Liebe Leserinnen und Leser,
ein neuer Monat, ein neuer Quest-Log. Wir verraten euch, welche Games wir aktuell (am liebsten) spielen, aber auch was wir derzeit lesen, schauen, hören und sonst so treiben. Darüber hinaus möchten wir euch auch diesmal zwei Bestandsartikel vergangener Jahre ans Herz legen, die es noch immer wert sind, entdeckt und vielleicht sogar von neuem diskutiert zu werden.
Ein neues Thema des Monats haben wir natürlich auch: Wolfenstein: Youngblood und die neue „Hakenkreuzdebatte“. Sozialadäquanzklausel sei Dank, darf die sogenannte „internationale“ Version des Spiels (also die mit den Hakenkreuzen) zwar erstmals ganz legal in Deutschland verkauft werden – wird es in der Praxis aber vielerorts nicht. Große Händler wie MediaSaturn, GameStop und Microsoft lehnen den Verkauf der Originalversion ab und auch die GameStar möchte nur die „eingedeutschte“ Fassung testen und zeigen.
Passend zu diesem Thema ist unser „Freund des Hauses“ im August der dreimalige Spielkritik-Gastautor Adrian Trachte. Denn der schrieb nicht nur lesenswerte „Reiseberichte“ zu den realen Schauplätzen der Yakuza-Reihe, sondern im vergangenen Sommer auch einen eigenen Kommentar zur „Hakenkreuzdebatte“, welcher seinerzeit auf große Resonanz stieß. Viel Spaß! [sk]
BACKTRACKING: Die Bestandsartikel des Monats
Empfohlen von Pascal: Wider den Zynismus: Das Thema Fremdenfeindlichkeit in Xenoblade Chronicles X – von Sylvio Konkol
Xenoblade Chronicles X für die Wii U ist für wahre Kenner bekanntlich das beste Xenoblade. Allerdings nicht wegen seiner Story… Dachte ich zumindest, bis ich Sylvios Artikel gelesen habe. Auch wenn der Hauptplot unter einigen erzählerischen Schwächen leidet, behandelt Xenoblade Chronicles X das Thema Fremdenfeindlichkeit äußerst effektiv und mit – zumindest für ein Nintendo-Spiel – überraschender Subtilität. Wenn es um Konflikte im Weltraum geht, ist Politik in Spielen offensichtlich kein Problem, sogar für Nintendo. Doch beweist Xenoblade Chronicles X, dass gerade Science-Fiction häufig besonders aufgeladen mit Subtext ist.
Empfohlen von Sylvio: GASTSPIELER: Ehre, wem Ehre gebührt? – von Roberto Kracht
Robertos Gastartikel war einer der erfolgreichsten der ersten GASTSPIELER-Staffel. Gut zweieinhalb Jahre später haben „Influencer“ mehr Einfluss als je zuvor und ich dachte mir, ich schau einmal, wie Robertos Beitrag sich gehalten hat: Mit dem gegebenem zeitlichen Abstand wird deutlich, wie einige der damals kritisierten Entwicklungen sich noch intensiviert haben (z.B. der Beitrag von Influencern zur Hype-Kultur, aber auch die Frequenz der Influencer-Skandale). Einige andere erwiesen sich in meinen Augen als eher unbegründet (z.B. sehe ich keinen direkten Zusammenhang zwischen der wachsenden Bedeutung von Influencern und einer Anti-Entwickler-Kultur mehr). Die Problematik mangelnden Respekts und Anerkennung für Entwicklerinnen und Entwickler ist allerdings ein Thema für sich und ebenfalls unverändert aktuell.
INVENTORY: Die aktuellen Favoriten der Redaktion
Sylvio @mussakku_laden
Spielt: Elex, 428: Shibuya Scramble, Kirby und der Regenbogen-Pinsel (als Zuschauer)
Liest: Angefangene Sachen fertig.
Schaut: Aguirre, der Zorn Gottes, Valerian – Die Stadt der tausend Planeten, Burning
Hört: Alice Cooper: School’s Out, Scooter
Und sonst? Verabschiedet sich nach fast zwei Jahren beruflich von den Klemmbausteinen.
Iris @HiVidGa
Spielt: Elex, Detroit: Become Human, Elder Scrolls Online
Liest: Ken Follett: Sturz der Titanen, die aktuelle WASD & GAIN
Schaut: Summer of ‘84, Resident Evil: Vendetta, Star Trek Deep Space Nine
Hört: K-pop querbeet und 80s Synthwave
Und sonst? Hat sich zum Geburtstag eine PS4 angeschafft und daddelt alle Exklusivtitel durch, muss aber leider immer warten, bis der Fernseher frei wird.
Johannes @Jominathor
Spielt: Gerade wenig bis gar nichts, immer noch sporadisch Outer Wilds und Pathologic 2.
Liest: Stefan Zweig: Schachnovelle
Schaut: Lu over the Wall, Us
Hört: Alte Folgen des Soziopods. Hat außerdem einen schlimmen Ohrwurm vom neuen Last Game Standing-Intro.
Und sonst? Erfreut sich ob des aktuellen Wetters daran, 20 Meter neben einer Eisdiele zu wohnen.
Amon @AsonDT
Spielt: Stardew Valley
Liest: Terry Pratchett: Der Winterschmied
Schaut: Black Mirror, Friends
Hört: Sehr viel Von Wegen Lisbeth.
Und sonst? Auf Wohnungssuche.
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Pascal @PascalGrasshoff
Spielt: Fire Emblem: Three Houses, Dragon Quest Builders 2, Blazing Chrome
Liest: Noch immer die 1000-seitige Early Beatles-Biographie von Mark Lewisohn.
Schaut: Orange is the New Black – Final Season
Hört: Beatles, Bebop und Math Rock
Und sonst? Hat einen tollen neuen Job und fühlt sich, als würde er gar nicht mehr nebenbei studieren („Endlich ein Zahnrad im Kapitalismus“).
Marc @marcwahlen
Spielt: Gerade eher seltener. Wenn, dann Shape of the World.
Liest: Der Mond und die Feuer
Schaut: Bad Banks
Hört: August Burns Red: Constellations
Und sonst? Ist auf Wohnungssuche in Köln… Das sagt doch alles, oder?
Freund des Hauses: Adrian @hype_me_not
Spielt: Super Mario Maker 2, Fire Emblem: Three Houses, Wolfenstein: Youngblood
Liest: Sayaka Murata: Die Ladenhüterin
Schaut: das Werk von Pedro Almodóvar
Hört: Podcasts, Ice Cube: The Predator
Und sonst? Ist von Videospielen aktuell etwas gelangweilt und widmet sich daher vermehrt Sport und anderen Medien.
SIDE QUEST: Das Thema des Monats: Hakenkreuzdebatte Reloaded – Händler boykottieren trotz rechtlicher Neubewertung die internationale Fassung von Wolfenstein: Youngblood
Adrian meint:
Überrascht das Hick-Hack um die internationale Version von Wolfenstein: Youngblood wirklich jemanden? Mich jedenfalls nicht. Denn auch wenn seit letztem Jahr formal die Möglichkeit besteht, dass Videospiele, in denen verfassungsfeindliche Symbole gezeigt werden, auf dem deutschen Markt erscheinen dürfen, so ändert dies noch lange nichts an der über Jahrzehnte aufgebauten Denke des deutschen Handels. Dass man nur wenige Regale weiter Filme wie „Inglourious Basterds“ führt, in denen Hakenkreuze, SS-Runen und Hitler in Hülle und Fülle gezeigt werden, wird daher wohl kaum als Dilemma wahrgenommen, denn sind wir mal ehrlich, so überwiegt doch noch immer die Wahrnehmung, dass Games ein Medium zweiter Klasse sind. Es ist also noch ein langer Weg.
Sylvio meint:
Ich finde diesen „Boykott“ zunächst einmal gar nicht so skandalös, sondern vor allem interessant: Obwohl ganz bestimmt auch andere Gründe als „moralische“ eine Rolle gespielt haben, ist es spannend zu sehen, wie bestimmte Themen über rechtliche Kriterien hinaus von der Gesellschaft verhandelt und zumindest von einem Teil auch weiterhin als grundsätzlich tabu gesehen werden (zumindest in Spielen). Auch wenn für mich ausschließlich die internationalen Fassungen von Wolfenstein in Frage kommen, kann ich den Gedanken dahinter gut verstehen und erkenne darin eine Ähnlichkeit mit den Erwägungen, aufgrund derer ich hoffe, dass Sklavereidarstellungen in Anno auch in Zukunft ein No-Go bleiben.
Johannes meint:
Nachdem in Deutschland die Sozialadäquanzklausel nun endlich auch ganz offiziell bei Spielen angewendet werden darf, sorgt die heimische Resonanz auf den ersten großen Feldversuch für Ernüchterung. Trotz Verkaufsrecht der internationalen Version stellt sich der Einzelhandel großflächig quer und auch die digitalen Shops zögerten vorerst – Microsoft sogar bis jetzt. Und auch die heimische Spiele-Presse reiht sich dankend ein in die Schlange der Samthandschuhträger. Während die GameStar offiziell ankündigte, die abgeänderte deutsche Version als Test-Grundlage zu nutzen, finden sich allerdings auf YouTube einige deutschsprachige, auf die internationale Version zurückgreifende Let’s Player, die anscheinend ein größeres Selbstvertrauen in die Sorgfalt ihrer eigenen Arbeit haben, als ein angeblich journalistisches Magazin. Ein trauriger Umstand, der quasi das Sahnehäubchen auf einer ohnehin schon traurigen Torte repräsentiert.
Iris meint:
Die Reaktion seitens der Saturn-MediaMarkt-Gruppe und Microsoft finde ich einerseits scheinheilig, andererseits aufgrund der schwierigen rechtlichen Lage auch nachvollziehbar. Man sollte auch das momentane politische Klima in Deutschland berücksichtigen, das wohl auch seinen Einfluss auf die Entscheidung hatte (rechter Terror etc.). Spieler, welche die internationale Version bevorzugten, sind bis dato ohnehin schon anderweitig im Netz und in Österreich fündig geworden. Dass beide Versionen für deutsche Gamer zumindest verfügbar „sind“, ist meiner Meinung nach wenigstens ein Fortschritt, um das Medium Computerspiele mit dem des Films auf einen gleichen Level kultureller Akzeptanz zu bringen. Ich werde als Historikerin nie nachvollziehen können, weshalb Nazi-Symbole seit Jahrzehnten in Filmen (in Deutschland) teils erlaubt, in Spielen aber bis dato immer als „verwerflich“ eingestuft wurden.
Logbucheintrag Ende. Am 6. September melden wir uns wieder – mit neuen Empfehlungen alter Beiträge, neuen Favoriten in Film, Funk und Fernsehen, und neuen Meinungen zu einem neuen Thema des Monats. Und natürlich mit einem neuen Freund (oder einer neuen Freundin) des Hauses. In der Zwischenzeit sind wir gespannt auf eure Kommentare – sei es zum Thema des Monats, zu unseren Inventories (Was „konsumiert“ ihr gerade, wessen Geschmack teilt ihr und wer von uns hat keinen?) oder vielleicht sogar zu einem der alten Bestandsartikel. Wir freuen uns auf euer Feedback!
Ein interessantes Detail am Rande: Bethesda bzw. die zuständige PR bemustert in Deutschland nur die angepasste Version. Meines Wissens nach, haben die auch gar keine Keys und Muster der internationalen Version vom Mutterkonzern gestellt bekommen, was ich ja auch als sehr interessant erachte.
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Danke für die interessante Ergänzung! Bei der GAIN haben wir glaube ich auch die deutsche Version erhalten.
Ich hab den Eindruck, dass der deutsche Vertrieb von Bethesda einfach generell auf die deutsche Version setzt – vielleicht schon deshalb, weil man von der soundso viele Exemplare produziert hat, die vielleicht auch schon frühzeitig von MediaSaturn und Co. geordert wurden, und auf denen nun nicht sitzenbleiben will. Da macht es Sinn, auch die Magazine „nur“ mit der dt. Fassung zu bemustern, um gar nicht so viele Spieler auf die internationale Fassung heiß zu machen.
Das Ganze wirkt auf mich deshalb auch so ein bisschen wie ein „soft launch“ der unzensierten Fassung. So nach dem Prinzip „wir haben die jetzt zwar, aber wir wollen das gar nicht so an die große Glocke hängen, sondern erst mal schauen, wie die Resonanz ist, ob es vielleicht doch Probleme gibt“, usw. Perspektivisch wäre es natürlich auch für Bethesda sinnvoll, wenn eine spezielle dt. Fassung bei einem möglichen „nächsten Mal“ gar nicht mehr notwendig wäre.
Hat jemand von euch die internationale Fassung überhaupt schon mal in einem Geschäft gesehen? Ich nirgendwo.
PS: Wir reden immer nur von Youngblood. Aber ich vermute mal, beim zeitgleich erschienenen Cyberpilot verhält sich das alles genauso?
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Meines Wissens nach werden die Muster gar nicht in Deutschland hergestellt, ergo hat der deutsche PR-Arm von Bethesda da keinen Einfluss drauf, welche Version sie bekommen und welche nicht. Und nein, ich habe die ungeschnittene Version noch nicht im Laden gesehen, wohne allerdings auch nicht gerade in einem urbanen Gebiet und den hiesigen Elektronikmarkt habe ich in diesem Jahr noch gar nicht betreten xD
Und ja, denke bei Cyberpilot ist das nicht anders, wobei das ja noch weniger Leute wegen der VR-Exklusivität interessieren dürfte und ich ehrlich gesagt bisher auch sehr selten überhaupt mal physische Versionen von (PS)VR-Spielen irgendwo gesehen habe…
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Zum Hakenkreuz-Thema hatte ich eine sehr interessante Diskussion mit André (VSG) und YesterPlay (Sorry, dass ich deinen echten Namen nicht weiß) zum Thema. Beide waren der Meinung, dass es bei einem Spiel wie Wolfenstein nicht so schlimm ist, wenn es kein Hakenkreuz gibt, da es ja nicht auf der Realität aufbaut. Sollte ich da etwas falsch verstanden haben, bin ich natürlich froh darüber, wenn die beiden ihre Meinung nochmal wiedergeben. Ich war in dem Fall der Meinung, dass es egal ist, ob die Geschichte am Ende ausgedacht ist. Wichtig ist, dass es auf wahren historischen Ereignissen beruht und deshalb auch mit dem nötigen Respekt mit dem Thema umgegangen werden muss. Und Respekt schließt einen humoristischen oder satirischen Umgang mit dem Thema nicht aus.
Warum jetzt Läden wie Media Markt oder die GameStar nicht über die Internationale Version berichten wollen oder sie verkaufen, liegt denke ich daran, dass keiner der Erste sein will. Niemand will in der Presse landen mit Titeln wie Media Markt verkauft Spiel mit Hakenkreuzen oder Spiel mit Nazisymbolik öffentlich beworben. Das ist einfach schlechte Publicity. Die Frage ist halt nur, wer geht voran. Klar, Blogger/YouTuber, aber eigentlich ist das etwas womit die Spielepresse umgehen sollte. Aber hey, Deutsche Spielepresse. Fände es interessant wie die GAIN mit dem Thema umgeht, falls Youngblood dort behandelt wird.
Momentan spiele ich zum zweiten Mal Horizon Zero Dawn und es ist ein bisschen Liebe auf den zweiten Blick, weil ich jetzt besser damit umgehen kann, dass mir die Geschichte nicht gefällt, aber die Welt und das Gameplay. Also konzentriere ich mich jetzt darauf. Und ich habe jetzt mit Brothers auf der Switch angefangen.
Hören tue ich momentan Duck von den Kaiser Chiefs und lesen tue ich momentan abwechselnd The Art of Horizon Zero Dawn und Hyrule Historia.
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