumindest etwas zu lang war. Und so ist der zu erwartende Spielumfang längst zum Hauptargument geworden, das mich von möglichen Spielekäufen abhält. Wenn nun also “Umfang” nicht länger für, sondern gegen ein Spiel spricht, verbaut die Branche sich damit nicht selbst den Markt? Für Entwickler ist es ein Teufelskreis, den ein Einzelner kaum durchbrechen kann. Ich für meinen Teil würde allerdings mehr bzw. häufiger Geld ausgeben, wenn die Spiele, die ich dafür kriege, kompakter wären.
Logbucheintrag Ende. Ende Februar melden wir uns wieder – mit neuen Empfehlungen alter Beiträge, neuen Favoriten in Film, Funk und Fernsehen, und neuen Meinungen zu einem neuen Thema des Monats. Und natürlich mit einem neuen Freund (oder einer neuen Freundin) des Hauses. Bis dahin!
Mir persönlich werden die „größeren“ Spiele zu lang. Wenn’s gut läuft finde ich eine Stunde am Tag zum Spielen. Damit kriegt man zwar tendenziell auch lange Spiele durch, aber wenn sich so ein Durchgang dann über Wochen zieht, wandert mein Interesse oft zwischendurch zu irgendeinem anderen Spiel.
Aktuelles Fallbeispiel: Death Stranding. Das Spiel gefiel mir bisher ganz gut, nach 20 Stunden war aber erstmal die Luft raus. Trotz Fokus auf die Story bin ich vielleicht bei einem Drittel. In der gleichen Zeit hätte ich vorige Kojima Titel schon (mehrmals) durchgehabt.
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Die meisten haben es hier ja auch schon auf die eine oder andere Weise gesagt. Auf die Länge kommt es nicht an. Jaja! Es kommt auf den Inhalt an. Und da kann ein Spiel von einer Stunde schon zu lang sein, aber ein Spiel von 80 Stunden vergehen wie Flug. Woran es aber gerade bei den heutigen großen Titeln oftmals fehlt, zumindest ist das mein Eindruck, ist eben Inhalt der über Sammelquests hinausgeht. Da ist natürlich jeder anders und wenn jemandem das Spaß macht, dann soll das so sein, aber erfüllend ist das meines Erachtens nach nicht. Füllt eure Welten mit Leben und nicht mit Kram
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Sind Spiele mittlerweile zu lang? Kommt halt, wie immer, ganz darauf an. Manche Genre sind wesentlich kürzer als andere. Indie-Spiele stecken auch meist die Wüzre in die Kürze.
Und für mich spielt das Alter auch eine ganz entscheidende Rolle. Ich als alter Mann mit einem viel zu langen Backlog, mir fällt wesentlich eher auf, dass gerade z.B. RPGs häufig viel zu langgezogen sind. Das ist in dem Genre aber nichts neues, immerhin kennt man das seit Ende der PS1, Anfang der PS2 Ära, und dies sind mittlerweile schon Retro-Konsolen. Aber wenn ich noch mal 12 Jahre wäre, alle Zeit der Welt, einen weniger anspruchsvollen Geschmack, und keinen ständigen Influx neuer Spiele hätte… da fänd ich es natürlich richtig geil, dass so ein ein Tales of mich für 60 Stunden beschäftigt, obwohl sich davon 20 wie Brei ziehen, oder das Persona 5 mit 110 Stunden um mindestenst 150% länger ist, als es sein sollte.
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Das eigene Alter spielt natürlich auch mit rein. Als Kind war ich enttäuscht, als das erste Metal Gear Solid nach ein paar Stunden schon vorbei war. Als Erwachsener nervt mich, dass Kojimas neustes Werk zehn mal so lang geht :D
Bei JRPGs wage ich fast zu behaupten, dass die tendenziell seit der PS2-Ära generell zu lang sind. Zumindest fand ich die 30-40 Stunden RPGs für 16- und 32-Bit Systeme als Kind nicht zu kurz, und als Student waren mir 80 Stunden Schinken wie Final Fantasy XII oder Persona 3 schon viel zu lang.
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Das eigene Alter, der Unterschied zwischen Kind und Erwachsenem… Ich weiß nicht, ob der Unterschied vielleicht gar nicht so ausschlagend ist, oder nicht zumindest erst durch das veränderte Angebot so rüberkommt: Spiele waren in unserer Kindheit halt auch deutlich teurer, als sie das jetzt oft sind, digital und in Sales. Ok, auch damals gab’s Möglichkeiten, die hohen Preise zu umgehen, von Gebrauchtkäufe bis hin zu Raubkopien, und auch heute gibt kein Kind mehr für Spiele aus, als es muss, oder möchte doch auch den einen oder anderen Hype-Titel zum Launch kaufen. Insofern relativiert sich mein Argument da auch schon wieder. Aber dennoch: Ich mag auch heute nicht 60 Euro für ein Spiel ausgeben, das nach 10 Stunden vorbei ist. Ich mag aber auch nicht 60 Euro ausgeben, für ein Spiel, das nach 100 Stunden vorbei ist, weil ich davon auch nichts habe. Ich geb dann lieber dreimal 20 oder sechsmal 10 Euro aus, und bin dann ganz froh, wenn ein Spiel mal etwas früher vorbei ist – weil es wartet ja schon das nächste, das meine Neugierde weckt. Und dann ist das, was ich aktuell spiele, vielleicht gar nicht per se zu lang – das Interesse an dem, was man spielen könnte, aber doch oft größer. Und dieses „was man spielen könnte“ gab’s zumindest in meiner Kindheit lange nicht.
Das bringt mich zu einem anderen Thema, das vielleicht auch mal ganz interessant zu diskutieren wäre… Mehrere Titel parallel spielen – ja oder nein? Zum Beispiel: Manchmal ist so eine Pause echt gut, um die Motivation für einen Titel wiederzugewinnen, oder um unterschiedliche Spiele für verschiedene Augenblicke zur Hand zu haben. Andererseits besteht irgendwie immer die Gefahr, dass so ein Ausflug in einen anderen Titel die Motivation, den Erstgespielten weiterzuspielen, vollends killt. Oder wie geht euch das so?
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Ich glaube, was da auch noch eine Rolle spielt, ist zum einen, dass ich heute durch Arbeit, Studium oder anderes viel weniger Zeit habe mich längeren Titeln zu widmen. Und da muss ein langes Spiel schon richtig gut sein, damit ich mich dem auch widme. Auf der anderen Seite, waren damals der Einfluss die Freunde und vielleicht die Titel die du im Spielemagazin bekommen hast. Heute wirst du aber zugeballert mit Spielen die du unbedingt gespielt haben MUSST. Alleine hier auf Spielkritik gab es in letzter Zeit wieder so eine Fülle von Spielen, die interessant klingen, das ich mich fast schon überfordert fühle. Und da fallen bei mir die langen Spiele eben schnell einen rüber, wenn sie mich nicht auf Dauer reizen.
Zu deiner letzten Frage. Ich kann nicht zwei Spiele oder mehr parallel spielen. Ich kann mich nicht auf zwei Titel konzentrieren. Ich spiele aber meistens zu Beginn mehrere Titel an um dann entscheiden zu können, welches Spiel dann mein nächstes Spiel sein soll.
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Die Einflüsse sind heute wirklich viel zahlreicher. Webseiten, Blogs, Twitter, ich will gar nicht wissen, zu wie vielen Spielekäufen mich das alles schon bewogen hat. Oft lenkt das leider von den Spielen ab, die man eigentlich momentan zu Ende spielen möchte.
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Und halt die schon angesprochenen Sonderangebote, Sales… Gab’s natürlich früher auch, aber eben nicht in dem Maße. Oder man musste aktiver sein, selbst ins Geschäft o.ä. gehen, wie man es tendenziell vielleicht nicht tun würde, wenn man mitten in einem spannenden Spiel drin steckt. Heute wird man im Internet auf die Sales aufmerksam gemacht, man schaut mal kurz in den PlayStation Store, man hat Spiel X für begrenzte Zeit in einem Abo… Stets lockt nicht nur die Fülle an Spielen an sich, sondern auch die Chance, dieses und jenes gerade besonders günstig erwerben zu können.
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Ich musste letztens doch einsehen, dass ich mich eigentlich nur auf ein Spiel konzentrieren kann. Alles andere führt bei mir einfach zu Chaos.
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Mehrere Spiele parallel hat definitiv seine Vor- und Nachteile.
Es hat natürlich eine hochgradig ablenkende Wirkung. Wie häufig fang ich spontan _noch_ ein weiteres Spiel an und vergesse darüber dann zwei angebrochene, die ich längst überfällig hätte weiterspielen sollen.
Gleichzeitig habe ich aber natürlich auch immer direkt was parat, je nachdem, wonach mir gerade ist. Gibt ehrlich gesagt nix schlimmeres, als gar keinen Bock auf ein gewisses Spiel/Genre zu haben, und sich durchzuzwingen, nur um fertig zu werden und was Neues beginnen zu können. Statt einfach zur Abwechslung das andere zwischendurch einzuschieben und je nach Lust und Laune hin und her zu springen.
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Ich denke, es klappt vor allem dann gut, wenn die Spiele, die man parallel spielt, sehr unterschiedlich sind:
In gewisser Weise mein Hauptspiel seit Dezember ist Kingdom Come: Deliverance, mit dem man mindestens einige Wochen, wenn nicht Monate beschäftigt sein kann. Da einem das Spiel immer die Möglichkeit gibt, entweder der Hauptstory zu folgen oder ganz anderen Dingen nachzugehen, wurde mir bislang auch nicht langweilig. Dennoch war mir nach einigen Wochen nach einer Pause, nach etwas kurzweiliger Abwechslung. Und dann hab ich parallel dazu Resident Evil: Revelations durchgespielt. Da ich KCD zu diesem Zeitpunkt aber auch schon mehrere Dutzend Stunden gespielt hatte, war eine Rückkehr stets einfach.
Im Januar musste ich nun ein Referat für mein Studium ausarbeiten, über den Stand der Vorbereitung meiner Bachelorarbeit, in welcher es um KCD gehen wird. Inzwischen hatte ich zwar wieder mehr Bock auf KCD, verordnete mir aber eine nochmalige Zwangspause, weil ich nicht wollte, dass neue Eindrücke aus dem Spiel meine Referatsvorbereitungen stören. Beschäftigte mich aus dieser Richtung ja schon genug mit dem Spiel.
Und dann begann ich Donkey Kong Country: Tropical Freeze. Ganz tolles Spiel, aber mitunter auch ganz schön fordernd und erschöpfend. Nicht für jede Gelegenheit passend. Da ich zu KCD allerdings nicht zurückkehren konnte (wie gesagt, selbstauferlegte Zwangspause) begann ich als Alternative zu Donkey Kong nun Shadow of the Colossus. Stellte sich aber heraus, dass das nicht annähernd so „ruhig“ war, ich ich erwartet hätte, sondern ebenfalls sehr fordernd, emotional aufwühlend, Konzentration einfordernd.
Und da begann ich Firewatch, was nun wiederum die ideale Ergänzung zu Donkey Kong war. Für Shadow of the Colossus gibt es in dieser Konstellation aktuell aber keinen Platz (vielleicht, wenn ich mit DK fertig bin). Ich befürchte schon, dass es auf der Strecke bleiben wird… Bin mit Firewatch nun durch, mit DK fast, aber ich hab auch Uncharted 1 begonnen, freue mich auf Bioshock im PS Plus-Abo, und kann inzwischen auch wieder KCD spielen.
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Zumindest beim Faktor Zeit sehe ich bei mir schon einen großen Unterschied zwischen Kind und Erwachsensein. Wenn ich Bock auf ein bestimmtes Spiel habe, ist es viel wahrscheinlicher, dass ich bis zum Ende dran bleibe, wenn ich es innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen „durchziehen“ kann, als wenn sich das über Monate zieht. Mit mehr Zeit kann man mit dem Durchspielen einfach schneller sein und damit der unweigerlichen Ablenkung durch etwas anderes quasi zuvorkommen :D
Das Angebot hat sich tatsächlich verändert. In meinem Fall auch zum Beispiel der Bereich „Retro“, früher habe ich nicht nebenher noch versucht, mehrere Konsolengenerationen nachzuholen. Ich denke aber trotzdem, dass ich als Kind das Spielangebot von heute gut hätte nutzen können. Statt das gleiche Spiel mehrmals durchzuspielen, hätte man dann mehrere Spiele spielen können. Teilweise schaffe ich es heute ja nicht mal, eben so zwischendurch ein kürzeres Retro- oder Indiespiel durchzuspielen, was ich mit den vielen freien Nachmittagen als Schüler vielleicht besser hinbekommen hätte.
Ich erinnere mich daran, wie ich im ersten Jahr mit meiner PlayStation Alundra und Breath of Fire III parallel gespielt habe, das war großartig. Heute laufe ich bei sowas eher Gefahr, dass ich die Spiele über die Zeit aus den Augen verliere. Meine Aufmerksamkeit kann schnell woanders hinwandern, deswegen ist für mich eigentlich besser, wenn ich mich auf einzelne Titel fokussiere.
Praktisch schleicht sich dann aber doch oft ein Parallelismus ein, weil ich nebenher was für meinen Blog spiele, auf neue Spiele aufmerksam werde, oder zwischendurch ziellos durch meinen Backlog steuere. Was bei mir aber oft gut funktioniert, ist ein „involvierteres“ Spiel zu haben und nebenher was kurzweiliges laufen zu lassen, wo ich mal schnell einen Level oder eine Mission spielen kann, wenn mir die Zeit und der Nerv für das „größere“ Spiel fehlt.
Interessant ist natürlich auch die Frage, warum braucht man überhaupt Pausen von Spielen? Da gibt es sicher viele Aspekte, aber einer davon ist bei mir auch die Länge (diese Aussage bitte nicht ohne Kontext zitieren :D). Bei Persona 5, Xenoblade Chronicles 2, Yakuza 0 musste ich zwischendrin einfach Pausen einlegen. Ich würde diesen Titeln nicht mal unbedingt drastische Längen ankreiden, aber nach 20, spätestens 50 Stunden einer Sorte von Spiel brauche ich einfach eine Pause. Aktuell sind aus den gleichen Gründen Death Stranding und Dragon Quest XI bei mir pausiert.
Glücklicherweise bin ich mittlerweile ganz gut darin geworden, mich nach einer Pause wieder in so ein Werk reinzufuchsen. Ich sehe aber auch oft, wie andere solche Epen immer wieder von vorne beginnen müssen, und nie bis zum Ende kommen. So ganz befriedigend finde ich es selbst nicht, wenn ich bei einem Spiel überhaupt Pausen einlegen muss. Da bieten einige Spiele doch zu viel des Guten, und egal, wie durchgehend gut die Qualität ist, überlege ich immer öfter, Spiele jenseits einer bestimmten Schmerzgrenze (sagen wir mal, 50 Stunden maximal für Abschluss der Story) einfach zu ignorieren.
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Grundsätzlich (und unabhängig von der Frage, wie man dazu steht, mehrere Games parallel zu spielen) würd ich schon sagen, dass es gerade bei großen Titeln ganz normal und auch „gesund“ ist, Pausen einzulegen. Weil sie eben gar nicht darauf ausgelegt sind, in einem Rutsch (und damit meine ich in Bezug auf Spiele: innerhalb weniger Tage oder Wochen) durchgespielt zu werden. Ok, manche Leute machen das, wie auch manche Leute alle Episoden einer Serie hintereinanderweg schauen (was mittlerweile aber auch begünstigt wird dadurch, dass heutige Produktion von Netflix und Co. sehr wohl auf dieses Binge-Watching ausgelegt sind, und wiederum anders kaum noch funktionieren würden). Doch zumindest ursprünglich war die Art des Serienkonsums ja mal eine ganz andere als bei Filmen, und Serien entsprechend auch anders konzipiert, in ihrer Dramaturgie, Komplexität usw.
Und vielleicht täte es ganz gut, große Spiele auf ähnliche Weise zu betrachten. Ein Spiel, das auf seine 100 Stunden irgendwann langweilig wird, wird eventuell nur deshalb auf seine 100 Stunden langweilig, weil man es viel zu häufig darauf anlegt, so ein Spiel in einem Rutsch zu spielen, obwohl man besser daran täte, solche Games über einen längeren Zeitraum zu konsumieren. Eigentlich. Das Problem ist nämlich: Viele Spiele stellen einer anderen Art des Konsums große Hürden in den Weg. Wer zu lange pausiert, ist unwiederbringlich raus. Wenn Entwickler dieses Problem in den Griff bekämen, müsste man sich nicht mehr zweimal überlegen, ob und wann man ein „großes“ Spiel in Angriff nimmt.
Konkretes Beispiel: Ich wünsche mir einen Crash-Kurs für die Kampfsysteme von Xenoblade X und Tokyo Mirage Sessions – dann könnte ich die endlich fertigspielen. :(
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Ich hab eigentlich immer mehrere Spiele die ich nebeneinander aktiv spiele. Je nach zur Verfügung stehendem Spielgerät spiele ich dann weiter. Ich wechsel immer zwischen PS Vita, Switch, PS4, PC, PS3. Auf allen Geräten habe ich ausserdem das Talent Zeitfresser zu spielen. Das macht mir aber nix aus. Wenn es dann 1 oder 2 Jahre dauert, ein Spiel zu Ende zu bringen, dann ist das eben so. Ich spiele ja auch weil ich in andere Welten eintauchen will und mich vom Alltag ablenken möchte. Da ist dies der einzige Weg den mir die Familie für mein Hobby anbietet.
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Es ist zwar schon einiges gesagt, ich gebe trotzdem nochmal meinen Senf dazu. ;)
Bei mir spielt der Faktor Zeit erst einmal eine wesentliche Rolle. Seitdem ich mit dem Studium durch bin und Vollzeit arbeite, habe ich einfach wenig Zeit.
Selbst wenn ich zwei Stunden am Tag Zeit hätte (was momentan vollkommen unrealistisch ist), bräuchte ich für ein 120-Stunden-Spiel zwei Monate. Ich finde es schwierig, über einen so langen Zeitraum die Spannung aufrecht zu erhalten. Generell leidet unter diesem Stop-and-go-Spielen bei mir das Spielerlebnis.
Hinzu kommt, dass bei kurzen Spielesessions ein Spiel mich direkt packen muss, was gerade bei längeren Spielen häufig nicht der Fall ist, vielleicht auch nicht sein kann.
Nichtsdestotrotz möchte ich keine meiner über 200 Spielstunden in Zelda BotW missen (da hatte ich noch studiert). (Gute) lange Spiele haben da ihren ganz eigenen Reiz. Wenn der zweite Teil rauskommt, würde ich mir dafür Urlaub nehmen, um das Spielerlebnis maximal genießen zu können und es mir nicht durch Stop-and-go-Spielen einzuschränken.
Ich habe aber festgestellt, dass sich dieses Phänomen sich nicht alleine auf Videospiele beschränkt. Bei Büchern – ich lese meist Sachbücher – achte ich mittlerweile darauf, dass es keine 1000-Seiten-Wälzer sind. Ist quasi das gleiche in gedruckt.
Tl;dr: Mir fehlt die Zeit für längere Spiele, durch Unterbrechungen leidet mein persönliches Spielerlebnis. Es gibt dazu aktuell wenig Spiele, die mich unmittelbar motivieren, dieses Dilemma zu überwinden versuchen.
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