Lesenswert Ausgabe 126 meldet sich zum Dienst, und SPIELKRITIK.com aus dem spontanen Winterschlaf zurück. Die letzten Wochen waren für die meisten von uns ziemlich vollgepackt, sodass wir neuen Inhalten nicht so viel Zeit widmen konnten wie in den Wochen zuvor, aber die zweite Dezemberhälfte wird definitiv etwas lebendiger.
Bis es so weit ist, erwarten euch hier schon einmal die neuesten handverlesenen Lesetipps, sowie Video- und Podcast-Empfehlungen. Viel Spaß! [sk]
Lesenswert
Sinn und Unsinn von Embargos: NDA-Gängelung? Report
(gamersglobal.de, Benjamin Braun)
[…] Bei japanischen Herstellern waren die NDA-Vorgaben gerade in meinen Anfangsjahren oft sehr speziell. Sechs, sieben oder acht vollgeschriebene Din-A4-Seiten waren es da eigentlich fast immer, ob der Publisher nun Nintendo, Square Enix oder Sega hieß. […] Um ins Detail zu gehen: Bilder der japanischen Nationalmannschaft oder von gewissen Teams waren vor dem Verkaufsstart (und damit zum Embargo-Ende) nicht erlaubt. Außer, wenn mindestens vier Spieler der jeweiligen Mannschaft zugleich auf einem Screenshot zu sehen waren, und auch nur im Heimtrikot. Bitte was? […]
GIGA Games und das Problem mit den Überschriften
(medienbiene.com, Jannick Gänger)
[…] Ein Magazin, das Details auslässt, damit Leserinnen und Leser glauben, ein eigentlich teures Spiel sei nun nicht mehr teuer, ist kein gutes Magazin. […] Seit Jahren hat GIGA Games nichts mehr mit dem GIGA zu tun, das viele Menschen vor einigen Jahren noch im TV schauten. Das muss zunächst nichts schlechtes sein. Die Möglichkeit jedoch, aus der bekannten Marke, aus dem positiv besetzten Namen „GIGA“ etwas Neues, etwas Schönes zu erschaffen, ist offensichtlich gründlich misslungen. […]
Die Spielekonzerte verbinden Klassik und unternehmerisches Denken
(kulturmanagement.net, Veronika Schuster & Thomas Böcker)
[…] Herausforderungen gab und gibt es etliche. In Deutschland tut man sich schwer mit innovativen Ideen, mit Veränderungen. Ich bewege mich in einem sehr konservativen Umfeld – und es enttäuschte mich nicht nur einmal, wie gering die Lust auf Neues ist, wie stark ausgeprägt Vorurteile sind. […] Erstaunlich oft siegt die Bequemlichkeit, nie scheitert es an der Qualität unserer Partituren, die von Spitzenorchestern der Welt mit großer Begeisterung aufgeführt werden. Und wenn Bequemlichkeit siegen darf, frage ich mich als Kulturunternehmer, wie das mit dem Kulturauftrag vereinbar sein kann. […]
Die richtigen Töne – Storytelling durch Musik
(playeronedotblog.wordpress.com, Adriano D’Adamo)
[…] Eine besonders schwieriges Unterfangen hinsichtlich der musikalischen Untermalung in Videospielen ist das bewusste Auslassen der Musik. […] Final Fantasy X benutzt dieses Element selten, aber bewusst. Nach der fehlgeschlagenen Mi’hen-Offensive findet sich Tidus am Strand wieder und resümiert was passiert ist. Ihr Plan das Monster Sin zu besiegen ist fehlgeschlagen […]. Anstatt ein[e] traurig[e] oder melancholisch[e] Musik unter die Szenerie zu legen, fehlt sie. Tidus und der Spieler müssen sich damit abfinden, dass sie verloren haben. Niemand ist da, der ihnen helfen oder eine Ausrede geben kann. Nicht einmal die Musik ist da, welche vielleicht doch noch Hoffnung hätte geben können. […]
Souls und Sekiro: Schwierigkeit durch Reduktion
(playeronedotblog.wordpress.com, Adriano D’Adamo)
[…] Sekiro ist verglichen mit Dark Souls anders, aber vor allem reduzierter. Um jedoch die Begründung zu verstehen, warum Sekiro durch eine Reduktion gegenüber Dark Souls schwieriger ist, muss erst einmal die Schwierigkeit von Dark Souls erklärt werden. Dark Souls ist schwer aufgrund von Systemen. […] Das alles fehlt in Sekiro. Die Variation und der Verlust der Waffen ist dadurch ausgehebelt, dass es nur noch eine Waffe gibt. Das System der Ausdauer fehlt. Gegner kommen nicht mehr in größeren Mengen vor und ähneln sich oft. Die Möglichkeit die eigenen Werte zu verbessern fehlt. Es gibt deutlich weniger Systeme, was nur eine vorgefertigte Art zu spielen ermöglich[t]. […]
Feature: Donkey Kong 64 Devs On Bugs, Boxing And 20 Years Of The DK Rap
(nintendolife.com, Gavin Lane)
[…] The tale goes that a game-breaking, memory-related bug occurred in the 4MB version and forced Nintendo to ship the game bundled with the Expansion Pak. […] That story has become more-or-less accepted fact, although Stevenson believes the truth is more complicated. „This one’s a myth. The decision to use the Expansion Pak happened a long time before the game shipped, in fact we were called in by management and told that we were going to use the Expansion Pak and that we needed to do find ways to do stuff in the game that justified its use and made it a selling point. I think the bug story somehow got amalgamated into the Expansion Pak use and became urban myth.“ […]
Shenmue: Der Klang der Freiheit
(videospielgeschichten.de, Marc Nuttelmann)
[…] Ich glaubte meine Augen nicht, was dort geschrieben stand. Das alles war für damalige Verhältnisse einfach völlig neu. Ein Spiel, in dem du einen Charakter durch eine wunderschön modellierte Welt begleiten kannst und dich „völlig frei“ bewegst. Du kannst einen Job ausführen? Du kannst kämpfen? Du kannst in einer Arcade-Halle Spiele spielen? Der Wahnsinn! […] Am 14. Oktober 1999, dem Release-Tag der „Dreamcast“, fuhr ich dann mit meiner Mutter zum anfänglich erwähnten Einkaufszentrum, um mir die Konsole zu kaufen. Leider ging dabei mein ganzes erspartes Geld drauf, sodass ich mich die ersten Monate ausschließlich mit den Demo GD-Roms des „Dremcast Magazins“ vergnügen musste. […]
Storm in a Pokéball | Opinion
(gamesindustry.biz, Rob Fahey)
[…] Suggesting that you have prioritised any part of your audience over another is nowadays considered outright traitorous, no matter how good your reasons may be or how unreasonable their demands were. Ironically, therefore, it’s actually better and easier to cope with a „Nintendo/Game Freak screwed up“ narrative than it is to squarely confront the truth, which is that the things causing most consternation are almost all things that were surplus to requirements for the vast majority of the potential audience for the game — and that the people feeling that consternation simply aren’t representative of the audience in remotely the way they imagine themselves to be. […]
Sehenswert
What Breath Of The Wild Is Like For Someone Who Doesn’t Play Games
(youtube.com, Razbuten, 00:16:38)
Der Nachfolger zu Razbutens viralem Video über Game Literacy und Zugänglichkeit für NichtspielerInnen. Diesmal lässt er seine Frau Breath of the Wild spielen. Es ist faszinierend, wie die komplexen freien Systeme des Spiels Expressivität fördern und Problemlösungen erleichtern. [pg]
Silver Gamers: Zocken im Rentenalter | ARTE Re: Doku
(youtube.com, ARTEde, 00:32:09)
Eine Arte-Doku über ein europäisches Counterstrike-Team im Rentenalter. Eine komplett andere Perspektive aufs Medium, die beim Zusehen auf ihre eigene Art für Freude sorgt. [pg]
The Environmental Impact of Digital Games
(youtube.com, HeavyEyed, 00:10:14)
Im ersten Teil ging es um den verheerenden Fußabdruck des physischen Videospielvertriebs auf unsere Umwelt. Leider ist der digitale Vertrieb nicht der Heilsbringer, den man sich erhoffen würde. Spiele ab ca. 8GB bedeuten sogar eine größere Umweltbelastung als der Logistik- und Materialaufwand klassischer Datenträger. Allerdings ist das Potential zur Verbesserung im digitalen Vertrieb höher… [pg]
Hörenswert
Pixeldiskurs #166 – Indie-Games zwischen Authentizität und Antimodernismus (mit Jesper Juul)
(Pixeldiskurs; 01.12.2019; 01:39:32)
Stefan spricht mit Game-Studies-Urgestein Jesper Juul über dessen neustes Buch, das sich mit dem Phänomen der Indie-Spiele auseinandersetzt. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem der Versuch, die spezifische Eigenheit derlei betitelter Spiele zu definieren und gleichzeitig den mittlerweile vielzähligen Ausprägungen von „Indie“ gerecht zu werden. Der allgegenwärtige Hang zur Definition und die niemals vollkommene Bestimmtheit von Spieleformen stellen für Juul allerdings keine Gründe zur Verzweiflung dar, im Gegenteil: „That’s just how culture works, you can’t own a term and people will keep arguing about it […]. It’s much nicer to be in a situation where you’re always unsure what video games are.” [ja]
Runde 243: Krankheiten
(Gamespodcast; 01.12.2019; 01:57:48)
Während psychische Krankheiten in Videospielen immer häufiger thematisiert werden und auch das Spiele-Feuilleton sich vermehrt für jene Titel interessiert, findet man vergleichsweise wenige Besprechungen von Spielen, die physische und organische Leiden darstellen. Sebastian und André beleuchten das Thema Krankheit in Videospielen von dieser nicht-psychischen Seite und beschreiben ausführlich, in welchen Formen Aspekte wie Leiden, der Umgang mit Krankheiten, oder Heilung in Spielen dargestellt werden. Was dabei auffällt: Während viele Spiele Erkrankungen in mehr oder weniger abstrahierten Formen beinhalten, gehen nur die wenigsten so weit, den Aspekt der Heilung in einer Komplexität darzustellen, die beispielsweise über das Trinken eines Gegenmittels hinausgeht. [ja]
Wie Games die Zukunft entwerfen: „Utopien sind denkbar schlechte Spielarenen“
(Deutschlandfunk; 18.11.2019; 00:07:06 oder 00:10:39)
Dystopische Settings sind in Videospielen gerngesehene Schauplätze. Um einen Grund für das eigene Eingreifen in die Welt zu kreieren, werden in vielen Titeln Designentscheidungen getroffen, die den Zerfall vermeintlich stabiler Systeme als neuen Status Quo etablieren. Dieser lässt sich dann allerhöchstens durch den Spielabschluss wieder in eine Utopie zurückverwandeln. Die Utopie als primäre Erzählform jedoch – die findet man auch in Spielen eher selten. Das heißt aber nicht, dass Momente des Utopischen in Spielen nicht zu finden sind. Der Medienkulturwissenschaftler Benjamin Beil verrät im Interview mit Juliane Reil, wie Spielende durch ihr kreatives Schaffen auch in hochgradig dystopischen Titeln heilsame Orte einer friedlichen Utopie errichten können. [ja]
Lust auf mehr? Die Games-Lesetipps der Woche gibt es jetzt jeden zweiten Freitag auf SPIELKRITIK.com. Die vergangene Ausgabe von Lesenswert findet ihr HIER.
So ein kleines Büchlein zur SOULS-Serie erschien da noch, hört man. ;)
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