Kreis, Linie und Quadrat – auf Japanisch Maru Bou Shikaku. Diese drei Formen geben dem wilden Geschicklichkeitsspiel MaBoShi seinen Namen. Kreis, Linie und Quadrat – besonders fancy klingt das nicht, auf dem hart umkämpften Feld der kleinen Geschicklichkeits- und Puzzlespiele, die auch schon 2008 – vor der Smartphone-Ära – wie Sand am Meer existierten. Doch MaBoShi ist sehr eigen – und statt sich etwa an einer weiteren Variante von „match three“ zu versuchen, fanden die Entwickler Inspiration in Shoot’em-Ups und warfen bekannte Steuerungskonventionen über den Haufen.

Diese Download-Empfehlung ist Teil der Reihe: Last Call: Der Wii-Shop-Kanal schließt seine Pforten.


Kreis, Linie und Quadrat – drei Spiele in einem: Jedes davon eine stage-basierte Highscore-Hatz, leicht zu erlernen, schwer zu meistern – so weit, so Puzzlespiel-Goldstandard. Wer vermutet, MaBoShi nutze die Bewegungssteuerung der Wii, um sich von seinen zahllosen Konkurrenten abzuheben, der irrt: Die Entwickler bei Mindware setzen auf Knöpfe und zwar auf die einfachstmöglichste Weise. In Kreis und Linie nutzt ihr allein den A-Knopf, in Quadrat das Steuerkreuz – der Rest ist Reaktion, ein bisschen Physik – und leider ziemlich schwer in Worte zu fassen. Linie etwa – das ist Kuru Kuru Kururin meets Arkanoid. Quadrat – das ist Snake meets… Minesweeper meets Bomberman!? Und Kreis – das ist… egal, die Hauptsache ist, es macht süchtig.

Doch als ob die drei Spiele nicht schon originell genug wären, setzt MaBoShi noch eins drauf: Egal ob ihr allein oder mit bis zu zwei menschlichen Mitspielern spielt, der TV-Bildschirm wird in drei Spielfelder geteilt, auf denen jeweils eines der drei Spiele abläuft – und die beeinflussen sich gegenseitig. Beispielsweise fliegt der gerade getroffene Gegner aus Feld A mit Karacho durch Feld B und reißt dort gleich noch einige seiner Kollegen ins Verderben. Negative Effekte sind aber genauso möglich.

Solospieler werden kaum Wochen und Monate mit MaBoShi verbringen, da abseits der originellen Kernspielmechanik wenig geboten wird und die Freundesranglisten inzwischen deaktiviert wurden. Doch wer einmal eine Runde gewagt hat, kommt schwer wieder davon los – schließlich stehen nach jeder bedauernswerten Niederlage gleich zwei Alternativen parat, und vielleicht klappt es ja dort mit diesen schwer zu fassenden 1.000.000 Punkten, die das Spiel direkt zu Beginn zum Fernziel erklärt? Im Mehrspielermodus ist MaBoShi etwas zu gediegen, um als waschechtes Partyspiel zu taugen, eignet sich aber bestens für eine Runde unter erfahrenen Puzzlespiel-Connoisseurs.


Lohnt sich das denn HEUTE noch? – Ja, durchaus! Das vom kleinen, in Japan ansässigen Studio Mindware seit 2005 entwickelte Spiel kam im August 2008 in den europäischen WiiWare-Store, also nur wenige Monate nach dem Start der Plattform. Wie die meisten von Nintendo veröffentlichten WiiWare-Spiele ist auch MaBoShi mit einem Preis von umgerechnet acht Euro nicht gerade günstig. Dafür bietet es den von Nintendo gewohnten Feinschliff und ist garantiert einzigartig: Obwohl ich nicht ausschließen kann, dass in irgendeinem App-Store inzwischen Klone der Einzelspiele existieren, bin ich eine Dekade nach Erscheinen von MaBoShi zumindest über keine vergleichbaren Mechaniken gestolpert. Das mag daran liegen, dass das Spiel trotz hervorragender Kritiken nur auf wenig Interesse bei den Spielern stieß. Anders ist auch kaum zu erklären, dass es bis heute keine Umsetzungen oder Fortsetzungen erfahren hat, zumal es durch den Verzicht auf Bewegungssteuerung nicht an die Wii gebunden ist – und sich wohl auch auf der Switch sehr gut machen würde.


Und die Grafikz!? – MaBoShi beschränkt sich aufs wesentliche und die einzelnen Spiele könnten ebenso gut irgendeinem Wario Ware entsprungen sein. Immerhin haben sie Stil. Überraschendes Highlight ist dagegen der Soundtrack, der mit zunehmenden Punktzahlen immer mehr zur Geltung kommt und zu neuen Bestleistungen anspornt!


Einen Kaufgrund hätte ich gern noch! – Per WiFi-Verbindung lassen sich voll funktionale Versionen aller Spieler in den Speicher des Nintendo DS laden und unterwegs spielen – na wenn das kein Service ist!? [sk]


Ein Interview mit den Machern des Spiels gibt es bei NintendoLife: