„Was hörst du denn immer?“

Kopfhörer sind seit Jahren Begleiter meines Alltags. Beim Aufräumen der Wohnung, Autofahren oder anderen stupiden Arbeiten, die nicht allzu viel Aumerksamkeit benötigen, höre ich. Keine Musik! Ich höre mir Gespräche an. Diskussionen über Games, Fachgespräche unter Fachleuten oder einfache Reviews in Audioform. Kurz gesagt: Spiele-Podcasts.

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Wie viele andere habe auch ich immer seltener Zeit, mich über und rund um mein Hobby zu informieren. Oft bleibt nicht viel Zeit, um sich intensiv mit einem größeren Text zu beschäftigen, und nicht immer ist man in der Lage sich auf dem Laufenden zu halten. Podcast bieten hier eine gute Alternative. So erfahre ich beispielsweise beim Müll rausbringen, was der mächtige Kulturwissenschaftler Christian Huberts über Walking-Simulators erzählt oder warum die Frauen von I Know Your Game kein Problem mit der Darstellung einer Lara Croft haben. Podcast geben mir das Gefühl, meine Zeit sinnvoller zu nutzen und bereichern somit meinen Alltag. Sie unterhalten, informieren und regen zum Nachdenken an.

Hinzu kommen die Persönlichkeiten, welche die verschiedenen Formate tragen. Sei es der sympatische Manu von Insertmoin, der so gerne alles Positive im Videospiel sieht, ein Fabu, welcher als Seelenklempner für die Gamerschaft fungiert, oder des Teufels Advokat in Form eines Jochen Gebauers. Die Vielfalt ist groß und mit der Zeit entsteht eine Art Verbundenheit zwischen dem Hörer und den Moderatoren. Es wirkt nahbar, persönlich und ist direkt auf den Hörer gerichtet. Podcaster sind keine identisch klingenden Radiomoderatoren, die gute Laune vorheucheln müssen. Durch verschiedene Ausdrucksweisen, Kritikäußerungen und Diskussionen lernt man die unterschiedlichen Persönlichkeiten kennen und fängt schnell an mit ihnen zu sympatisieren. Oder eben auch nicht.

Das Schönste an Podcasts ist jedoch ihre Vielfalt. Während einige sich auf News spezialisieren und das ganze Thema Games eher mit einem Augenzwinkern betrachten, wenden sich andere den kulturell-wissenschaftlichen Aspekten von Computerspielen zu. Manche schwelgen in ewiger Nostalgie, um ihre Hörer mit diesem Empfinden anzustecken, und wieder andere treffen sich jeden einzelnen Morgen um Spiele zu rezensieren.

Aus einer Vielzahl von Spiele-Podcasts habe ich fünf heraus gesucht, die ich gerne näher vorstellen möchte.


Insertmoin

insertmoinSie schmücken sich mit dem Titel der täglichste Podcast der Welt zu sein und wahrscheinlich haben sie damit auch recht. Manuel Fritsch, Michael Cherdchupan und Daniel Raumer sind mit über 1800 Folgen alte Hasen im Podcast-Business und glänzen mit Erfahrung, Leidenschaft und viel Engagement. Neben klassischen Spielereviews finden sich auch Interviews mit Größen der Spielbranche, Themenbesprechungen in „Le Brunch“ rund um das Medium Games, sowie eine wöchentliche „Le News“ Folge, in welcher Neuigkeiten der vergangenen Woche behandelt werden. Das Besondere an Insertmoin sind die Gäste. In fast jeder Folge gibt es einen Mitredner, der seine Meinung kundtun und mitdiskutieren darf. Das macht das Format sehr abwechslungsreich. Bekanntheiten wie Christian Schiffer, Gunnar Lott oder Linda Breitlauch kommen zu Wort. Ohne dem Hörer eine Meinung aufzuzwingen oder konkrete Kaufempfehlungen auszusprechen, gelingt es den Gastgebern, dem Hörer das Besprochene mit viel Charme und Humor näherzubringen. Downloads und mehr Informationen zum Erfolgspodcast findet ihr unter insertmoin.de

Auf ein Bier

auf-ein-bierAndre Peschke und Jochen Gebauer geben sich die Ehre und laden zum Zuhören ein. Aus ihrem 2015 gegründeten Podcastprojekt ist  etwas Großes entstanden. Mit mittlerweile mehr als 2.800 zahlenden Unterstützern auf Patreon rutschte ihr Projekt in die Hall of Fame der deutschen Spielepodcasts. Und das nicht ohne Grund. Interessante Fragestellungen zum Thema Gaming stehen im Fokus ihres Formates: „Sind Spiele Zeitverschwendung?“ „Was beeinflusst, wie wir ein Spiel erleben?“ Oder zuletzt: „Ist spielen peinlich?“ Hierbei schöpfen die beiden aus ihrem Erfahrungsschatz und halten mit der eigenen Meinung nicht zurück. Der anfangs als arrogant betitelte Jochen Gebauer stellt etwa gerne unangenehme Fragen. Auch hinterfragt er das für viele „normale“ Spielerverhalten. Dabei kann es schon mal philosophisch werden. Andre Peschke steuert dem entgegen. Mit seiner ruhigen und verständnisvollen Art schafft er immer wieder einen Ausgleich und bildet so den perfekten Gegenpol. Das neckische Zusammenspiel ist amüsant und generiert das Gefühl an einer Kneipendiskussion teilzuhaben, bei der man sich spontan auf ein Bier trifft. Neben dem kostenlosen Angebot des Formates gibt es für Unterstützer auf Patreon eine Unzahl an zusätzlichen Inhalten zu dem Thema Games. Alles Weitere findet ihr auf gamespodcast.de.

Radio Superlevel & Doomian

radio-superlevelUnter diesem Namen verbergen sich eigentlich mehrere Formate. Wer Superlevel kennt, der weiß, dass man hier verzweifelt nach klassischen Reviews sucht. Stark künstlerische Beiträge bilden den Blog und dies spiegelt sich auch meist in den Podcasts. Es gibt kein Punktesystem, keine Prozente oder eindeutigen Empfehlungen. Vielmehr wirken die meisten Folgen wie Audioreportagen, die mit Musik untermalt und mit Liebe zum Detail produziert sind. Das neu gegründete Format „Wild & Zandt“ widmet sich ganz und gar der Videospielmusik. Hierbei werden diverse Titel vorgestellt und mit einer Menge Hintergrundwissen garniert. Ein Genuss für die Ohren! Radio Superlevel findet ihr unter superlevel.de/cast.

doomian-logoMit Superlevel verbunden, allerdings ein eigenständiges, außergewöhnliches Format, ist der Podcast Doomian. Ganz im Sinne der früheren Talkradio-Sendung des Hörfunksenders 1 Live, widmet sich Fabu den Sorgen des gemeinen Gamers. Jeder Gast darf sein persönliches Problem mitbringen und wird mit einer Menge Selbstironie interviewt und beraten. Voraussetzung: es muss etwas mit Spielen zu tun haben. Während sich einige über ihren „Pile of Shame“ beschweren, beichten andere, dass sie gerne „Free to Play“ Titel auf dem Handy spielen oder berichten, wie es ist ein Spiel zu entwickeln wenn man Hartz IV bezieht. Aus teils aberwitzigen „Problemen“, entstehen oft interessante Gespräche mit mehr Tiefgang als man anfangs vermutet. Dazu trägt vor allem Fabu selbst bei, der wirkt, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht. Mit seiner tiefen und samtig weichen Stimme hinterfragt er die Sorgen und regt seine Gäste damit an, sich selbst zu hinterfragen und zu reflektieren. Auf superlevel.de/doomian könnt auch ihr euch in seine Gästeliste eintragen.

Pixeldiskurs

pixeldiskurs-podcastWer Spiele als kulturelles Medium sieht und alle Facetten des Gamings wissenschaftlich betrachtet, kommt an diesem Podcast eigentlich nicht vorbei. Im Namen des studentischen Game-Studies-Kolloquiums der Philipps-Universität Marburg veröffentlichen Stefan Simond und Tobias Klös regelmäßig. Zwischen – nicht ernst gemeinten – gesanglichen Einlagen und einem kleinen Quiz gegen Ende, behandeln die beiden jeweils ein bestimmtes Thema pro Folge. Sei es die persönliche Vorliebe, ein gewisses Genre oder ein Metathema. Hierbei merkt man ihnen ihren Bildungshintergrund an. Nach einer gehörten Folge fühlt man sich durch neue Erkenntnisse bereichert. Mit analytischer Präzession nehmen sie das Besprochene auseinander und vermitteln dabei sehr vorbereitet und eloquent, ohne dass es aufgesetzt wirkte. Auch wenn die Wissenschaftlichkeit bei Pixeldiskurs großgeschrieben wird, merkt man den beiden den Spaß am Podcasten an. Wer jetzt Interesse bekommen hat, schaut auf pixeldiskurs.de.

Pixelfrauen

pixelfrauen-podcastZu guter Letzt möchte ich den Pixelfrauen Podcast von I Know Your Game empfehlen. Sicher nicht der bekannteste und erfolgreichste Podcast. Jedoch ist es aus meiner Sicht – der Sicht eines Mannes – der liebenswürdigste und unterhaltsamste. Mit viel Gekicher und Gelächter werden das zuletzt Gespielte und andere Themen rund um Games besprochen. Dabei schaffen es Miene, Phi, Laura und Caro, dem Hörer ein Dauerlächeln auf das Gesicht zu zaubern. Ein Feel-Good-Podcast, der mit seiner Verspieltheit und Authentizität überzeugt. Jede einzelne Casterin bringt sich ein und diskutiert mit – manchmal bis zu vier Frauen gleichzeitig. Ehrlich und ungeschönt präsentieren die Podcasterinnen ihre Sicht auf Games. Das Format wirkt sehr frisch, lebendig und gibt einem das Gefühl, an einer geselligen Runde teilzuhaben. Ein gelungener Ausgleich zu den anderen hier erwähnten Podcasts, sollte er nach meiner Meinung in dieser Zusammenstellung nicht fehlen. Weiteres findet ihr bei den Pixelfrauen.


„Hörenswert“: Jetzt immer donnerstags auf Spielkritik.com

Das Angebot an deutschen Spielepodcasts ist vielfältig und ich hoffe, dass ich mit meiner Auswahl euer Interesse an Podcasts wecken konnte. Gerne würde ich noch mehr Formate benennen, allerdings würde das den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Stattdessen haben wir bei SPIELKRITIK uns dazu entschieden, als Teil der wöchentlichen Ausgaben von „Lesenswert“ in Zukunft auch herausragende Episoden aus Games-Podcasts vorzustellen! Von aktuellen Themen, über unterhaltsame Anekdotenepisoden, bis zur nostalgischen Hörsuppe wird alles mit dabei sein.

Sehr gern dürft auch ihr in den Kommentaren eure Lieblings-Spielepodcasts (oder einzelne Episoden-Favoriten) nennen und verlinken, und erklären warum sie eurer Meinung nach besondere Aufmerksamkeit verdient haben. Wir freuen uns darauf und wünschen euch an dieser Stelle schon einmal viel Spaß mit unserer neuen Rubrik „Hörenswert“!

Update: Die erste Ausgabe von Hörenswert findet ihr HIER. In Zukunft immer donnerstags neu.