Die Games-Lesetipps der Woche – Ausgabe #107 diesmal wieder mit allerhand deutschsprachigen Artikeln: Es geht um die Repräsentation schwuler Männer in Spielen, um die Geschichte deutscher Low-Budget-Labels wie Green Pepper und der Software Pyramide, um die beiden Pole in der Darstellung des Mittelalters in Spielen, sowie um die hohe Kunst der Remakes und Remaster (welche auch bei uns schon einmal Thema war). Was für ein Mix!

Ergänzt wird er von englischsprachigen Artikeln über Anti-Videospiel-Illustrationen aus den 80ern und über die Veränderung des Tonfalls in der Videospiel-Werbung seit den 90ern bis heute (zusätzliche Fallbeispiel konnten ihr in einer älteren Ausgabe von Lesenswert finden). Viel Spaß beim Lesen!

Ich für meinen Teil werde nun aber schauen – schließlich gibt’s von Pascal wie gewohnt die neuesten Videoessay-Empfehlungen, darunter eines der besten Youtube-Videos, das er „je gesehen“ hat sowie fundierte Rückblicke auf das originale Resident Evil 2 und die Goldene und Silberne Edition von Pokémon. [sk]


Lesenswert

LGBTQ+ in Spielen: No Country For Gay Men
(behind-the-screens.de, Merle)

[…] Lesbische Figuren sind in Spielen keine Seltenheit mehr. Selbst in AAA-Games treten sie als Hauptfiguren auf und ihre Einbindung sorgt für wohlverdientes Lob. Doch wo sind eigentlich die queeren Männer? Und reicht es, wenn Spiele Queerness optional verfügbar machen? […] Gerade in einem Spiel mit einer markanten Story bedeutet die Wahlfreiheit: Geschlecht und Sexualität der Hauptfigur können im Spiel thematisch keine Rolle spielen. Die Story wird uns in einer Einheitsgröße geliefert, die auf Mann oder Frau, hetero oder homo, passen muss. […] So verpassen wir auch die individuellen Perspektiven und Konflikte, die sich aus bestimmten Merkmalen ergeben. […]

Green Pepper und Software Pyramide • Geschichte deutscher Zweitverwertung
(quick-save.de, Sven Festag)

[…] Beide Unternehmen waren mit ihren Strategien erfolgreich und konnten sich fest im Handel etablieren. Teilweise lagen die Verkaufszahlen der zweitvermarkteten Titel sogar höher als bei der Erstausgabe. Begründet war dies nicht nur durch den geringeren Preis, sondern auch dadurch, dass zwischenzeitlich mehr Kunden einen Rechner gekauft hatten, die den Systemanforderungen entsprachen. Nichtsdestotrotz wurden ausschließlich die Titel in die Zweitverwertung aufgenommen, die zuvor mit guten Verkaufszahlen überzeugen konnten. Nur hier konnte ein Verkauf der Re-Releases sicher kalkuliert werden. […]

Die hohe Kunst der Remakes und Remaster – HD-Portierungen und Neuauflagen
(videogameszone.de, Michael Cherdchupan & Benedikt Plass-Flessenkämpfer & Maria Beyer-Fistrich)

[…] Kurze Zeit portierte Hersteller Konami Silent Hill 2 auf die erste Xbox-Konsole – und hatte dadurch technische Einbußen, obwohl die Hardware eigentlich deutlich stärker war. […] Einige Grafikebenen, die sehr spezifisch auf die PlayStation 2 ausgelegt waren, verschwanden schlicht aus der Xbox-Version. Der Nebel war weniger dicht und detailliert und letztlich ein Atmosphäre-Malus. Aufgrund der technischen Nähe zum PC war die Xbox-Version die Grundlage für die folgende Portierung auf Heimcomputer. Sie musste damals auf DirectX 8.1 laufen, wodurch weitere grafische Features gestrichen wurden. […] Als Folge sah Silent Hill 2 auf dem PC zu steril aus. […]

Gutes Mittelalter, böses Mittelalter? – Die Zwiespältigkeit der Mittelalterdarstellung in Videospielen
(videospielhistoriker.wordpress.com, Björn Hennig)

[…] Egal ob nun Siedler oder Anno, egal ob Gothic oder Gilde: Jeder Titel schafft es, seine mittelalterliche Welt gleichsam glaubwürdig wirken zu lassen, auch wenn die Darstellung komplett unterschiedlich ist. Doch wie kann das eigentlich funktionieren? Wie nehmen wir zwei vollkommen unterschiedliche Vorstellungen als „typisch mittelalterlich“ wahr? […]

Mall Rats, Vidiots and Addicts: Anti Video Game Propaganda From the 80s
(retrobitch.wordpress.com, Cat DeSpira)

[…] It was often said, or at least suggested in the symbolism of many anti-video game graphics, that people who played arcade games were not in control of their lives, nor themselves. Suspected of being “brainwashed”, “reprogrammed” and “weak willed”, video game-playing idiots, or “vidiots”, who wasted their lives playing “monster machines” were seen as having everything in common physically and morally with a heroin addict or a chronic gambler. They were, according to some people, lost souls. Derelicts. Scum on the surface of the golden pond alongside America’s idyllic fields of dreams. […]

At Least Videogame Advertising Has Grown Up
(unwinnable.com, Ben Sailer)

[…] Videogames are more than just consumer products, of course. But if their creators are going to eat, they have to make profits in a competitive marketplace and that requires aggressive advertising to stand out. This has been the case since effectively forever, but back in the day (which is to say, the 1990s), that often meant blasting your competition with as much open disrespect as you could fit into a two-page spread or 30-second TV spot. […]


Sehenswert

OCARINA OF TIME – A Masterclass In Subtext
(youtube.com, Good Blood, 00:33:07)

Da denkt man, über Ocarina of Time sei so langsam alles gesagt und dann kommt dieses Video daher. Eine aufregende Interpretation der unscheinbaren Narrative des N64-Klassikers, die uns ein mehr als 20 Jahre altes Spiel mit anderen Augen sehen lässt. Vielleicht schon jetzt eines der großartigsten Videos des Jahres. [pg]

Pokémon Gold Silver and Crystal (Nintendo GameBoy Color) – Retro Game Review
(youtube.com, Tamashii Hiroka, 00:34:00)

Für viele Pokémon-Fans sind Gold und Silber der Höhepunkt der Reihe – doch wieso eigentlich? Augenscheinlich ist Kanto der ausschlaggebende Faktor, doch Tamashii Hiroka beleuchtet unauffälligere Details, die Gen 2 zum Leuchtturm der Reihe machen. [pg]

How Resident Evil 2 Holds Up!
(youtube.com, wondermagenta, 00:22:09)

Pünktlich zum Release des Resident Evil 2-Remakes erklärt Wondermagenta uns, wieso wir das Original-RE2 keinesfalls vergessen sollten und weshalb RE2 ein typisches Hideki Kamiya-Meisterwerk ist. (Milde Spoilerwarnung für alle Empfindlichen.) [pg]


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