Liebe Leserinnen und Leser,

unser Quest-Log für den Monat Mai ist da. Ein Format von Format, eine Lootbox voll mit legendärem Loot: geliebte Favoriten, meinungsstarke Meinungen, persönliche Persönlichkeiten und monochrome Halbprofile. Erneut präsentieren wir euch unsere Bestandsartikel des Monats, verraten, welche Games wir gerade (am liebsten) spielen, aber auch was wir derzeit lesen, schauen, hören und sonst so treiben, und kommentieren ein Thema des Monats – diesmal den „Spielestandort Deutschland“. Viel Spaß! [sk]


BACKTRACKING: Die Bestandsartikel des Monats

Kritik: Wario Land II – von Sylvio Konkol (empfohlen von Pascal)

Der Game Boy wurde kürzlich 30 Jahre alt – Zeit, auf Nintendos beste 2D-Platformer-Reihe für den Handheld zurückzublicken. Nein, nicht Super Mario Land! Auch wenn Super Mario Land 2 hervorragend war, stand Mario auf dem Game Boy immer im Schatten der Konsolenableger. Dadurch, dass Wario seinen eigenen Weg ging und mit den Konventionen der Mario-Reihe brach, sind seine Spiele rückblickend deutlich interessanter und auch heute noch mehr als spielenswert. Tatsächlich habe ich erst durch Sylvios interessante Kritik Wario Land II nachgeholt – und das, obwohl Wario Land 1 damals zu meinen absoluten Lieblingsspielen auf dem Game Boy zählte.

Impressionen von der 11. Langen Nacht der Computerspiele in Leipzig – von Daniel Minner (empfohlen von Sylvio)

Die 13. Lange Nacht der Computerspiele in Leipzig steht vor der Tür. Passend dazu möchte ich noch einmal an unseren Bericht zur 11. Langen Nacht im Jahr 2017 erinnern, denn 2018 waren wir zwar auch vor Ort, doch fehlten uns Zeit und Kapazitäten für eine schriftliche Nachlese. Vor zwei Jahren durfte ich Daniel zur Niederschrift seiner Eindrücke delegieren, da es für ihn der erste Besuch der Langen Nacht war. Es entstand so sein fünfter (und leider letzter) Artikel für Spielkritik.com, der ziemlich typisch ist für Daniels Stil – und für mich eine schöne Erinnerung an unser persönliches Kennenlernen. Komplettiert wird der Bericht von unserer Fotogalerie.


INVENTORY: Die aktuellen Favoriten der Redaktion
foto7_2Sylvio @mussakku_laden

Spielt: Deus Ex: Mankind Divided, GTA V
Liest: Rand & Robyn Miller: Myst – Das Buch Atrus
Schaut: Big Trouble in Little China, The Commuter
Hört: Little Dragon: Little Dragon, Lana Del Rey: Born to Die
Und sonst? Hat zwar immer noch keinen neuen CD-Player, dafür aber endlich wieder einen Plattenspieler.

ybhkbibl_400x400Iris @HiVidGa

Spielt: Grim Dawn (DLCs), 11-11 Memories Retold, Dragon Age: Origins – Awakening
Liest: Michael Ende: Momo
Schaut: Gotham, Star Trek: Discovery
Hört: Subway to Sally: Hey!, die alten Rammstein-Alben, Johan Soederqvist: Battlefield V
Und sonst? Genießt die Ostsee, fliegt nach Spanien und rüstet demnächst ihren PC auf.

FQfN8Yx7_400x400Johannes @Jominathor

Spielt: Sekiro: Shadows Die Twice, danach vielleicht Yakuza Kiwami
Liest: Unibedingt gerade viel über Diskursanalyse, Gender und Werbung.
Schaut: In letzter Zeit definitiv zu wenige Filme. Game of Thrones Staffel 8, Twin Peaks Staffel 3.
Hört: Aus unerfindlichen Gründen sehr viel J-Pop/J-Rock (Passepied, Frederic, Sheena Ringo, Elephant Kashimashi)
Und sonst? Erfreut sich darüber, einen japanischen Laden in Heidelberg gefunden zu haben, in dem man leckere Takoyaki kaufen kann.

DSC03164Amon @AsonDT

Spielt: Islanders, Pathway
Liest: Heinz Strunk: Der goldene Handschuh
Schaut: Modern Family
Hört: Das neue Album von King Gizzard, Giant Rooks: Wild Stare
Und sonst? Geistert noch bis Ende Mai in Schweden umher.

OKhjZsqh_400x400Pascal @PascalGrasshoff

Spielt: SteamWorld Quest, Yakuza 6, Katana Zero, Halo 3-Multiplayer
Liest: Prabda Yoon: The Sad Part Was, Miriam Toews: Women Talking
Schaut: Avengers: Endgame, Rilakkuma und Kaoru
Hört: Das neue Album von The Comet is Coming, asiatischen Indie
Und sonst? Fragt sich, ob sich sein Spielegeschmack ändern wird, weil er neuerdings an einer lauten Hauptstraße wohnt. Sowas wie Red Dead Redemption 2 könnte er hier nur nachts genießen…

TF2-JackSpadesMarc @marcwahlen

Spielt: DESYNC, DUSK
Liest: Design Thinking – Die agile Innovations-Strategie
Schaut: The Autopsy of Jane Doe
Hört: Chunk! No, Captain Chunk!
Und sonst? War letzten Monat im Ludwig-Forum in Aachen, in der Ausstellung “Lust der Täuschung – Von antiker Kunst bis zur Virtual Reality”, und ließ sich von der Kunst der (virtuellen) Wahrnehmung inspirieren.


SIDE QUEST: DCP und Spielestandort Deutschland

Pascal meint:

Die größte Schande des diesjährigen DCP-Desasters war das komplette Fehlen von CrossCode, dem mit Abstand besten deutschen Spiel, das ich je gespielt habe. Dass Trüberbrook den Hauptpreis gewonnen hat, zeigt sehr schön, was beim DCP falsch läuft. Ist doch egal, wie viel das Spiel taugt, wenn große Prominente dafür Pate stehen. Jan Böhmermann blieb der Preisverleihung aber trotzdem fern – weise Entscheidung!

Johannes meint:

Jetzt geht sie also endlich los, die erste deutsche Games-Förderung auf Bundesebene. Werden wir dadurch endlich größere Projekte erleben, die auch international starken Anklang finden? Werden kleine bis mittelgroße Titel in Qualität und Quantität weiter zunehmen und dafür sorgen, dass sich Spieleentwicklung in Deutschland zu einem immer wirtschaftsträchtigeren Berufsfeld entwickelt? Titel wie CrossCode, Unforeseen Incidents oder Orwell haben in den letzten Jahren bereits bewiesen, dass der „deutsche Spiele-Geist“ ein anderer ist, als noch vor einigen Jahren. Ich hoffe außerdem, dass Ausbildungsmöglichkeiten (vor allem staatliche) weiter zunehmen werden. Dann steht dem Erfolg des Spielestandortes Deutschland sicherlich nicht mehr viel im Weg.

Amon meint:

Der schlechte Ruf von Deutschland als Spielestandort liegt meiner Meinung nach hauptsächlich an uns. Zum größten Teil ist es nämlich bloß ein Vorurteil, Videospiele aus Deutschland seien von geringerer Qualität und könnten mit dem internationalen Markt nicht mithalten. Da ist es wohl auch unser Job und der Job der Politik, die qualitativ durchaus hochwertigen Spiele hervorzuheben und auszuzeichnen. So sollte, wie Pascal bereits erwähnt hat, CrossCode, ein Spiel, das tatsächlich international Lob erhielt, mindestens beim DCP erwähnt werden. Die Qualität ist durchaus präsent, man muss nur genauer hinschauen.

Sylvio meint:

Schaue ich auf deutsche Filme, deutsche Literatur und deutsche Musik, frage ich mich, wieso wir gerade von deutschen Spielen erwarten sollen, dass sie international konkurrenzfähig sind? Das sind „unsere“ anderen Kulturprodukte schließlich auch kaum. Andererseits habe ich den Eindruck, dass sich die hiesige Spieleindustrie in ihrem Durst nach Fördergeldern schlechter redet, als sie tatsächlich ist oder war. Im letzten „slowtalk“ stellten wir spontan einen Kanon deutscher Spiele zusammen und der kann sich in meinen Augen sehen lassen. Dass am Ende Trüberbrook zum Abräumer des DCP wurde, verdeutlicht vielmehr den provinziellen deutschen Blick auf Spiele oder Kunst im Allgemeinen. Im Übrigen gilt: Österreich ist das bessere Deutschland. Zumindest was Spiele angeht.

Marc meint:

Als ich vom DCP-Eklat gehört habe, wunderte es mich nicht einmal ansatzweise. Deutschland ist größtenteils konservativ eingestellt – vor allem gegenüber den neuen Künsten. Da liegt es nahe, dass ein Spiel gewinnt, dass Deutschland zum Zeitpunkt des Jahres 1967 darstellt. Dabei zählt anscheinend nur die “originelle” Nostalgie – dass es sich hierbei um das x-te Spiel handelt, das die “Rettung der Welt” (Quelle: Press Kit) durch den Protagonisten zum Thema hat, scheint dagegen kaum zu stören. Es erweckt ein wenig das Gefühl, als wäre dasjenige Spiel gewählt worden, welches sich am leichtesten vor der konservativen, nicht computerspiel-affinen Masse rechtfertigen ließe, und nicht jenes Spiel, welches fachlich gesehen das “Beste deutsche Spiel” darstellt.


Logbucheintrag Ende. Am 7. Juni melden wir uns wieder – mit neuen Empfehlungen alter Beiträge, neuen Favoriten in Film, Funk und Fernsehen, und neuen Meinungen zu einem neuen Thema des Monats. Bis dahin!