Die Games Convention und ihre Spielemusik-Konzerte – historisch bedeutsam, und trotzdem fast vergessen. Nichts Geringeres als das erste Spielemusik-Konzert außerhalb Japans gab es am 20. August des Jahres 2003 im Leipzig zu hören, und damit erstmals die Gelegenheit, Musik aus Spielen wie Shenmue, Zelda, Mafia, Splinter Cell, Final Fantasy und vielen anderen live zu erleben, dargeboten von einem 80-köpfigen Orchester.
Sechszehn Jahre später fand ich, dass es an der Zeit ist, den Leipziger Spielemusik-Konzerten, die von 2003 bis 2007 die Games Convention eröffneten, in einer großen Retrospektive noch einmal Präsenz zu verschaffen. Im ersten Teil dieses Rückblicks habe ich bereits über die im Verschwinden begriffene, kollektive Erinnerung an den Leipziger Gamescom-Vorläufer im Allgemeinen gesprochen. Heute möchte ich nun ganz im Detail auf das erste solche Konzert eingehen, das am Abend des 20. August 2003 die zweite Games Convention eröffnete. Der Rahmen und das Konzept des Konzerts soll Thema sein, das Orchester, ein kleines bisschen Lokal- und Landespolitik, und natürlich das Konzertprogramm als solches. Viel Spaß!
I. Ein gediegener Rahmen
Bereits das erste der fünf Eröffnungskonzerte fand, wie alle folgenden Konzerte auch, im Großen Saal des Gewandhauses zu Leipzig statt: Denen, die weder mit Leipzig noch mit klassischer Musik sonderlich vertraut sind, sei gesagt, dass das an sich schon eine ziemliche Hausnummer ist (auch wenn – natürlich – nicht das Gewandhausorchester selbst spielte). Es gibt in Leipzig vermutlich keine Location „darüber“, keine mit mehr Prestige.
Dass der Games Convention bereits in ihrem zweiten Jahr ein solcher Rahmen für ihre Eröffnung zuteil wurde, ist tatsächlich recht erstaunlich und dürfte nicht zuletzt mit der speziellen Doppelnatur bzw. Rahmung des Eröffnungskonzertes zu tun haben. Die Veranstaltung war nämlich mehr als ein bloßes Konzert, sondern schloss die feierliche Eröffnung der Games Convention mit ein, die sich insbesondere an Branchenvertreter, Politik und Presse richtete. Das bedeutet: Neben symphonischer Musik durften (oder mussten) die Besucher auch den Begrüßungen und Festreden mehrerer Politiker und Branchenvertreter lauschen. Die Vor- und Nachteile dieser Doppelnatur werden uns in dieser Artikelreihe noch einige Male beschäftigen.
Entsprechend nannte sich die Veranstaltung dann auch hochoffiziell und ein bisschen trocken „Festakt anlässlich der Eröffnung der GC – Games Convention“. Letztere wurde im Untertitel beschrieben als „Europas erste umfassende Erlebnismesse für interaktive Unterhaltung, Infotainment und Edutainment“. Was dabei ein wenig unter den Tisch fällt, ist der Fakt, dass das Eröffnungskonzert selbst ein sogar noch größeres Novum darstellte: Immerhin handelte es sich um das erste symphonische Spielemusik-Konzert außerhalb Japans.
Dass es dazu kommen konnte, ist zumindest im ersten Schritt nicht unmittelbar der Games Convention und ihren Veranstaltern zu verdanken, sondern den Bemühungen des Produzenten Thomas Böcker und der Leute um ihn herum. Auf der Suche nach einem Partner, um das erste europäische Spielemusik-Konzert Realität werden zu lassen, war Böcker auf die Geschäftsführung der Games Convention zugegangen und auf positive Resonanz gestoßen. Wer Genaueres erfahren möchte, sollte sich diesen zeitgenössischen Gamasutra-Artikel einmal anschauen, in welchem Böcker den Weg zum ersten Game Concert der westlichen Welt selbst dokumentiert hat (noch mehr Hintergründe verrät er auch im einen oder anderen Interview).
Ich vermute allerdings, dass es nicht zuletzt die Kombination aus öffentlichem Konzert und feierlicher Eröffnung war, die dem ersten GC Eröffnungskonzert seinen „gediegenen“ Rahmen ermöglichte. Für eine konventionelle Eröffnung hätten die Veranstalter vermutlich nicht den Großen Saal des Gewandhauses gewählt, der dafür mit 1.900 Plätzen erheblich überdimensioniert gewesen wäre. Ein reines Spielemusik-Konzert wiederum wäre, zumal in einer solchen Location, ein enormes Risiko gewesen, vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit, wenn es sich aus eigener Kraft hätte refinanzieren müssen. Nun fehlt mir das Wissen, abzuschätzen, wie viel „so etwas“ kostet; aber da die frei verkäuflichen Karten noch 2006 fast schon lachhafte 11,75 Euro kosteten, kann man sich leicht ausrechnen, dass die Erlöse aus den Kartenverkäufen nur einen Bruchteil der Kosten der Veranstaltung gedeckt haben können und die Veranstalter der Games Convention einen erheblichen Teil mitgetragen haben mussten.
Es gab schließlich auch keine Erfahrungswerte, auf Basis derer sich das Publikumsinteresse hätte abschätzen lassen. „Most assumed that there was no market for such an event“, schreibt auch Thomas Böcker. In eine Konzerthalle gehen, um sich Stücke aus Computerspielen anzuhören – das war nicht nur eine Nische, das war ohne Beispiel, selbst unter den hingebungsvollsten Gamern. Dass man einen Ansturm auf die Karten nicht für selbstverständlich hielt, darauf deutet auch hin, dass erst, als das ursprüngliche Kontingent ausverkauft war, zusätzliche Karten für die (verhältnismäßig schlechten) Plätze auf der Orgelempore in den Verkauf gingen. Dass am Ende dann trotzdem einige der besten Plätze im Parkett unbesetzt blieben, hatte allerdings nicht mit mangelndem Interesse zu tun – das Konzert war ausverkauft – sondern damit, dass ein beträchtliches Kontingent für Branchenvertreter reserviert war. Aber diesen Aspekt der Doppelnatur werde ich im nächsten Teil noch einmal näher beleuchten.
II. Begrüßung und Orchester
Doch schauen wir uns an, was nun eigentlich auf dem Programm stand – buchstäblich: Das Programmheft soll mir als roter Faden dienen, dem ich für den Rest dieses Beitrags zu folgen gedenke. Das ist nicht nur einfach, sondern auch schön anschaulich, kann ich doch so einige Auszüge aus den Programmheften präsentieren. Darüber hinaus kann ich mit Bildmaterial aus dem Jahr 2003 nämlich auch nicht dienen.
Schauen wir uns den Umschlag an, fallen neben dem Logo der Games Convention zwei weitere Logos auf. Das klassische Doppel-M der Leipziger Messe natürlich, und links daneben das Logo des VUD. Den werden die Jüngeren nicht mehr kennen und die Älteren vermutlich schon vergessen haben: Das war der Verband der Unterhaltungssoftware Deutschland und somit der Vorläufer des 2005 gegründeten Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU). Der wiederum fusionierte im Jahr 2018 mit dem GAME (Bundesverband der deutschen Games-Branche) zum heute maßgeblichen Game – Verband der deutschen Games-Branche.
Blättern in das Heft, werden wir als erstes von einem Grußwort des damaligen Leipziger Oberbürgermeisters Wolfgang Tiefensee empfangen, der zwei Jahre später Bundesverkehrsminister werden sollte. In seinem Grußwort rekapituliert Tiefensee noch einmal den Erfolg der ersten Games Convention und stellt, das ist ja klar, Leipzig als Veranstaltungsort in den Vordergrund. So nennt er die Games Convention: „Eine Messe neuen Typs, glitzernder Spielplatz und Kontaktbörse in einem. Industrie und Handel treffen am geschichtsträchtigen Messeplatz Leipzig auf junges Publikum, das die Computerspielwelt von morgen bestaunt, entdeckt und ausprobiert.“
Das klingt erstmal nach überschwänglichen Floskeln. Wenn man sich allerdings anschaut, in welche Richtung die Games Convention (und vor allem die Gamescom) sich entwickeln sollten, hin zu immer mehr Spektakel, zu einer Messe, bei der nicht mehr die Präsentation – geschweige denn der Verkauf – von Produkten im Mittelpunkt steht, sondern die Generierung von Hype, dann ist „eine Messe neuen Typs“ eine treffende, fast schon prophetische Umschreibung.
Die nächsten beiden Seiten breiten dann auch schon das Konzertprogramm als solches vor uns aus, und wenn wir genau hinschauen, können wir die zuvor erwähnte Doppelnatur des Konzertes auch hier erkennen: Am Anfang steht ein Eröffnungsteil („Musikalische Eröffnung“). Auf zwei Musikstücke folgen dabei zwei Redebeiträge, zwei weitere Musikstücke, und eine letzte Rede. Danach folgt der eigentliche Konzertteil, mit insgesamt 13 Stücken („Erstes Symphonisches Spielemusik-Konzert Europas“). Leider vermögen mir weder das Programmheft, noch das Internet, noch meine Erinnerung zu sagen, ob das erste Eröffnungskonzert bereits von einem Moderator begleitet wurde, wie es in den kommenden Jahren der Fall war. Ich möchte aber meinen, dass er wohl irgendwo erwähnt würde, wenn es ihn gegeben hätte.
Das Eröffnungskonzert des Jahres 2003 war das einzige der fünf Konzerte, welches vom Czech National Symphony Orchestra (CNSO) dargeboten wurde. Das klingt zunächst einmal ehrwürdiger als es tatsächlich ist, da es sich beim CNSO mitnichten um eine Art Staatsorchester handelt, sondern tatsächlich um ein vergleichsweise junges Orchester, das erst 1993 gegründet wurde (und nicht mit einem der vielen anderen Orchester ähnlichen Namens verwechselt werden sollte). Andererseits vermerkt der deutschsprachige Wikipedia-Artikel des Orchesters, dass dieses heute „sowohl zu Tschechiens als auch Europas bekanntesten Orchestern“ zähle. Der englische Wikipedia-Eintrag betont Kollaborationen mit Enrico Morricone und würdigt auch das GC Eröffnungskonzert angemessen: „On 20 August 2003, in a Symphonic Game Music Concert in Leipzig, Germany, the orchestra became the first ensemble to perform music written for video games live outside Japan.“
Schon 2004 sollte das CNSO allerdings von einem anderen, ebenfalls tschechischen Orchester abgelöst werden, dem erst 2003 gegründeten FILMharmonic Orchestra Prague. Auf das werde ich dann im nächsten Teil dieser Reihe näher zu sprechen kommen. Kontinuität herrschte dagegen beim Dirigenten. Das war, 2003 wie in allen folgenden Jahren auch, der Amerikaner Andy Brick, der selbst auch Komponist ist, und nicht nur an der Musik einiger Disney-Filme aus, sagen wir mal, der „zweiten Reihe“, mitwirkte, sondern auch Soundtracks für Videospiele komponierte bzw. orchestrierte – darunter Sim City 4 und Die Sims 2. Seiner Homepage kann man ruhig einmal einen Besuch abstatten.
III. Die „Musikalische Eröffnung“ oder: „Liebe Computer-Freaks“
Die Veranstaltung begann dann auch mit einer eigens für diesen Anlass komponierten Eröffnungsfanfare aus der Feder von Andy Brick, „die recht unspektakulär ausfiel“, so das Urteil einer professionellen Konzertkritikers (siehe weiter unten). Wer sich selbst einen Eindruck davon machen möchte, kann eine MP3 des Stücks noch heute über das Internet Archive abrufen (alternativ auch hier bei Youtube). Da die Fanfare in jedem Jahr zu hören war, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aus welchem Jahr speziell diese Aufnahme stammt – vermutlich aber von 2007.
Der Fanfare folgte das erste „echte“ Stück Spielemusik des Abends: Nicht Zelda, Silent Hill, Final Fantasy oder Halo, sondern: eine Suite der Musik aus Headhunter. Im Rückblick eine sehr spannende und fundierte Wahl. Headhunter war einer der letzten großen Titel für Segas Dreamcast und der von Richard Jacques komponierte Soundtrack ist in der Tat hervorragend. Ich hatte ihn auch in meiner Kritik zum Spiel schon angesprochen (und auch auf dieses Interview hatte ich dort schon hingewiesen). Die Musik aus Headhunter ist somit – aufgepasst, Trivia-Wissen! – die erste außerhalb Japans von einem Symphonie-Orchester öffentlich dargebotene Spielemusik. Wie im Programmheft angemerkt, habe die Suite übrigens auch „bereits Teile der […] Fortsetzung“ enthalten.
Nach diesen ersten beiden Musikstücken folgten die ersten beiden Redebeiträge. Eine „Begrüßung“ von Werner M. Dornscheidt, dem damaligen Vorsitzenden der Geschäftsführung der Leipziger Messe (wenig später, 2004 wechselte er zur Messe Düsseldorf; dort ist er bis heute). In seinem Beitrag im Programmheft hebt Dornscheidt die drei großen „Novitäten“ der Games Convention 2003 hervor, die da wären: Der GC Family-Bereich, den ich immer recht gelungen fand und als Oase der Ruhe schätzen lernte, die Entwicklerkonferenz GCDC und natürlich das Eröffnungskonzert.
Danach folgte eine (vermutlich englischsprachige) Keynote eines gewissen Andrew P. Mooney – der im Programmheft ausgewiesen wird als „Chairman of Disney Consumer Products Worldwide“. Ferner beschreibt ihn das Heft als „Musiker und begeisterte[n] Sammler von Vintage-Gitarren“ – Affinitäten, die offensichtlich nicht an den Haaren herbeigezogen waren, denn seit 2015 ist Mooney (so verrät auch hier die Wikipedia) CEO der Fender Musical Instruments Corporation.
Ich habe an beide Reden nicht die Spur einer Erinnerung.
Und weiter ging es mit Musik: Aeris’s Theme aus Final Fantasy VII ist als „Interlude“ vermerkt und das erste von gleich zwei Stücken aus der Final Fantasy-Reihe, die an diesem Abend zu hören sein würden. Ihr folgte eine Suite der Musik aus Outcast, dem 1999er Action-Adventure von Infogrames, das vom Programmhaft „als einer der Pioniere orchestraler Einspielungen“ bezeichnet wird. Wer mehr darüber erfahren möchte, wie Lennie Moores Arbeit am Outcast-Soundtrack und die Einspielung durch das Moskauer Sinfonie-Orchester sich gestalteten, findet im deutschsprachigen Wikipedia-Artikel des Spiels einen erfreulich detaillierten Abriss.
Bevor wir zum eigentlichen Konzertteil kommen, blicken wir noch kurz auf den letzten Redebeitrag des Abends, betitelt als „Eröffnung“ und vorgetragen von Stanislaw Tillich, der 2003 allerdings noch nicht sächsischer Ministerpräsident war, sondern „nur“ „Staatsminister und Chef der Sächsischen Staatskanzlei“. Tatsächlich war ich ziemlich überrascht, Tillich unter den Rednern dieses Eröffnungskonzerts zu entdecken. Obwohl er ein ganzes Jahrzehnt Ministerpräsident „meines“ Bundeslandes war, hatte ich an seinen Auftritt nicht die Spur einer Erinnerung. Das mag daran gelegen haben, dass Tillich 2003 eben noch nicht die Prominenz hatte, die er fünf Jahre später haben sollte, und so kann ich mich nicht nur an den Inhalt seiner Rede nicht erinnern, sondern auch nicht daran, ihm an diesem Abend überhaupt begegnet zu sein. Mit Hideo Kojima ging mir das kürzlich allerdings ganz ähnlich.
Als ich nun Tillichs Textbeitrag im Programmheft sah, musste ich zunächst einmal schmunzeln. Zum einen wegen des Fotos, das Tillich im mir unbekanntem Look mit Igelschnitt und Schnäuzer zeigt, zum anderen wegen seiner Ansprache an die „Liebe[n] Computer-Freaks“. Inhaltlich ist sein Beitrag dann aber tatsächlich „ganz okay so“ – hier und da etwas bemüht, wenn es darum geht, die Bedeutung der Messe und des Mediums herauszustellen, ansonsten aber in seiner Tillich-haften Gemütlichkeit fast schon sympathisch. Dass er das große Thema „Killerspiele“ ein Jahr nach „Erfurt“ nicht einmal andeutet, ist aus der Feder eines CDU-Politikers auch nicht selbstverständlich.
Doch genug der Trivia und des Drumherum! Kommen wir zu Musik, Musik, und mehr Musik; kommen wir zum Hauptteil der Veranstaltung.
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Ich war leider auf keiner einzigen Games Convention, aber habe dank deinem Artikel wenigstens einen Eindruck vom ersten Spielkonzert außerhalb Japans bekommen.
Es freut mich, dass du dir die Mühe machst, mit deiner Retrospektive einen Teil der jüngeren Kulturgeschichte von Videospielen zu erhalten. Du leistest damit einen wichtigen Beitrag.
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Danke dir! :)
Hoffe schon mal, dass die folgenden Teile dir ebenfalls Freude bereiten.
Ist manchmal aber auch ganz erstaunlich zu sehen, dass die „jüngere Kulturgeschichte von Videospielen“ so jung gar nicht mehr ist. 16 Jahre ist das nun schon her. Aus Sicht von 2003 wäre das 1987 gewesen – und 1987 fühlte sich 2003 definitiv wie Steinzeit für mich an.
So gesehen ist es vermutlich gar nicht überraschend, wie sehr das inzwischen alles in den Hintergrund gerückt ist und wie wenig man darüber noch darüber findet, wenn man nicht ganz gezielt danach sucht…
Nun denk‘ ich drüber nach, ob sich seither viel verändert hat, in der Branche, in der Welt? Hmm… Eher nicht, so subjektiv. :D
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Als jemand aus der „die 90er sind doch erst 10 Jahre her“-Generation habe ich oft noch einen verfälschten Blick dafür, was schon historisch ist.
Artikel wie dieser oder mein eigener Rückblick auf die PS3 Ära zeigen mir aber langsam, dass auch das, was wir heute erleben, irgendwann mal historisch interessant sein könnte. So wie mich jetzt interessiert, was 1999 in der Welt der Videospiele geschehen ist, will vielleicht auch jemand in 20 Jahren wissen, was 2019 so los war.
Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass die Vergangenheit glorifiziert wird. In den 90ern dominierten auch Sportspiele, Lizenzprodukte und Kopien von erfolgreichen Konzepten den Markt. Und Capcom brachte vier mal Street Fighter II raus. So viel besser war es früher also auch nicht :D
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Definitiv.
Oder was Nintendo heute bei der Switch manchmal vorgeworfen wird, dass da nur alte Titel drauf recycelt werden. Und ich denk mir dann: GameBoy Advance. :D
Im Lauf der Zeit wird halt auch vieles verzerrt oder ohne Kontext betrachtet, vor allem dann, wenn nicht länger die Möglichkeit besteht, es nachzuerleben. So kann man zwar, mit mehr oder weniger Aufwand, fast jedes Spiel, das es einmal gab, heute noch spielen. Aber die zeitgenössische Rezeption dieser Spiele lässt sich allein auf diese Weise nicht verstehen.
Nimm zum Beispiel das Channel-Konzept der Wii damals. Wetterkanal, Nachrichtenkanal, etc. Ein Kernfeature der Wii, dass in einem ganz bestimmten Kontext und mit ganz bestimmten Absichten entwickelt wurde. Klar gab es auch damals schon Leute, die sich drüber aufregten und „einfach nur spielen“ wollten, aber die Idee dahinter war durchaus klug.
Und ein Jahr später erlebten Smartphones ihren Durchbruch. Und das war’s dann mit dem Feature.
Ich frag mich, wie darüber in zehn Jahren mal gesprochen werden wird. Bzw. was es dann dazu überhaupt noch gibt, welche Missverständnisse dann aufkommen… Nur so als ein Beispiel. :D
Daher will ich hier in dieser Reihe auch immer den videospielgeschichtlichen Kontext ein bisschen mit beschreiben, weil sich die Bedeutung der Konzerte halt auch vor dem Hintergrund ihrer Zeit ergibt. Auch wenn man damals selbst mit dabei war, vergisst man doch schnell, auch so ganz grundsätzliche Dinge – dass Spiele damals noch nicht so aussahen, wie heute, dass die Demographie der Besucher damals noch eine ganz andere war, dass die Leute noch keine Smartphones hatten, um etwas mitzufilmen… Vieles davon ist mir beim Schreiben über das Konzert erst wieder so richtig bewusst geworden. Wie anders die Rahmenbedingungen doch waren.
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Die Archivierung von Videospielen ist natürlich auch so ein Thema, aber tatsächlich werden die Spiele selbst immer noch besser erhalten, als der Kontext, in dem sie zu ihrer Zeit standen. Da sollte man alles aufschreiben, solange man es noch halbwegs im Gedächnis hat :D
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