Die handverlesenen Games-Lesetipps der Woche! Heute einmal als rein deutschsprachige Ausgabe und mit einigen der wohl besten Artikel seit Langem. Darunter eine beißende Kritik der Rezeption von Detroit: Become Human in der deutschen Fachpresse. Eine Anklage des „Veröffentlichungsverbots“ von Attentat 1942, eine Verteidigung des kommenden Pokémon: Let’s Go, ein Lobgesang auf den unwiderstehlichen Garrus Vakarian. Die Völker des Age of Empire heute, die Pracht und Herrlichkeit der Damen aus Vainglory und ein Nachruf auf den kürzlich verschiedenen „TotalBiscuit“ John Bain. Viel Freude damit und bis nächste Woche! [sk]
Detroit: Become Human und die Fratze der Spielepresse
(polyneux.de, Jannick)
[…] Filmisch! Cineastisch! Opus Magnum! Packender Thriller! Hollywood-Kino! […] In meiner gesamten Recherche hat kein einziger Artikel die filmischen Eigenarten der Spiele erklärt. Schnittmuster, Beleuchtungen, Kamerafahrten, Einflüsse der Regie – nichts dergleichen wird auch nur angeschnitten. Und dann so ein Absatz! […] In dieser defensiven Haltung steckt zweierlei: Vorsicht gegenüber denen, die in Extremen denken und in einem leidenschaftlichen, formlosen Journalismus eine Agenda sehen; mangelndes Wissen darüber, wie man über politische oder moralische Fragwürdigkeiten urteilt – und somit selbst die einfachsten Pixel eines Spiels nicht in einen gegenwärtigen Kontext setzen kann. […]
Hinterm Hakenkreuz verschanzt
(gamespodcast.de, Wolfgang Walk)
[…] Aller Wert, der Computerspielen momentan in der Öffentlichkeit zugemessen wird und politisch wirksam ist, ist der rein ökonomische. Es geht um Arbeitsplätze, um materiell verwertbare Technologie, um Kontostände und Marktanteile. Und für die Politik vielleicht noch darum, den Anschluss an eine zunehmend Game-affine Wählerschaft nicht zu verlieren. […] Die Macher von Attentat 1942, hört man, wollen in Deutschland vor Gericht ziehen. […] Ich schäme mich, dass der game, bei dem ich Mitglied bin, nicht sofort und öffentlich die Finanzierung dieses Unterfangens zugesagt hat. Ich schäme mich als Deutscher, dass in meinem Land immer noch die Genehmigung einer höheren Instanz benötigt wird, damit man endlich das richtige tut. […]
Zum Tod von John „TotalBiscuit“ Bain
(videogametourism.at, Robert Glashüttner)
[…] Als sich TotalBiscuit zur Zeit von Gamergate immer tiefer in Kontroversen und Widersprüche verstrickt hat, wollte ich mir zuerst von meiner sozialen (Online-)Kohorte nicht vorschreiben lassen, dass ich den Mann und seinen Output ab sofort nicht mehr konsumieren dürfe, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Es war nicht nur Nostalgie in Bezug auf die alten „Starcraft“-Zeiten. Ich war und bin der Überzeugung, dass der Mann trotz einiger Griffe ins Klo kein Arschloch war, sondern vielmehr komplett überfordert. Überfordert von einem Leben, das ihm im Positiven, aber zweifellos auch im Negativen einige Male vollkommen überrascht hat, und wo die Kultur der Unmittelbarkeit, die im sozialen Raum des Internet herrscht, einen ständig zu allzu schnellen Reaktionen verführt und drängt. […]
Warum Pokémon: Let’s Go in jeder Hinsicht Sinn macht
(jpgames.de, Tony Barthelmann)
[…] Pokémon: Let’s Go unternimmt nun wie angekündigt den Versuch, neue Nutzer auf die Nintendo-Geräte zu bringen. Es sind 800 Millionen potentielle neue Switch-Käufer. Es sind zum Großteil potentielle Käufer, die ein festes Einkommen haben. Zum Großteil sind Pokémon-Go-Player zwischen 18 und 29 Jahre alt. Immer noch 25% sind zwischen 30 und 50 Jahren alt. Diese Kundschaft muss sich die Switch nicht vom Taschengeld absparen. Es sind Neu- oder Wiedereinsteiger in die Videospielwelt, die mit einem etwas anspruchsvolleren Gameplay als Pokémon Go es bot (wieder) hineinwachsen, aber nicht überfordert werden. Dass jeder einzelne dieser potentiellen neuen Nutzer dann später auch für das kommende Core-RPG ein Thema sein kann, sollte dann auch klar sein. […]
Gibts die noch? – Age of Empires II Völker-Spezial
(videospielhistoriker.wordpress.com, bdbjorn)
[…] Einige Völker scheinen die 1500 bis 500 Jahre bis heute […] besser überstanden zu haben, als andere. Deshalb möchte ich in diesem kleinen Spezial einmal auf die Völker in Age of Empires II gucken und überprüfen, ob es diese Völker heute noch gibt oder nicht (oder so halb?). Das der Begriff „Völker“ hier wieder kritisch betrachtet werden muss, weil sich „historische“ Völker und unserer moderner Völkerbegriff unterscheiden, sei an dieser Stelle noch einmal kurz erwähnt. Wir konzentrieren uns aber darauf, was uns Age of Empires II als Spiel vorgibt und das sind nun mal die „Italiener“ und die „Briten“ . […]
Herzenswelten: „Can it wait for a bit. I’m in the middle of some calibrations“ – Garrus Vakarian
(geekgefluester.de, Jana)
[…] 2007 erschien ihr erster Alien-Dating-Simulator aka der erste Teil der Mass Effect Trilogie. […] Einer dieser Aliens, die man für sich begeistern kann, ist der Turianer Garrus Vakarian, Fanliebling der Mass Effect Trilogie und der Archetyp aller Alien Boyfriends. […]
Polizeigewalt und Horrorhasen: Ein Besuch in der Vainglory-Galerie
(polyneux.de, Jannick)
[…] Ganz besonders toll finde ich die Bogenschützin Kestrel, die hier ein, nunja, einen Spinnenanzug trägt und sogar eine Spinne als Waffe nutzt […]. Wow! Oder? Ich meine: wow! Vollkommen bekloppt wird man da, wenn Sie mir diese flegelhafte Sprache durchgehen lassen. Diese Details der Waffe allein schon! Eine Spinne als Bogen, so verrückt, so toll. Auch als Bild des Einklangs von Mensch und Tier. Erneut! Nicht zu vergessen, dass wir alle irgendwie gefangen sind in den Netzen der Gesellschaft, Arbeit, Politik, sie sind überall. Man kann sich aus diesen Zwängen kaum befreien. […]
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