Liebe Leserinnen und Leser,
der Sommer liegt in seinen letzten Zügen, doch der SPIELKRITIK Quest-Log möchte euch auch in den Herbst begleiten. Dazu verraten wir euch, welche Games wir aktuell (am liebsten) spielen, aber auch was wir derzeit lesen, schauen, hören und sonst so treiben. Und natürlich haben wir auch wieder zwei neue Bestandsartikel aus unseren mehr als 300 Beiträge tiefen Archiven geholt, die wir euch noch einmal ganz besonders ans Herz legen möchten.
Bei unserem Vorhaben unterstützt uns selbstverständlich auch diesmal eine geschätzte „Freundin des Hauses“: Josy Hohberg ist nicht nur seit geraumer Zeit Redakteurin beim GAIN-Magazin, sondern hat kürzlich auch ihren eigenen Multi-AutorInnen-Blog an den Start gebracht – bei Twitter könnt ihr der Raging Tea Party ebenfalls folgen.
Ein Thema des Monats darf natürlich auch nicht fehlen. Diesmal wird es verspielt und kreativ. Statt ein aktuelles Streitthema zu kommentieren, haben wir uns einmal die Frage gestellt: Wenn wir ein Budget von bis zu 200 Millionen Euro zur Verfügung hätten, welches Spiel würden wir von dem Geld entwickeln? Unsere sehnlichsten Spiele-Wünsche findet ihr am Ende dieses Beitrags. Viel Spaß! [sk]
BACKTRACKING: Die Bestandsartikel des Monats
Empfohlen von Sylvio: Extraordinary Gentlemen: Black Characters in Games – Folge 2: Dion Blaster in 1080° Snowboarding
Ei, ei, ei. Zwei Jahre ist es nun schon her, dass ich den letzten Teil dieser Reihe veröffentlicht habe. Anfangs ging ich davon aus, dass ich in schneller Abfolge relativ kurze Beiträge posten würde. „Blöd“ nur, dass selbst vermeintlich eindimensionale Figuren wie Dion Blaster allerhand Gesprächsstoff bieten, sobald man über die bloße Charakterzeichnung hinausschaut und den Kontext mit betrachtet. Das führte mich in diesem Fall zur Frage nach der ethnischen Zusammensetzung der Ensembles in den 1080° Snowboarding- und Wave Race-Reihen generell, und von da ausgehend zu der Frage, wenn überhaupt einmal ein schwarzer Charakter in einem Nintendo-1st-Party-Game spielbar war. Antwort: Sogar noch seltener, als man vermutlich eh schon vermutete. Für September verspreche ich Teil drei der Reihe.
Empfohlen von Iris: Mass Effect: Andromeda – Das Ergebnis einer verfehlten Firmenpolitik
Der Artikel über Biowares Firmenpolitik aus dem Jahr 2017 ist vor dem Hintergrund des bald erscheinenden Dragon Age 4 meiner Meinung nach leider aktueller denn je. Hatte ich doch am Ende meines eigentlich wohlwollenden erklärenden Artikels damals noch die Hoffnung auf Anthem als neues Mass Effect gesetzt, so ist heute klar, dass Bioware wohl nicht aus seinen Fehlern gelernt hat: Erst kürzlich verließ der ausführende Produzent von Dragon Age 4 Bioware und nun kochen Gerüchte auf, dass uns leider wieder ein EA-Live-Service-Game wie Anthem (“more a dead than a-live service game”) erwartet. Die Geschichte scheint sich also (hoffentlich nicht!) zu wiederholen.
INVENTORY: Die aktuellen Favoriten der Redaktion
Sylvio @mussakku_laden
Spielt: Wolfenstein: Youngblood, Tales of Vesperia, Metal Wolf Chaos XD
Liest: Philippe Djian: Blau wie die Hölle
Schaut: The Dead Don’t Die, Murder of Innocence, Hitoshi Matsumoto Presents Documental
Hört: bald Alice Cooper live!
Und sonst? Hat vom Sommer bis auf Hitze nicht viel mitbekommen.
Iris @HiVidGa
Spielt: Borderlands 2, Wolfenstein: Youngblood, The Shapeshifting Detective
Liest: Graham Masterton: Die Opferung, Dolly Dolittle: Noch mehr Gespenster
Schaut: iZombie, Alita: Battle Angel
Hört: Bryan Adams: 18 Till I Die, Queen: Made in Heaven
Und sonst? Hat ihren PC umgebaut und aufgerüstet; und versinkt nun im Organisationsstress für den Umzug zurück an die Ostsee.
Johannes @Jominathor
Spielt: Telling Lies, Persona 5
Liest: Richard Powers: The Overstory
Schaut: Scrubs
Hört: 5 Minuten Harry Podcast
Und sonst? Freut sich aufs Geburtstags-Essengehen (Tapas!).
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Amon @AsonDT
Spielt: Wolfenstein: Youngblood, Divinity: Original Sin II, Age of Empires II
Liest: mal wieder zu wenig. ^^
Schaut: Modern Family, Friends
Hört: Last September in Monaco, King Gizzard and the Lizard Wizard: Infest The Rat’s Nest
Und sonst? Hat gerade eine Woche in München für ein Praktikum verbracht.
Pascal @PascalGrasshoff
Spielt: Astral Chain, Control, Dicey Dungeons
Liest: Guess what, noch immer die riesige Beatles-Biographie.
Schaut: Modern Family, mittlerweile Staffel 4
Hört: sehr viel Dire Straits.
Und sonst? Kauft sich bald ENDLICH einen PC für Indie-Games. („Wunder geschehen.“)
Marc @marcwahlen
Spielt: DESYNC, Shape of the World
Liest: Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen: und andere Erzählungen
Schaut: Mindhunter Staffel 2
Hört: Forget Tomorrow
Und sonst? Liest das GoodNewsPaper, um mehr von den schönen Neuigkeiten in der Welt zu erfahren.
Freundin des Hauses: Josy @waterjoyharmony
Spielt: Astral Chain, Outer Wilds, DMC 5, Nier: Automata
Liest: Neil Gaiman: The Sandman: Preludes and Nocturnes, Terry Pratchett
Schaut: The Boys, Haus des Geldes, Peaky Blinders, OITNB
Hört: Orsons, Neck Deep, Billie Eilish, K.I.Z.
Und sonst? Studiert momentan Lehramt und beschäftigt sich damit, wie man Videospiele im Unterricht einsetzen kann.
SIDE QUEST: Du hast ein Budget von bis zu 200 Millionen Euro zur Verfügung. Welches Spiel würdest du entwickeln?
Iris meint:
Mit 200 Millionen Euro würde ich entweder ein ganz neues Spiel entwickeln und an die alten RPG-Zeiten der 90er und 2000er anknüpfen (Icewind Dale, NWN, BG), allerdings mit einem Sci-Fi – oder gar Steampunk-Aspekt. Oder aber in der heutigen Zeit der Remakes (siehe Kino) einen alten Klassiker wieder aufleben lassen: Wing Commander, Ultima, Arcanum oder das allererste Silent Hill. Ein Problem ist, dass man es nicht jedem Spieler recht machen kann; doch an Beispielen wie dem Resident Evil 2-Remake kann man durchaus sehen, dass sich der Gedanke über ein ordentliches Remake durchaus lohnen würde. Und natürlich alles ohne Online-Zwang, mit moderner HD/4K-Grafik und (selbstverständlich, haha) ohne Bugs…
Sylvio meint:
Ich kenne keine Vorlage in irgendeinem Medium, die sich so gut für eine „Versoftung“ eignet, wie die Abenteuerromane von H. Rider Haggard. Beginnen werde ich mit King Solomon’s Mines als AAA-Action-Rollenspiel. Der Rest meiner 200 Millionen dient als Anschubfinanzierung für dessen Fortsetzung Allan Quatermain. In beiden Spielen folgen wir drei alten weißen Gentlemen mit individuellen Fähigkeiten, die auf ihren Expeditionen durch die majestätischen Landschaften Afrikas von einer archetypischen Abenteuersituation in die nächste stolpern (unterirdische Flüsse, eisige Höhen, giant enemy crabs). Den Romanstrukturen folgend, beginnen beide Spiele als eher lineare Erfahrungen in Uncharted-Manier, bevor sie in ihren jeweiligen „lost worlds“ offener werden. Im zweiten Teil bringen der Zulu-Häuptling Umslopogaas und seine Kampfaxt frischen Wind in die Party. Der im Kontext ihrer Zeit progressiven Haltung der Romanvorlagen Respekt zollend, ist mir das koloniale Setting Chance statt Hindernis, bietet es doch reichlich Gelegenheit für postkoloniale Kommentare, Twists und Brüche. Elefanten mit dem Repetiergewehr niederstrecken dürfen die SpielerInnen aber trotzdem.
Johannes meint:
Ich bin ein Fan von guten Cliffhangern und seriellem Erzählen. Ich schätze einen guten Mehrteiler. Und dennoch muss ich leider konstatieren, dass es im Spielemarkt (und vor allem im Rollenspiel-Genre) nicht gerade vor in sich abgeschlossenen und narrativ klar aufeinander aufbauenden Mehrteilern sprudelt. Einer der prominentesten Vertreter der jüngeren Zeit ist sicherlich die Mass Effect-Trilogie, die zwar nicht für jeden zufriedenstellend endete, aber dennoch ein ungewöhnlich mutiges Experiment darstellte. Ganz im Geiste dieser Reihe würde ich meine 200 Millionen für ein dreiteiliges Rollenspiel-Projekt ausgeben und damit die Umsetzung einer von Anfang bis Ende durchgeplanten und durchkonzipierten Geschichte beauftragen, die sich bewusst diese Drei-Akt-Struktur zunutze macht. Aufgrund des jeweils geringeren Budgets soll die Philosophie hinter den Spielen sein, das Große im Kleinen abzubilden: Trotz klaren Rollenspiel-Charakters soll eine gewisse Linearität im Vordergrund stehen, die Überschaubarkeit der erkundbaren Gebiete soll dabei zum eigenen Vorteil genutzt werden.
Josy meint:
Ich würde ein Spiel entwickeln wollen, bei dem der Held eine psychische/mentale Krise durchlebt, aus der nur er selbst sich befreien kann. Keine übermenschliche Superkraft, kein starker Mann, der einen aus den Tiefen wieder hochzieht. Nur eigener Wille. Als Mechanik könnte man Skills benutzen, die der Held durch das Überwinden von Hindernissen erhält oder ausbauen kann. Der Grafikstil könnte bei dem Budget etwas ausgefallener sein, ohne mit hochauflösender Optik zu protzen. Als Genre könnte ich mir ein Metroidvania, ein Fighting-Game oder ein Maze vorstellen. Die super fesselnde Story und die vielschichtigen Charaktere würde der Autor meines Vertrauens schreiben, womit wir dann die ganze Nation in Staunen versetzen könnten. Oder die Staubflusen unter unserem Sofa.
Pascal meint:
Meine Idee ist gar nicht so ausgefallen. Für mein Geld hätte ich gern ein Großstadt-Open-World-Spiel im San Francisco der ausklingenden 1960er-Jahre. Das Spiel käme komplett ohne Gewalt und die typische Open World-Formel aus. Wir spielen eine junge Taxifahrerin, die durch ihren Job immer häufiger mit den Hippie-, Feminismus-, Bürgerrechts- und Anti-Vietnamkriegsbewegungen in Berührung kommt. Taxi fahren wir, da es bei diesem Job reichlich motorische Beschäftigung sowie Zeit für umfangreiche Dialoge gibt. Für 200 Millionen wird San Francisco natürlich auch ohne Auto frei begehbar und wahnwitzig immersiv. Die komplette Stadt steckt voller Yakuza-ähnlicher Sidequests. Einer der Höhepunkte des Spiels ist ein Ausflug zum Woodstock Festival inklusive massig lizenzierter Musik. Einen spannenden Hauptplot rund um politisch und kulturell signifikante Ereignisse dürft ihr euch gern selbst zusammenreimen. Dafür reichen der Platz und meine Muße gerade nicht.
Logbucheintrag Ende. Am 4. Oktober melden wir uns wieder – mit neuen Empfehlungen alter Beiträge, neuen Favoriten in Film, Funk und Fernsehen, und neuen Meinungen zu einem neuen Thema des Monats. Und natürlich mit einem neuen Freund (oder einer neuen Freundin) des Hauses. In der Zwischenzeit sind wir gespannt auf eure Kommentare – sei es zum Thema des Monats, zu unseren Inventories (Was „konsumiert“ ihr gerade, wessen Geschmack teilt ihr und wer von uns hat keinen?) oder vielleicht sogar zu einem der alten Bestandsartikel. Wir freuen uns auf euer Feedback!
Ich spiele momentan immer noch Horizon Zero Dawn und jetzt auch A Link to the Past und wenn es erscheint auch Link‘s Awakening.
Lesen würde ich Frühling, Sommer, Herbst und Tod von Stephen King. Wenn es jetzt nicht SNES-Spiele für die Switch geben würde.
Aktuell schaue ich The Terror Staffel 2 und geschaut habe ich Mindhunter Staffel 2 und Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands. Und oh mein Gott! Guckt euch diese Serie an!
Die Frage was ich mit 200 Mio. entwickeln möchte ich so beantworten. Ich würde endlich wieder Prince of Persia machen. Und von den Einnahmen würde ich dann ein eigenes Spiel entwickeln über einen Jungen oder ein Mädchen oder auch jedes andere Geschlecht, dass die Fähigkeit hat in seinem Kopf eigene Welten zu erschaffen in die er flüchten kann, wenn er Probleme in seinem alltäglichen Leben hat oder etwas bedrohliches passiert. Doch die Flucht und das Zurückziehen funktioniert irgendwann nicht mehr, da die Probleme aus der echten Welt sich mit der Zeit auch in seinen Gedankenwelten manifestieren. Sei es durch Gegner, oder Veränderungen in der Umwelt. Die Aufgabe ist es dann natürlich die Gegner zu bekämpfen. Das funktioniert mal in der Gedankenwelt aber auch mal in der echten Welt. So ein bisschen wie bei Ni No Kuni.
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Ich würde die Entwicklung eines Aquanaut’s Holiday 4 oder Endless Ocean 3 finanzieren, bzw. eines spirituellen Nachfolgers oder so.
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