Sieben Gastartikel – und mehr auf dem Weg
Liebe Leserinnen und Leser,
die Artikelreihe GASTSPIELER feierte ihre Premiere vor mehr als einem Jahr und erlebte zwischen Bundestagswahl und Heiligabend des vergangenen Jahres ihre erste Wiederholung. Heute ist es an der Zeit, besagte Zweitauflage noch einmal Revue passieren zu lassen.
GASTSPIELER – das bedeutet, handverlesene Autorinnen und Autoren, meist Blogger oder Journalistinnen, auf alle Fälle aber Menschen, denen Besonderes zuzutrauen ist, werden eingeladen, Gastartikel zu Themen ihrer Wahl zu schreiben und auf SPIELKRITIK.com zu veröffentlichen.
Und auch wenn die Themen im Vorfeld kurz abgesprochen, die Entwürfe noch einmal gegengelesen und die fertigen Artikel lektoriert werden, sind diese Einladungen immer wieder auch eine Frage des Vertrauens: Gibt sich der etablierte Name mit überlegener Reichweite, der seine Teilnahme zugesagt hat, auch wirklich Mühe mit seinem Beitrag für unseren bescheidenen Blog? Hat der Nachwuchsautor, den man eher aus Intuition heraus als auf Grundlage eines aussagekräftigen Portfolios eingeladen hat, tatsächlich das Zeug zu einem Artikel auf GASTSPIELER-Niveau? Und möchte man einem potentiell kontroversen Standpunkt guten Gewissens eine Bühne geben?
Erfreulicherweise lauteten die Antworten auf diese und ähnliche Fragen auch diesmal wieder: Ja, Ja und Ja! Und so sind sieben lesenswerte, oft ganz und gar bemerkenswerte Beiträge entstanden, die auch diesmal wieder überdurchschnittlich viele Aufrufe auf sich vereinen konnten, die recht eifrig kommentiert wurden (an dieser Stelle eine Entschuldigung dafür, dass mir selbst bei den letzten Beiträgen bisher die Zeit fehlte) und oft auch Wellen schlagen konnten: Mit Verlinkungen in Monatsbestenlisten, Nominierungen bei den Lieblingskritiken 2017, durch eine Leseempfehlung bei Piqd oder einfach bestätigt durch angeregte Diskussionen bei Twitter.
Ebenfalls wie beim letzten Mal seht ihr weiter unten in diesem Beitrag nochmals alle AutorInnen in einem Sammelpost vereint, einen kurzen Abriss ihrer Themen inklusive. Erfreulich auch, dass wir diesmal gleich eine Überzahl an Frauen dabei hatten. Vier Frauen machten den Anfang – drei Männer folgten nach. Wenn ihr die Beiträge bisher noch nicht kennt, dürfte dieser Überblick der ideale Einstieg sein, regelmäßige Leser dürfen schauen, ob sie nicht vielleicht etwas verpasst haben. In beiden Fällen gilt: Unserer GASTSPIELER Lohn ist euer Interesse und eure Unterstützung – und da SPIELKRITIK.com eine nicht-monetarisierte Seite ist, bedeutet das: Verlinkungen, Empfehlungen unter Freuden, Retweets und vor allem – der Goldstandard unter der Formen der Wertschätzung – Kommentare, Kommentare, Kommentare!
Und fast hätte ich es vergessen: GASTSPIELER II ist noch gar nicht vorüber. Der zweite „Block“ startet nächste Woche und wird euch in den kommenden Monaten spannende Artikel von mindestens vier weiteren GastautorInnen bescheren. SEGAs Yakuza-Reihe und Life Is Strange: Before the Storm sind zwei der Themen, über die wir lesen werden, und wenn die Liste der TeilnehmerInnen noch etwas länger wird, würde mich auch das nicht überraschen.
Bevor der Vorhang aufgeht – ich höre schon ungeduldiges Fußgescharre – möchte ich, wie bei vergangenen Roundups dieser Art, die Gelegenheit nutzen, ein paar Dinge in eigener Sache anzubringen, die einen separaten Beitrag vermutlich nicht gerechtfertigt hätten:
Eine kleinere Sache, die ich seit einiger Zeit geplant hatte und gegen Ende des letzten Jahres umgesetzt habe, ist die nun existierende vollständige Werbefreiheit der Seite. Das geschah durch den Wechsel in einen kostenpflichtigen WordPress-Tarif. In Anbetracht der soliden Reichweite, die SPIELKRITIK inzwischen erreicht hat, erschien das ganz sinnvoll, auch wenn das gemeinsam mit den Kosten für die Domain laufende Kosten erzeugt, die nicht durch Gewinne aufgewogen werden. Hinzu kam, dass die Werbeeinblendungen auf den bei WordPress gehosteten Blogs dankenswerterweise immer sehr zurückhaltend waren und sich auf zwei kleine Banner zwischen Beitragsende und Kommentarsektion beschränkten. Einige Besucher bekamen selbst diese Einblendungen nicht zu sehen, nämlich die, die selbst bei WordPress.com einen Blog haben und entsprechend eingeloggt sind, und das sind unter unseren Stammlesern doch recht viele. Daher schien mir die Abschaltung der Werbung lange Zeit nicht wirklich dringlich.
Letzen Endes sprach aber dreierlei dafür. Der Vorteil, wirklich kontrollieren zu können, welche Inhalte hier angezeigt werden oder welchen Unternehmen wir indirekt Aufmerksamkeit bescheren, zweitens, dass tatsächlich auch etwas dubiosere Werbende darunter waren, und schließlich der Wunsch, die angesprochene „Werbeunterbrechung“ zwischen Beitrag und Kommentarsektion loszuwerden, in der Hoffnung letztere dadurch zu stärken.
Ferner ein paar Worte zum Versuch, SPIELKRITIK aus dem Nonspace der Blogosphäre herauszuholen in die Wirklichkeit – das geschah 2017 erstmals, mit unserem Stand auf der Langen Nacht der Computerspiele und der dort erhältlichen „Printausgabe“. Die Resonanz war äußerst überwältigend, sodass wir das in diesem Jahr natürlich wiederholen werden. Gerade LeserInnen aus Leipzig und Umgebung können sich hier den 21. April 2018 gern schon einmal vormerken (und ggf. auch Wünsche äußern, welche Konsolen oder Spiele wir mitbringen sollen). Das ist aber nicht das einzige Auftreten mit lokalem Bezug: Morgen wird eine kleine Zusammenkunft ihre Premiere haben (wozu ich aber ggf. hinterher mehr sagen werde) und letzte Woche war ich auf der Dreamhack Leipzig zugegen. Auch da dürft ihr euch spätestens nächste Woche auf einen Artikel und Fotos freuen.
Und schließlich: Was erwartet euch sonst noch an neuen Inhalten auf SPIELKRITIK.com? Meine beiden Shenmue–Artikel aus dem letzten GAIN-Magazin sind gerade erschienen, solltet ihr sie im Heft oder auch hier auf der Seite verpasst haben. Ganz sicher erscheint im Februar auch noch ein unterhaltsames Gedankenspiel zu einer PSX Mini. Ansonsten wird mir vor Mai allerdings kaum sehr viel Zeit zum Schreiben bleiben, da eben die „Lange Nacht“ und unsere zweite Printausgabe vorbereitet werden müssen, ich für die nächste GAIN über einen kommenden Videospielkoloss recherchiere, und auch noch einen kleinen Gastbeitrag für VGT schreiben darf.
Die beiden aufwendigen, schon im letzten Herbst bei Twitter geteaserten Projekte, müssen deshalb leider noch etwas länger zurückstehen: Das ist einmal eine Adaption einer Seminararbeit zu Conker’s Bad Fur Day, die ich für unseren befreundeten Blog Language at Play schreibe. Zum anderen der nächste größere Essay: In einer Verbindung aus Videospiel- und Literaturkritik geht es um Helden in Nöten – und was die berüchtigten Jungfrauen damit zu tun haben. Noch in der Schwebe ist ein Artikel zu einem Kulturschock im Miniaturformat, den ich zwar sehr gern schreiben möchte, bei dem ich mir aber nicht sicher bin, ob ich mich neben all den anderen feststehenden Beiträgen noch zusätzlich damit beschäftigen kann.
Unter dem Titel „Kanon Fodder“ ist außerdem ein dritter „slowtalk“ in Planung. Eine erste Gesprächsteilnehmerin konnte ich schon rekrutieren, das Datum steht aber noch in den Sternen. Eher struktureller Natur ist hingegen eine neue Form der Präsentation von Schwerpunktthemen, die ich recht bald umsetzen möchte.
Doch all das ist Zukunftsmusik. Jetzt schon Realität sind die folgenden sieben GastautorInnen und ihre mehr als lesenswerten Beiträge. Vorhang auf, Applaus, und recht viel Freude beim Lesen und Entdecken! [sk]
Die Autoren und Autorinnen
Aurelia Brandenburg
Selbst gerade 21, hat Aurelia, die in Würzburg Geschichte und Digital Humanities studiert, schon die eine oder andere Epoche durchlebt. Sie hat eine Schwäche für das Mittelalter und Age of Mythology hat Schuld daran, dass auf ihrem Laptop schon früh alles lief, was ein irgendwie historisches oder Fantasy-Setting hatte. Heute irritiert Aurelia ihre Mitmenschen damit, dass sie die älteren Assassin’s Creed-Spiele, Skyrim und Dragon Age: Inquisition ein bisschen zu sehr liebt, den Witcher aber für überschätzt hält. Geschichte und Geschichten, Geschichte in Geschichten und die Erzählweise von Geschichten beschäftigen die erfahrene Bloggerin auch auf Ihrem Buch-, Film- und Games-Blog Geekgeflüster.
Für Spielkritik ist Aurelia der Frage nach der Spielbarkeit von Politik nachgegangen und hat sich angeschaut, wie populäre Rollenspiele politische Intrigen und Entscheidungsprozesse simulieren. Unschärfen und Unberechenbarkeiten, sowie die persönliche Ebene zeigten sich dabei als unterentwickelte Faktoren.
GASTSPIELER: You Win or You Die – Rollenspiele und die Spielbarkeit von Politik
Aurelia schreibt auf Geekgefluester.de. twitter: @hekabeohnename
Viktoria Hellmann
Seit ihrer Kindheit in Nintendo und die Zelda-Reihe verliebt, ist Viki im Kokiri-Wald fast ebenso sehr daheim wie im realen Westerwald. Ob es wohl der fortdauernden Gesellschaft des musikalischen Allrounders Link zu verdanken ist, dass sie gleich drei unterschiedliche Instrumente spielt – Querflöte, Klavier und Gitarre? Auch in ihrem Studium zeigt sich die 21-Jährige vielseitig und studiert Informatik und Kulturwissenschaften an der Uni Koblenz-Landau. Ideale Voraussetzungen also, um digitale Spiele (und keineswegs nur solche von Nintendo) aus diversen Perspektiven zu betrachten. Das tut Viki seit 2016 auch auf ihrem Blog Nerdasutra.com.
In ihrem Gastartikel hat Viki abgewägt, ob die moderne Verfügbarkeit von Updates und Patches dem Spielvergnügen tatsächlich zuträglich ist – oder ob nicht vielleicht früher alles besser war. Sie erzählt von Highlights und Tiefpunkten und erklärt, wann ein Update ein gutes Update ist.
GASTSPIELER: Updates und Patches – Fluch oder Segen?
Viki schreibt auf Nerdasutra.com. twitter: @vikoooy1
Nora Beyer
Nora ist überzeugt davon, dass Spiele das Potential haben, gesellschaftliche Themen und Entwicklungen ganz neu zur Debatte zu stellen. Sie schrieb den allerersten Gastartikel auf SPIELKRITIK.com und ist nun bereits zum zweiten Mal dabei. Noch immer ist Nora der weltgrößte Fan von Baldur’s Gate, noch immer hat sie einen M.A. in Ethik der Textkulturen, und noch immer interessiert sie sich für Metathemen und Kontroverses. Aus der gedruckten GameStar ist sie unterdessen kaum mehr wegzudenken – stammen die besten Seiten einer jeden Ausgabe seit Anfang dieses Jahres doch von ihr. Das Dichten, Zeichnen und Mountainbiken sind nur einige ihrer anderen Talente.
In ihrem zweiten Gastartikel ist Nora einer wenig erforschten Thematik nachgegangen: der Darstellung von Kindern in Videospielen. Nach generellen Überlegungen zu ihrer regelhaften Abwesenheit diskutiert Nora die Kinderdarstellungen in Anna’s Quest, Fran Bow und Among the Sleep und warum diese Darstellungen so wichtig sind. Eigene Illustrationen runden den Beitrag ab.
GASTSPIELER: Und wer denkt an die Kinder? – Kinderdarstellungen in Spielen
Nora schreibt auf norabeyer.com sowie für gameZINE.de und die GameStar. twitter: @norabeyer
Cäcilia Sauer
Cäcilia ist 26, lebt in Leipzig und ist eine Hälfte des experimentierfreudigen Literatur- und Videospielblogs Schraeglesen.de. Sie hat Musik- und Theaterwissenschaften studiert, hat den Traum Musical-Darstellerin zu werden allerdings schon vor Jahren verworfen und sich den Game Studies zugewandt, sodass sie nun jedem, der es nicht wissen will, erklärt, was Theater eigentlich mit Videospielen zu tun hat. Ihre Begeisterung für das Medium begann mit Final Fantasy VII – früh genug also, dass sie als Volontärin beim RETRO Magazin erste Erfahrungen im Spielejournalismus sammeln durfte. Heute interessieren Cäcilia Spiele, die mit Text, Sprache oder Sound experimentieren – wie das metafiktionale Pony Island.
Für Spielkritik hat Cäcilia ihren Augen eine Pause gegönnt und die Ohren aufgesperrt: Audiogames stehen im Mittelpunkt ihres Beitrags, der nicht nur von ihrer persönlichen Annäherung an das Format erzählt, sondern auch die so interessante wie selten präsentierte Geschichte dieser Spiele abhandelt.
GASTSPIELER: Im Dunkeln zerfleischt – Audio Games
Cäcilia schreibt auf schraeglesen.de. twitter: @schraeglesen
Urs
Der 36-jährige Wahl-Münchener spielt Spiele seit den 80ern und 90ern, auf dem Atari VCS, C64, Amiga und SNES. Heute ist Urs Sozialpädagoge und Kulturwissenschaftler – sein Versuch in die Videospiel-PR zu kommen, scheiterte dagegen an der alles zermürbenden Langeweile. Genervt ist Urs auch von Open World Games, nur nicht von Zelda: Breath of the Wild. Das ist sogar sein momentanes Lieblingsspiel, obwohl das vielleicht anders wäre, wenn die anderen nicht ungespielt in den Regalen stünden. Urs mag es Dinge gut zu finden, schreibt aber trotzdem sehr charmante Rants – seit mehr als drei Jahren auf Polyneux.de.
Für Spielkritik hat Urs ein Plädoyer verfasst: Ein Plädoyer, der Mittelmäßigkeit eine Chance zu geben, sie zu umarmen und an ihrer Seite zu entspannen. In seinem alles andere als mediokren Text verteidigt er diesen Standpunkt vor allem am Beispiel von Bulletstorm.
GASTSPIELER: Die Mediokren: Ein Plädoyer
Urs schreibt auf Polyneux.de. twitter: @muskeljesus
Yannic Hertel
1991 im Saarland, nahe der Grenze zu Frankreich zur Welt gekommen, bastelte Yannic Super Mario aus Pappe, während er auf sein Nintendo 64 wartete. Seit seiner ersten Ausgabe der GamePro glomm schließlich der Wunsch, über Spiele auch zu schreiben. Es folgten ein Journalismus-Studium, eine Anstellung bei der FAZ und Praktika u.a. bei der Frankfurter Rundschau, bis 2017 auch im Bereich Spielejournalismus alles ganz schnell ging: Mit dem Podcast-Format Culturevania, mit angriffslustigen Gastbeiträgen und neuerdings als zweiter Mann an der Spitze von VSG, erwarb Yannic sich einen Namen als eine der markantesten Stimmen der deutschsprachigen Games-Blogosphäre.
Für Spielkritik hat Yannic aus Journalistensicht einen Blick auf die beiden mal mehr, mal weniger konträren Fraktionen im deuschen Games Journalismus geworfen und gibt Redakteurinnen und Lesern Ratschläge, wie die Qualität und Reichweite erhöht werden könne. Ein versöhnlicher Rundumschlag in alle Richtungen.
GASTSPIELER: Krieg der Rubriken – Spielejournalismus in Deutschland
Yannic podcastet auf Culturevania.com und schreibt auf Videospielgeschichten.de und VRNerds.de. twitter: @games_newsman
Maximilian Kröger
Der Mittendezwanziger Max studierte bis vor kurzem Medienwissenschaft in Weimar und versteht es daher, vordergründig einfache Dinge angemessen kompliziert zu hinterfragen. Heute ist Max bei einer Fernseh-Produktionsfirma in Leipzig beschäftigt, aber schon sein seit Jahren gleicher Handy-Klingelton – das Corneria Theme aus StarFox – lässt erahnen, wo seine wahren Leidenschaften liegen: Seit seiner Jugend ein eifriger Leser von Videospielmagazinen, konnte er schon auf dem Pausenhof selbst dann mitreden, wenn er Spiel oder Plattform nie besaß. Seine PS4 nutzt er dagegen zu 90 Prozent für Netflix – was ihm Sympathiepunkte kostet, die von seiner Entscheidung zugunsten Bisasams in Pokémon Blau aber locker wieder eingespielt werden.
Für Spielkritik hat Max seine kürzlich fertiggstellte Masterarbeit auf die Länge eines Longreads heruntergebrochen und bespricht darin, wie die ganz unterschiedlichen Spielweisen unsere Spielerfahrung beeinflussen. Dabei werden auch Sonderformen des Spielens angesprochen, wie etwa Cheating oder Speedrunning.
GASTSPIELER: Über Videospielweisen. Von Button Mashing bis God Mode
Max schreibt auf Locker Loop. twitter: @maxkroe_offical
Eine komplette Übersicht dieser, vergangener und zukünftiger GASTSPIELER-Beiträge findet sich HIER.