Ein Gastbeitrag von Matthias Schillig
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Früher war nicht alles besser
Ich würde mir wünschen, die Menschen lernten entspannter miteinander umzugehen.
Man mag es in Anbetracht meiner jugendlichen Erscheinung kaum erahnen, doch ist es mir vergönnt, schon seit mehreren Dekaden auf diesem Erdenrund zu wandeln. Innerhalb dieser Zeit habe ich es vollbracht, bemerkenswert wenig nennenswerte Dinge zu vollbringen, was vor allem dem Umstand geschuldet sein mag, dass ich den Großteil meines bisherigen Lebens mit Videospielen verbracht habe. Die ersten virtuellen Abenteuer auf dem Sega Master System der Geschwister bestehend, breitete sich meine Interessensphäre schnell in alle Richtungen aus, krakengleich alle elektronischen Unterhaltungsplattformen umklammernd, welche nicht schnell genug aus meiner Reichweite entfernt werden konnten.
Nach vielen Jahren meines Lebens mag ich zynischer und anspruchsvoller geworden sein, doch ist meine Leidenschaft, trotz ihrer etwas anders gearteten Natur noch immer ungebrochen. Es weiß mich wahrlich zu faszinieren, wie sich das Medium der Videospiele weiterentwickelt hat, wie viele Möglichkeiten des Spielens heutzutage existieren und vor allem, welche immensen Anteile der Bevölkerung sich nun der virtuellen Unterhaltung hinzugeben pflegen. Eine Sache jedoch hat mich in der gesamten Zeit begleitet und statt langsam zu verschwinden, scheint derlei heutzutage noch wesentlich verbreiteter zu sein, als zu jenen Zeiten, in denen ich mein Alter in einstelligen Zahlen anzugeben vermochte.
Ich spreche von den extremen Grabenkämpfen zwischen einzelnen Gruppen von Videospielfans. Tatsächlich ist dieses Phänomen unter Menschen ja auch jenseits der Sphäre dieses Hobbys weit verbreitet, jedoch wirkt es in diesem Kontext in besonderem Maße bizarr, ja oftmals schlicht lächerlich.
Zu Zeiten meiner Jugend lernte ich als erstes den Ursprung der Konsolenkriege kennen, welcher zwischen Nintendo- und Sega-Fans ausgefochten und im Zuge der damaligen Werbung (welche ohnehin überaus kuriose Züge anzunehmen wusste) auch von der Industrie befeuert wurde. Nach dem Untergang eines Lagers ebbte das Ganze jedoch nicht ab, sondern wird nun zwischen Nintendo-, Sony- und Microsoft-Jüngern fortgeführt. Damit das Ganze nicht zu übersichtlich wird, mischen als neuer Widersacher nun noch die PC-Spieler mit, denen eine einzelne Feindfraktion nicht genügt, woraufhin sie sich mit allen Konsolenlagern anzulegen pflegen, wenn sie nicht bereits damit beschäftigt sind, untereinander zu entscheiden, wer über die größte symbolische Repräsentation seiner Genitalien verfügt. (In diesem Kontext sei angemerkt, dass wissenschaftliche Studien bewiesen haben, dass jede Nennung der so genannten „PC-Master-Race“ irgendwo auf dem Globus in einer explodierten High-End-Grafikkarte resultiert.)
Daneben bekämpfen sich Anhänger verschiedener Genres oder Fans, die den Namen des einzig wahren Spiels verteidigen müssen: Casual- gegen Pro-Gamer, Sportspielfan gegen Echtzeitstratege, Battlefield gegen Call of Duty.
Um dem Ganzen noch das letzte Sahnehäubchen aufzusetzen, ist es auch überaus beliebt, sich über aktuelle Trends zu beschweren und somit zu fordern, dass die Open-World/Linearität zu verschwinden habe, Shooter natürlich arcadig/realistisch zu sein haben, bei einem Spiel das Gameplay/die Handlung/die Grafik am wichtigsten ist, nur Triple-A-Produktionen/kleine Indiespiele wirklich ernst zu nehmen sind und überhaupt graubraune Trauerspiele/drogeninduzierte Farbenhöllen das Nonplusultra darstellen.
Virtueller Elitismus
So unübersichtlich die oftmals durchaus verbissen geführten Kämpfe der einzelnen Lager untereinander sind, so lassen sie sich letztlich doch auf ein simples Prinzip herunter dampfen: Den Elitismus, d.h. die Annahme, selbst einer höherwertigen Gruppe anzugehören. Daraus resultiert die Annahme, dass es einem nicht nur frei steht, auf den geistlosen Plebs hinab zu sehen, sondern diesem auch lautstark mitzuteilen, dass nur der eigene Weg der korrekte ist und dass die verblendete Mehrheit sich den eigenen Wünschen unterzuordnen hat, da man ja wesentlich besser darüber Bescheid weiß, was gut und richtig ist. Tatsächlich geht es in den wenigsten Fällen wirklich um Inhalte, sondern lediglich darum sich selbst als höherwertig anzusehen oder jedoch eigene Präferenzen anderen aufzuzwingen, um daraus resultierend das Pensum subjektiv erfahrener Lust zu steigern. Kurzum: „Ich bin besser als du.“ oder „Die anderen sollten sein wie ich, damit ich mehr Spaß habe“.
Für mich persönlich muteten diese verbitterten Kämpfe um Banalitäten – wir sprechen hier immerhin über Videospiele und nicht politische Umwälzungen – immer extrem seltsam und unverständlich an. Dies mag daran liegen, dass ich es in meinem Leben stets vermieden habe, mich Gruppen anzuschließen und entsprechend daran gewöhnt bin, dass meine Meinung und Präferenzen im generellen Diskurs keine Relevanz besitzen. Im Kontext der Videospiele habe ich stets auf allen mir zur Verfügung stehenden Plattformen gespielt und frönte Spielen verschiedenster Genres. Tatsächlich hege auch ich starke Vorlieben und Abneigungen, welche ich durchaus auch kundzutun pflege. Allein mir ist hierbei stets bewusst, dass diese subjektiv und nicht auf die Allgemeinheit anzuwenden sind. In den meisten Fällen stehe ich mit meiner Meinung allein da. Doch kann ich mich damit arrangieren, sofern mir diese zugestanden wird.
So sehr ich Videospielen auch zugetan bin, so wenig kann ich es nachvollziehen, in ihrem Namen ernsthafte Konflikte zu führen und regelrechte Agenden zur Veränderung der Videospiellandschaft führen zu wollen.
Die Absurdität des Ganzen wird ersichtlich, wenn man die Grundlogik auf einen anderen Bereich der Banalität anwendet. Man stelle sich einmal vor, Menschen würden sich mit einer ähnlichen Hingabe hassen, weil eine Gruppe blaue Autos bevorzugt und die andere rote oder wenn Menschen, welche eine Gangschaltung nutzen, als neue Herrenrasse/Packvolk gelten. Alle teilen die grundlegende gleiche Leidenschaft, bekriegen sich jedoch in Fragen der Details.
Im Zuge meines Studiums begegnete mir in diesem Kontext ein psychologisches Konzept, welches vereinfacht besagt, dass man am meisten jene zu hassen vermag, die einem selbst extrem ähneln und die nur in unwesentlichen Punkten von einem abweichen, wohingegen man gänzlich andere Menschen als exotisch ansieht und diesen freundlicher gesinnt ist.
Ohne mir anmaßen zu wollen, an dieser Stelle eine psychologische Analyse vorzunehmen, sehe ich in den Konflikten zwischen Videospielfans tatsächlich gewisse Parallelen zu Konfessionskriegen zwischen Katholiken und Protestanten oder banalen Unterschieden zwischen kulturellen Gruppen, welche in einem ganzen Völkermord enden können. Da man einander so sehr ähnelt und nur in Nuancen voneinander abweicht, ist man auf diese Weise dazu befähigt, umso vehementer die eigene Position zu verteidigen.
Selbstreflexion und ihre Folgen
Doch wie soll man nun weiter verfahren? Jenen, die sich ausschließlich um des Streitens willen mit anderen anlegen, kann nicht wirklich geholfen werden. Sie bedienen sich lediglich des Vehikels der Videospiele um ihr eigenes Unvermögen in gewalttätige Bahnen zu lenken. Ein Hooligan interessiert sich in den wenigsten Fällen für Fußball.
Meine Worte gelten all jenen Verbesserern virtueller Welten und digitalen Revoluzzern, die es sich zur Aufgabe machten, der Welt die Gnade ihrer Erleuchtung zuteil werden zu lassen. All jene sollten sich zunächst einmal darüber klar werden, worum es in letzter Instanz geht – Videospiele. Im Zentrum steht eine vergnügliche, verglichen mit anderen Bereichen des Lebens jedoch überaus banale und bedeutungslose Tätigkeit. Wäre es nicht wesentlich effizienter, die offensichtlich vorhandene und überbordende Energie in produktivere Konflikte zu investieren, welche das Leben der Menschen besser zu machen imstande sind?
Man verstehe mich nicht falsch. Mir ist mitnichten daran gelegen, den generellen Diskurs zu unterbinden und eine Ära ewiger Harmonie auszurufen. Vielmehr möchte ich auf etwas hinweisen, was ich selbst erst im Laufe meines Lebens erlernen musste.
Auch wenn ich mit tiefster Inbrunst einen Gedanken hege, so bleibt dieser stets der eigene, selbst wenn ich ihn noch so lauthals postuliere. Menschen, welche von sich behaupten, die einzige Wahrheit zu kennen, sind immer verdächtig und besitzen nie die Kenntnis eben jener. In diesem Sinne soll die blinde Wut in eine Interaktion münden. Nicht im Erzwingen, sondern im Erkenntnisgewinn durch die Diskussion muss die Zukunft liegen. Um jedoch eine solche produktiv führen zu können, ist es nötig, sich der rechten rhetorischen Mittel zu bedienen, auf Generalisierungen zu verzichten und kenntlich zu machen, dass man lediglich die eigene Perspektive darzulegen versucht. Wie anders klingt doch „Meiner Meinung nach sind MOBAs nicht spannend.“ im Vergleich zu „MOBAs sind per se nicht spannend.“
Um diesen Grad der rhetorischen Finesse erreichen zu können, bedarf es jedoch einer letzten Sache, eines bemerkenswerten Geheimnisses, das zu suchen mich viele Jahre meines Daseins beraubte, bis es mich letztlich ein weiser Einsiedler hoch oben auf einem einsamen Gipfel lehrte…
Gelassenheit
Machen wir uns doch noch einmal deutlich, dass wir alle teilhaben an einer einzigen großen Leidenschaft, einem gemeinsamen Interesse, dem ein jeder von uns aus anderen Gründen nachgehen mag, das uns jedoch vereinen sollte und nicht trennen. Gönnt dem anderen seinen Spaß und versucht nicht alles Abweichende mit dem Hammer der Generalisierung platt zu hauen. Es ist doch bedeutungslos, welche Plattform, welches Genre oder welches Spiel der einzelne bevorzugt, sofern er Freude daran zu finden vermag. Denn in letzter Instanz sind Videospiele vornehmlich Konsumprodukte zum Zwecke der Unterhaltung. Entsprechend ist es doch sehr unsinnig, Kritik an dem Umstand zu üben, dass die besonderen Merkmale eines Titels dazu führen, dass er sich gut verkauft und Menschen Spaß an der Interaktion mit Selbigem finden, auch wenn man selbst keinen Zugang dazu finden mag. In dem breit gefächerten Feld der Videospiele steht es einem jeden frei, sich eine Nische nach eigenen Vorlieben einzurichten. Diese Freiheit kann jedoch nur gewährleistet werden, wenn man auch anderen eben jene Wahlmöglichkeit zugesteht.
Dabei ist es durchaus normal, nicht Teil der Mehrheit zu sein. Aus eigener Erfahrung kann ich nur erneut betonen, dass dies das Leben nicht schlechter macht. Elitäres Denken dient letztlich nur dazu, das eigene Ego zu streicheln und Generalisierungen führen nirgendwohin.
Und so wünsche ich mir, dass die Videospieler lernen, entspannt miteinander umzugehen und die immense Heterogenität zu feiern, anstatt diese in eine Homogenität nach eigenen Präferenzen umwandeln zu wollen. Denn letztlich ist es doch die Heterogenität, aus der der Fortschritt erwächst, den wir uns alle herbeisehnen.
Also sprach Nocthurn (aus seiner bescheidenen subjektiven Perspektive, lediglich persönliche Präferenzen wiedergebend): Steigt nieder von euren Podesten und ergeht euch in einem weiten Ozean der Möglichkeiten!
Der Autor:
Matthias „Nocthurn“ Schillig (@Nocthurn)
Schreibt auf Xeperium.
Daheim im beschaulichen Sondershausen im Norden Thüringens, mit Lovecraft, Poe und Nietzsche im Bücherregal, und Metal in allen Schattierungen von Schwarz im Musikspieler, ist der etwas enigmatische Matthias aka. Nocthurn unser Mann für alles Dunkle. Jahrgang 1986, hat Matthias Politikwissenschaften und Philosophie studiert und über Videospiele zum literarischen Schreiben gefunden. Einige seiner sprachgewaltigen Fantasywelten lassen sich auf seinem Blog entdecken, daneben auch ein Tagebuch zu No Man’s Sky, in dem er beide Interessen gekonnt miteinander verbindet. Matthias hat eine Schwäche für Videospielsoundtracks und spielt am liebsten Strategie- und Rollenspiele.
„um diesen Grad der rhetorischen Finesse erreichen zu können …“ – köstlich! Und ein so kluger wie wortstichelnder, weiser Text. Meinen herzlichen Dank! Eure „Gastspieler“-Reihe gefällt mir wirklich sehr, schon allein weil unterschiedliche Blicke mit unterschiedlichen Sprachen auf unterschiedliche Themen geworfen werden. Sehr schön.
Zum Topic selbst: Ich kann nur voll und ganz zustimmen. Die elitäre Haltung ist generell eine so häufige wie überschätzte, im PC-Masterrace-und-Co-Streit aber eine wahrlich skurrile und bizarre.
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Eine Kritik gegen Elitismus, die endet mit „Also sprach x“ und x = der Autor ist die Zelebrierung einer subjektiven elitären Epiphanie. Ignoranz oder Selbstironie? :D
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Natürlich Ignoranz, darum bitte nicht so laut erwähnen. Nachher bemerken es die anderen noch.
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Mist, Mist – und ich hatte gedacht, das wäre ironisch gemeint! Wie konnte ich nur so naiv sein :-) Ganz davon abgesehen hat diese elaborierte, sarkastische und selbstbelächelnde Sprache schon den Nachteil, dass die Leser sich mehr über die Form (also die Sprache) streiten als über den Inhalt eines Textes. Was dann auch wieder schade ist …
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Stichwort Tribalismus.
PC vs. Konsole, iOS vs. Android, Nvidia vs. AMD, Windows vs. Linux, Marvel vs. DC, Canon vs. Nikon, Mercedes vs. BMW, Nike vs. Adidas und und und.
Über seine Hobbys und Interessen baut man nun mal ein Stück weit seine Persönlichkeit aus, weshalb eine gewisse Grüppchenbildung und Rivalität untereinander absolut normal ist.
Wenn Leute sich aber über Marken und Franchises, für welche sie Geld bezahlt haben, identifizieren, kommt die Aggressivität mit hinzu. Denn wenn man nicht über unendliche Mittel verfügt und nur zwischen einem der beiden rivalisierenden Lagern wählen kann, verfällt man schnell in eine Rechtfertigung vor sich selbst.
Traurig ist es aber diese Rivalität ständig in so etwas stark subjektivem wie Videospielgeschmack beobachten zu müssen. Wie du geschrieben hast handelt es sich bei Videospielen um ein Unterhaltungsmedium. Und egal was unsere Geschmäcker sind, sitzen alle Videospieler im selben Boot.Jedes Spiel is jemandes Lieblingsspiel, kein Grund zur Feindschaft. Auch die Hersteller, sei es Microsoft, Nintendo oder Sony haben alle im Endeffekt dasselbe Ziel – Unterhaltung für ihre Zielgruppe zu liefern. Sich innerhalb der Community zu verfeinden und ein auf elitär zu tun, kann sogar schädlich für die Attraktivität des von uns geliebten Hobbys sein.
Ich stimm deinem Aufruf im Fazit absolut zu. Schluss mit unbegründeten Rivalitäten…. Oder ist das wirklich zu viel verlangt?
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Hach, all die Sony-Stammeskrieger, und ehrenamtlichen Nintendo-Pressesprecher. Wie viel freier und weniger limitiert fühlte sich die Videospiel-Foren doch ohne sie an.
Denn dass es schön wäre, wenn sich diese Menschen mit der selben Vehemenz für andere, gesellschaftlich womöglich relevantere Dinge einsetzten, ist eine Sache. Dass man als (neutral gesehen) begeisterter Videospieler aber nun einmal gern auch über Games reden möchte, ist die andere. Aber auch dann wäre es wohl schön, wenn das auf eine Art getan werden könnte, bei der die Qualität und Faszination des Mediums im Mittelpunkt stünde – und nicht irgendwelche Grabenkämpfe. Fast hätte ich geschrieben „ideologische Grabenkämpfe“, aber beim Konsolenkrieg im engeren Sinne geht es ja nicht einmal mehr darum.
Ich sag womöglich später noch etwas mehr zu dem Artikel, denn obschon ich verstehe, worum es dir geht, und ich das nur so unterstreichen kann, bin ich doch der Ansicht, hier zu viele unterschiedliche Formen des Diskurses über einen Kamm geschert werden.
Stattdessen möchte ich hier einmal sagen, dass ich in meinem Leben vergleichsweise wenig mit diesen Grabenkämpfen in Berührung gekommen bin. Ich kann sicherlich nicht sagen, dass es nur ein Ding des Internets wäre, aber im Großen und Ganzen verhalten sich die Leute in der echten Welt (wie bei so vielen Dingen) doch deutlich toleranter und offener (oder zeigen es zumindest weniger, wenn dem nicht so sein sollte). Am nervigsten fand ich da noch den Elitismus der PC Ecke, der vor 15 oder 20 Jahren auch schon von den Leuten kam, die einfach nur das Glück hatten, einen „eigenen“ PC besitzen zu dürfen.
Ich glaube, ich kenne im sog. echten Leben keinen einzigen Menschen, der eine XBox besitzt, daher bekomme ich von solchen Kämpfen nichts mit. Der Rest spielt meist entweder Nintendo oder Sony und kommt auch mit der anderen „Fraktion“ ganz gut klar (was vielleicht auch einfacher geworden ist, seit beide Firmen so unterschiedliche Strategien verfolgen).
Im Großen und Ganzen ist die Situation also recht entspannt.
Doch worauf ich eigentlich hinaus will: Wie der Autor habe ich meine Heimkonsolen-Karriere ebenfalls mit dem Master System begonnen. Wir sind ja auch fast der selbe Jahrgang und wie ich einmal gehört habe, hat das Master System im Ostdeutschland nach der Wende eine ganz eigene, spannende Geschichte.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob mein allererstes Videospiel, an das ich je Hand anlegen durfte, Die Schlümpfe auf dem GameBoy oder Alex Kidd in Miracle World auf dem Master System war. Letzteres war aber auf jeden Fall mein erstes Heimkonsolenspiel. Ich habe es zwei, dreimal bei einem Bekannten gespielt, und einige Zeit später bekam ich dann von meiner Mutter mein eigenes Master System. Komischerweise kann ich mich gar nicht daran erinnern, dass mich die Eindrücke bei dem Bekannten über die Maßen begeistert hätten.
Doch wie dem auch sei. Irgendwann spielte ich wohl bei einer Bekannten Die Schlümpfe auf dem GameBoy, wobei die Faszination, die ich für dieses Spiel empfand, wohl eher der Präsenz der Schlümpfe, die damals auf dem Höhepunkt ihrer Popularität waren, geschuldet war, als dem Spiel selbst. Und einen NES-Klon im SNES-Look hatte ich irgendwann auch noch.
Mein erster, bewusster Kontakt mit „Nintendo“ als Unternehmen bzw. Marke geschah dann aber über das Club Nintendo Magazin. Demgegenüber befanden sich Sony und Sega lange Zeit ganz und gar außerhalb meines Wahrnehmungshorizontes.
Dass mein Wechsel von Sega zu Nintendo der von einem verfeindeten Lager zum anderen war, das war mir als Kind überhaupt nicht bewusst, nicht einmal ein bisschen. Als ich wohl ungfähr um die selbe Zeit erstmals mit Fußball in Kontakt kam, und, nachdem ich ein Jahr lang zum Dortmund-Fan sozialisiert wurde, mich dann dazu entschloss, lieber Bayern zu mögen (mittlerweile ist das aber auch Geschichte), da war das ganz genauso.
So konnte ich also meinen GameBoy und später mein Nintendo 64 genießen, ohne mir über deren Konkurrenz überhaupt im Klaren zu sein. Und als ich später erfuhr, dass es so etwas wie eine Playstation gab, begegnete ich dem mit ziemlicher Gleichgültigkeit; ein viel dringlicheres Problem war mir, wie ich mir die zehn, zwölf N64-Spiele je würde leisten können, die mich interessierten, und die ich auf einer stets aktuell gehaltenen Liste notierte. Mitunter war ich dann sogar ganz froh, wenn sich ein vermeintlicher Hit bei seinem Release als Enttäuschung heausstelle – ein Spiel weniger, über dessen Kauf ich mir den Kopf zerbrechen müsste! :D
Infolge dessen ist es sicher ganz natürlich, dass ich eine gewisse Zuneigung zu Nintendo entwickelt habe. Das Schöne ist, dass ich diese Zuneigung (oder auch nur das simple Besitztum einer Nintendo-Konsole an sich) nie gegen Andere verteidigen musste. Und vielleicht ist das der Grund, warum ich zu anderen Konsolenherstellern stets ein sehr entspanntes Verhältnis hatte. Diese Missgunst oder dieser regelrechte Hass auf die anderen Systeme konnten sich – der Beziehung zu Nintendo zum Trotze (und Zuneigungen bzw. stabile Präferenzen an sich sind ja nichts schlechtes) – nie entwickeln.
Ich musste auch nie Mario gegen Sonic verteidigen – was vielleicht sogar ein Grund ist, warum Mario-Spiele keine besondere Bedeutung für mich haben.
Und mein kleiner Kommentar ist wieder einmal lang geworden.
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Zunächst einmal ein fröhliches Hallo! all den Spielbegeisterten hier.
Ich verstehe nicht wie Nocthurn Elitismus als Problem im Kontext von Spielkritiken ansehen kann und ich denke hier werden Spielekritik und unfundierte Grabenkämpfe einfach in einen Topf geworfen.
Zunächst halte ich die genannten repetetiven Streitereien à la Battlefield vs. COD, Konsole vs. PC und MOBAs vs. alle anderen, nicht für echte Spielkritik, da diese meistens unreflektiert und destruktiv in Bezug auf die jeweils andere Seite geführt werden.
Wegen diesen Diskussionen den Sinn von Spielkritiken an sich als Elitismus zu verwerfen, erschließt sich mir nicht. In der Kritik an Spielen geht es darum, sich argumentativ mit Spielen und deren Teilelementen auseinanderzusetzen. Dabei bewerten wir Spiele nach Standards, die sich über die Jahre entwickelt haben, und denken dabei über die Standards selbst und deren Probleme und Grenzen nach.
Für mich und für die meisten hier, denke ich, sind Spiele in letzter Instanz nicht nur ein Konsumprodukt, sondern ein Kulturgut über das es sich zu streiten lohnt.
Schließlich geht es doch darum, welche Spiele wir in Zukunft spielen wollen.
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Ich denke, hier wird etwas sehr, sehr wichtiges angesprochen: Die Auseinandersetzung mit Spielen als Kultur- nicht (nur) Konsumgut! Letztlich liegt allen bisherigen Gastbeiträgen diese Prämisse zugrunde: Spiele sind nicht (nur) Unterhaltung. Wenn wir diese Überzeugung fahren lassen, erklären wir unseren eigenen Diskurs – der genau eben in Überlegungen wie in diesen Gastbeiträgen hier geführt wird – für obsolet.
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Ein herzliches Hallo an TobyThymian zunächst einmal. Vielen Dank für deinen Kommentar!
Damit hat Nora nun auch schon den einen und Toby den anderen Punkt angesprochen, den ich in der Argumentation des Artikels genau so als problematisch ansehe.
Einerseits, einen marginalisierenden Sonderstatus für Videospiele, in Relation zu anderen Kulturprodukten. Lehnt man diese Sichtweise nämlich ab, kann bzw. muss man dem Problem mit den selben Argumenten begegnen, die sich Diskurse, Diskussionen, Umgangsformen im allgemeinen anwenden lassen. Und dann scheint mir Gelassenheit als Antwort nicht mehr ausreichend.
Und andererseits, eine mangelnde Unterscheidung zwischen rein destruktiven Rivalitäten – wie Grabenkämpfen im Konsolenkrieg – und solchen Kritiken, die mit einer kreativ-schöpferischen Intention geäußert werden. Natürlich ist das eine vom anderen in der Realität keineswegs so scharf zu trennen, aber im theoretischen Diskurs unbedingt ein Faktor. Das meinte ich auch, als ich in meinem Kommentar schon einmal kurz andeutete, dass hier zu viel in einem Topf geworfen würde.
Möglicherweise kann man dem nun wiederum entgegen, dass es doch ebenso „elitär“ sei, die eigene, von mir gerade „kreativ-schöpferisch“ genannte, Form der Kritik über die „destruktive“ Kritik eines Konsolenkrieges zu stellen.
Da ich allerdings der Ansicht bin, dass Kunst bzw. Kultur sich keineswegs auf eine naturalistisch-materialistische Betrachtungsweise zurückführen lässt (also z.B. auf empirisch messbare „Qualitätsmerkmale“ wie Verkaufszahlen oder den empfundenen Spielspaß markierende Gehirnströme und Hormonspiegel – ich beziehe mich hier auf die Diskussion unter Noras Gastartikel zur Open World Problematik) oder besser gesagt, dass eine solche Betrachtung letzten Endes zu keinem Ergebnis führt, dass uns über die Qualität des Kulturproduktes noch irgendetwas sagen könnte…, möchte ich an dieser, und sei es eine elitäre, Unterscheidung festhalten.
Dabei gehe ich einerseits davon aus, dass eine Ästhetik existiert, die unabhängig ist von der quantitativ messbaren Wertschätzung durch die Konsumenten bzw. Rezipienten und der sich anzunähern ein Ziel des Diskurses ist. Und dass dem Diskurs als solchen ein Wert innewohnt, selbst dann, wenn er in letzter Konsequenz keinen Einfluss auf die Form und Qualität der erscheinenden Spiele haben sollte. Darauf baut auch eines meiner Grundprinzipien für eine gute Spielkritik auf: Die Kritik als solche sollte einen Wert haben (etwa einen ästhetischen) und darf ihren Wert bzw. ihre Relevanz nicht allein aus der Existenz des darin rezensierten Spiels beziehen.
Und andererseits… Ich wollte noch etwas auf die Sache mit der „eigenen Perspektive“ erwidern. Ich muss nun allerdings zum Ende kommen.
Generell gilt: Sobald man Spiele keinen solchen Sonderstatus relativer Irrelevanz zuschreibt, dann ist die Diskussion ab da eine Grundlagendiskussion über die Natur, den Wert und die Betrachtung von Kultur und Kunst ganz allgemein. Bzw. zugleich eine Frage von gesellschaftlichen Umgangsformen, Diskussionskultur, Diskurstheorien, etc. Kurz gesagt: ein sehr, sehr weites Feld.
Doch! Mal abgesehen davon, dass ich in Nocthurns Artikel nichtsdestotrotz einen wertvollen Beitrag zur Gastpieler-Aktion genau deswegen sehe, weil er diesen Widerspruch hervorruft – der dadurch sichtbar und in Worte gefasst wird – möchte ich doch noch einmal betonen, dass er in Bezug auf die Videospielkultur im Speziellen einige wichtige Punkte anspricht: diese destruktiven Grabenkämpfe etwa, die mangelnde Toleranz gegenüber der Vielfalt des Mediums (wie sie etwa in der Literatur undenkbar wäre) und, durchaus auch, die – relative – Irrelevanz einiger heftig geführter Konflikte bzw. der Spiele in ihrem Mittelpunkt: Ob das nun No Man’s Sky ist, wenn sich Vorbesteller, die sich zur Ekstase hochgehyped haben, betrogen vorkommen, oder wenn auf das Bedecken von ein wenig virtueller nackter Haut und dem Anheben des Alters einer Spielfigur in Tokyo Mirage Sessions reagiert wird, als ob Nintendo gerade Bücherverbrennung im großen Stil betriebe. Dann zweifle ich schon auch in den Prioritäten solcher Leute, und dann erschiene mir ein wenig mehr Gelassenheit eine probate Medizin.
So. :)
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Um den eine kurze Antwort anzufügen: Ich sehe Spiele tatsächlich als schlichtes Unterhaltungsmedium an. Sie werden aus wirtschaftlichen Erwägungen erschaffen und sind gelungen, wenn sie wirtschaftlich erfolgreich sind. Wirtschaftlich erfolgreich sind sie, wenn Menschen Spaß an ihnen haben, weil sie dann dazu bereit sind, Geld für sie auszugeben. Die Spielekritik empfinde ich als amüsante Gedankenakrobatik, die aber für die profitorientierte Videospielindustrie nicht bedeutsam ist. Ähnlich wie auch im Bereich der Filme und Literatur die hochgejubelten Lieblinge des Feuilletons zugrunde gehen, da sie es lediglich vermögen, eine kleine, elitäre Gemeinschaft anzusprechen.
Spiele feiert man nicht, indem man sie zerredet, sondern, indem man sie spielt. Möchte man die Spielelandschaft an sich verändern, so muss man zunächst einmal die Menschen ändern, denn dann kaufen diese andere Spiele.
Anbei bemerkt, möchte ich nicht den Diskurs an sich beenden. Ich führe zum Beispiel auch gern hitzige Diskussionen über die Hintergründe der Warhammer-Welt, bin mir aber darüber im Klaren, dass selbige lediglich der Darstellung meiner Meinung dienen und keine größere Bedeutung haben. Ich störe mich daran, anderen Menschen zu sagen, was ihnen zu gefallen hat.
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Ich denke ich verstehe den Kern deiner Aussage, finde es allerdings etwas zu nüchtern betrachtet. Das rührt wahrscheinlich daher, dass du Videospiele als reines Unterhaltungsmedium / Produkt siehst. Das ist eine valide Sichtweise, der ich persönlich allerdings vehement widerspreche. Genau genommen ist meine Motivation für meinen Blog Spiele zu zeigen, die nicht in dieses nüchterne Schema fallen. Dein Kommentar trifft bei mir also etwas einen wunden Punkt. Videospiele haben sehr wohl das Potential tiefgehende, interessante Diskussionen auszulösen, die über „amüsante Gedankenakrobatik“ hinaus gehen.
Aus der Perspektive eines Herstellers hast du recht, dass ein Videospiel erst dann ein Erfolg ist, wenn Menschen bereit sind Geld dafür auszugeben. Geld ausgeben tun sie, wenn sie Spaß am Spiel haben. Und genau an diesem Punkt fällt dein Aussage, dass Spielekritik lediglich eine Gedankenakrobatik ist, für mich auseinander.
Selbst für die profitorientierte Videospieleindustrie von riesigen AAA-Publishern ist eine kritische Auseinandersetzung, die über die Frage nach dem Preis-/Leistungsverhältnis des Produkts hinaus geht, von zentraler Bedeutung. Denn wie wird denn festgestellt, wann ein Mensch Spaß am Spiel hat? Durch konstruktiven Meinungsaustausch.
Es ist richtig, dass man Spiele feiert, indem man sie spielt. Es ist aber auch wichtig diese gespielten Spiele zu zerreden. Nicht nur können sich Spieler so ein Bild vom „Vibe“ des Spiels und vom Produkt als Ganzes machen, sondern eine solche Diskussion festigt auch eine Community und ein Gefühl von Zusammenhalt zwischen Fans eines Videospiels, was allein schon ein wichtiger Faktor zur Kaufentscheidung sein kann (siehe auch Influencer/YouTube Persönlichkeiten/RPG Wikis etc.). Und zum anderen legitimiert eine tiefgehende Diskussion das Medium Videospiel als multimediale Ausdrucksform.
Das Schreiben über Videospiele und die Bedeutung von Kritikern hat sich in den letzten Jahren stark geändert. Eine Bewertung nach Grafik/Sound/Gameplay mit dem Fazit: Spielspaß x/100 Punkten, welche der reinen Produktinformation dient, ist nicht mehr was eine Vielzahl von Fans innerhalb der Videospielergemeinschaft erwarten. Es wird mehr erwartet, da die Ausdruckskraft (sei es narrativ oder rein technischer Natur) die Videospielentwickler im Medium besitzen, dies inzwischen zulässt.
In diesem Zusammenhang rate ich jedem folgende Analyse zu Metal Gear Solid 2 an:
http://www.deltaheadtranslation.com/MGS2/
Die übergreifende Diskussion zum Medium dient nicht nur der Darstellung seiner eigenen Meinung und der Überzeugung anderer Meinungen. Sie dient vielmehr dem Ausbau einer gesellschaftlichen Subkultur mit eigener Identität und Vokabular. Als Videospieler benötigen wir kritischen Diskurs zur Beschreibung von Konzepten und zum Ideenaustausch, welcher das sehr junge Medium in seinen Möglichkeiten weiter bringen kann. Und Videospielehersteller benötigen Fans, die solche Diskussionen führen um konstruktive Kritik und eine Vielfalt von Perspektiven als Feedback zu erhalten.
Natürlich lässt sich auch das wieder zynisch sehen, wenn man die Rolle von „Influencern“ betrachtet, die eine neutrale öffentliche Berichterstattung unter Umständen verfälscht. Es ist valide zu sagen, dass alle Diskussion und Berichterstattung letztlich nur dem Profit einer Instanz der „Videospiel-Nahrungskette“ dienen.
Eine solche Sichtweise lässt, meiner Meinung nach, allerdings die menschliche Seite der Videospielkultur außer acht. Das soll heißen, wird ein Videospiel lediglich als Produkt/Unterhaltungsmedium angesehen, verwehrt dies die Bildung einer kulturellen Identität. Die Grundlage hiervon sind nun mal Videospieler selbst. Du musst dich also nicht daran stören jemanden zu sagen was ihm zu gefallen hat, denn das tätest du nicht in einer kritischen Auseinandersetzung. Der Punkt ist vielmehr die Rolle eines Kurators zu übernehmen, der auf Basis von Persönlichkeit, Identität und Erfahrung ein Sprachrohr für einen Teil der Community sein kann.
Sicher eignet sich nicht jedes Videospiel als gute Basis für eine legitime Analyse. Es gibt eine Unmenge an Videospielen, die tatsächlich „nur“ ein Spielzeug sind. Niemand würde eine 20 Seitige Dissertation über die Rolle von Bub und Bob und deren Einfluss auf die menschliche Wahrnehmung von freundlichen Drachenfiguren, benötigen (Ich spreche über Bubble Bobble für den NES). Das wäre tatsächlich Gedankenaktobatik auf Circque du Soleil-Niveau. Setzt man sich allerdings bspw. kritisch mit der Game-isierung der Darstellung des rassistischen Amerikas der 50er-Jahre (Mafia III) auseinander, so hat dies einen kulturellen Mehrwert, der die diverse und vielfältige Videospielindustrie nicht nur intellektuell, sondern auch in sozialer Weise bereichert. Das daraus resultierende Feedback, gibt Entwicklern wiederum die Chance zu lernen wie seriöse Konzepte in eine Videospielstruktur passen, ohne sich im Ton zu vergreifen.
Das alles soll keinen Angriff auf deine Meinung darstellen. Ich verstehe deinen Punkt und kann sicher nicht widersprechen, dass Profit auf dem obersten Level das Hauptziel der Industrie ist. Die Sichtweise zum Medium Videospiel hierauf zu beschränken, reduziert allerdings die Bedeutung einer gesamten Subkultur radikal. Gehen wir nämlich weg von den Investoren und AAA-Publishern und hin zu den Programmierern, Grafik-Designern, Sound-Designern, (Stimmen-)Schauspielern, Autoren und zu guter letzt den weltweiten Videospielfans mit unterschiedlichsten Lebensgeschichten, erhält die Videospielkultur eine viel wichtigere Bedeutung als reinen Profit. Nämlich: Identität.
Diese Identität ist nicht nur für Konsumenten von Belang, auch für Hersteller. Ich will nicht politisch werden, wenn man sich aber anschaut wie viele Videospielstudios in Amerika sich momentan an Protesten gegenüber der neuen Regierung beteiligen wird deutlich, dass die Identität von Videospielen als Subkultur, Menschen verbindet. Es geht hier nicht mehr um Profit.
Als Kind war ich kein Sportler, kein Fan einer Mannschaft, kein Musiker, kein Maler und auch kein Tänzer oder Sänger. Ich war in erster Linie Videospieler und war (und bin noch immer) froh unterschiedlichste Diskussionen und Perspektiven über mein Hobby mitverfolgen zu können. Solange es leidenschaftliche Spieler gibt, wird es auch einen lauten Diskurs geben und solange es einen lauten kritischen Diskurs gibt, gibt es auch leidenschaftliche Entwickler, die die Grenzen des Mediums weiter „pushen“. Unsere Aufgabe als passionierte Spieler ist es konstruktiv damit umzugehen und elitäres Verhalten zu ersticken um die Offenheit, Diversität und damit Attraktivität der Spielekultur zu bewahren.
In diesem Sinne beende ich den Kommentar noch mit einem Zitat von Werner Herzog aus einem Interview über das Medium der Virtuellen Realität (http://www.newyorker.com/tech/elements/werner-herzog-talks-virtual-reality):
„(…) The strange thing here is that normally, in the history of culture, we have new stories and narrations and then we start to develop a tool. Or we have visions of wondrous new architecture—like, let’s say, the museum in Bilbao, or the opera house in Sydney—and technology makes it possible to fulfill these dreams. So you have the content first, and then the technology follows suit. In this case, we do have a technology, but we don’t have any clear idea how to fill it with content. „
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Ich druck mir das genau so aus und häng´s mir an die Wand:) Thanks, gamingeule!
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Diese Sichtweise von Spielen ist leicht nachzuvollziehen, aber gleichzeitig ist sie ein Indiz dafür, dass du von Spielen nur eine sehr eingeschränkte Sichtweise hast. Anscheinend fehlt hier das Interesse sich mehr mit Spielen auseinanderzusetzen.
Würde man etwa dieselbe Sichtweise gegenüber Kinofilmen einnehmen, wären die besten Filme der letzten Jahre Superheldenfilme, weil diese wirtschaftlich am erfolgreichsten sind, und vor allem wäre es ok, wenn in den nächsten Jahren nur noch Superheldenfilme gedreht werden.
Gerade heute in einer Zeit in der es die Indie-Szene gibt in der so viele neue Spielkonzepte entstehen, ist es meiner Meinung nach unsere Pflicht als Spieler jedes Spiel zu kritisieren, dass keine neuen Wege geht (in welcher Art auch immer) und neue innovative Spiele zu loben.
Ansonsten verkommen wir wirklich zu reinen Konsumenten (womit ich mich nicht abfinden möchte). Ich persönlich spiele auch schon mein ganzes Leben und mir widerstrebt es eine solch gleichgültige und zynische Haltung gegenüber Spielen einzunehmen.
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Streit, Kritik und Diskurs über Videospiele und elemente sind sicher wichtig. Ich denke was Nocthurn anspricht ist ein Phänomen das häufig in Foren der jeweiligen Spiele Communitys auftritt. Es ist absolut in Ordnung eine Serie, Konsole oder Marke nicht zu mögen. Das soll aber nicht die Wertschätzung eines anderen mindern.
Persönlich hasse ich z.b. die Mario Party Serie. Plump gesagt, ist es einfach schlechtes brettspiel verpackt in minderwertigen super Mario Assets. Ich werfe das aber niemand an den Kopf, der ein Fan der Mario Party Serie ist. Wenn aufgefordert lässt sich darüber streiten und mit Argumenten kritisieren. Und das sehe ich als förderlich für den Umgang mit Videospielen als Produkt und Kultur an.
Allerdings Diskussionen findet man in vielen Communitys Online Diskussionen, die auf angriffen auf persönliche geschmäcker basieren und nicht auf Argumenten über die Qualität einzelner spielelemente. Und diejenigen, die auf diese Art und Weise kritisieren zeigen elitäres verhalten, das die gesamte spielergemeinde toxisch wirken lässt.
Das Bild was eine Gemeinschaft von Spielern auf diese Weise an die Öffentlichkeit projiziert ist nicht nur wenig konstruktiv, sondern auch abschreckend für Neulinge. Wie können neue Spieler sich für ein neues hobby oder Spiel begeistern, wenn die kritische Auseinandersetzung ohne Nuance verläuft und kleinkriege angezettelt werden?
Kritik und das Sehen von Fehlern im jeweiligen Produkt ist wichtig. Denn wie du schreibst geht es darum zu erörtern, welche Spiele wir in Zukunft spielen wollen und wie diese auszusehen haben. Als videospiegemeinschaft sollten wir aber darauf achten, dass dies in konstruktiver Weise getan wird. Elitäres „x ist besser als y und du hast unrecht weil du y magst“ ist fehl am Platz. Wenn Videospiele als „erwachsenes“ Medium wahrgenommen werden sollen, ist jeder Spieler in der Verantwortung auch ein solches Bild in der Öffentlichkeit zu zeichnen.
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Andere haben ja hier schon erwähnt, dass man da vielleicht schon etwas stärker zwischen dem oft sinnlosen Bashing der einzelnen Lager und ernster Kritik des Mediums unterscheiden muss. Eine gesunde Rivalität zwischen Studios und Plattformen etc. kann durchaus auch zu noch besseren Leistungen anstacheln. Trotzdem stimmt es aber auch irgendwie, dass viele „Gamer“ gerne mal grundlos zu Kreuzrittern werden. Dabei muss ich zugeben, dass ich mich selbst auch schon hin und wieder an diesen Grabenkämpfen beteiligt habe. Für viele von uns ist es eben nicht einfach nur Zeitvertreib, sondern Leidenschaft und die ist leider (?) nicht an Objektivität und Logik gebunden. Vor allem in den frühen 00er Jahren habe ich Sony und das Playstation-Brand geradezu gehasst, weil ich als SEGA-Fan beim Untergang des Dreamcast und dem Ausstieg echte Trauer (soweit man bei solchen Dingen halt von Trauer reden kann) verspürt habe. Es wirkte damals einfach so unglaublich unfair, dass der Mut und das Talent von SEGA und seinen damaligen Partnern scheinbar nicht gewürdigt wurde.
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